Vítor Constâncio

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Vítor Constâncio (2013)

Vítor Manuel Ribeiro Constâncio, GCIH, (* 12. Oktober 1943 in Lissabon) ist ein portugiesischer Ökonom und Politiker und war von Juni 2010 bis Mai 2018 Vizepräsident der Europäischen Zentralbank.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vítor Constâncio absolvierte im Jahr 1965 einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaft am Instituto Superior de Economia e Gestão (deutsch: Institut für Wirtschaft und Management) in Lissabon, des Weiteren hat er ein Postgraduales Studium an der University of Bristol, Vereinigtes Königreich absolviert.

Er war Generalsekretär des Partido Socialista von Portugal von 1986 bis 1989 und Kandidat für das Amt des Premierministers seines Landes im Jahr 1987, das er jedoch verfehlte. Er war Staatssekretär für Budget und Planung in der I. und II. Übergangsregierung von 1976, nach der Nelkenrevolution 1974. Im selben Jahr wurde er als Abgeordneter ins portugiesische Parlament gewählt und war von 1977 bis 1979 Präsident des Parlamentarischen Ausschusses für europäische Integration. 1978 wurde er in der zweiten konstitutionellen Regierung Minister für Finanzen und Planung.

Vítor Constâncio trat 1975 als Direktor für Statistik und Wirtschaftsstudien in den Dienst der Banco de Portugal ein, war von 1981 bis 1984 Vizegouverneur derselben und zwischen 1985 und 1986 und erneut von 2000 bis 2009 Gouverneur. 1988 war er, auf Einladung von Pinto Balsemão, Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz im spanischen Sitges.[2]

Später war er zwischen 1995 und 2000 Mitglied des Vorstandes der Banco Português de Investimento und des Energieunternehmens Energias de Portugal.

Vítor Constâncio ist seit 1989 Gastprofessor am Instituto Superior de Economia e Gestão der Technischen Universität von Lissabon.[3]

Europäische Zentralbank[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

EZB-Vizepräsident von Lucas Papademos schied 2010 turnusgemäß nach achtjähriger Amtszeit aus; Constâncio wurde sein Nachfolger. Vor seiner Berufung in das EZB-Direktorium war ihm vorgeworfen worden, während seiner Zeit als portugiesischer Notenbankpräsidenten gravierende Fehler[4][5] gemacht zu haben; er habe bei mehreren Bankenskandalen nicht richtig aufgepasst. Constâncio galt 2011 als Befürworter des Ankaufs von Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder.[6][7][8]

Constâncio übernahm im Dezember 2012 gemeinsam mit EZB-Direktor Yves Mersch die Zuständigkeit für das Projekt Bankenunion[9], eines der wichtigsten Projekte in der Historie der EZB. Die neue Europa-Bankenaufsicht sollte im März 2014 voll funktionsfähig sein, für Banken ab 30 Milliarden Euro Bilanzsumme (150 bis 200 Banken) direkt zuständig sein und im Notfall auf alle (mehr als 6000 Banken) in der Eurozone durchgreifen können. Die rund 150 Banken unter der direkten EZB-Kontrolle stellten damals 85 Prozent der Vermögensanlagen.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Constâncio betonte im Mai 2021, niemand werde Bitcoins kontrollieren können. Bitcoins könnten nicht alle Funktionen von Geld erfüllen: wegen ihres stark schwankenden Kurses taugten sie nicht einmal als Zahlungsmittel.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. EZB: Mitglieder des Direktoriums – Amtszeiten abgerufen 24. August 2019
  2. Bilderberg: Teixeira dos Santos e Paulo Rangel convidados para clube secreto (Memento des Originals vom 23. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www1.ionline.pt, aufgerufen 9. Juni 2012
  3. ISEG: Mestrado em Economia Monetária e Financeira (Memento des Originals vom 29. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/aquila2.iseg.utl.pt aufgerufen 11. September 2011 (pt)
  4. Constâncio – Der gute Mensch von Lissabon (Memento vom 17. Februar 2010 im Internet Archive), in FT.online, 16. Februar 2010
  5. Constâncio ouvido terça-feira no Parlamento sobre nacionalização do BPN@1@2Vorlage:Toter Link/publico.pt (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., in Público, 10. November 2008
  6. Falken und Tauben bei der EZB (Memento vom 3. August 2012 im Webarchiv archive.today) Artikel in FT.online vom 12. September 2011, aufgerufen am 12. September 2011
  7. Europäische Zentralbank: Constâncio wird EZB-Vize, in Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010, abgerufen am 12. September 2011
  8. Mitglieder der EZB, aufgerufen 11. September 2011 (englisch)
  9. http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Presse/EZB_Pressemitteilungen/2012/2012_12_18_direktorium.pdf?__blob=publicationFile
  10. zeit.de 13. Mai 2021: Interview