Urbino

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Urbino
Urbino (Italien)
Urbino (Italien)
Staat Italien
Region Marken
Provinz Pesaro und Urbino (PU)
Koordinaten 43° 44′ N, 12° 38′ OKoordinaten: 43° 43′ 30″ N, 12° 38′ 16″ O
Höhe 551 m s.l.m.
Fläche 228 km²
Einwohner 13.772 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 61029
Vorwahl 0722
ISTAT-Nummer 041067
Bezeichnung der Bewohner urbinati
Schutzpatron San Crescentiano (San Crescentino) (1. Juni)
Website www.comune.urbino.ps.it

Urbino mit dem Dom

Urbino ist eine Stadt mit 13.772 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Region Marken in Italien, südwestlich von Pesaro. Sie ist Sitz eines römisch-katholischen Erzbischofs. Urbino ist wegen seiner Architektur und seiner Kulturgeschichte Teil des Weltkulturerbes. In der Renaissance erlebte die Stadt eine Blütezeit, in die unter anderem auch die Gründung der Universität (1506) fiel. Der bedeutendste Herrscher des Herzogtums Urbinos war Federico da Montefeltro.

Die Gemeinde liegt in der Provinz Pesaro und Urbino und erstreckt sich auf 228 Quadratkilometer.

Geschichte

Die kleine römische Stadt Urbinum Mataurense (deutsch: Die kleine Stadt am Fluss Mataurus) wurde im 6. Jahrhundert in der Zeit der Gotenkriege zu einer wichtigen strategischen Festung, im Rahmen dieser Auseinandersetzungen 538 durch Belisar erobert, und fortan häufiger durch den byzantinischen Historiker Prokopios erwähnt. Obwohl Pippin Urbino dem Papst verkaufte, bestanden stets Unabhängigkeitsbestrebungen der Stadt. Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts kam sie in den Besitz der adligen Familie Montefeltro. Diese übte Druck auf die Stadt aus, was 1228 zu einer Rebellion der Bewohner führte, die sich mit den Einwohnern von Rimini zusammenschlossen und die Herrschaft über die Stadt 1234 wiedererlangten.

Herzöge von Urbino

Federico da Montefeltro mit seiner Gattin Battista Sforza, Gemälde von Piero della Francesca
Dom und Palazzo Ducale

Der berühmteste Sohn der Familie Montefeltro war Federico, Herrscher von Urbino von 1444 bis 1482. Er war einer der erfolgreichsten Condottieri seiner Zeit, ein vorsichtiger Diplomat und ein Förderer von Kunst und Literatur. An seinem Hof wirkten Piero della Francesca, Francesco di Giorgio Martini und Raffaels Vater Giovanni Santi. Federico stärkte seine Position durch seine Heirat mit Battista aus der mächtigen Sforza-Familie und die Verheiratung seiner Tochter mit Giovanni della Vore, dem Lieblingsneffen von Papst Sixtus IV., der im Gegenzug Federico den Herzogstitel verlieh.

Ihm folgte sein Sohn Guidobaldo da Montefeltro, der 1489 Elisabetta Gonzaga aus der herrschenden Familie in Mantua heiratete. Beide wurden 1502 von Cesare Borgia aus Urbino ausgewiesen und später enteignet, erhielten das Herzogtum aber nach der Entmachtung der Borgias zurück. Guidobaldo war der letzte Herzog der Montefeltro-Linie. Nach seinem Tod 1508 vererbte er seinen Titel an Francesco Maria I. della Rovere, einen Neffen von Julius II. Für rund ein Jahrhundert wurde Urbino nun von der Dynastie della Rovere regiert.

siehe auch: Liste der Grafen von Urbino.

Vikariat von Urbino

Karte von Urbino (Tommaso Luci, 1689)
Die Kirche San Bernardino bei Urbino

Urbino wird nicht nur mit der Stadt, sondern auch mit dem Vikariat von Urbino gleichgesetzt.

Politisch war das Vikariat von Urbino ein Teil des Kirchenstaates. Sein Territorium umfasste ungefähr 2700 Quadratkilometer. Es erstreckte sich im Süden bis Gubbio und im Norden bis an die Grenze der Emilia-Romagna. Im Westen wurde es durch den Bergkamm der Trabaria und des Apennin (Tosco Marchigiani), im Osten durch den Fluss Foglia begrenzt. Das Land war überwiegend gebirgiger und hügeliger Natur und bot nur sehr wenige natürliche Rohstoffe. Die Land- und Pferdewirtschaft war gleichfalls gering entwickelt. Die unzugängliche physische Struktur behinderte zudem eine einheitliche Entwicklung des Landes. Die Stadt Urbino war in dieser Zeit entsprechend ihrer geringen wirtschaftlichen Bedeutung als wenig bedeutend einzustufen. Auch politisch war das Land durch verschiedene eigenständige adlige Landherren geteilt. Eine wirkliche Kontrolle über das Vikariat mussten sich die Herren von Urbino immer wieder erkämpfen. Obwohl Urbino nominell zum Kirchenstaat gehörte, war die Bürokratie des Papsttums in wirtschaftlichen und politischen Krisenmomenten faktisch abwesend. Schon allein deswegen musste das Machtvakuum von verschiedenen Adelsfamilien der Region ausgefüllt werden. Zwar hat der Papst immer wieder versucht, die Rivalitäten zwischen den einzelnen Familien für seinen verbliebenen Rest an Einfluss zu nutzen. Diese Politik führte aber zu einer verstärkten Unabhängigkeit der adriatischen Gebiete des Kirchenstaates.

Urban VIII. gliederte schließlich 1626 das bis dahin autonome Herzogtum Urbino direkt in die päpstlichen Besitztümer ein, nachdem der kinderlose Francesco Maria II. della Rovere abgedankt hatte. Die große Bibliothek wurde nach Rom verbracht und 1657 in die Bibliothek des Vatikan eingegliedert. Als Teil des Kirchenstaats ging Urbino schließlich 1870 im Königreich Italien auf.

Erzbischöfe von Urbino

Der erste bekannte Bischof von Urbino war Leontius, der als Bischof von Rimini durch Gregor I. 592 ernannt wurde. Die Kathedrale durfte nicht innerhalb der Mauern errichtet werden. Dies geschah erst 1021 unter Bischof Theodoricus. Der Bischof Oddone Colonna (1380) wurde später zu Papst Martin V.

Hauptartikel: Liste der Erzbischöfe von Urbino

Majolika

Die besondere Erde von Urbino, die noch immer für Keramiken und Ziegelfabrikation verwendet wird, ließ die Keramikmanufakturen (botteghe) und deren Glasuren als Majolika weltweit bekannt werden. Die ersten handelsüblichen Irdenwaren wurden ab dem 15. Jahrhundert von Urbino verschickt, nach 1520 förderten die Herzöge der Familie Della Rovere, Francesco Maria I. und sein Nachfolger, Guidobaldo II., die Manufakturen, deren Produkte in ganz Italien als istoriato bekannt wurden. Der Stil der feinen Arabesken und grottesche wurde weltweit bekannt. Am bekanntesten waren die Waren aus der Hand des Sohnes von Nicolo Pilliparios, Guido Fontana.

Bauwerke

Historisches Zentrum von Urbino
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Vertragsstaat(en): Italien Italien
Typ: Kultur
Kriterien: ii, iv
Referenz-Nr.: 828
UNESCO-Region: [[Liste des UNESCO-Welterbes#Europa|Europa]]
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1998  (Sitzung 22)
Palast Corboli; errichtet zwischen dem XV und XVI Jht. und ist derzeit der Sitz der regionalen Bildungsbehörde. Die Familie Corboli ließ sich im 13.Jht in Urbino nieder; ihr berühmtester Vertreter war Fulvio Corboli Aquilini (1762–1826)

Der Herzoglicher Palast (Palazzo ducale)

Der Palazzo Ducale der Herzöge von Urbino ist das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Es wurde unter Federico da Montefeltro von Luciano Laurana, einem dalmatinischen Architekten, errichtet. Laurana war von Filippo Brunelleschis Bauten in Florenz beeindruckt. Der Palast wurde im 20. Jahrhundert teilweise als Regierungsgebäude genutzt. Er beherbergt die Galleria Nazionale delle Marche, eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der italienischen Renaissance.

Dom

Der alte Dom fiel 1789 einem Erdbeben zum Opfer. Auf seinen Trümmern wurde der neue Dom Santa Maria Assunta an der Piazza Duca Federico im klassizistischen Stil von dem Architekten Giuseppe Valadier errichtet und 1801 vollendet.

Kirche San Domenico

Sie liegt gegenüber dem Palazzo Ducale. An dem Renaissanceportal ist die Kopie der Figurengruppe Madonna mit Kind und Heiligen zu sehen. Das Original von Luca della Robbia (1451) befindet sich in der Nationalgalerie im Palazzo Ducale.

Oratorio di San Giovanni

Das Dach des Oratoriums in der Via Mazzini hat die Form eines Schiffsrumpfes. Im Inneren befinden sich auf der rechten Wand Fresken der in den Marken geborenen Brüder Lorenzo und Jacopo Salimbeni mit Szenen aus dem Leben Johannes’ des Täufers. Auch die Kreuzigungsdarstellung über dem Hauptaltar von 1416 stammt von den Brüdern Salimbeni.

Kirche San Francesco

Die Kirche hat eine Vorhalle und einen stattlichen Campanile. Hinter dem linken Seiteneingang befindet sich die Grabplatte der Eltern Raffaels.

Casa Natale di Raffaello

Das Geburtshaus Raffaels liegt in der Via Raffaello. Es ist eingerichtet mit Mobiliar aus verschiedenen Jahrhunderten und Bildern, meist Kopien bedeutender Werke aber auch Originale, so in der Sala Grande die Verkündigungsszene von Raffaels Vater Giovanni.

Kuppel der Kapelle des ehemaligen Klosters Santa Chiara

Kloster Santa Chiara

Das ehemalige Kloster Santa Chiara dient heute als Eingangshalle für die ISIA Urbino, eine Kunsthochschule. Das Kloster wurde nach den Plan von Francesco di Giorgio Martini errichtet und im 16. und 17. Jahrhundert umgestaltet [2]

San Bernardino

Rund 2,5 km außerhalb der Stadtbebauung liegt die Kirche San Bernardino, die Grablege der Herzöge von Urbino. Der Bau wurde nach Vorgabe von Federico da Montefeltro zwischen 1482 und 1491 erbaut, um dem Herzog, seiner Frau und deren Nachkommen als Begräbnisort zu dienen. Architekt war Francesco di Giorgio Martini, der von dem jungen und schon vielversprechenden Donato Bramante unterstützt wurde. Bis 1840 befand sich in der Kirche Piero della Francescas Pala Montefeltro, die heute in der Brera in Mailand aufbewahrt wird.

Persönlichkeiten

In Urbino geboren

Mit der Stadt verbunden

Literatur

  • Gabriele Cavalera, Giuseppe Cucco: Urbino Kunstführer – Kommentierter Gang durch den Palazzo Ducale und den historischen Stadtkern. Edizioni L'Alfiere 2005
  • Urbino Stadt der Kunst 2006

Weblinks

Commons: Urbino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Der Palazzo dell’ISIA – das ehemalige Santa Chiara Kloster, Homepage der Stadt Abgerufen am: 22. Juli 2011