Tomar

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Tomar
Wappen Karte
Wappen von Tomar
Tomar (Portugal)
Tomar (Portugal)
Basisdaten
Region: Centro
Unterregion: Médio Tejo
Distrikt: Santarém
Concelho: Tomar
Koordinaten: 39° 36′ N, 8° 24′ WKoordinaten: 39° 36′ N, 8° 24′ W
Einwohner: 36.413 (Stand: 19. April 2021)[1]
Fläche: 351,22 km² (Stand: 1. Januar 2010)[2]
Bevölkerungsdichte: 104 Einwohner pro km²
Höhe: 75 m
Postleitzahl: 2300
Kreis Tomar
Flagge Karte
Flagge von Tomar Position des Kreises Tomar
Einwohner: 36.413 (Stand: 19. April 2021)[1]
Fläche: 351,22 km² (Stand: 1. Januar 2010)[2]
Bevölkerungsdichte: 104 Einwohner pro km²
Anzahl der Gemeinden: 11
Verwaltung
Adresse der Verwaltung: Câmara Municipal de Tomar
Praça da República
2300-550 Tomar
Präsident der Câmara Municipal: Corvêlo de Sousa (PSD)
Website: www.cm-tomar.pt

Tomar [tuˈmaɾ] ist eine portugiesische Stadt (Cidade) und ein Kreis (Concelho), etwa 100 km nordöstlich von Lissabon gelegen. Sie hat 36.413 Einwohner (Stand 19. April 2021). Tomar gehört zur Rede de Judiarias, einem Verbund von Orten historisch bedeutender jüdischer Gemeinden, die ein gemeinsames touristisches Marketing betreiben.

Teilansicht von Tomar mit Römerbrücke
Tomar aus der Vogelperspektive

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Reconquista eroberte Portugals erster König D.Afonso Henriques Tomar im Jahr 1147 von den Mauren und übergab den Ort im Jahr 1159 dem Templerorden. Der heutige Ort entstand mit Baubeginn der Klosterburg durch die Templer am 1. März 1160. Seine ersten Stadtrechte erhielt es 1162 durch Gualdim Pais, der damit zugleich den eigenständigen Kreis (Concelho) von Tomar schuf und als Stadtgründer gilt. Mit der Auflösung des Templerordens gründete König D.Dinis 1312 den portugiesischen Christusorden, als Nachfolger der Templer. Unter dem Christusritter Prinz Heinrich, dem späteren Heinrich der Seefahrer, erlebte Tomar im 15. Jahrhundert einen Aufschwung, zu dem auch eine wachsende jüdische Gemeinde beitrug, deren Mitglieder nach ihrer Ausweisung aus Kastilien 1492 nach Portugal gekommen waren.

Im Jahr 1510 erneuerte König Manuel I. die Stadtrechte, und Tomar wurde ein bedeutender Künstlerort mit Architekten und Malern wie João de Castilho und Diogo de Arruda. 1844 wurde die bisherige Kleinstadt (Vila) anlässlich des Besuchs der Königin Maria II. zur Stadt erhoben.[3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus der Gruta do Caldeirão (Höhle) bei Tomar stammen Bestattungen des Frühneolithikums. Die Keramik datiert zwischen 5300 und 5100 v. Chr. und gehört in das späte Cardial. Beim Ort liegt die Anta do Vale da Laje.

Die Stadt ist bekannt durch den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Convento de Cristo (Christuskloster), der auch das Stadtbild beherrscht. Es handelt sich hierbei um einen Kombination von Burg und Kloster der Tempelritter auf einem Hügel westlich über der Stadt, der nach der Auflösung des Templerordens im Jahr 1312 an den Christusorden überging und dessen Zentrum war.

Überregional bekannt ist Tomar auch für das alle vier Jahre im Juni/Juli stattfindende Stadtfest Festa dos Tabuleiros. Die Stadt ist dann angefüllt mit vielen tausend Besuchern, die insbesondere die Umzüge sehen möchten, bei denen Mädchen und Frauen geschmückte Tabletts (tabuleiros) mit aufgesteckten Broten in Höhe ihrer Körpergröße auf dem Kopf durch die geschmückten Straßen tragen. Das seit Jahrhunderten stattfindende, dem heiligen Geist gewidmete, Fest geht auf eine Prozession zurück, bei der Brot an Bedürftige verteilt wurde.[4][5][6]

Die Stadt beherbergt u. a. ein kurioses Streichholzmuseum, mit 80.000 Zündhölzern und Schachteln aus 115 Ländern. Weitere Museen sind das städtische Museu Municipal João de Castilho, das einen Schwerpunkt auf Ausstellungen alter und neuer Kunst legt, das Museu Hebraico Abraão Zacuto, das in der mittelalterlichen Synagoge untergebracht ist und sich der jüdischen Geschichte Tomars und Portugals widmet, und das Fotomuseum Arquivo Fotográfico Silva Magalhães.[7]

Auf der innerstädtischen Flussinsel Parque do Mouchão befindet sich eine Grünanlage mit altem Baumbestand und einem alten Wasserrad, das im maurischen Stil mit Tongefäßen zum Schöpfen des Wassers errichtet wurde. Ein kleines Hotel ist dort eingerichtet.[8]

Am Nordrand der Altstadt steht die achteckige, im 16. Jahrhundert erbaute Kapelle São Gregorio mit einem Zeltdach und einem manuelinischen Portal.[9]

Einmal monatlich, gewöhnlich am vierten und gelegentlich am dritten Samstag im Monat, findet in der zentralen Fußgängerzone der Rua Serpa Pinto ein Markt für Biolebensmittel statt.[10]

In Tomar finden sich besonders viele Beispiele für die portugiesische Pflasterkunst, die Calçada Portuguesa, sowohl großflächige Anlagen wie der Platz vor dem Rathaus und der Kirche São João Baptista, als auch kleinteilige und kunstvolle Beispiele auf Gehwegen und kleinen Plätzen.

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tomar ist auch Verwaltungssitz eines gleichnamigen Kreises. Die Nachbarkreise sind (im Uhrzeigersinn im Norden beginnend): Ferreira do Zêzere, Abrantes, Vila Nova da Barquinha, Torres Novas sowie Ourém.

Das Rathaus von Tomar (mit Standbild von Gualdim Pais)

Mit der Gebietsreform im September 2013 wurden mehrere Gemeinden zu neuen Gemeinden zusammengefasst, sodass sich die Zahl der Gemeinden von zuvor 16 auf elf verringerte.[11]

Die folgenden Gemeinden (Freguesias) liegen im Kreis Tomar:

Kreis Tomar
Gemeinde Einwohner
(2021)
Fläche
km²
Dichte
Einw./km²
LAU-
Code
Além da Ribeira e Pedreira 1.080 24,50 44 141817
Asseiceira 2.439 29,07 84 141802
Carregueiros 1.067 12,35 86 141804
Casais e Alviobeira 2.528 35,96 70 141818
Madalena e Beselga 3.421 44,44 77 141819
Olalhas 1.216 34,72 35 141808
Paialvo 2.234 22,31 100 141809
Sabacheira 844 34,26 25 141814
São Pedro de Tomar 2.681 36,66 73 141813
Serra e Junceira 1.971 46,57 42 141820
Tomar e Santa Maria dos Olivais 16.932 30,38 557 141821
Kreis Tomar 36.413 351,22 104 1418

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahl im Kreis Tomar (1801–2004)
1801 1849 1900 1930 1960 1981 1991 2001 2004
16.536 16.786 31.360 39.179 44.161 45.672 43.139 43.007 42.983

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regionalbahn im Bahnhof Tomar (2008)

Eisenbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Strecke Ramal de Tomar ist die Stadt an das landesweite Schienennetz angeschlossen.

Bus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt ist in das landesweite Busnetz der Rede Expressos eingebunden. Zudem wird der Ort von einigen regionalen Buslinien des Lissabonner Großraum-Streckennetzes angefahren.

Straßen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tomar liegt an der Nationalstraße N113 und ist etwa 20 km von der Anschlussstelle Atalaia der Autobahn A23 entfernt.

Innerstädtischer Nahverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die städtischen Verkehrsbetriebe TUTomar – Transportes Urbanos de Tomar befahren die 24 Haltestellen im historischen Zentrum und den Schul-, Gesundheits- und Einkaufszentren im Norden der Stadt mit roten Kleinbussen in einem 20-Minuten-Takt, in Spitzenzeiten im 10-Minuten-Takt (wochentags von 7 Uhr bis 20 Uhr, samstags von 8 Uhr bis 14 Uhr, sonntags von 14 Uhr bis 20 Uhr). Eine einfache Fahrt kostet 0,70 Euro, eine 10er-Karte 5,10 Euro, und ein Tagesticket 2 Euro. Zudem sind 3-Tagestickets, 5-Tagestickets und weitere Abonnements möglich (Stand: Januar 2013).[12]

Tamagnini de Abreu (links), mit Richard Haking (Mitte) und Gomes da Costa (rechts)

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tomar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Tomar – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b www.ine.pt – Indikator Resident population by Place of residence and Sex; Decennial in der Datenbank des Instituto Nacional de Estatística
  2. a b Übersicht über Code-Zuordnungen von Freguesias auf epp.eurostat.ec.europa.eu
  3. www.verportugal.net, abgerufen am 27. Januar 2013.
  4. www.tabuleiros.org, abgerufen am 27. Januar 2013.
  5. www.portugal-libelle.com, abgerufen am 27. Januar 2013.
  6. Artikel vom 3. Januar 2007 der Wochenzeitung Die Zeit, abgerufen am 27. Januar 2013.
  7. www.cm-tomar.pt (Memento des Originals vom 26. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cm-tomar.pt, abgerufen am 27. Januar 2013.
  8. Lydia Hohenberger, Jürgen Strohmaier: Portugal. 2. Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2009, S. 189f.
  9. Hans Strelocke: Portugal. S. 267. Köln 1991.
  10. www.cm-tomar.pt@1@2Vorlage:Toter Link/www.cm-tomar.pt (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 27. Januar 2013.
  11. Veröffentlichung der administrativen Neuordnung im Gesetzesblatt Diário da República vom 28. Januar 2013, abgerufen am 16. März 2014.
  12. www.cm-tomar.pt (Memento des Originals vom 26. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cm-tomar.pt Abgerufen am 27. Januar 2013.
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