Vihansa

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Vihansa ist eine germanische Göttin, die durch eine bei Tongern gefundene Inschrift aus dem 3. Jahrhundert einzig belegt ist. Dem germanischen Namen nach ist sie eine Kriegsgöttin.

Auffindung und Inschrift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inschrift findet sich auf einer einfachen bronzenen Tabula ansata (circa 14 × 5 cm) die mit zwei seitlichen Befestigungslöchern ausgestattet ist. Sie wurde im Jahr 1855 nördlich von Tongern im limburgischen Ort Sint-Huibrechts-Hern in einem Dickicht ausgegraben. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung mit Faksimile erfolgte 1858.[1] Die Tafel befindet sich heute im Depot der Königlichen Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel.

„Vihansae / Q(uintus) Catius Libo Nepos / centurio leg(ionis) III / Cyrenaicae scu/tum et lanceam d(onum) d(edit)[2]

„Der [Göttin] Vihnasa weiht Quintus Catius Libo Nepos, Centurio der III. Legion Cyrenaica sein Schild und Speer“

In dem Stifter der Tabula wird ein tungerischer, bedingt durch vergleichbare regionale Votivinschriften, Veteran vermutet. In der älteren Forschung wurde im römischen Beinamen Libo eine latinisierte Kurzform (Kosename) des germanischen Personennamens Liffo[3] gesehen. Hermann Reichert bewertet Libo als gut belegten lateinischen Namen römischer Soldaten.[4]

Name und Deutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herkunft des Namens der Göttin aus dem Germanischen erschließt sich etymologisch aus der zweigliedrigen Form. Das erste Glied Vih- wird zu germanisch *wīga- = kämpfen oder zu *wiha- = heilig gestellt wie zu vergleichen mit dem gotischen Wort weihs = heilig. Das zweite Glied wird zu germanisch *ansu = Gott, hier Göttin gestellt.[5] Günter Neumann sieht durch den inschriftlichen Kontext eine Umformung zum lateinischen Femininum auf -a.[6]

Gedeutet wird Vihansa als eine Kriegsgöttin, wie es die Votivinschrift und die Etymologie des Namens nahelegt. Zur Vihansa lässt sich durch den Fundort der Inschrift im Siedlungsgebiet der Tungrer die Kriegsgöttin Harimella und aus Köln die Hariasa vergesellschaften. Die Vihansa zählt des Weiteren zur inschriftlich belegten Gruppe germanischer (Kriegs)Göttinnen und Gottheiten der nordwestlichen Provinzen der Gallia Belgica, Germania inferior.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegfried Gutenbrunner: Die germanischen Götternamen der antiken Inschriften. Niemeyer, Halle/S. 1936, S. 101–102.
  • Karl Helm: Altgermanische Religionsgeschichte. Band 1, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 1913, S. 376.
  • Günter Neumann: Germani cisrhenani – die Aussage der Namen. In: Heinrich Beck (Hrsg.): Germanenprobleme in heutiger Sicht, de Gruyter, Berlin/New York 2. um ein Vorwort erweiterte Auflage 1999, ISBN 978-3-11-080031-9, S. 107–129.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, S. 469.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. C. P. Serrure: De godin Vihansa. In: Vaderlandsch museum voor Nederduitsche letterkunde, oudheid en geschiedenis (Tweede deel). C. Annoot-Braeckman, Gent 1858, S. 101–104. (Digitalisat)
  2. CIL 13, 3592
  3. CIL 13, 8783 Vater des Dacinus, Dedikant der Göttin Nehalennia
  4. Hermann Reichert: Lexikon der altgermanischen Namen. Band I, Textband. (= Thesaurus Palaeogermanicus 1,1) Verlag der ÖAW, Wien 1987, ISBN 978-3-7001-0931-0, S. 469.
    Andreas Kokoschke: Die Personennamen in den zwei Germanischen Provinzen. Band 2,1 : Die Cognomen. Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westf. 2007, ISBN 978-3-89646-033-2, CN 1732 S. 463, CN 1740 S. 465.
  5. Siegfried Gutenbrunner: Germanische Göttnamen der antiken Inschriften, S. 101–102.
  6. Alfred Bammesberger: Gotisch ansiz und urgermanisch *ans(u). In: Beiträge zur Namenforschung 31, 1999, S. 231–240 hier 234ff. S. 236 Anmerkung 20.