Vielzitzenmäuse

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Vielzitzenmäuse

Südafrikanische Vielzitzenmaus (Mastomys coucha)

Systematik
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Tribus: Praomyini
Stenocephalemys-Gruppe
Gattung: Vielzitzenmäuse
Wissenschaftlicher Name
Mastomys
Thomas, 1915

Die Vielzitzenmäuse oder Vielzitzenratten (Mastomys) sind eine in ganz Afrika südlich der Sahara verbreitete Gattung der Altweltmäuse. Sie gehören zu den erfolgreichsten Nagetieren des afrikanischen Kontinents, da sie eine Vielzahl von Habitaten besiedelt haben und mit einer Art auch zu einem Kulturfolger des Menschen geworden sind.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Art haben Vielzitzenmäuse eine Kopfrumpflänge von 6 bis 18 Zentimetern[1], hinzu kommt ein 6 bis 15 Zentimeter langer Schwanz. Das Gewicht beträgt 20 bis 80 Gramm. Domestizierte Vielzitzenmäuse können mit 60 bis 130 Gramm[2] deutlich schwerer werden.[3] Das Fell ist oberseits braun oder grau und unterseits grau oder weiß gefärbt. Die Gestalt ähnelt sehr einer echten Ratte, und die Unterschiede treten erst bei einer Analyse von Merkmalen des Schädels und des Gebisses zutage. Namensgebend ist die Anzahl der Zitzen, die bei manchen Arten 24 erreichen kann, mehr als bei jedem anderen Nagetier. Allerdings gibt es auch Arten mit einer weit geringeren Zitzenzahl, so hat M. shortridgei nur 10 Zitzen.

Die natürlichen Habitate sind Savannen, Halbwüsten und Trockenwälder. Eine Art hat sich auf die aride Sahelzone spezialisiert, eine andere ist in den Okavango-Sümpfen endemisch. Die Natal-Vielzitzenmaus ist als Kulturfolger bekannt und als Krankheitsüberträger gefürchtet. Alle Vielzitzenmäuse sind außerordentlich reproduktiv. Die durchschnittliche Zahl der Jungen im Wurf beträgt zehn bis zwölf, es können jedoch bis zu 22 Junge sein. Zwei Würfe im Jahr scheinen die Regel zu sein.

Bei der Natal-Vielzitzenmaus beträgt die Tragzeit 23 Tage. Die Neugeborenen wiegen rund 1,8 Gramm, öffnen die Augen mit 16 Tagen und sind mit drei Wochen entwöhnt und unabhängig.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zur früher verbreiteten Ansicht sind die Vielzitzenmäuse nur entfernt mit den Echten Ratten (Rattus) verwandt. Vielmehr sind sie Teil einer afrikanischen Radiation der Altweltmäuse, der Stenocephalemys-Gruppe und gelten als enge Verwandte der Afrikanischen Weichratten (Praomys).

Wilson & Reeder (2005) listen acht Arten:

Die IUCN listet die Awash-Vielzitzenmaus als „gefährdet“ (vulnerable), die Zwerg-Vielzitzenmaus unter „zu wenig Daten vorhanden“, die übrigen sechs Arten sind „nicht gefährdet“ (least concern).

Die Natal-Vielzitzenmaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Natal-Vielzitzenmaus ist zu einem Kulturfolger des Menschen geworden. Es wird angenommen, dass ihr Verbreitungsgebiet einst auf Südafrika beschränkt war, wo sie ein Bewohner von Savannen war. Im Gefolge des Menschen breitete sie sich dann über ganz Afrika südlich der Sahara aus. Heute ist die Natal-Vielzitzenmaus in afrikanischen Dörfern weit verbreitet, aber nicht in großen Städten. Die Eroberung der Städte misslang wohl durch die Konkurrenz der überlegenen Hausratten und Wanderratten. Doch auch in zahlreichen Regionen des ländlichen Afrikas gehen die Bestandszahlen der Natal-Vielzitzenmaus heute durch ein Vordringen der Wanderratte zurück. Nur in entlegeneren Dörfern bleibt die Vielzitzenmaus die häufigere und oft alleinige Art.

Wegen ihrer starken Vermehrungsrate gelten Natal-Vielzitzenmäuse als ernste Plage. Sie bewohnen menschliche Behausungen und ernähren sich von den dortigen Vorräten. Zudem übertragen sie gefürchtete Krankheiten wie die Pest, Leptospirose und Lassafieber. Im Falle der Pest dürften sich Vielzitzenmäuse selbst bei Ratten infiziert haben, die von Schiffen aus nach Subsahara-Afrika gelangten und deren Rattenflöhe auf die Vielzitzenmäuse übersprangen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 2 Bände. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
  • Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mastomys in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN. Abgerufen am 15. Oktober 2009.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Haltungsbeschreibung Vielzitzenmaus. In: Felis-silvestris.com. 25. Mai 2013 (felis-silvestris.com [abgerufen am 21. November 2017]).
  2. Metal Monkey Exotics: Breeding ASFs :: Metal Monkey Exotics. Abgerufen am 21. November 2017 (englisch).
  3. Bericht über die Vielzitzenmaus auf der Website von Mäuseasyl