Triumphkreuz im Lübecker Dom

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Triumphkreuz

Das Triumphkreuz des Bernt Notke ist heute die beherrschende spätmittelalterliche Plastik im Lübecker Dom.

Triumphkreuz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Lübecker Dom befindet sich das auffallende, das Hauptschiff beherrschende, 17 Meter hohe Triumphkreuz des Lübecker Künstlers Bernt Notke. Es wurde von dem Lübecker Bischof Albert II. Krummendiek aus eigenen, aber geliehenen Mitteln gestiftet und 1477 im Kirchenschiff aufgerichtet.[1] Die Kosten betrugen 2.000 Mark lübisch. Krummendiek ist unter den Skulpturen auf dem Triumphkreuz als Stifter mit dargestellt. Die Maria Magdalena soll der Sage nach sein Kebsweib, also seine Geliebte darstellen.[2] Seine Privatfinanzen erholten sich von dieser großzügigen Stiftung zeitlebens nicht. Auch bei diesem zentralen Kunstwerk gelang die kunsthistorische Zuordnung zu Künstler und Werkstatt erst im 20. Jahrhundert. Der Prediger Heinrich Christian Zietz bemerkt um 1820 in seiner Darstellung nur knapp: „Vor dem Chore schwebt auf einem Queerbalken ein großes, kraus verziertes Kreuz von Holz, mit mehreren knienden und stehenden Figuren. Der Bischof Albert von Crumedyk, ließ es 1477 dahin setzen, er starb 1489. Er verewigte dadurch sein Bildniß, nebst einer Magdalena, unter welcher Gestalt, der Sage nach, seine Beischläferin dargestellt ist; viel Fleiß in der Ausführung wurde daran von dem Künstler bewiesen.“[3] Diese Einordnung des Notke’schen Werks als Fleißarbeit wandelt sich im Laufe des 19. Jahrhunderts anschaulich und der kirchenkritische Kunsthistoriker Grautoff bemerkt: „Das bedeutendste Denkmal dieser Zeit ist das im Jahre 1477 von Bischof Albert Crummedyk gestiftete Triumphkreuz im Dom, das vorzüglichste Zeugnis von dem durchgebildeten Können der Lübecker Künstler, das leider 1894 durch ungeschickte Restauration wie manche andere Kunstdenkmäler des Doms sehr verdorben ist.“[4] Das Triumphkreuz wurde beim Dombrand nach dem Luftangriff auf Lübeck 1942 schwer beschädigt und infolgedessen in den 1970er Jahren fachgerecht saniert. In einem Finger fand man dabei einen Werkstattzettel Bernt Notkes.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920, S. 158–162 Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9
  • Max Hasse: Albert Krummediek, ein Bischof von Lübeck. In: Der Wagen, 1953
  • Kerstin Petermann: Bernt Notke. Arbeitsweise und Werkstattorganisation im späten Mittelalter. Reimer, Berlin 2000, ISBN 3-496-01217-X.
  • Hildegard Vogeler, Uwe Albrecht und Hartmut Freytag (Hrsg.): Bernt Notke. Das Triumphkreuz im Dom zu Lübeck. Verlag Ludwig, Kiel 2010, ISBN 978-3-86935-033-2.
  • Heinrich Christian Zietz: Ansichten der Freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen. Frankfurt a. M. 1822
  • Jan Friedrich Richter: Triumphkreuzanlage in: Jan Friedrich Richter (Hrsg.): Lübeck 1500 – Kunstmetropole im Ostseeraum. Katalog. Imhoff, Petersberg 2015, S. 161–165 (Nr. 3)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Triumphcrucifix in Lübeck Cathedral – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lateinischer Inschrifttext am Tragbalken mit Erläuterung und Übersetzung bei: Adolf Clasen: Verkannte Schätze – Lübecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch. Lübeck 2002, ISBN 3-7950-0475-6, S. 57 ff.
  2. Ernst Deecke: Herr Krummendiek. In: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, S. 235 (Wikisource)
  3. Heinrich Christian Zietz: Ansichten der Freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen. Frankfurt a. M. 1822, S. 96.
  4. Otto Grautoff: Lübeck. Leipzig 1908, S. 72.