Vertu

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Vertu

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Rechtsform Kapitalgesellschaft
Gründung 1998
Sitz Hampshire, Vereinigtes Königreich
Leitung Gordon Watson (CEO)[1]
Mitarbeiterzahl 1029[2]
Umsatz 276 Mio. € (2012)[2]
Branche Mobiltelefonhersteller
Website www.vertu.com

Vertu ist ein insolventer Hersteller von Luxus-Mobiltelefonen. Das Unternehmen wurde im Jahr 1998 von Nokia gegründet und im Oktober 2012 an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft[2], der das Unternehmen im November 2015 an die chinesische Godin Holdings mit Sitz in Hongkong veräußerte,[3] die ihrerseits die 2017 das Unternehmen an den Pariser Geschäftsmann Hakan Uzan verkaufte. Noch im selben Jahr begab sich das Unternehmen in die freiwillige Liquidation und schloss seine Produktionsstätte.[4] Vertu hatte seinen Hauptsitz in Hampshire in England. Niederlassungen mit regionaler Zuständigkeit befanden sich in New York, Singapur und Hongkong. Die Marke wird von Hakan Uzans Vertu AK France fortgeführt.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mobiltelefon

1995 hatte Frank Nuovo die Idee, eine Luxus-Mobiltelefon-Manufaktur ins Leben zu rufen. Nach ersten Gesprächen 1997 mit dem Technologie-Partner Nokia wurde Vertu 1998 als dessen zunächst unabhängiges Tochterunternehmen gegründet. Frank Nuovo war damals Chefdesigner bei Vertu. Nach etwa fünfjähriger Entwicklungsarbeit wurde 2002 die erste Kollektion „Signature“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Im selben Jahr erfolgte die Markteinführung von Vertu-Produkten in Europa, zuerst auf der Rue Royale in Paris.

2015 wurde das Unternehmen an eine Hongkonger Holding veräußert, die es ihrerseits im März 2017 dem Pariser Geschäftsmann Hakan Uzan verkaufte. Im Juli 2017 beantragten die Aktionäre Insolvenzschutz. Das Unternehmen begab sich in die freiwillige Liquidation, nachdem Pläne zu seiner Rettung gescheitert waren. Die 200 verbliebenen Mitarbeiter verloren damit ihre Bezahlung.[4] Am 13. Juli 2017 berichtete die Financial Times, dass Vertu seine Produktionsstätte auf Grund finanzieller Probleme schließen muss. Vorangegangen sind verschiedene Inhaberwechsel mit nicht transparenten Geldflüssen.[6] Die Concierge-Dienste wurden 2017 eingestellt.[7] 2018 wurde mit dem Aster P ein neues Gerät veröffentlicht, das jedoch nur in China bestellbar war.[8][9] Im Mai 2020 wurde die ehemalige Produktionsstätte in England abgerissen.[5]

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kollektionen des Herstellers heißen „Signature“, „Constellation“, „Ascent“ und „Vertu Ti“; zusätzlich gab es Kooperationen unter anderem mit Ferrari und dem Juwelier Boucheron. Vertu verwendet in seinen Geräten Materialien wie zum Beispiel Gold, Platin, Liquidmetal, Diamanten, Keramik und Carbon. Zu den meisten Kollektionen werden limitierte Editionen vorgestellt.

Ehemaliges Geschäft von Vertu in der Maximilianstrasse, München

Technisch wurden die Produkte von Vertu als mittelmäßig oder sogar veraltet beurteilt.[9][10] Wired nannte die Vertu-Produkte "geschmacklosen Müll" ("tasteless trash").[11]

Ein Spitzenprodukt der Produktfamilie war das Vertu Ti, das im Februar 2013 vorgestellt wurde. Das Android-Smartphone verfügt über 64 Gigabyte internen Speicher, eine 8 Megapixel-Kamera, eine 1,3 Megapixel Frontkamera und ein 3,7 Zoll großes LC-Display mit Multitouch-Fähigkeit.[12] Die Klingel- und Alarmtöne wurden exklusiv vom Londoner Symphonieorchester aufgenommen. Das Soundsystem wurde in Zusammenarbeit mit Bang & Olufsen entwickelt.

Eine Besonderheit der Vertu-Handsets war der sogenannte „Concierge-Service“, durch den sich Vertu-Kunden rund um die Uhr unterstützen lassen konnten, indem ihnen bei individuellen Wünschen geholfen wurde. Es können z. B. Hotels gebucht, Ferien organisiert oder Einladungen zu einer Vielfalt von Privatclubs und exklusiven Veranstaltungen angeboten werden.

Produktion und Vertrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vertu-Telefone wurden ausschließlich in Church Crookham in Handarbeit gefertigt, in einer Produktionsstätte, die seit 2017 leer stand und 2020 abgerissen wurde[5]. Vertrieben wurden sie weltweit, teils in Eigenboutiquen, teils über Multibrand Stores. Vertu eröffnete im November 2008 die erste eigene Boutique in Deutschland in der Münchener Maximilianstraße. In Deutschland gab es etwa 30 Boutiquen, die Vertu-Produkte verkauften, darunter in Großstädten wie Berlin (KaDeWe), Bremen, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und Stuttgart.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vertu – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Lai: Vertu's sudden CEO swap spells trouble after Chinese buyout. Is the acquisition working out for this luxury phone maker? Engadget, 9. Februar 2016, abgerufen am 6. März 2016 (englisch).
  2. a b c Portfolio Companies – Current Portfolio – Vertu. Abgerufen am 23. September 2013.
  3. Stephan von Voithenberg: Edel-Handy-Schmiede Vertu wird chinesisch. Telecom Handel, 3. November 2015, abgerufen am 6. März 2016.
  4. a b Chris Baraniuk: Luxury phone-maker Vertu collapses. In: BBC News. 13. Juli 2017 (bbc.com [abgerufen am 30. Mai 2020]).
  5. a b c Vertu factory in the UK demolished to make space for supermarket. In: Nokiamob. 4. Mai 2020, abgerufen am 30. Mai 2020 (amerikanisches Englisch).
  6. Vertu Schließt Produktionsstätte, abgerufen am 13. Juli 2017
  7. Services. In: Vertu. Abgerufen am 31. Mai 2020 (amerikanisches Englisch): „We have taken the difficult decision to suspend our current Vertu services and focus on developing a completely new, next generation suite of services, exclusively for our customers. We plan to launch these new services from September 2017 and update this page closer to the launch with further information.“
  8. Daniel Puschina: Neues Vertu Aster P: Viel Preis für mittelmäßige Hardware. Abgerufen am 31. Mai 2020.
  9. a b heise online: Vertu Aster P: 4000-Euro-Smartphone mit Vorjahres-Hardware. Abgerufen am 31. Mai 2020.
  10. Micah Singleton: Vertu slapped a Bentley logo on a mediocre Android phone and called it new. 11. Januar 2016, abgerufen am 2. Juni 2020 (englisch).
  11. Rob Beschizza: Eight Things We Pretend to Care About, But Don't. In: Wired. 19. März 2008, ISSN 1059-1028 (wired.com [abgerufen am 2. Juni 2020]).
  12. Vertu Ti, abgerufen am 2. September 2013
  13. Vertu: Suchseite Boutiquen und Händler (Memento des Originals vom 28. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vertu.com