Unter Null (Film)

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Film
Titel Unter Null
Originaltitel Less Than Zero
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1987
Länge 98 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Marek Kanievska
Drehbuch Harley Peyton
Produktion Jon Avnet,
Jordan Kerner
Musik Thomas Newman
Kamera Edward Lachman
Schnitt Peter E. Berger,
Michael Tronick
Besetzung

Unter Null (Originaltitel: Less Than Zero) ist die Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Bret Easton Ellis. Die deutsche Erstaufführung fand bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin 1988 (Berlinale) statt.

Handlung

Im Mittelpunkt von „Unter Null“ steht der Student Clay, der über die Weihnachtsferien vom College an der Ostküste zurück in seine Heimatstadt Los Angeles kehrt, um Familie und Freunde zu besuchen. Auch versucht er seine ehemalige Freundin Blair wieder für sich zu gewinnen. Die hat ihre akademischen Ambitionen aufgegeben, arbeitet mittlerweile als erfolgreiches Fotomodell und lebt jetzt mit Julian, seinem besten Freund aus gemeinsamen Schulzeiten, zusammen. Julian ist nach gescheiterten Berufsprojekten hoch verschuldet und dazu noch kokainsüchtig. Die gemeinsame Vergangenheit aber verbindet noch. Auf nächtlichen Streifzügen durch die Clubs und auf Partys finden die High-School-Freunde wieder zusammen. Als Blair sich schließlich wieder für Clay entscheidet und Julian keinen anderen Ausweg sieht, als seine Schulden durch Prostitution zu begleichen, eskaliert die Situation. Clay und Blair wollen ein letztes Mal den gemeinsamen Freund retten. Vergeblich. Julian stirbt an einer Überdosis.

Allgemeines

Selten wurde ein Film so einhellig als missratene Literaturverfilmung kritisiert, wie ‚Unter Null’. Film und Buch haben im Wesentlichen das grobe Handlungsgerüst und die Namen der Protagonisten gemein. Der literarische Clay neigt zur Bi-Sexualität, schnupft Kokain und steht Allem und Jeden mit Gleichgültigkeit gegenüber. Der Film-Clay ist ein weißer Ritter, der Drogen ablehnt, seine Freundin liebt und sich um das Leben seines Freundes sorgt. CINEMA-Rezensent Karl Heinz Schäfer meinte: (Zitat): ‘… - alles was brisant und gewagt war, ist von den Drehbuchautoren entschärft worden’.

Bret Easton Ellis galt bei Veröffentlichung seines Erstlingswerks als Shootingstar der Literaturszene (er schrieb ‚LTZ’ im Alter von 21 Jahren - als College-Student) und in der Tradition eines J.D. Salinger stehend (Welt am Sonntag vom 8. Januar 2006 (siehe Weblink)). Offensichtlich hatte er bei der durchaus autobiographischen Skizzierung seiner Protagonisten und ihrer Lebensverhältnisse den Nerv der Zeit getroffen.

Diese Qualität besitzt die filmische Umsetzung nicht. Schöne Menschen an schicken Orten sind die Schauwerte dieser Hollywoodproduktion. epd Film-Rezensent Rudolf Worschech fasst dies in seiner Besprechung folgendermaßen zusammen: (Zitat) „Unter Null ist Dekoration, und die Personen sind nur ein Teil davon“. Einsamkeit, Langeweile, Drogen und Alkoholkonsum sind die Schattenseite unter der schönen Oberfläche. Das Heyne Filmjahrbuch 1989 ergänzt: (Zitat) „Marek Kanievskas Film hat sich ganz der kühlen, synthetischen Äußerlichkeit dieser konsumgierigen Schickeria verschrieben“. Wenn es denn überhaupt eine beabsichtigte Botschaft gibt, dann besteht diese in einer Warnung vor Drogenmissbrauch. Der Film führt damit nahezu alle Intentionen des Romans ad absurdum (siehe u.a. Hollywood Film Flash).

Speziell die Performance von Robert Downey Jr. (als Julian) fand in vielen anderen Rezensionen positiven Anklang. Tragischerweise gibt es Parallelen zwischen seiner Rollenfigur und dem Privatleben des Schauspielers. Downey Jr. musste sich wegen Drogenvergehens mehrmals vor Gericht verantworten.

Bemerkenswert ist auch der Soundtrack. Die Coverversion des Simon & Garfunkel - Klassikers: 'A Hazy Shade Of Winter' als Single-Auskopplung, bescherte der Pop-Gruppe Bangles einen Welthit. Die nicht auf dem Album enthaltenen Instrumentalpassagen wurden von dem jungen Thomas Newman komponiert. Mittlerweile ist Newman einer der renommiertesten Filmmusik-Komponisten der Gegenwart.

Der Soundtrack besticht vor allem durch den Track „You and Me“ von Glenn Danzig And The Power And Fury Orchestra. Der Track wurde auf keinem offiziellen Danzig Album veröffentlicht. You and Me ist einer der frühen Danzig-Tracks, in denen Danzigs Stimme als Kombination aus Roy Orbison und Elvis Presley besonders zur Geltung kommt.

Mit einem US-Einspielergebnis von rund 12,4 Millionen Dollar und der zusätzlichen internationalen Kino-Video- und TV Auswertung dürfte ‚Less Than Zero’ zumindest als kommerzieller Erfolg bezeichnet werden.

Aus heutiger Sicht kommt der Verfilmung eine andere Bedeutung zu. ‚Less Than Zero’ war Vorbild und bot reichlich Vorlagen für Handlungsstränge erfolgreicher TV-Serien der frühen 90er Jahre, wie Beverly Hills, 90210 und Melrose Place.

Randnotiz

Brad Pitt ist in 'Unter Null' in einer Statistenrolle zu sehen. In der amerikanischen IMDb-Datenbank ist zu lesen, dass er für seinen Auftritt 38 Dollar Gage erhielt.

Bret Easton Ellis amüsiert sich in seinem im Jahr 2010 erschienenen Roman 'Imperial Bedrooms', einer Fortsetzung von 'Less Than Zero', über die Verfilmung seines Erstlingsromans. „Sie haben einen Film über uns gemacht“, lautet es eingangs in „Imperial Bedrooms“. Die Romanhelden beklagen sich über die geringe Werktreue des Film gegenüber der Buchvorlage. „Die haben mich sterben lassen“ befindet Julian in Roman-Fortsetzung, und dass im Film „sich eigentlich nichts vom Buch wiederfinden lässt“, meint jedenfalls der literarische Clay.

Speziell diese Passagen zitiert Matthias Wulff in seiner Literaturkritik zu „Imperial Bedrooms“ im Rolling Stone Magazin der Ausgabe Oktober 2010.

Kritiken

sind nachzulesen in: CINEMA 5/1988, Fischer Film Almanach 1989, Heyne Filmjahrbuch 1989 (Zitiert aus ‚Zoom’), epd Film 5/1988

Im Lexikon des internationalen Films heißt es, 'Unter Null' (Zitat) „… behandelt sein Thema allzu lehrbuchhaft und schwelgt mit Vorliebe in modisch-gelackten Bildern einer mondänen Welt, die von einer konsumgierigen Schickeria bevölkert wird. Durch allzu viele Klischees eines Lebens in synthetischer Äußerlichkeit büßt er endgültig an Überzeugungskraft ein“.

In der Ausgabe 5/1988 der Filmzeitschrift CINEMA wird Lob und Kritik amerikanischer Filmjournalisten in Hollywood auf einem 'Hollywood Film Flash' zusammengefasst: The Reporter: Hollywood hat aus Bret Easton Ellis brillanter Perspektive einen Rohrkrepierer konstruiert. Los Angeles Times: Anti-Kokain Parabel versetzt mit sentimentalem Gedusel. L.A. Weekly: Voller Kompromisse und tödlicher Schwächen. Der Film verwässert die trostlose Atmosphäre der Vorlage und erfindet „positive Szenen“ und setzt inkompetente Schauspieler ein. Einziger Lichtblick: Robert Downey Jr..

Eine positive Besprechung findet sich im Buch der Heyne Filmbibliothek: '1000 Kultfilme auf Video' von Jean Lüdeke: Er lobt eine Inszenierung mit viel Gefühl und Atmosphäre. Auch die Filmmusik von Thomas Newman wird als 'unter die Haut gehend' beschrieben.

Weblinks