Treviso

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Treviso
Treviso (Italien)
Treviso (Italien)
Staat Italien
Region Venetien
Provinz Treviso (TV)
Lokale Bezeichnung Trevixo
Koordinaten 45° 40′ N, 12° 15′ OKoordinaten: 45° 40′ 0″ N, 12° 15′ 0″ O
Höhe 15 m s.l.m.
Fläche 55 km²
Einwohner 84.452 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 31100
Vorwahl 0422
ISTAT-Nummer 026086
Bezeichnung der Bewohner Trevigiani oder Trevisani
Schutzpatron San Liberale
Website Treviso

Treviso, auf Venezianisch Trevixo [tre'vizo], ist Hauptstadt und Verwaltungssitz der gleichnamigen Provinz in der Region Venetien. Die Stadt hat 84.452 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022) und liegt etwa 40 Kilometer nordöstlich von Padua und etwa 30 Kilometer nördlich von Venedig.

Geografische Lage

Treviso liegt am Zusammenfluss von Botteniga und Sile in der venezianischen Ebene. Die durchschnittliche Höhe beträgt etwa 15 m s.l.m..

Geschichte

Palazzo dei Trecento

Die Stadt Tarvisium wurde 49 v. Chr. römisches municipium (Anerkennung der Stadtrechte). Doch bereits in prähistorischer Zeit befand sich an gleicher Stelle eine bronzezeitliche Siedlung. Im Jahre 396 wird erstmals die Existenz des Bischofssitzes erwähnt.

Unter den Goten und später den Langobarden, die Treviso zum Herzogtum machten, erlebte die Stadt eine erste Blütezeit. 539 gelang dem oströmischen Feldherrn Belisar die kurzzeitige Rückeroberung Trevisos im Zuge der Eroberung des Ostgotenreichs, doch bereits 540 eroberten sie die Goten erneut. 568 oder 569 wurde die Stadt langobardisch, wie der überwiegende Teil Oberitaliens. Das Bistum konnte 602, nachdem die Langobarden Padua erobert hatten, seine Jurisdiktion ins Paduaner Gebiet ausdehnen.

Unter den Karolingern wurde Treviso im 9. Jahrhundert zur Hauptstadt einer Mark mit eigener Münzzeche. 777 wurde Fortunatus von Triest Bischof, der sich auf die Seite der Franken stellte und den byzantinischen Einfluss bekämpfte. 815 wird in einer Urkunde Ludwigs des Frommen erstmals eine Grafschaft Treviso erwähnt, Fortunatus musste 820 ins Exil gehen. Die Stadt erhielt das Münzrecht und war Sitz der Grafschaft, die allerdings 828 verkleinert wurde. Treviso wurde gegen 900 von Ungarn zerstört, am 9. Januar 905 erhielt der Bischof von Berengar I. das Recht, am Hafen Zölle und Abgaben zu erheben. Der Sitz der Grafschaft wurde von Berengar nach Verona verlegt.

In Treviso war die Familie Collalto dominierend, die sich auf langobardische Wurzeln zurückführte. Doch die feudale Zersplitterung der Herrschaft führte dazu, dass andere Adelsfamilien, wie die Da Romano ihre Vorherrschaft im Gebiet zwischen Brenta, Musone und Valdobbiadene durchsetzen konnte. Schließlich errangen die Da Romano und die Camposampiero neben dem Bischof und dem Kapitel die Dominanz in der Stadt und ihrem Umland. Unterhalb dieser Schicht etablierte sich zunehmend ein Dienstadel, der in Treviso vor allem als Avogadro auftrat. Zunächst stiegen die dei Tempesta auf, doch starb die Familie aus. Schließlich setzten die Azzoni sich an die Spitze des Amtes, das längst erblich war und auf Lebenszeit verliehen wurde. Die Adelsfamilien fränkischer, langobardischer und provinzialrömischer Abstammung vermischten sich im Hochmittelalter zunehmend. Dabei stiegen die Valvassoren gegen die Capitani, die neueren Familien gegen die alten auf.

Kaiser Otto III. traf 999 neben zahlreichen Bischöfen und sonstigen Großen des Reichs, unter ihnen Graf Raimbald von Treviso, zusammen. Otto lehnte ihre Forderungen gegenüber Venedig ab und wies Bischof Rozo von Treviso an, sein Verhalten zu ändern. Damit erkannte das Bistum den Anspruch Venedigs auf Heracliana an.

Papst Eugen III. versuchte in einer Bulle, den Besitz des Bistums festzuschreiben und eine klarere Verwaltung zu dekretieren. So entstanden die vier Verwaltungseinheiten Cornuda, Mestre, Quinto und Godego, die Erzpriestern unterstanden. Treviso wurde im Jahr 1164 von Friedrich Barbarossa als freie Kommune anerkannt. Doch im selben Jahr schloss sich die Stadt dem Lombardenbund an und kämpfte in der Schlacht von Legnano gegen den Kaiser.

Loggia dei Cavalieri

Zwischen den Kämpfen um geistliche und weltliche Herrschaft, zwischen alten und neuen Adelsgruppen, behauptete sich die Kommune bereits im 12. Jahrhundert. Sie wurde von etwa 1150 bis 1216 von Consoli geführt, ab 1176 kam ein Podestà hinzu, der meist aus dem Ausland geholt wurde. Die interne Verwaltung und Machtbeteiligung basierte auf vier Quartieren (Oltrecagnan, Riva, Mezzò, Dom), die wiederum in Gemeinden aufgegliedert waren. Diese bestanden aus regole. Um 1250 wurden die Kommunalstatuten aufgezechneit. Es entstand die Nova Domus Communis, der Ratspalast sowie die Loggia dei Cavalieri, dazu wurde die Stadtmauer wesentlich erweitert. Auch siedelten sich in den 20er und 30er Jahren des 13. Jahrhunderts Franziskaner und Dominikaner in der Stadt an.

1214 verbündete sich Treviso mit Padua gegen Venedig und es begann der Krieg um das Castello d'amore, den Venedig gewann.[2] Tiefere Ursache war die Forderung der Republik Venedig nach größerer Handelsfreiheit und Durchlässigkeit des Territoriums von Treviso und Padua.

Ab 1237 geriet die Stadt unter ständig wechselnde Fremdherrschaft, bis sie sich 1339 Venedig anschloss bzw. von Venedig gekauft wurde. Ezzelino III. da Romano wurde Podestà der Stadt, er verbündete sich 1232 mit Friedrich II. Doch 1235 vertrieben die Trevisaner die Kaiserlichen. Die da Romano führten für die Ghibellinen Kämpfe, doch fanden mehrfach Parteiwechsel statt. Erst die vereinigten Armeen von Venedig, Treviso, Vicenza, Verona, Mantua und Truppen Papst Alexanders IV. besiegten sie 1259 bei Cassano d’Adda. Alberico da Romano fiel 1260 in Gefangenschaft und wurde auf dem Marktplatz von Treviso verbrannt. Die Burgen der Ezzelini wurden niedergebrannt.

Doch die internen Konflikte waren damit nicht beendet. 1268 ermordete Gherardo de' Castelli seinen Gegner Brancaleone de' Ricchi. Am 15. November 1283 konnten die da Camino unter Führung von Gherardo da Camino die Castelli verbannen. Gherardo wurde vom Großen Rat zum Capitano generale ernannt. Er bekämpfte das Patriarchat Aquileia von 1292 bis 1296. Als Gherardo 1306 starb, übergab er die Macht an seinen Sohn Rizzardo, der von Heinrich VII. den Titel Kaiserlicher Vikar erhielt. Gegen die uneingeschränkte Macht Rizzardos erhoben sich 1312 die Collalto und die Azzoni in einer Verschwörung. Rizzardo kam dabei ums Leben, sein Bruder Guecellone konnte sich nur noch kurze Zeit halten.

Zunächst schien es zu einer Wiedergeburt der Kommune zu kommen, wie sie im 13. Jahrhundert bestanden hatte. 1318 konnte die Stadt einen Angriff von Cangrande I. della Scala abwehren. 1328 verschärften sich die Fraktionskämpfe und Guecello Tempesta errichtete eine Diktatur, die jedoch durch die Eroberung durch Cangrande im folgenden Jahr ihr Ende fand.

1339 verbündete sich Venedig mit Florenz gegen Cangrande und besetzte dabei auch Treviso. 1344 übergab der Rat der Stadt auch formal die Macht an die Republik Venedig. Die erste venezianische Herrschaft in Treviso dauerte bis 1381.

Francesco da Carrara von Padua belagerte als Verbündeter König Ludwigs I. von Ungarn 1356 Treviso im Kampf gegen Venedig. Mehrere Dogen waren in diesen Jahren Podestaten von Treviso, bevor sie in ihr Amt gewählt wurden. 1358 unterlag Venedig in der Schlacht bei Nervesa, Venedig verlor Dalmatien an Ungarn. Auch die Verhandlungen mit Karl IV. um die Markgrafschaft Treviso gingen zuungunsten Venedigs aus. 1392 bemühten sich die Scaligeri, Treviso und andere Städte zurückzugewinnen, ebenso wie die Stadt im Chioggia-Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurde. 1381 sah sich Venedig, das von Genua bedrängt wurde, gezwungen, Treviso als Pfand an Leopold III. von Österreich zu geben, um militärische Unterstützung zu gewinnen. Drei Jahre später kauften die Carrara Treviso. Mittels eines Aufstands gelang es Venedig 1388, die Carrara zu vertreiben und Treviso erneut zu gewinnen, fiel jedoch 1392 erneut kurzzeitig an die Carrara. Vier Jahrhunderte lang blieb die Stadt nun venezianisch.

Dies bedeutete aber auch, dass sie in die Kriege gegen die verschiedenen Bündnisse gezogen wurde, die sich gegen Venedig bildeten, wie etwa die Liga von Cambrai. Maximilian I. marschierte im August 1509 in Italien ein und belagerte Padua und Treviso 40 Tage lang. Anführer der Verteidiger in Treviso war Renzo degli Anguillara da Ceri. Nachdem der mit dem Habsburger verbündete französische König am 15. Oktober abgezogen war, beendeten auch die kaiserlichen Truppen die Belagerung.[3]

1797 übernahmen die Franzosen unter Napoleon die Macht, ihnen folgten die Österreicher, die mit kleineren Unterbrechungen bis 1866 herrschten. Seitdem gehört Treviso zu Italien.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1881 1901 1921 1936 1951 1971 1991 2001 2011
Einwohner 31.261 33.848 47.404 53.886 63.437 90.446 83.598 80.144 82.807

Quelle: ISTAT

Politik

Treviso gilt als eine Hochburg der Lega Nord, die von 1994 bis 2013 durchgehend den Bürgermeister stellte. Gianpaolo Gobbo wurde im Mai 2003 zum Bürgermeister gewählt und im April 2008 im Amt bestätigt.

Bei der Wahl im Juni 2013 unterlag der Kandidat der Lega Nord Giancarlo Gentilini jedoch dem Herausforderer vom Partito Democratico, Giovanni Manildo, der mit 55,5 % in der Stichwahl zum Bürgermeister gewählt wurde. Sein Mitte-links-Bündnis stellt seither 20 der 32 Gemeinderäte.[4]

Der bekannteste Politiker der Stadt ist Giancarlo Gentilini, ebenfalls Lega Nord, der von 1994 bis 2003 Bürgermeister der Stadt war und seitdem als Vizebürgermeister amtiert.

Caritas bezeichnete Treviso in ihrem Jahresbericht als die erfolgreichste Stadt bzw. Provinz Italiens in Bezug auf die Integration von Migranten.[5][6]

Wirtschaftliche Lage

Treviso liegt im Mittelpunkt eines stark landwirtschaftlich genutzten Gebietes (Getreide, Gemüse, Wein), ist aber auch ein bedeutender Industriestandort (Glas, Keramik, Papier, Textil, Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie). Die wichtigsten Unternehmen in der Region sind: Benetton Group, Zoppas (Electrolux), DeLonghi, Geox und der Fahrradhersteller Pinarello.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kulturell zeichnet sich Treviso durch den Sitz des Bistums Treviso, sein Priesterseminar, ein literaturwissenschaftliches Institut, einige Museen, Bibliotheken und eine Gemäldesammlung aus.

Besonders sehenswert ist die Altstadt sowie die gut erhaltene alte Stadtbefestigung mit Mauern (ab 1509 von Fra Giocondo erneuert), Bastionen und Kanälen. Aufgrund der vielen Kanäle, die die Stadt durchziehen, wird Treviso auch "città delle acque" genannt.

Bedeutendstes Bauwerk der Altstadt ist der Dom aus dem 12. Jahrhundert, der im 15./16. Jahrhundert vollständig erneuert wurde. Später wurde er immer wieder umgebaut und 1944 schwer beschädigt. Die Wiederherstellung dauerte von 1951 bis 1955. Interessant sind die romanische Krypta und die Fresken von Perdone sowie Gemälde Tizians.

Daneben gibt es noch die Kirche San Francesco, die zwischen 1255 und 1283 erbaut und im 14. Jahrhundert erweitert wurde. In der Kirche wurden ein Sohn von Dante Alighieri und eine Tochter von Francesco Petrarca begraben.

Mit dem Bau der ehemaligen Dominikanerkirche San Niccolo wurde 1282 begonnen, bis ins Jahr 1389 wurde sie ausgebaut. Im Kapitelsaal des zugehörigen Klosters findet sich auf den um 1352 entstandenen Fresken des Malers Tommaso da Modena die früheste Darstellung einer Brille.

Sehenswert ist außerdem der Palazzo dei Trecento (erbaut ab 1207, ebenfalls 1944 zerstört, ab 1951 wiederhergestellt).

An einigen Bürgerhäusern befinden sich sehenswerte Fassadenmalereien des 15./16. Jahrhunderts.

Sport

Mit Sisley Volley Treviso hat die Stadt einen der stärksten Volleyballvereine der Welt. Der Verein ist 8-facher Meister in Italiens Liga A1, die als die stärkste der Welt gilt, sowie ebenfalls 8-facher Europacup-Sieger (3× European Champions League, 1× TopTeams Cup, 4× CEV Cup), 4-facher Coppa Italia-Sieger.

Der heimische Fußball-Verein FBC Treviso spielte in der Saison 2005/2006 erstmals in der höchsten italienischen Spielklasse, der Serie A. Es folgte jedoch der sofortige Wiederabstieg in die Serie B.

Weitere wichtige Sportvereine der Stadt sind der Basketballklub Pallacanestro Treviso, besser bekannt als Benetton Treviso, und der Rugby-Union-Verein Benetton Rugby Treviso, die ebenfalls zu den besten Teams Italiens zählen.

Seit 2010 finden im BHR Treviso Hotel regelmäßig Turniere der Poolbillard-Turnierserie Euro-Tour statt. Bislang wurden elf Turniere in Treviso ausgetragen, zuletzt die Treviso Open 2015.

Städtepartnerschaften

Treviso unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften.

Söhne und Töchter der Stadt

Die Stadt Leonding in Oberösterreich hat von einer angedachten Städtepartnerschaft nach Protesten der Bevölkerung und der regionalen Homosexuellenorganisation HOSI Linz infolge der Aussagen Giancarlo Gentilinis im Sommer 2007 wieder Abstand genommen. Aus dem gleichen Grund hat Orléans, Frankreich, die Städtepartnerschaft mit Treviso im Dezember 2007 aufgekündigt.

Literatur

Geschichte

  • Rino Bellio: Storia di Treviso, Cierre Grafica, 2010.
  • Livio Vanzetto, Ernesto Brunetta (Hrsg.): Storia di Treviso, 4 Bde., Venedig und Padua 1988–1991 (Bd. 2 Il Medioevo, reicht nur bis 1339).
  • Dieter Girgensohn: Die abhängige Stadt im Italien des späteren Mittelalters. Jurisdiktion in Treviso unter der Herrschaft Venedigs (1338–1944), in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 91 (2011) 66–134. (online)
  • Angela Möschter: Juden im venezianischen Treviso, 1389–1509, Diss., Trier 2004, Hahnsche Buchhandlung 2008.
  • Giovanni Bonifacio: Historia Trivigiana, Treviso 1591 (ältester Überblick).

Kultur

  • Giuseppe Maffioli: La cucina trevigiana. Storia e ricette, TARKA, Mulazzo 2013.

Weblinks

Commons: Treviso – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Riccardo Predelli: Documenti relativi alla guerra pel fatto del Castello di amore, in: Archivio Veneto, n.s. Jg. 15, Bd. 30,2 (1885) 421-447.
  3. Michael Edward Mallett, Christine Shaw: The Italian Wars 1494-1559. War, State and Society in Early Modern Europe, Routledge, 2014, S. 102 f.
  4. Elezioni comunali 2013. La Repubblica, 10. Juni 2013, abgerufen am 10. Juni 2013.
  5. Migranten, gut integriert in Venetien. In: La Repubblica, 22. März 2006
  6. Das Wunder von Treviso: In der Lega Hochburg die am besten integrierten Migranten. In: La Repubblica, 12. Februar 2008