Unterägypten

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Unterägypten in Hieroglyphen
N16
V23
V28G43M15

Ta-mehu
T3-mḥw
Breites Land

N16V23
X1
M16

Ta-mehet
T3-mḥt
Land des Mündungswassers

N29D58V28W16

Qebehu
Qbḥw
Das (Land) der kühlenden Gewässer

Unterägypten mit Einteilung der Gaue

Unterägypten (auch Ta-mehu, Ta-mehet, Qebehu; assyrisch Muṣur, Miṣir; arabisch مصر السفلى, DMG Miṣr as-suflā) erstreckt sich vom Mündungsdelta des Nils ab Kairo bis zum Mittelmeer.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Delta war durch Ablagerungen des sehr fruchtbaren Nilschlammes entstanden und wurde immer von den sieben Armen des Nils durchzogen. Dadurch und durch das eher mediterrane Klima entwickelte sich eine völlig andere Flora als in Oberägypten: Große Grasflächen und Papyrusdickichte boten Lebensraum für viele Tiere wie Vögel und Rinder. Deshalb waren die ersten Bewohner auch wandernde Hirten.

Durch die Nähe zum Meer und damit zu anderen Kulturen wurde Unterägypten schon von diesen beeinflusst, bevor Oberägypten sie durch Handel kennenlernte. Unterägypten wurde bis zur Vereinigung Ägyptens meist von Herrschern fremder Länder oder von Oberägypten regiert. Unter den Pharaonen wurde es in 20 Gaue eingeteilt, die von Gaufürsten verwaltet wurden. In byzantinischer Zeit bildete Unterägypten die Provinz Arcadia und wurde von Alexandria aus verwaltet.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung Unterägypten unterlag keiner festen Begriffszuordnung, sondern hatte aufgrund des vielfältigen Lebensraumes mehrere Benennungen. Ta-mehu bezog sich auf die Funktion des Nildeltas, aus welchem der Nil mit mehreren Seitenarmen in das Mittelmeer mündete. In Ta-mehet ist der mythologische Bezug zum Osirismythos enthalten, wonach Isis im Papyrusdickicht den jungen Horus vor Seth versteckte.

Qebehu ist wiederum ein Epitheton für die Brutplätze im kühlenden Nildeltagewässer, das auch als allgemeiner Ortsbegriff verwendet werden kann und die nördliche Region des kühlenden Wassers meint. In der Weltkammer vom Sonnenheiligtum des Niuserre erfolgt die Gleichsetzung von Qebehu mit Unterägypten im Zusammenhang der Zugvögel, die aus der kühlen Region nach Unterägypten zum Überwintern ziehen.[1] Außerdem wird Qebehu im Nutbuch als göttliche Region des Nordhimmels und Ort des Urgewässers Nun genannt. In Nuns Schöpfungsfunktion steht Qebehu als Synonym für die Geburts- und Wiedergeburtsvorbereitung in der Sphäre, aus der alles Leben entsprang.

Rote Krone Unterägyptens in Hieroglyphen
S3L2
X1
I13

S3

Descheret
Dšrt
Die rote Krone (des Nordens)

Die rote Krone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die oberste Göttin Unterägyptens war Wadjet und das Symbol Unterägyptens war die Rote Krone, welche bei der Reichseinigung zusammen mit der Weißen Krone Oberägyptens zur Doppelkrone der Pharaonen vereinigt wurde.

Ein weiteres Symbol für Unterägypten ist die dort weit verbreitete Papyrus-Pflanze.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elmar Edel: Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der „Weltkammer“ aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre. (= Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. I., Philologisch-Historische Klasse. Jahrgang 1961, Nr. 8). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1961.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Unterägypten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Elmar Edel: Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der „Weltkammer“ aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre. Göttingen 1961, S. 233.

Koordinaten: 30° 36′ N, 31° 6′ O