Tischtennisweltmeisterschaft 1926

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Tischtennisweltmeisterschaft
WM 1926 1928 SchwedenSchweden
Datum 6.–12.12.
Austragungsort EnglandEngland London
Sieger
Einzel (♂) Ungarn 1918 Roland Jacobi
Einzel (♀) Ungarn 1918 Mária Mednyánszky
Doppel (♂) Ungarn 1918 Roland Jacobi
Ungarn 1918 Dániel Pécsi
Doppel (Mixed) Ungarn 1918 Zoltán Mechlovits
Ungarn 1918 Mária Mednyánszky
Mannschaft (♂) Ungarn 1918 Ungarn

Die 1. Tischtennisweltmeisterschaft fand vom 6. bis 12. Dezember 1926 in London (Großbritannien) statt. Spielorte waren vorwiegend die Memorial Hall (Farringdon Street), aber auch ein indisches Studentenwohnheim (Gower Street), das Unity House (Euston Road) und Herga LTC (Harrow).

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieses Turnier war ursprünglich als Europameisterschaft geplant. Allerdings gestattete der Weltverband ITTF am 7. Dezember 1926 acht Spielern aus Indien die Teilnahme. Dadurch wurde das Ereignis zur Weltmeisterschaft aufgewertet.

Die Spiele wurden auf sechs Tischen ausgetragen. Diese Tische waren etwas höher als die heutigen, ebenso das Netz mit 17 cm. Für die Zuschauer war der Eintritt frei.

Bei den Damen verzichtete man auf die Mannschafts- und Doppelmeisterschaft, weil die Veranstalter glaubten, es würden sich nicht genügend Teilnehmerinnen melden. Die Damen spielten nur um die Weltmeisterschaft im Einzel und im Mixed. Aus Deutschland nahm keine Dame teil.

Mannschaftswettbewerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Herren nahmen sieben Nationen teil, nämlich England, Indien, Deutschland, Ungarn, Tschechoslowakei, Wales und Österreich. Favorisiert waren die Inder, obwohl ihr bester Spieler Prashant N. Nanda fehlte. Jede Nation konnte für den Mannschaftswettbewerb bis zu fünf Spieler nominieren. In jedem Teammatch kamen davon drei Spieler zum Einsatz[1]; alle neun Einzel wurden ausgetragen. Die Mannschaften spielten Jeder gegen Jeden.

Wegen ihrer Favoritenrolle bestritten die Inder am 6. Dezember das Eröffnungsspiel gegen den Gastgeber England. Indien gewann 5:4. Mit je fünf Siegen wurden Österreich und Ungarn gemeinsam Gruppenerster. Im Entscheidungsspiel siegte Ungarn mit 5:4 und wurde somit Mannschaftsweltmeister.

Den Pokal im Wert von 300 Pfund spendete Lady Swaythling (Lady Gladys Goldsmid Montagu Swaythling) (1879–1965), die Mutter des Turnierorganisators Ivor Montagu, und überreichte ihn persönlich an die siegreiche ungarische Mannschaft. Nach ihr nennt man die TT-Mannschaftsweltmeisterschaft auch Swaythling Cup.

Platz Nation AUS CZE ENG GER HUN IND WAL Siege
1.–2. Österreich 7:2 4:5 9:0 5:4 7:2 7:2 5
6. Tschechoslowakei 2:7 0:9 5:4 1:8 2:7 2:7 1
3.–4. England 5:4 9:0 8:1 2:7 4:5 5:4 4
7. Deutschland 0:9 4:5 1:8 0:9 4:5 2:7 0
1.–2. Ungarn 4:5 8:1 7:2 9:0 8:1 7:2 5
3.–4. Indien 2:7 7:2 5:4 5:4 1:8 5:4 4
5. Wales 2:7 7:2 4:5 7:2 2:7 4:5 2
Entscheidungsspiel Ungarn – Österreich 5:4

Individualwettbewerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es traten 64 Herren im Einzel an. Für das Endspiel qualifizierten sich die beiden Ungarn Roland Jacobi und Zoltán Mechlovits. Jacobi spielte in langen Bügelfaltenhosen und weißem Hemd – man überredete ihn, wenigstens die Fliege abzulegen – und war nach dem 3:0-Sieg der erste Tischtennis-Weltmeister.

Im Doppel bestand das Feld aus 27 Paarungen, im Mixed aus 14 Paaren.

Damen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es traten 16 Damen an, davon 12 aus England, sowie Anastasia Flußmann und Gertrude Wildam aus Österreich, Doris Gubbins aus Wales und Mária Mednyánszky aus Ungarn.

Für Mária Mednyánszky begann eine große Siegesserie. Sie sollte 7-mal die Weltmeisterschaft gewinnen, davon fünfmal in Folge. Gegen Doris Gubbins gewann sie das Endspiel in zwei Sätzen, wobei der zweite Satz beim Stande von 20:19 durch einen Fehlaufschlag von Gubbins entschieden wurde.[2]

Doppel und Mixed[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abschneiden der Deutschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herrenmannschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutsche Mannschaft gewann keinen Mannschaftskampf und belegte den letzten Platz. Bemerkenswert waren die hohen 9:0 Niederlagen gegen Österreich und Ungarn. Gegen die Tschechoslowakei und gegen Indien verlor man knapp mit 4:5, deutlicher waren die Resultate gegen Wales (2:7) und England (1:8).

Herreneinzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans-Georg Lindenstaedt siegte gegen Percival Bromfield. Danach kam er kampflos ins Achtelfinale, wo er gegen Munio Pillinger verlor.

Daniel Prenn gewann gegen C.J. Axe (England) und verlor danach gegen W. Ernest (Indien).

Ausgeschieden in Runde 1 waren Curt Gerstmann (gegen A.E. Stillwell, England) und F.L. Hoppe (gegen William Hewitt, England).

Herrendoppel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prenn/Lindenstaedt kamen zweimal kampflos weiter und unterlagen dann Cyril Mossford/Hedley Penny (Wales).

Gerstmann/Zinn hatten in Runde 1 Freilos. Danach scheiterten sie an den Engländern H. A. Benett/George J. Ross.

Wissenswertes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Engländer Charles Allwright war auch ein bekannter Cricketspieler.
  • Ältester Teilnehmer: Percival Bromfield (1886–1947) aus Beckenham (England) beeindruckte mit Topspin.
  • Der ITTF-Kongress führte zwei mögliche Zählweisen ein: Einmal die seit 1928 verbindliche mit 21 Punkten pro Satz, zum anderen eine tennis-ähnliche, wobei ein Satz aus sechs Spielen besteht. Jeder Nationalverband konnte entscheiden, nach welchem Schema er zählen wollte.[3]
  • Maria Mednyánszky kam zu spät zu ihrem ersten Einzel, weil sie über den Zeitpunkt des Beginns falsch informiert war und sich stattdessen ein Fußballspiel ansah. Sie durfte dieses aber nachholen.[4]
  • Österreichs Protest gegen den Linoleumboden, der angeblich deren „Angriffsspiel hemmt“, wurde abgewiesen.[5]

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wettbewerb Rang Sieger
Mannschaft Herren 1. Ungarn (Roland Jacobi, Béla von Kehrling, Zoltán Mechlovits, Dániel Pécsi)
2. Österreich (Eduard Freudenheim, Paul Flußmann, Munio Pillinger)
3. England (Percival Bromfield, Charles Allwright, Bernard Bernstein, Frank John Burls, James Thompson)
Indien (S.R.G. Suppiah, A.M. Peermahomed, Hassan-Ali Fyzee, Athar-Ali Fyzee, B. C. Singh)
5. Wales (Solly Stone, Cyril Mossford, Hedley Penny, C. F. Williams)
6. Tschechoslowakei (Zdeněk Heydušek, Antonín Maleček, Bohumil Hájek, Jaroslav Kaucký)
7. Deutschland (Hans-Georg Lindenstaedt, Curt Gerstmann, Daniel Prenn)
Mannschaft Damen entfällt
Herren Einzel 1. Roland Jacobi – HUN
2. Zoltán Mechlovits – HUN
3. Munio Pillinger – AUT
S.R.G. Suppiah – IND
Damen Einzel 1. Mária Mednyánszky – HUN
2. Doris Gubbins – WAL
3. Anastasia Flußmann – AUT
Winifred Land – ENG
Herren Doppel 1. Roland Jacobi/Dániel Pécsi – HUN
2. Zoltán Mechlovits/Béla von Kehrling – HUN
3. Munio Pillinger/Paul Flußmann – AUT
Hedley Penny/Cyril Mossford – WAL
Mixed 1. Zoltán Mechlovits/Mária Mednyánszky – HUN
2. Roland Jacobi (HUN) /G. Gleeson (ENG)
3. Eduard Freudenheim/Gertrude Wildam – AUT
H.A. Bennett/Winifred Land (ENG)

Medaillenspiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Rang  Land Gold Silber Bronze Gesamt
1 Ungarn 1918 Ungarn 5 2,5 0 7.5
2 Osterreich Österreich 0 1 4 5
3 Wales 1807 Wales 0 1 1 2
4 England England 0 0,5 3 3,5
5 Britisch-Indien Britisch-Indien 0 0 2 2
Total 5 5 10 20

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Susanne Heuing: Zeitreise – Vor 86 Jahren …, Zeitschrift tischtennis, 2012/8 Seite 61
  • The First World Championships, The Table Tennis Collector, Winter 2003, Heft 33, Seite 10–14 engl. (PDF; 7,3 MB)
  • The First World Championships, The Table Tennis Collector, Spring 2004, Heft 34, Seite 3 engl. (PDF; 6,5 MB)
  • The First World Championships, The Table Tennis Collector, Spring 2005, Heft 37, Seite 14–15 engl. (PDF; 4,2 MB)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The First World Championships, The Table Tennis Collector, Heft 15, S. 13 engl. (PDF; 1,8 MB)
  2. The Times, 13. Dezember 1926, S. 7
  3. Zeitschrift DTS, 1997/10 S. 27
  4. Zeitschrift tischtennis, 2011/2 S. 45
  5. (Wiener) Sporttagblatt, 14. Dezember 1926, Seite 4 Online (abgerufen am 9. November 2016)