Untertaunuskreis

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Wappen Deutschlandkarte
Untertaunuskreis
Deutschlandkarte, Position des Landkreises Untertaunuskreis hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1976)
Koordinaten: 50° 8′ N, 8° 4′ OKoordinaten: 50° 8′ N, 8° 4′ O
Bestandszeitraum: 1867–1976
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Verwaltungssitz: Bad Schwalbach
Fläche: 530,64 km2
Einwohner: 88.100 (30. Jun. 1976)
Bevölkerungsdichte: 166 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: SWA
Kreisschlüssel: 06 1 52
Kreisgliederung: 26 Gemeinden
Landrat: Karl-Heinz Becker (SPD)
Lage des Landkreises Untertaunuskreis in Hessen
Karte
Karte

Der Untertaunuskreis war bis zum 31. Dezember 1976 ein Landkreis in Hessen. Er war am 22. Februar 1867 im Regierungsbezirk Wiesbaden der preußischen Provinz Hessen-Nassau gegründet worden.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Süden verlief die Kreisgrenze ungefähr auf dem Taunushauptkamm nördlich von Wiesbaden und umfasste im Hintertaunus die Oberläufe der aus dem Hohen Taunus nach Westen und Norden fließenden Wasserläufe der Wisper, der Aar, des Wörsbachs und des Emsbachs. Auch nach dem Aufgehen im Rheingau-Taunus-Kreis wird die Landschaft des ehemaligen Kreisgebietes landläufig weiterhin als Untertaunus bezeichnet.

Nachbarkreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis grenzte Ende 1976, im Norden beginnend im Uhrzeigersinn, an den Landkreis Limburg-Weilburg, den Main-Taunus-Kreis, die kreisfreie Stadt Wiesbaden und den Rheingaukreis (alle in Hessen) sowie an den Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz.

Kartenausschnitt mit dem ehemaligen Untertaunuskreis von 1905

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Okkupation des Herzogtums Nassau durch Preußen im Deutschen Krieg (Juli 1866, Verkündung der Annexion am 4. August) wurde der neue Regierungsbezirk (bestehend aus Nassau und der ebenfalls einverleibten Freien Stadt Frankfurt nebst einigen Hessen-Darmstädtischen Gebieten) in 12 Landkreise eingeteilt. Die alten nassauischen Ämter Langenschwalbach, Wehen und Idstein mit rund 42.000 Einwohnern wurden zum Untertaunuskreis zusammengefasst. Sitz des Landratsamts war Langenschwalbach (seit 1927 Bad Schwalbach).[1]

Das Amt Langenschwalbach, das ehemals zur Niedergrafschaft Katzenelnbogen gehörte und in der napoleonischen Zeit ein Pays réservé war, wurde 1816 bei einem Gebietstausch von Kurhessen an Nassau abgetreten. Die Ämter Idstein im Taunus und Wehen waren von jeher nassauisch, und die Gemeinden Bremthal, Niederjosbach, Oberjosbach, Vockenhausen sowie Niedergladbach und Obergladbach und ein Teil der Gemeinde Schlangenbad waren 1803 von Kurmainz hinzugekommen.

Am 1. April 1886 trat die neue Kreisordnung der Provinz Hessen-Nassau in Kraft. Es wurden neue, kleinere Landkreise geschaffen. Auch der Untertaunuskreis wurde dabei verkleinert:[2]

Erneut verkleinert wurde der Untertaunuskreis am 1. April 1928, als die Gemeinden Bremthal, Königshofen, Niederjosbach, Niedernhausen und Vockenhausen in den neuen Main-Taunus-Kreis wechselten. Am 1. April 1939 wurde der Kreis um Georgenborn vergrößert, das aus der Stadt Wiesbaden ausgegliedert und nach Schlangenbad eingemeindet wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Untertaunuskreis in der Amerikanischen Besatzungszone, verblieb beim Regierungsbezirk Wiesbaden und wurde somit Teil des Landes Hessen. Vor den ersten Gemeindefusionen im Rahmen der hessischen Gebietsreform gehörten 83 Gemeinden zum Untertaunuskreis, darunter die drei Städte Bad Schwalbach, Camberg und Idstein.[3] Insgesamt wurde durch die Gebietsreform die Zahl der Gemeinden des Landkreises bis Ende 1976 auf 26 verringert.[4]

Nach 110-jährigem Bestehen wurde der Untertaunuskreis am 1. Januar 1977 mit dem Rheingaukreis und der Gemeinde Niedernhausen aus dem Main-Taunus-Kreis zum Rheingau-Taunus-Kreis zusammengeschlossen.[5] Die bisherige Kreisstadt Bad Schwalbach wurde Sitz der neuen Kreisverwaltung wegen ihrer zentralen Lage im Kreisgebiet. Gleichzeitig wurden am 1. Januar 1977 auch noch weitere Gemeinden zusammengeschlossen.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Quelle
1871 41.892 [6]
1900 34.587 [3]
1910 36.421 [3]
1925 37.099 [3]
1933 34.631 [3]
1939 34.860 [3]
1950 54.005 [3]
1960 55.600 [3]
1970 71.000 [7]
1976 88.100 [8]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 5. Februar 1965 wurde dem Untertaunuskreis im damaligen Regierungsbezirk Wiesbaden ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: „Der durch eine geschweifte Spitze dreigeteilte Schild zeigt im 1. Feld in Gold einen nach links gewandten, blaubezungten und -bewehrten roten Löwen, im 2. Feld in Blau zwischen goldenen Schindeln einen rotbezungten und -bewehrten goldenen Löwen und im 3. Feld in Schwarz aus einer silbernen Brunnenschale eine silberne Fontäne.“[9]

Bedeutung

Der rote Löwe ist dem Wappen von Katzenelnbogen entnommen, bei dem goldenen Löwen handelt es sich um den Nassauischen Löwen. Der Untertaunuskreis verband Teile aus beiden früheren Herrschaftsgebieten. Die Brunnenschale ist ein Hinweis auf die beiden Heilbäder des Kreises, Schlangenbad und besonders die Kreisstadt Bad Schwalbach.

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Tabelle enthält alle Gemeinden, die dem Untertaunuskreis nach 1928 angehörten, sowie die Daten aller Eingemeindungen.[3][4]

Gemeinde eingemeindet
nach
Datum der
Eingemeindung
Aarbergen1
Adolfseck Bad Schwalbach 31. Dezember 1971
Algenroth Heidenrod 31. Dezember 1971
Bad Schwalbach
Bärstadt Schlangenbad 1. Juli 1972
Bechtheim Hünstetten 1. Januar 1977
Bermbach Waldems 1. August 1972
Beuerbach Hünstetten 31. Dezember 1971
Bleidenstadt Taunusstein 1. Oktober 1971
Born Hohenstein 1. Juli 1972
Breithardt Hohenstein 1. Juli 1972
Daisbach Aarbergen 31. Dezember 1970
Dasbach Idstein 1. Oktober 1971
Dickschied-Geroldstein Heidenrod 31. Dezember 1971
Egenroth Heidenrod 31. Dezember 1971
Ehrenbach Idstein 1. Juli 1971
Engenhahn Niedernhausen 1. Januar 1977
Esch Waldems 1. August 1972
Eschenhahn Idstein 1. Juli 1971
Fischbach Bad Schwalbach 31. Dezember 1971
Görsroth Hünstetten 1. Januar 1977
Grebenroth Heidenrod 31. Dezember 1971
Hahn Taunusstein 1. Oktober 1971
Hambach Taunusstein 1. Juli 1972
Hausen über Aar Aarbergen 31. Dezember 1970
Hausen vor der Höhe Schlangenbad 1. Juli 1972
Heftrich Idstein 31. Dezember 1971
Heidenrod2
Heimbach Bad Schwalbach 31. Dezember 1971
Hennethal Hohenstein 1. Juli 1972
Hettenhain Bad Schwalbach 31. Dezember 1971
Hilgenroth Heidenrod 1. Januar 1977
Hohenstein
Holzhausen über Aar Hohenstein 1. Juli 1972
Hünstetten2
Huppert Heidenrod 31. Dezember 1971
Idstein
Kemel Heidenrod 31. Dezember 1971
Kesselbach Hünstetten 31. Dezember 1971
Kettenbach Aarbergen 31. Dezember 1970
Ketternschwalbach Hünstetten 31. Dezember 1971
Kröftel Idstein 31. Dezember 1971
Langenseifen Bad Schwalbach 31. Dezember 1971
Langschied Heidenrod 31. Dezember 1971
Laufenselden Heidenrod 31. Dezember 1971
Lenzhahn Idstein 1. Juli 1972
Limbach Hünstetten 31. Dezember 1971
Lindschied Bad Schwalbach 1. Januar 1977
Mappershain Heidenrod 31. Dezember 1971
Martenroth Heidenrod 1. Juli 1972
Michelbach Aarbergen 31. Dezember 1970
Nauroth Heidenrod 31. Dezember 1971
Neuhof Taunusstein 1. Oktober 1971
Nieder-Oberrod Idstein 31. Dezember 1971
Niederauroff Idstein 1. Juli 1971
Niedergladbach Schlangenbad 1. Juli 1972
Niederlibbach Taunusstein 1. Juli 1972
Niedermeilingen Heidenrod 31. Dezember 1971
Niederseelbach Niedernhausen 1. Januar 1977
Oberauroff Idstein 1. Januar 1977
Obergladbach Schlangenbad 1. Juli 1972
Oberjosbach Niedernhausen 1. Januar 1977
Oberlibbach Hünstetten 1. Juli 1972
Obermeilingen Heidenrod 31. Dezember 1971
Oberseelbach Niedernhausen 1. Januar 1977
Orlen Taunusstein 1. Juli 1972
Panrod Aarbergen 31. Dezember 1970
Ramschied Bad Schwalbach 31. Dezember 1971
Rückershausen Aarbergen 31. Dezember 1970
Schlangenbad
Seitzenhahn Taunusstein 1. Oktober 1971
Springen Heidenrod 31. Dezember 1971
Steckenroth Hohenstein 1. Juli 1972
Strinz-Margarethä Hohenstein 1. Juli 1972
Strinz-Trinitatis Hünstetten 31. Dezember 1971
Taunusstein3
Waldems4
Wallbach Hünstetten 31. Dezember 1971
Wallrabenstein Hünstetten 1. Januar 1977
Walsdorf Idstein 1. Oktober 1971
Wambach Schlangenbad 31. Dezember 1971
Watzelhain Heidenrod 31. Dezember 1971
Watzhahn Taunusstein 1. Oktober 1971
Wehen Taunusstein 1. Oktober 1971
Wingsbach Taunusstein 1. Juli 1972
Wisper Heidenrod 31. Dezember 1971
Wörsdorf Idstein 1. Oktober 1971
Zorn Heidenrod 31. Dezember 1971
1 
Am 31. Dezember 1970 gegründet
2 
Am 31. Dezember 1971 gegründet
3 
Am 1. Oktober 1971 gegründet
4 
Am 1. August 1972 gegründet

Kfz-Kennzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen SWA zugewiesen. Es leitet sich von der Kreisstadt Bad Schwalbach ab. Es wurde im Altkreis Untertaunus des Rheingau-Taunus-Kreises bis zum 14. Januar 1980 ausgegeben. Seit dem 15. August 2013 ist es im gesamten Rheingau-Taunus-Kreis erhältlich. (Kennzeichenliberalisierung)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. GenWiki: Regierungsbezirk Wiesbaden
  2. Kreisordnung für die Provinz Hessen-Nassau 1886 (Digitalisat)
  3. a b c d e f g h i Michael Rademacher: Untertaunus. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  4. a b Rheingau-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 378.
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hessen-Nassau und ihre Bevölkerung 1871
  7. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1972
  8. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1977
  9. Genehmigung eines Wappens des Untertaunuskreises, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 5. Februar 1965. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1965 Nr. 8, S. 210, Punkt 175 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,1 MB]).