UKW-Rundfunk

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UKW-Rundfunk (Englisch: FM radio) ist Rundfunk auf Ultrakurzwelle.

Technische Details

Basisbandsignal eines UKW-Rundfunkprogrammes

Weltweit wird UKW-Rundfunk im VHF-Band II zwischen 87,5 MHz und 108 MHz betrieben. Manchen Länder verwenden davon nur Teilbereiche. Lediglich Japan und einige Länder des ehemaligen Ostblocks, sowie künftig auch Brasilien verwenden auch andere Frequenzbereiche. Als Modulationsart wird Frequenzmodulation (FM) benutzt. Diese ermöglicht eine weniger störanfällige Übertragung von Tonsignalen, da sie im Vergleich zu der im Lang-, Mittel-, und Kurzwellenbereich verwendeten Amplitudenmodulation (AM) unempfindlicher gegenüber atmosphärischen Störungen ist. Der im Band II verfügbare Frequenzbereich ist mit 20,5 MHz darüber hinaus zwanzigmal so breit wie der im Mittelwellen-Band. Dieser Bereich wurde in Kanäle von jeweils 300 kHz Breite aufgeteilt (Kanalraster). Verwendet wird diese feste Kanalzuordnung schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Mögliche Sendefrequenzen sind in vielen Ländern Vielfache von 100 kHz, in Kabelnetzen sowie in Italien Vielfache von 50 kHz.

Durch geschickte Frequenzvergabe versucht man zwischen relevanten Sendern einer Region einen Mindestabstand von 300 kHz einzuhalten. Dennoch steht den einzelnen Rundfunksendern eine gegenüber dem Rundfunk in den AM-Bändern wesentlich größere Bandbreite zur Verfügung, die es erlaubt, eine qualitativ hochwertige Tonqualität (High Fidelity) sowie zweikanalige Stereo-Übertragung zu realisieren. Zur Verbesserung der Empfangsqualität wird beim UKW-Rundfunk außerdem der Frequenzgang des gesendeten Signales verändert und diese Änderung auf der Empfängerseite wieder rückgängig gemacht. Diese Technik wird mit Emphasis bezeichnet. Die Zeitkonstanten dieser Präemphasis sind in den USA (mit 75 µs) und im Rest der Welt (mit 50 µs) unterschiedlich.

Zur Stereoübertragung wird das Pilotton-Verfahren genutzt, was leider die höhere Störsicherheit der Frequenzmodulation weitgehend zunichte macht.

Das Kanalraster erlaubt wegen der höheren Bandbreite die Übertragung weiterer Zusatzdienste wie Verkehrsfunk-Durchsagen mit ARI-Kennung sowie das Radio Data System (RDS).

Zwischen 1974 und 1998 wurde in Deutschland auf den Frequenzen 87,340 MHz und 87,365 MHz das sogenannte Eurosignal ausgestrahlt. Dieser üblicherweise amplitudenmodulierte Funkrufdienst diente zur einseitigen Übertragung von Tonsignalen an mobile Empfänger. Sollte ein Teilnehmer benachrichtigt werden, so konnte dies per Telefon, ISDN oder Mobiltelefon (C/D-Netz) geschehen. Die mobilen Empfänger verfügten meistens über vier LEDs zur Anzeige eines Rufes. Eine Übertragung von Sprache oder Zahlen über das Eurosignal war nicht möglich.

UKW-Rundfunk in Großbritannien und Irland

In Großbritannien und Irland wird der Bereich von 88,0 MHz bis 107,9 MHz verwendet.

UKW-Rundfunk in den Ländern Osteuropas

In den ehemals sozialistischen Ländern Osteuropas (mit Ausnahme der DDR), der Sowjetunion und der Mongolei wurde der Frequenzbereich von 65,9 bis 73,1 MHz, das so genannte OIRT-Band, für UKW-Rundfunk festgelegt. Erst nach der Wende 1989/90 wechselten einige Länder schrittweise auf das Band II, das in den westeuropäischen Ländern verwendet wurde.

Heute sind vielfach noch beide Frequenzbereiche aktiv – in Russland unterscheidet man beispielsweise (im Alltagssprachgebrauch) zwischen FM (87,5 MHz bis 108,0 MHz) und UKW (65,9 bis 73,1 MHz).

UKW-Rundfunk in China

In China wird für den UKW-Rundfunk der Frequenzbereich 76 bis 90 MHz, dessen Obergrenze auf 95 MHz angehoben werden soll, verwendet.

UKW-Rundfunk in Südkorea

In Südkorea wird für den UKW-Rundfunk der Frequenzbereich 88 bis 108 MHz verwendet.

UKW-Rundfunk in den Vereinigten Staaten

In den Vereinigten Staaten ist der nutzbare Frequenzbereich festgelegt auf 87,9 bis 107,9 MHz. Die Höhenanhebung beim Senden (Preemphasis) ist gegenüber den anderen Ländern auf einen anderen Wert festgelegt. Hieraus ergibt sich eine – überwiegend unwesentliche – Inkompatibilität bei den Empfangsgeräten. Zudem wird in den USA nur auf ungeraden Frequenzen mit 0,2 MHz (200 kHz) Abstand gesendet (also auf 87,9 MHz, 88,1 MHz, 88,3 MHz usw). Die in den USA für Präemphase/Deemphase verwendete Zeitkonstante beträgt 75 µs (Mikrosekunden).

Geschichte

1925 fand zwischen Jena und Kahla die erste UKW-Übertragung der Welt durch Professor Abraham Esau statt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf der Internationalen Rundfunkkonferenz in Atlantic City die Frequenzen für europäische Rundfunksender neu vergeben. Nach dem Kopenhagener Wellenplan erhielten die Verlierer-Staaten nur sehr wenige, ungünstige Frequenzen im Mittelwellenbereich zugeteilt. Daher wurde insbesondere in diesen Staaten der Einsatz von Ultrakurzwellensendern geplant. Der erste europäische UKW-Sender wurde am 28. Februar 1949 in München-Freimann vom Bayerischen Rundfunk (90,1 MHz) in Betrieb genommen.

Anzahl der UKW-Sendestationen (Funkmasten) in der Bundesrepublik Deutschland 1952:

Bayerischer Rundfunk 27
Hessischer Rundfunk 7
Nordwestdeutscher Rundfunk 29
Radio Bremen 2
Süddeutscher Rundfunk 12
Südwestfunk 27
Sender Freies Berlin 2
Insgesamt 106

Die ersten Stereo-Sendungen auf UKW in Deutschland strahlte der Sender Freies Berlin anlässlich der Funkausstellung 1963 aus. Ab 1968 strahlte jede Landesrundfunkanstalt mindestens ein UKW-Programm in Stereo aus.

Bis 1964 wurden für den UKW-Rundfunk in Deutschland nur Frequenzen von 87,5 MHz bis 100 MHz eingesetzt. Dann wurde der Frequenzbereich erweitert, zunächst bis 104,5 und ab 1968 bis 108 MHz. Die Empfänger-Hersteller zogen mit Verzögerung nach, weshalb in den frühen 1970er Jahren Geräte mit einer UKW-Skala bis 104,5 neben solchen bis 108 MHz angeboten wurden. Die Frequenzen oberhalb 100 MHz wurden erst nach der Einführung von Privatsendern im großen Stil koordiniert. Deshalb sind hier die meisten privaten Programmanbieter zu finden.

In Deutschland werden UKW-Sender zurzeit (2014) von den neun Landesrundfunkanstalten, dem Deutschlandradio (mit den beiden UKW-Programmen Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur), von den Soldatensendern wie AFN und BFBS und natürlich von privaten Programmanbietern betrieben.

Seit 2006 ist in Deutschland und in der Schweiz der Betrieb von UKW-Sendern mit kurzer Reichweite von einigen Metern (bis zu 50 nW ERP erlaubter Strahlungsleistung), z. B. zur Übertragung von Signalen eines MP3-Players zum Autoradio, erlaubt.[1] Diese Geräte werden im Handel als FM-Modulator, FM-Transmitter (Minisender) usw. angeboten.[2]

Die Zukunft des UKW-Rundfunks

Als Nachfolger des analogen UKW-Rundfunks wurde der digitale Rundfunk in Gestalt von DAB (Digital Audio Broadcasting) angesehen. Es war vorgesehen, in der EU die analoge Verbreitung von Rundfunkprogrammen im Jahr 2012 einzustellen, wenn sich der digitale Rundfunk verbreitet hätte. Dieses Ziel wurde deutlich verfehlt, siehe Analogabschaltung. In Deutschland und Österreich konnte sich DAB nicht durchsetzen, daher wurde es dort eingestellt. In Deutschland wurde inzwischen der inkompatible Nachfolger DAB+ eingeführt. In der Schweiz war die Einführung von DAB erfolgreicher, aber inzwischen auch durch DAB+ ersetzt. Im Rest von Europa ist die Situation unübersichtlich, mancherorts wurde der Betrieb wieder eingestellt, in anderen Ländern scheint er teilweise erfolgreich zu sein. Siehe auch Digital Audio Broadcasting in Europa

Situation in Deutschland

Im Jahr 2000 stellte die Bundesregierung fest, „dass [...] der UKW-Hörfunk durch Digital Audio Broadcasting (DAB) abgelöst werden soll.“ Voraussetzung hierfür wäre, dass sich DAB im Markt durchsetzt. Durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten sollte erreicht werden, dass im Jahr 2010 die weit überwiegende Mehrzahl der Hörer Digitalradio nutzt und damit die analoge Hörfunkübertragung ab 2010 auslaufen könnte. Schon im Jahr 2005 stellte die Initiative Digitaler Rundfunk in einem Bericht fest, dass sich DAB noch nicht hinreichend etablieren konnte und daher der analoge UKW-Hörfunk noch auf lange Sicht der wichtigste Verbreitungsweg bleiben wird. Ungeachtet dessen wird an dem Ziel, die analoge UKW-Hörfunkübertragung durch ein digitales System zu ersetzen, weiterhin festgehalten und das Band II soll dauerhaft dem Rundfunk zur Verfügung stehen.

Zwischenzeitlich gab es Überlegungen, den UKW-Bereich mit den schmalbandigen Systemen DRM+ oder HD-Radio zu digitalisieren. Diese Technik hätte es erlaubt, einzelne UKW-Frequenzen von analoger auf digitale Nutzung umzustellen.

Nachdem die Einführung von DAB misslang, machte man 2011 mit der Einführung des Nachfolgers DAB+ einen Neustart. Da die Standards inkompatibel sind, müssen neue Geräte angeschafft werden. Dennoch zeigen sich teilweise Erfolge bei der Verbreitung (2014).

In den deutschen Kabelfernsehnetzen werden auch weiterhin auf dem UKW-Frequenzbereich Radioprogramme übertragen. Diese sind von der Analogabschaltung nicht betroffen.

Situation in Österreich

Situation in der Schweiz

Situation in Italien

Einzelnachweise

  1. Bundesnetzagentur: Verwaltungsvorschrift für Frequenzzuteilungen für den Rundfunkdienst, Drahtlose Audio-Funkanwendungen
  2. Bundesnetzagentur gestattet Privatfunk mit 50 Nanowatt auf heise online vom 8. März 2006

Weblinks