Ursula Schattner-Rieser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ursula Schattner-Rieser (2019)

Ursula Schattner-Rieser (* 1966) ist eine österreichisch-französische Altphilologin, Semitistin und Judaistin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Reifeprüfung in Innsbruck studierte Ursula Schattner-Rieser von 1985 bis 1992 Geschichtswissenschaften, altorientalische Philologie, Kodikologie, Judaistik und Ethnologie in Wien, Paris und Jerusalem. Von 1990 bis 1993 diplomierte sie sich an der Ecole des langues et civilisations de l’Orient Ancien der Theologischen und Religionswissenschaftlichen Fakultät des Institut Catholique de Paris in Hebräisch, Aramäisch, Akkadisch, Syrisch, Äthiopisch, Arabisch und Griechisch. Nach der Maîtrise (1991) in Hebraistik an der Universität Paris VIII diplomierte sie sich 1992 in Samaritanischen Studien an der École pratique des hautes études (EPHE), wo 1998 die Promotion über die Handschriften vom Toten Meer „summa cum laude“ zum „Docteur ès Sciences historiques et philologiques“ (Orientalistik und biblisch-semitische Philologie - Qumrantexte) folgte. Ihre epigraphische Ausbildung erfolgte unter anderem an der École du Louvre 1989–91 und ihr semitisch-philologischer Mentor war Jean Margain. Ihre linguistischen Studien absolvierte sie bei André Martinet, Claude Hagège und Henriette Walter an der philologisch-historischen Sektion (IV) der EPHE. Ebendort folgte 2001 das historisch-philologische Diplom zum „élève de l’École“ und Erteilung der Lehrbefugnis als Universitätsprofessorin für Altorientalische Philologie (Langues et Littératures Orientales) und Jüdische Studien.

Sie war Professorin in Paris für hebräisch-aramäische Philologie (1996–2011) an der École des Langues et Civilisations de l’Orient Ancien (ELCOA) der kath. Universität von Paris (ICP)[1] und Dozentin für „Philologie et Epigraphie hébraïques et araméennes“ am Lehrstuhl von André Lemaire an der EPHE und Privatdozentin im Studiengang Antikes Judentum[2] der Universität Zürich (2010–2013) und am Institut für Bibelwissenschaft und Alter Orient der Universität Innsbruck (2012–2016) sowie an der theologischen Fakultät der Universität Salzburg.

Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Andreas Lehnardt, Professur für Judaistik der Universität Mainz (2016–2017) und an der Universität Innsbruck[3] (2012–2016) zur Erforschung mittelalterlicher jüdischer Fragmente in Bucheinbänden in Archiven und Bibliotheken Tirols und Südtirols für das Institut für Jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST)[4] und hebraica.at[5].

Von 2018 bis 2021 hatte Ursula Schattner-Rieser die Lehrstuhlvertretung und Institutsleitung a. i. des Martin-Buber-Instituts für Judaistik der Universität zu Köln inne.[6] Seit 2021 lehrt sie semitische Sprachen am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck. Im Sommersemester 2023 begann sie eine Lehrstuhlvertretung (Bibel und Jüdische Bibelauslegung[7]) von Hanna Liss an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (hfjs)[8].

Seit 2005 ist sie korrespondierendes Mitglied der wissenschaftlichen Académie nationale de Metz.[9]

Wissenschaftliches Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Forschungsinteressen und Schwerpunkte liegen auf den Qumranstudien und der Erforschung der Handschriften vom Toten Meer, der nachexilischen Bibelwissenschaft, dem Umfeld des Alten Testaments und Samaritanistik und der Mittelalterliche Hebraica-Fragmente in Bucheinbänden.[10]

Für die Semitistik sind es die Hebräische und Aramäische Sprachwissenschaft, das antike Judentum und Ur- und Frühchristentum sowie die vergleichende Religionswissenschaft. Ihr persönliches Interesse liegt dabei im interreligiösen Kulturaustausch zwischen Judentum, Christentum und Islam.

Ursula Schattner-Rieser ist fachspezifisch vernetzt. Dazu gehören gemeinsame Arbeiten und Publikationen zu den Samaritanern mit Jörg Frey, Konrad Schmid (Theologe) und Christian B. Amphoux und Kooperationen mit Jörg Frey, Emanuel Tov, Daniel Stökl Ben Ezra, Katell Berthelot und Daniel Smith[11] über die Handschriften vom Toten Meer, Qumran, Gebete und das Aramäische zur Zeit Jesu.

Einen großen wissenschaftlichen Zuspruch haben die Arbeiten von Ursula Schattner-Rieser zum Gebet Vaterunser gefunden.[12] Sie hat anhand der aramäischen Texte aus Qumran „der mittelaramäischen-palästinensischen Phase“ eine neue Rückübersetzung bzw. Rekonstruktion des ursprünglich aramäischen Gebets gemacht, die sich in etlichen Details von den verbreiteten Retroversionen bei Kuhn[13] und Jeremias[14] unterscheidet.[15]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien
  • L’Araméen des manuscrits de la mer Morte, I. Grammaire (= Instruments pour l’étude des langues de l’Orient ancien 5), Editions du Zèbre, Lausanne 2004, ISBN 2-940351-03-1
  • Textes araméens de la mer Morte. Édition bilingue, vocalisée et commentée (= Langues et cultures anciennes 5), Éditions Safran, Bruxelles 2005, ISBN 2-87457-001-X
  • Échos du passé araméen. Témoignages épigraphiques par rapport à la tradition hébraïque et juive. Paris 2010 (= Habilitationsschrift).
Herausgeberschaft

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Philippe KEISER: ELCOA Orient ancien. Abgerufen am 7. Mai 2023 (französisch).
  2. Studiengang Antikes Judentum der Universität Zürich
  3. Universität Innsbruck - Dr. Ursula Schattner-Rieser
  4. Institut für Jüdische Geschichte | Home. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  5. Hebraica - Startseite. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  6. Martin-Buber-Institut für Judaistik.
  7. hfjs Bibel und Jüdische Bibelauslegung
  8. Ursula Schattner-Rieser. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  9. Académie nationale de Metz
  10. The researchers of the institutions partners. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  11. Huron University Daniel A Smith
  12. Jörg Frey: Das Vaterunser im Horizont antik-jüdischen Betens unter besonderer Berücksichtigung der Textfunde vom Toten Meer. In: Das Vaterunser in seinen antiken Kontexten. Florian Wilk (Hg.), Vandenhoeck & Ruprecht 2016, ISBN 978-3-525-54052-7.
  13. Karl Georg Kuhn, Achtzehngebet und Vaterunser und der Reim, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 1, Tübingen 1950, 32f.
  14. Joachim Jeremias: Das Vater-Unser im Lichte der neueren Forschung, Calwer Verlag 1962.
  15. Ursula Schattner-Rieser: Abba. Vaterunser: The Lord’s Prayer in the Context of Jewish-Aramaic Prayer Traditions in the Time of Jesus. In: Prayer in the Sayings Gospel Q [Das Gebet in der Logienquelle Q.], ed. by Daniel A. Smith & Christoph Heil, WUNT, Tübingen, Mohr-Siebeck, 2019, p. 23–56, ISBN 978-3-16-156660-8.