Universität Tel Aviv

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אוניברסיטת תל אביב
Universität Tel Aviv
Gründung 1956[1]
Trägerschaft staatlich
Ort Tel Aviv Israel Israel
Präsident Ariel Porat[2]
Studierende rund 30.000[3]
Website www.tau.ac.il

Die Universität Tel Aviv (hebräisch אוּנִיבֶרְסִיטַת תֵּל אָבִיב Ūnīverssīṭat Tel Avīv) zählt etwa 30.000 Studierende und ist damit Israels größte Universität. Unterrichts- und Verwaltungssprache ist meist Neuhebräisch.

Campus
Israel
Tel
Aviv-
Jaffa

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Universität besteht aus neun Fakultäten, die sich in 90 Institute gliedern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorläufer der Universität waren drei kleinere Hochschulen und Institute. Der älteste Vorläufer war der Machon ha-Biologi ha-Pedagogi (הַמָּכוֹן הַבִּיוֹלוֹגִי הַפְּדָגוֹגִי ‚das Biologisch-Pädagogische Institut‘), der 1931 im Rechov Jehudah ha-Levi 12 in Tel Aviv als Seminar für Lehrer der Naturwissenschaften gegründet wurde. Es wurde 1953 umbenannt in Machōn Ūnīversīṭaʾī lɘ-Madʿej ha-Ṭeva (מָכוֹן אוּנִיבֶרְסִיטָאִי לְמַדְעֵי הַטֶּבַע ‚Universitäres Institut für Wissenschaften der Natur‘), den der seit 1935 dort tätige Heinrich Mendelssohn dann als Dekan leitete, 1965 war er Vizepräsident der Universität.

Trubowicz-Bau (בניין טרובוביץ`) der Buchmann-Fakultät für Jura, 1955–1959 als erstes Gebäude auf dem Campus Ramat Aviv erbaut nach Plänen Uriel Otto Schillers (1907–1992), Schüler von Peter Behrens

Das zweite Gründungsinstitut war der Beit ha-Sefer ha-Gavōah lɘ-Mischpaṭ wɘ-lɘ-Chalkalah (בֵּית הַסֵּפֶר הַגָּבוֹהַּ לְמִשְׁפָּט וְלְכַלְכָּלָה ‚Hochschule für Recht und Wirtschaft‘), den Fritz Naphtali und andere 1935 eröffneten. Als universelle Lehranstalt hatte die Hochschule bereits die Fakultäten Rechtswissenschaften, Ökonomie, Verwaltung und Politik, Betriebswirtschaftslehre sowie Steuerrecht. Dritte Keimzelle war Ha-Aqademjah lɘ-Mūsīqah ʿal Schem Samūʾel Rūbīn (הָאֲקָדֶּמְיָה לְמוּזִיקָה ע"ש סַמוּאֵל רוּבִּין ‚Samuel-Rubin-Akademie für Musik‘), die ungarische ʿOlim 1945 gründeten.

Beide erstgenannte waren die ersten Einrichtungen höherer Bildung in Tel Aviv überhaupt. 1955 öffnete der Trubowicz-Bau (בניין טרובוביץ`, auch „rotes Haus“ genannt), welches als permanenter Ort für die Hochschule für Recht und Wirtschaft genutzt wurde und den Beginn für das Hochschulgelände im Tel Aviver Stadtteil Ramat Aviv bildete.

Auf dem Grund dieses Stadtteils befand sich ursprünglich das arabische Dorf al-Schaich Muannes (arabisch: الشيخ مؤنس), dessen Bewohner aufgrund des Arabisch-Israelischen Krieges von 1948 flohen und dann an der Rückkehr gehindert waren und – soweit nicht schon verstorben – sind. Das heutige Universitätsgelände befindet sich zum großen Teil auf dem Land des damaligen Dorfes. Teile des Landes der Hochschule wurden dabei legal abgekauft, andere allerdings nicht.[4] Das einzig erhaltene Haus des Dorfteils auf dem Universitätsgelände beherbergt heute das Klubhaus der Universität.

Um nun die verschiedenen Hochschulen und Institute zusammenzufassen wurden in den 1950er Jahren verschiedene Initiativen gestartet. Eine von diesen wurde von dem damaligen Tel Aviver Bürgermeister Chaim Levanon ins Leben gerufen und konnte sich letztendlich auch durchsetzen. So wurden die verschiedenen Einrichtungen 1956 vereinigt und am 6. Juni desselben Jahres die Gründung der Universität bekannt gegeben. Professor Israel Efrat wurde der erste Direktor der Universität. 1960 wurden erste Teile vom hohen Bildungsausschuss in Israel anerkannt, später gewannen mehr und mehr Fakultäten akademische Anerkennung.

1978 wurde auf dem Gelände der Universität das Beit Hatefutsot – Nahum Goldmann Diaspora Museum eröffnet, benannt nach dem Gründer und langjährigen Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses. 1998 wurde die von Mario Botta entworfene Cymbalista-Synagoge gebaut. In Deutschland kooperiert die Universität mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Beide Städte sind durch eine langjährige Partnerschaft verbunden.

Im Dezember 2015 untersagte es die Leitung der Universität Verwaltungsmitarbeitern, mit Studenten Arabisch zu sprechen, obwohl Arabisch eine der beiden Amtssprachen Israels sowie die Muttersprache von 10 bis 15 Prozent der Studenten der Universität Tel Aviv ist. Nach einem Bericht der Zeitung Haaretz im Februar 2016 wurde das Verbot wieder aufgehoben.[5][6] Zum 1. Oktober 2016 schloss die Universität mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg einen Kooperationsvertrag. Dieser umfasst vor allem den Austausch von Studierenden und Lehrenden sowie gemeinsame kulturelle Aktivitäten und Forschungskooperationen.[7]

Cymbalista-Synagoge auf dem Campus

Am 4. August 2018 haben zwei Teams der Universität Tel Aviv Universitäts-Europameisterschaft im Debattieren im serbischen Novi Sad gewonnen. Amichay Even-Chen und Ido Kotler siegten in der Kategorie Englisch als Fremdsprache. Die Vorjahressieger Noam Dahan und Tom Manor gewannen dieses Jahr in der Kategorie Englisch als Muttersprache.[8]

Im März 2019 wurde bekannt, dass seit 2014 Studierende aus Afrika und Asien, die offiziell ein fünfzehnmonatiges Master-Programm an der Universität Tel Aviv studieren sollten, tatsächlich nur ein Monat lang tatsächlich an der Universität studierten und die übrige Zeit in landwirtschaftlichen Betrieben illegal bis zu sechzehn Stunden täglich körperliche Arbeit leisten mussten, die keinen Bezug zu ihrer Ausbildung hatte. Die Studierenden kamen mit Studentenvisa nach Israel und hätten daher gar nicht arbeiten dürfen. Die Universität erhielt zahlreiche Beschwerden über dieses Programm, denen jedoch zunächst nicht nachgegangen wurde. Der stellvertretende Rektor der Universität, Raanan Rein, sagte: „Wir hatten anfangs einige Zweifel, doch das Programm hat sich als großer Erfolg erwiesen.“ Erst nachdem die Tageszeitung Haaretz über die die Beschwerden der Studierenden über die „Sklavenarbeit“ sowie über Gerichtsverhandlungen wegen Ausbeutung und illegaler Anstellung berichtet hatte, erklärte die Universität, das Programm entspreche „hohen akademischen Standards“, die Universität würde jedoch ein Team einsetzen, dass die Vorwürfe untersuchen solle.[9]

Im Januar 2021 protestierten Mitglieder des Lehrkörpers gegen eine Zusammenarbeit der Universität Tel Aviv mit der umstrittenen israelischen Universität Ariel im besetzten Westjordanland.[10]

Bekannte Dozenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Smolars-Auditorium

Bekannte Absolventen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Universität Tel Aviv – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://english.tau.ac.il/tau_history
  2. https://english.tau.ac.il/President-Office
  3. https://international.tau.ac.il/Facts_and_Figures
  4. Webseite der Zochrot Organisation, 2006, englisch, hebräisch, arabisch
  5. Yarden Skop: Tel Aviv University Tells Call Center Workers Not to Speak Arabic. In: Haaretz, 17. Februar 2016;
    Yarden Skop: Tel Aviv University Retracts Ban on Arabic in Call Center Following Haaretz Report. In: Haaretz, 17. Februar 2016;
    Israeli Arabs Should Be Free to Speak Arabic Everywhere. In: Haaretz, 18. Februar 2016.
  6. Yarden Skop: Tel Aviv University Tells Call Center Workers Not to Speak Arabic. In: Haaretz, 17. Februar 2016.
  7. Neue Partneruniversität in Israel. Abgerufen am 22. März 2020.
  8. Universität Tel Aviv gewinnt Debattier-EM In: Israelnetz.de, 8. August 2018, abgerufen am 10. August 2018.
  9. Lee Yaron, Josh Breiner: “I Feel Exploited”: African, Asian Students at Tel Aviv University Put to Work on Farms for Degree. In: Haaretz, 8. März 2019; Lee Yaron, Josh Breiner: Tel Aviv University to Examine ‘Slave Labor’ Claims by Foreign Farming Students. In: Haaretz, 10. März 2019; Lee Yaron, Josh Breiner: Top Tel Aviv University Staff Backs Field Labor for Students From Africa, Asia Haaretz, 12. März 2019.
  10. Meron Rapoport: הסכם בין אונ' ת"א לאריאל. מרצים: כופים עלינו לשתף פעולה עם הכיבוש 13. Januar 2021 / Tel Aviv University faculty condemn deal with settlement medical school 21. Januar 2021.
  11. Vita. Abgerufen am 5. Juni 2018.

Koordinaten: 32° 6′ 50″ N, 34° 48′ 15″ O