Darmbein

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Menschliches Becken von vorn: Das paarige Darmbein (Ilium) ist beiderseits der obere Teil.

Das Darmbein (lateinisch Os ilium; auch kurz Ilium) ist ein platter Knochen und einer der Knochen des Beckens.

Mensch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darstellung des Darmbeins von innen. Aus: Braus 1921.

Das Darmbein ist oben schaufelartig zur Darmbeinschaufel (Ala ossis ilium) verbreitert, daher auch die Bezeichnung „Beckenschaufel“. Deren freier Rand wird als Darmbeinkamm oder Beckenkamm (Crista iliaca) bezeichnet. Er läuft in den großen vorderen Darmbeinstachel (Spina iliaca ventralis oder Spina iliaca anterior superior) aus. Dieser tastbare Stachel ist ein wichtiger Orientierungspunkt für Therapeuten (zur Lokalisation von McBurney-Punkt, Lanz-Punkt, Begrenzung der Leistenregion) und Ansatzpunkt vieler Muskeln und des Leistenbandes. Nach unten folgen zwei weitere Knochenvorsprünge, die Spina iliaca anterior inferior und die Eminentia iliopubica (iliopectinea). An der Innenseite der Darmbeinschaufel verläuft ein Knochenkamm (Linea arcuata), der zu einer an ein Ohr erinnernden Gelenkfläche (Facies auricularis) hinführt, die mit dem Kreuzbein das Iliosakralgelenk bildet. Die Außenseite der Darmbeinschaufel dient als Facies glutaea dem Ursprung der Glutäengruppe. Auf der Außenseite des Darmbeinkamms liegt das Tuberculum iliacum.

Der untere Teil des Darmbeins ist die Darmbeinsäule (Corpus ossis ilium) und bildet zusammen mit den anderen beiden Hüftknochen (Schambein und Sitzbein) die Hüftgelenkspfanne (Acetabulum, wörtlich übersetzt „Essignäpfchen“, da es an das acetabulum der Römer erinnert).

Tuberculum iliacum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Tuberculum iliacum (englisch: tubercle of the iliac crest[1]) ist ein Höcker am Labium externum, welcher circa 4 cm hinter der Spina iliaca anterior superior an der Vereinigung der Linea glutea anterior mit der Crista iliaca gut tastbar ist[2]. Es markiert den breitesten Punkt des Beckens (nach Angaben von Waldeyer (1899) bei der Frau durchschnittlich 29 cm, beim Mann durchschnittlich 26 cm) und liegt unterhalb des Muskelwulstes des Obliquus externus[3]. Es bildet einen der Ursprünge des Tractus iliotibialis, dem „Tractus supratrochantericus“ (nach Fritz Frohse und Max Fränkel 1908).[4]

Übrige Säugetiere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei vierfüßigen Säugetieren zeigt die Darmbeinschaufel nach oben-vorn. Der nach innen, zur Wirbelsäule gelegene Höcker wird als Kreuzbeinhöcker (Tuber sacrale) bezeichnet. Er trägt die Facies auricularis für das Iliosakralgelenk. Der nach außen gelegene Vorsprung wird als Hüfthöcker (Tuber coxae) bezeichnet.[5]

An der Innenseite der Darmbeinsäule verläuft die Linea arcuata bis zur Eminentia iliopubica, wo das Darmbein an das Schambein grenzt. Bei Tieren sind die Incisura ischiadaca major und die Spina ischiadica (siehe Sitzbein) Teile der Darmbeinsäule. Die Hüftgelenkspfanne wird, wie beim Menschen, von allen drei Beckenknochen gebildet.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz-Viktor Salomon: Knöchernes Skelett. In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-1007-7, S. 37–110.
  • Reinhard Dittel, Alexander Dittel: Das Tuberculum iliacum. In: Schmerzphysiotherapie. ASPEKTE 1. Neuromedizin, Bad Hersfeld 2015. S. 107–118.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Terminologia anatomica humana. Tuberculum iliacum. FEDERATIVE INTERNATIONAL PROGRAM ON ANATOMICAL TERMINOLOGIES, 29. Januar 2013, abgerufen am 24. März 2024 (englisch).
  2. H. Feneis: Anatomisches Bildwörterbuch. Thieme, Stuttgart 2008.
  3. Julius Kollmann: Plastische Anatomie des menschlichen Körpers. Veit&Comp., Leipzig 1901.
  4. Fritz Frohse, Max Fränkel: Die Muskeln des menschlichen Beines. Zweiter Band, zweite Abteilung, zweiter Teil in: Handbuch der Anatomie des Menschen, herausgegeben von Karl von Bardeleben. Fischer, Jena 1913.
  5. a b Franz-Viktor Salomon: Knöchernes Skelett. In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-1007-7, S. 37–110.