VARIG

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VARIG
Viação Aérea Rio Grandense
Logo der VARIG
Boeing 747 der VARIG
IATA-Code: RG
ICAO-Code: VRN
Rufzeichen: VARIG
Gründung: 1927
Betrieb eingestellt: 2007/2010
Sitz: Porto Alegre, Brasilien Brasilien
Heimatflughafen: * São Paulo-Guarulhos
IATA-Prefixcode: 042
Vielfliegerprogramm: Smiles
Flottenstärke: 26
Ziele: national und international
VARIG
Viação Aérea Rio Grandense hat den Betrieb 2007/2010 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.
Endzeit der Varig 2009: Boeing 737

VARIG war eine brasilianische Fluggesellschaft mit Sitz in Porto Alegre und Rio de Janeiro. Der Markenname wurde 2007 durch die ebenfalls brasilianische Gol Transportes Aéreos übernommen, die diesen seit 2010 aber nicht mehr verwendet. Er existiert weiter als Varig Log, Markenname von Varig Logística S.A, einer Frachtfluggesellschaft die sich 2000 von Varig abgespalten hat und seit 2012 in Insolvenz befindet.

Geschichte

VARIG – Viação Aérea Rio Grandense S.A. wurde am 7. Mai 1927 von dem deutschen Emigranten Otto Ernst Meyer, einem ehemaligen Piloten der deutschen Fliegertruppe des Ersten Weltkrieges, gegründet. Ab dem 15. Juni flog Varig mit einer Dornier Wal zunächst national, ab dem 5. August international. Die erste bedeutende Flugroute absolvierte die Lockheed L-1049G Super Constellation von Rio de Janeiro nach New York mit großem Erfolg, weil die Geschäftsführung attraktive Flugbegleiterinnen auf dieser Strecke einsetzen ließ. Ab Dezember 1959 wurde diese Strecke mit Sud Aviation Caravelle beflogen, die rasch von der Boeing 707 ersetzt wurde, von der 1960 die erste geliefert wurde.

Aufstieg

Im August 1961 kaufte Varig die REAL (Redes Estaduais Aéreas Ltda) auf und wurde somit zur größten Fluggesellschaft Südamerikas. Im Februar 1965 wurden Varig von der seinerzeitigen Militärregierung die interkontinentalen Strecken der unter zweifelhaften Umständen bankrott erklärten Panair do Brasil zugeteilt, damals die führende Fluggesellschaft Brasiliens, und mehrere DC-8, welche diese bedienten. Die Inlandstrecken absolvierte die Hawker Siddeley 748 ab November 1967. Sie ersetzte die Douglas DC-3 und die Convair CV-240. In den 1960ern wurden weitere Boeing 707 geliefert, mit denen Varig Tokio und Johannesburg anflog.

Das erste Großraumflugzeug, eine McDonnell Douglas DC-10-30, wurde am 29. Mai 1971 geliefert.

Nach und nach kaufte Varig kleinere Fluglinien auf, u.a. die Cruzeiro do Sul, die trotz ihres neuen Besitzers bis 1993 ihre Identität nicht verlor. Am 30. Januar 1981 wurde die erste Boeing 747 an Varig geliefert[1] und im Juni 1981 der erste Airbus A300.[2]

Varig trennte sich im Jahr 1998 von ihren letzten Boeing 747-300. Es gingen vier Boeing 747 an Cathay Pacific Airways, jeweils eine an die Focus Air, an die Atlas Air, an die South African Airways, welche das Flugzeug bereits zwei Jahre nach dem Kauf verschrotten ließ, und an die Garuda Indonesia. Iberia und Air New Zealand kauften die zwei übriggebliebenen Maschinen. Die Airbus A300 verblieb ohnehin nur wenige Jahre in der Flotte und wurde bereits Ende der 1980er Jahre abgestoßen. Seitdem dominierte die McDonnell Douglas MD-11 die Varig-Langstreckenflotte, unterstützt durch die Boeing 767. Ähnlich wie bei Delta und American wurde die 747 aus dem Streckennetz genommen, eine Tendenz des vergangenen Jahrzehntes. Im Oktober 1989 verlor Varig das Monopol auf internationale Linienflüge, so dass auch andere brasilianische Gesellschaften wie die Transbrasil internationale Flugverbindungen aufnehmen konnten.

Sinkflug

Ein zunehmender Konkurrenzkampf im brasilianischen Markt setzte der Varig stark zu. Ihr Marktanteil sank auf unter 30 %, während TAM Linhas Aéreas mit 43 % zum Marktführer avancieren konnte und der Newcomer Gol Transportes Aéreos mittlerweile 28 % des Marktes kontrollierte. Verkorkste Managementstrukturen und die aufgrund der finanziellen Situation nur schwache Gegenwehr im Verdrängungswettbewerb ließen Brasiliens einstigen Nationalstolz in einen unkontrollierten Sinkflug stürzen. Die Varig-Gruppe hatte inzwischen Verbindlichkeiten von mehr als drei Milliarden US-Dollar mit brasilianischen, staatlichen Gläubigern angehäuft.[3] Die brasilianische Regierung versuchte 2003 einen Zusammenschluss mit der TAM zu erwirken.[4] Obwohl schon die ersten Schritte der Fusion getroffen wurden, scheiterte das Vorhaben.

Im Juli 2005 beantragte die Varig Gläubigerschutz, um die Beschlagnahmung ihrer Flugzeuge durch Gläubiger zu verhindern. Am 20. Juli 2006 wurde sie für 24 Mio. US-Dollar an die frühere Cargo-Tochter Varig Log versteigert. Der Kaufpreis gilt in Fachkreisen als äußerst niedrig für eine derartige Fluggesellschaft. Die Käuferin und einzige Bieterin sicherte Investitionen von 485 Mio Dollar zu, um die Varig vor dem Aus zu retten. Um den Schuldenberg der alten Varig nicht bedienen zu müssen, wurde die neue Varig – VRG Linhas Aéreas in Form einer eigenständigen Gesellschaft gegründet.

Am 21. Juli 2006 wurden bis auf Frankfurt am Main und Buenos Aires alle internationalen Verbindungen eingestellt. In Brasilien blieben lediglich Porto Alegre, Recife, Salvador, Fortaleza, Rio de Janeiro und São Paulo im Streckennetz.

Am 14. Dezember 2006 wurden der neuen Varig alle nötigen Betriebsgenehmigungen, inklusive der besonders wichtigen Zertifizierung als Lufttransportunternehmen (Certificação de Homologação de Empresas de Transporte Aéreo – CHETA) von der Nationalen Agentur für Zivilluftfahrt Brasiliens (Agência Nacional de Aviação Civil – ANAC) verliehen.[5]

Allerdings bedeutete die Übernahme der alten Varig durch die VRG Linhas Aéreas das Ende der Mitgliedschaft in der Star Alliance, einem wichtigen Marketing-Instrument, zum 31. Januar 2007.[6] Die offizielle Begründung lautete, dass die Varig nach dem Übergang in die neue Gesellschaft nicht mehr die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft erfüllt. Tatsächlich war sie für die Star Alliance aufgrund ihres ausgedünnten Streckennetzes im Heimatland wertlos geworden.[7]

Der Präsident der Varig, Guilherme Laager, teilte am 8. Januar 2007 mit, dass noch im Januar 2007 zehn weitere Maschinen beschafft werden sollten und die VRG Linhas Aéreas bis Ende des Jahres 2007 wieder 20 Prozent des Inlandsflugverkehrs innehaben sollte. Zeitweise wurden mit der Star Alliance und der Oneworld Alliance Verhandlungen über eine Aufnahme geführt.

Verkauf

Eine Boeing 777-200 der VARIG ca. 2005

Im April 2007 wurde Varig für 320 Mill. Dollar (240 Mill. Euro) durch die brasilianische Fluggesellschaft Gol übernommen. Ab Mitte Juni 2007 flog Varig neben São Paulo auch wieder Rio de Janeiro separat aus Frankfurt am Main an, womit sich die Zahl der Flüge auf 14 pro Woche erhöhte. Anfang 2008 teilte Varig mit, die Flüge nach London per 1. März 2008 und diejenigen nach Frankfurt am Main und Rom per 29. März 2008 einzustellen. Die Flüge nach Mexiko-Stadt wurden am 11. Mai 2008, die nach Madrid am 12. Mai 2008 eingestellt. Als letztes Flugziel außerhalb Südamerikas blieb damit Paris. Zunächst war die Einstellung dieser Flüge für den 9. Juni 2008 vorgesehen, doch wurde dieser Termin wegen der immer noch vorhandenen Nachfrage auf den 31. August 2008 verschoben. Seitdem fliegt die VARIG keine Ziele außerhalb Südamerikas mehr an. Die zwei Langstreckenflugzeuge Boeing 767 wurden von der Muttergesellschaft Gol übernommen, flogen aber zunächst noch in Varig-Lackierung.

Einstellung der Flüge

Im Juni 2009 wurden alle eigenständigen Flüge eingestellt. Somit hat Varig keinen eigenen Flugbetrieb mehr. Die Flugzeuge werden seit dem Zeitpunkt auf Flugstrecken der Gol eingesetzt. Nach über 70 Jahren Erfahrung der ehemaligen Varig in der Luftfahrt, betrieb Varig Log unabhängige Operationen als Frachtluftfahrtgesellschaft zwischen August 2000 und Februar 2012.

Flotte

Zuletzt aktuelle Flotte

Douglas DC-3

Im Juni 2010 verfügte die Varig über 26 Flugzeuge, die alle der Flotte der Muttergesellschaft Gol entstammten:[8]

Historische Flotte

Zuvor betrieb VARIG unter anderem auch folgende Flugzeugtypen:[9][10]

Lockheed L-188A Electra

Zwischenfälle

Von 1949 bis 2002 kam es bei VARIG zu 35 Totalverlusten von Flugzeugen, 19 davon mit Todesopfern.[11]

  • Am 11. Juli 1973 brach ein Feuer an Bord einer Boeing 707 aus. Obwohl der Besatzung eine Notlandung nahe dem Flughafen Paris-Orly gelang, kamen 123 Insassen ums Leben. Mit einer Ausnahme starben die Opfer durch das Einatmen der Brandgase (siehe auch Hauptartikel VARIG-Flug 820).
  • Am 30. Januar 1979 verschwand eine Frachtmaschine des Typs Boeing 707 aus unbekanntem Grund spurlos über dem Pazifik. Der Verbleib des Flugzeugs konnte nicht aufgeklärt werden (siehe auch Hauptartikel VARIG-Flug 967).
  • Am 3. September 1989 musste eine Boeing 737-200 auf dem VARIG-Flug 254 im zentralen Amazonas-Regenwald bruchlanden, nachdem die Maschine den Flughafen Belém nicht finden konnte und ihr der Treibstoff ausging. Die Maschine wurde erst 2 Tage später, hunderte Kilometer von ihrer eigentlichen Flugroute entfernt, gefunden. Ursächlich war, dass die Piloten nach dem Start aufgrund einer missverständlich dargestellten Kursangabe auf dem Flugplan einen falschen Kurs in den Autopiloten eingaben, der sie, da die Piloten diesen Fehler in der Finsternis nicht bemerkten, bis zum Ausgehen des Treibstoffs auf einen südlichen Kurs brachte. 41 Insassen überlebten, 13 kamen ums Leben.[12]

Siehe auch

Weblinks

Commons: VARIG – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Planespotters.net: Boeing 747-2L5B(SF) – cn 22105 / ln 435
  2. Planespotters.net: A300B4-203 – cn 143
  3. Varig ist kaum noch zu retten Handelsblatt Online vom 26. April 2006
  4. Varig sucht Rettung in Fusion mit TAM (Memento vom 2. August 2012 im Webarchiv archive.today) FTD Online vom 7. Februar 2003
  5. http://www1.folha.uol.com.br/folha/dinheiro/ult91u113136.shtml Agência Nacional de Aviação Civil – Brasil 14. Dezember 2006
  6. Star Alliance 21. Dezember 2006
  7. Varig sucht Rettung in Fusion mit TAM (Memento vom 2. August 2012 im Webarchiv archive.today)
  8. ch-aviation.ch: Flotte der Varig als Teil der Gol Transportes Aéreos (englisch) 30. Juni 2010
  9. R.E.G. Davies: Airlines of Latin America since 1919. Putnam Aeronautical Books, London 1997, ISBN 0-85177-889-5, S. 606-608.
  10. Ulrich Klee und Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international. Zürich-Airport 1966 bis 2007
  11. Unfallstatistik Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. November 2015
  12. http://aviation-safety.net/database/record.php?id=19890903-0