Totaler Krieg

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Totaler Krieg ist ein aus dem Nationalsozialismus stammender Ausdruck, der von Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 während der Sportpalastrede im Berliner Sportpalast gebraucht wurde. Im allgemeineren Sinn bezeichnet er die im 19ten und 20ten Jahrhundert zu beobachtende Tendenz, die gesellschaftlichen Ressourcen umfassend für eine industrialisierte Kriegsführung in Anspruch zu nehmen.

Begriffsentwicklung

Der preußische Militärtheoretiker Carl von Clausewitz prägte den Begriff des „absoluten Krieges“. Clausewitz bezieht sich auf den Krieg zwischen Streitkräften[1] und betont, dass der Krieg von sich aus keine Mäßigung kenne. Die Dynamik kriegerischer Gewalt werde nur von politischen und gesellschaftlichen Momenten eingeschränkt. Der Begriff des Totalen Krieges wurde zuerst 1935 von Erich Ludendorff geprägt. Er bezeichnet bei ihm den Vorrang des Krieges vor der Politik.[2]Ludendorff zieht in seinem Buch Der totale Krieg den Schluss, dass die „seelische Geschlossenheit“ des Volkes einen kriegsentscheidenen Faktor darstellt. Aus diesem Grund muss alles geschehen, damit diese Geschlossenheit erreicht und erhalten werden kann. Dazu gehöre, das Volk über den Sinn und Zweck des Krieges aufzuklären. Gegenüber Kriegsgegnern, die die Einheit und Geschlossenheit in Frage stellen können, könnten Maßnahmen wie Schutzhaft notwendig sein.[3] Als Kriegsgegner wurden von Ludendorff das Judentum, die Katholische Kirche und die Sozialisten benannt.[4]

Kennzeichen

Der totale Krieg enthält folgende ihn kennzeichnende Elemente:[5]

  • totale Mobilisierung: Freisetzung zusätzlicher Kräfte für die Front (Frauen übernehmen z. Bsp. Arbeiten der Männer), Verstärkung der Rüstungsanstrengungen
  • totale Kontrolle: Gleichschaltung des Volkswillens
  • totale Methoden: Verknüpfung von verschiedenen Waffentechniken und -systemen
  • totale Kriegsziele

Nationalsozialismus

In der von den Nationalsozialisten verwendeten Bedeutung ist der „totale Krieg“ eine Kriegsführung, in deren Verlauf alle verfügbaren Ressourcen genutzt werden. Im totalen Krieg wird die Unterscheidung zwischen Heimat und Front aufgehoben (Heimatfront). Die gesamten Produktionsmittel und die gesamte Arbeitskraft der Zivilbevölkerung werden ein Bestandteil des Kriegsapparates. Diese Anstrengungen sollen dem eigentlichen Ziel, nämlich der Vernichtung des Gegners, dienen.[6]

So wurde eine Dienstverpflichtung für „Aufgaben der Reichsverteidigung” eingeführt, die Männer vom 16. bis zum 65. Lebensjahr und Frauen vom 17. bis zum 45. Lebensjahr einschloss, und die Arbeitszeit auf bis zu 14 Stunden verlängert.

Einzelnachweise

  1. Albert A. Stahel: Klassiker der Strategie. vdf, 2004, ISBN 3728129208, S. 205.
  2. Erich Ludendorff: Der totale Krieg. München 1935.
  3. Wilhelm Deist: Militär, Staat und Gesellschaft. Studien zur Preussisch-deutschen Militärgeschichte. Oldenbourg, ISBN 3486559206, S. 393.
  4. Wilhelm Deist: Militär, Staat und Gesellschaft. Studien zur Preussisch-deutschen Militärgeschichte. Oldenbourg, ISBN 3486559206, S. 393.
  5. Peter Imbusch: Moderne und Gewalt: Zivilisationstheoretische Perspektiven auf das 20. Jahrhundert. VS Verlag, 2005, ISBN 3810037532, S. 526ff.
  6. Bernd Kleinhans: Totaler Krieg auf shoa.de.