Tysvær

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Wappen Karte
Wappen der Kommune Tysvær
Tysvær (Norwegen)
Tysvær (Norwegen)
Tysvær
Basisdaten
Kommunennummer: 1146
Provinz (fylke): Rogaland
Verwaltungssitz: Aksdal
Koordinaten: 59° 22′ N, 5° 33′ OKoordinaten: 59° 22′ N, 5° 33′ O
Fläche: 425,48 km²
Einwohner: 11.570 (1. Jan. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 27 Einwohner je km²
Sprachform: neutral
Webpräsenz:
Verkehr
Straße: Europastraße 39, Europastraße 134
Lage in der Provinz Rogaland
Lage der Kommune in der Provinz Rogaland

Tysvær ist eine Kommune im norwegischen Fylke Rogaland. Die Kommune hat 11.570 Einwohner (Stand: 1. Januar 2024). Verwaltungssitz ist die Ortschaft Aksdal. In Tysvær befindet sich die Erdgasaufbereitungsanlage Kårstø, eine der größten Erdgasaufbereitungsanlagen der Welt.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus einem Flugzeug heraus fotografierte Fjordlandschaft
Fjordlandschaft im Westen Tysværs

Die Kommune Tysvær liegt in einer Fjordlandschaft an der norwegischen Südwestküste. Tysvær geht in die Landschaft Haugaland ein und befindet sich auf der Nordseite des Boknafjords, der sich von Westen kommend in das Land einschneidet. Tysværs Landschaft ist durch zahlreiche Seitenarme des Fjords in mehrere Inseln und Halbinseln gegliedert. Der Festlandsanteil der Kommune liegt im Osten von Haugesund auf der Halbinsel Haugesundshalvøya. Im Norden grenzt Tysvær an die Kommune Sveio im Nachbarfylke Vestland und an die Kommune Vindafjord. Die Grenze zu Vindafjord verläuft teils auf dem Land und teils in Fjorden. Vollständig im Fjord Vindafjord befindet sich die Ostgrenze zu Suldal. Die Südostgrenze zu Stavanger verläuft in ihrer gesamten Länge im Boknafjord. Die Inselkommune Bokn im Südwesten ist nur durch die Meerenge Frekasundet von Tysvær getrennt. Die Westgrenze zu Karmøy verläuft fast vollständig im Førresfjord. Im Nordwesten grenzt Tysvær an die Kommune Haugesund.[2]

In Karmøy liegen mehrere Seen, unter anderem das Aksdalsvatnet im Süden des Verwaltungszentrums Aksdal.[2] Die Gesamtfläche der Kommune beträgt 425,48 km², wobei Binnengewässer zusammen 25,6 km² ausmachen.[3] Über 90 % des Gemeindeareals liegt auf einer Höhe von unter 300 moh. Die Erhebung Lammanuten stellt mit einer Höhe von 630,83 moh. den höchsten Punkt der Kommune Tysvær dar.[4]

Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am dichtesten ist der Nordwesten der Kommune und somit das Grenzgebiet zu Haugesund besiedelt. In den 1960er-Jahren begann die Einwohnerzahl kontinuierlich anzusteigen.[5] In der Gemeinde liegen mehrere sogenannte Tettsteder, also mehrere Ansiedlungen, die für statistische Zwecke als eine städtische Siedlung gewertet werden. Diese sind Førdesfjorden mit 3973, Aksdal mit 740, Nedstrand mit 250, Østenstad mit 308, Padlene mit 275, Slåttevik mit 299, Grinde mit 951, Skre mit 53 der insgesamt 1631 Einwohner des Tettsteds und Høie mit 237 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2023).[6]

Die Einwohner der Kommune werden Tysværbu genannt.[7] Tysvær hat wie viele andere Kommunen der Provinz Rogaland weder Nynorsk noch Bokmål als offizielle Sprachform, sondern ist in dieser Frage neutral.[8]

Jahr 1986 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
Einwohnerzahl[9] 7613 8013 8133 8828 9370 9928 10.857 11.065

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Kommune wurden viele archäologische Fund gemacht. In Tysvær stehen die Bautasteine von Bausta, Hedlå, Kjempesver, Nessastøene, Øyraneset, Skårvamyrå, Store nessa und Toftøya. In der Nähe befinden sich der sehr grazile Bautastein Resastaven, die Bautasteine von Erland und die von Grinde. Der Hafen von Nedstrand wurde im 17. Jahrhundert genutzt, um Holz nach Schottland und teils auch in die Niederlande zu transportieren.[5]

Wegen der schlechten Lebensbedingungen in der Region ging im 19. Jahrhundert von Tysvær eine Auswanderungswelle nach Amerika aus. Cleng Peerson stand hinter der von dort ausgehenden ersten organisierten Auswanderungswelle im Jahr 1825. Heute erinnert eine Dauerausstellung an die Geschichte („Reisen til Amerika“).[5]

Die Kommune Tysvær entstand im Jahr 1849, als sie mit damals 2058 Einwohnern von Skjold abgespalten wurde. Skjold verblieb mit 3439 Einwohnern. Im Jahr 1891 wurde von Skjold die Kommune Vats abgespalten. Zum 1. Januar wurde Tysvær mit nun 1862 Einwohnern mit der Kommune Nedstrand sowie mit Teilen der Kommunen Avaldsnes, Skjold, Vats und Vikedal zusammengelegt. Nedstrand brachte 1200 Einwohner ein, Avaldsnes 994, Skjold 1133, Vats 16 und Vikedal zwei Einwohner. Im Jahr 1969 ging der Hof Sponevik von Vindafjord an Haugesund über.[10]

Foto einer weißen Holzkirche mit schwarzem Dach
Die Skjoldastraumen kyrkje

In der Kommune befinden sich mehrere Kirchen. Die Tysvær kirke wurde im Jahr 1852 nach einem Entwurf von Hans Ditlev Franciscus von Linstow fertiggestellt.[11] Ebenfalls nach einem Entwurf von ihm, entstand im Jahr 1868 die Nedstrand kyrkje.[12] Weitere Kirchen in Tysvær sind die Førre kirke, die Skjoldastraumen kyrkje und die Aksdal kyrkje.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Meerenge Frekasundet führt die Europastraße 39 (E39) über eine Brücke nach Tysvær. In der Kommune führt sie Richtung Norden. Im Nordwesten mündet die E39 in die Europastraße 134 (E134). Die E134 quert den Norden der Kommune in Nordost-Südwest-Richtung und stellt die Anbindung an die Stadt Haugesund her. Im Süden der Kommune zweigt von der E39 der Fylkesvei 553 in den Westen ab. Der Fylkesvei führt durch den Karmøytunnel in die Kommune Karmøy, wo er sowohl auf der Insel Karmøy als auch auf der Insel Fosen Endpunkte hat.[2] Der 2013 eröffnete Tunnel wurde gebaut, um die Strecke zwischen den beiden Städte Haugesund und Stavanger zu verringern. Bis zur Eröffnung des Ryfylketunnels im Jahr 2019 war er mit rund neun Kilometern Länge der längste Unterwassertunnel Norwegens.[13] Eine wichtige Verbindung innerhalb der Kommune ist der Fylkesvei 515. Er führt von Nedstrand im Südosten der Kommune nach Aksdal im Nordwesten.[2]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Foto eines größeren Industriegeländes an der Küste. Es sind mehrere zylinderförmige Gebäude zu sehen.
Erdgasaufbereitungsanlage Kårstø

Die Industrie wird durch die Gewinnung von Erdöl und -gas sowie von der darauf ausgerichteten mechanischen Industrie dominiert.[5] Im Süden der Kommune steht die Erdgasaufbereitungsanlage Kårstø, eine der größten Erdgasaufbereitungsanlagen der Welt. Sie ist seit 1985 in Betrieb. Die Anlage wurde über die Jahre an immer mehr norwegische Gasfelder angeschlossen, etwa im Jahr 1993 an das Sleipner-Gasfeld.[14][15] Seit 1999 wird durch die in Kårstø beginnende Europipe II Erdgas nach Deutschland transportiert.[16] In der Landwirtschaft ist vor allem die Haltung von Rindern, Schafen und Schweinen zur Milch- und Fleischproduktion verbreitet. Fast alle landwirtschaftlich genutzte Flächen werden als Wiesen und Weiden verwendet. In kleinerem Umfang wird Obstbau betrieben. In der Fischerei wird in Tysvær sowohl auf den herkömmlichen Fang als auch auf Aquakulturen gesetzt.[5]

Im Jahr 2021 arbeiteten von rund 5650 Arbeitstätigen nur etwa 2770 in Tysvær selbst. Rund 1630 Personen pendelten in die Nachbarkommune Haugesund. Jeweils über 100 Personen pendelten zudem in die Kommunen Karmøy, Vindafjord, Stavanger und Bergen. Zugleich pendeln viele Personen aus den umliegenden Kommunen nach Tysvær, insbesondere zur Erdgasaufbereitungsanlage Kårstø. Aus der Kommune Haugesund etwa pendelten etwa 1040 Personen nach Tysvær.[17][5]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tysvær wurde im Jahr 1322 als i Teizfyrdi und 1338 als Tæizfiordr erwähnt. Der Name setzt sich aus dem altnordischen Männernamen „Teitr“ und „-vær“ zusammen. Bei „-vær“ handelt es sich um eine dialektale Variante von „-fjord“.[18]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tysvær – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 07459: Population, by sex and one-year age groups (M) 1986 - 2024. In: ssb.no. Statistisk sentralbyrå, abgerufen am 23. Februar 2024 (englisch).
  2. a b c d Tysvær kommune. In: Norgeskart. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  3. 09280: Areal (km²), etter arealtype, statistikkvariabel, år og region. In: ssb.no. Statistisk sentralbyrå, abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  4. Høgaste fjelltopp i kvar kommune. Kartverket, abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch (Nynorsk)).
  5. a b c d e f Geir Thorsnæs, Per Roger Lauritzen: Tysvær. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  6. Population and land area in urban settlements. Statistisk sentralbyrå, 12. Dezember 2023 (englisch).
  7. Innbyggjarnamn. In: Språkrådet. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch (Nynorsk)).
  8. Forskrift om språkvedtak i kommunar og fylkeskommunar (språkvedtaksforskrifta). In: Lovdata. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  9. Population. Municipalities, pr. 1.1., 1986 - latest year. In: ssb.no. Abgerufen am 15. Januar 2024 (englisch).
  10. Dag Juvkam: Historisk oversikt over endringer i kommune- og fylkesinndelingen. (PDF) In: Statistisk sentralbyrå. 1999, abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  11. Tysvær kyrkje. In: Kirkesøk. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  12. Nedstrand kyrkje. In: Kirkesøk. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  13. Yngve Jarslett: Karmøytunnelen. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  14. Onshore facilities. In: Equinor. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  15. Kårstø prosessanlegg. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  16. Ein unscheinbares Rohr für Wärme und Energie in Deutschland. In: BusinessPortal Norwegen. 19. September 2018, abgerufen am 15. Januar 2024.
  17. Pendlingsstrømmer. Statistics Norway, abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch).
  18. Tysvær. In: Norsk stadnamnleksikon. Abgerufen am 15. Januar 2024 (norwegisch (Nynorsk)).