Viktor Novak

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Grabstein Viktor Novaks in Belgrad

Viktor Novak (serbisch-kyrillisch Виктор Новак; * 4. Februar 1889 in Donja Stubica, Königreich Kroatien und Slawonien, Österreich-Ungarn; † 1. Januar 1977 in Belgrad, Jugoslawien)[1] war ein ehemaliger römisch-katholischer Priester, späterer Freimaurer und jugoslawischer Historiker kroatischer Abstammung.

Unter zahlreichen Schriften ist das Buch Magnum Crimen sein meistbeachtetes.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Novak war Universitätsprofessor für kroatische Geschichte in Belgrad. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war er ein Befürworter eines zentralistischen Jugoslawismus unter dem serbischen Königshaus und bemühte sich dies auch wissenschaftlich zu begründen. Kurz nach der Einführung der jugoslawischen Königsdiktatur versuchte Novak in seiner, von der staatlichen Druckerei hergestellten, offiziell anmutenden Schrift Jugoslovenska misao (Die jugoslawische Mission) mit einseitig zusammengetragenen Belegen[2][3] die „Stammes-Nationalismen in einen neuen jugoslawischen Nationalismus einzuschmelzen“[4] und schrieb:

„Das Alter des jugoslawischen Gedanken ist gleich zu setzen mit dem Alter des Slawentums auf dem Balkan.“[5]

Das Werk beinhaltet auch ein faksimiliertes Geleitwort des diktatorisch regierenden jugoslawischen Königs Alexander I.[3]

Nach dem Balkanfeldzug (1941) und der Zerschlagung des Königreichs Jugoslawien unterstützte er die sogenannte serbische „Regierung der nationalen Rettung“ unter Milan Nedić, welche mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich kollaborierte. So war Novak im Jahr 1941 als Universitätsprofessor einer der Unterzeichner des „Appells an die serbische Nation“. Dieser rief unter anderem die Serben dazu auf, die deutschen Besatzungsbehörden und die Quisling-Regierung unter Nedić zu unterstützen, um das serbische Volk zu erhalten. Novaks Unterschrift stand dabei oben an, nachdem er als 90. von 546. Personen des öffentlichen Lebens in Serbien, nämlich führende Vertreter des Klerus, der Bildung und Wirtschaft, den Appell unterzeichnete.[6][7][8][9] Trotzdem war er ebenfalls 1941 zusammen mit 32 andere Professoren der Universität Belgrad, von den Machthabern kurzzeitig als Geisel im KZ Banjica inhaftiert worden.[10]

Als Befürworter des Jugoslawismus durfte Novak seine Lehr- und Publikationstätigkeit auch nach dem Zweiten Weltkrieg in einem kommunistischen Jugoslawien fortsetzen, musste seine Theorien aber an die offizielle Sichtweise der Kommunistischen Partei anpassen.[11]

Als einer der führenden Freimaurer Jugoslawiens[12] und kurzzeitiger Großmeister der Freimaurerloge „Großjugoslawien“ – was seine Ansichten stark prägte –[13] erbat sich Novak „im Namen der jugoslawischen Freimaurerei“ auch das „Interesse der Freimaurer in aller Welt an der Aktion der jugoslawischen Kommunisten gegen Monsignore Stepinac“,[14] zu der auch der politische Schauprozess gegen diesen Erzbischof von Zagreb im Jahr 1946 gehörte.

Im Jahr 1967 trat Novak der Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Schriftsprache, welche maßgeblich den Kroatischen Frühling auslöste, mit seinem Buch Vuk i Hrvati (Vuk und die Kroaten) entgegen. Darin rechnete Novak polemisch und mit geringem wissenschaftlichen Wert mit den Wissenschaftlern ab, die nicht den sprachnationalistischen Standpunkt des serbischen Philologen Vuk Stefanović Karadžić (1787–1864) teilen wollten. Novak diffamierte darin unberechtigt einige kroatische Philologen als Vorläufer oder Diener des faschistischen unabhängigen Staates Kroatien, der von 1941 bis 1945 bestand. Eine zeitgenössische Buchbesprechung in Jugoslawien bezeichnete das Werk als „neueste Provokation Viktor Novaks“.[15]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti (Hrsg.): Ljetopis Jugoslavenske akademije znanosti i umjetnosti. Zagreb 1979, S. 58 u. 673 f.
  2. Wolfgang Kessler: Jugoslawien – der erste Versuch : Vorgeschichte und Gründung des „Ersten Jugoslawien“. In: Jürgen Elvert (Hrsg.): Der Balkan : Eine europäische Krisenregion in Geschichte und Gegenwart (= Band 16 der Historische Mitteilungen). Franz Steiner Verlag, 1997, ISBN 3-515-07016-8, Fußnote 12, S. 93 (Online [abgerufen am 25. März 2013]).
  3. a b Hans Lemberg: Der Versuch der Herstellung synthetischer Nationen im östlichen Europa im Lichte des Theorems vom Nation-building. In: Formen des nationalen Bewußtseins im Lichte zeitgenössischer Nationalismustheorien : Vorträge der Tagung des Collegium Carolinum in Bad Wiessee vom 31. Oktober bis 3. November 1991 (= Band 20 der Bad Wiesseer Tagungen des Collegium Carolinum). Oldenbourg Verlag, 1994, ISBN 3-486-56022-0, Fußnote 37, S. 155 (Online [abgerufen am 25. März 2013]).
  4. Viktor Novak: Antologija jugoslovenske misli i narodnog jedinstva 1390–1930 [Anthologie der jugoslawischen Gedanken und der nationalen Einheit 1390–1930]. Selbstverlag (Staatliche Druckerei), Belgrad 1930, S. LXV. Zitiert auch in Aleksandar Jakir: Dalmatien zwischen den Weltkriegen : Agrarische und urbane Lebenswelt und das Scheitern der jugoslawischen Integration (= Band 104 der Südosteuropäischen Arbeiten). Oldenbourg Verlag, 1999, ISBN 3-486-56447-1, S. 390 (Online [abgerufen am 25. März 2013]).
  5. Viktor Novak: Antologija jugoslovenske misli i narodnog jedinstva 1390–1930 [Anthologie der jugoslawischen Gedanken und der nationalen Einheit 1390–1930]. Selbstverlag (Staatliche Druckerei), Belgrad 1930.
  6. Apel srpskom narodu. In: Novo vreme. Nr. 86. Belgrad 13. August 1941, S. 1 u. 3 (Online in der serbischen Wikisource mit den Namen der Unterzeichner, darunter Novak [abgerufen am 17. März 2013]).
  7. Philip J. Cohen: Serbia's Secret War : Propaganda and the Deceit of History (= Band 2 der Eastern European Studies). Texas A&M University Press, 1996, ISBN 0-89096-760-1, S. 140 (Online [abgerufen am 17. März 2013] „Appell an das serbische Volk“ mit Novak als Unterzeichner Nr. 90). In dieser Quelle abgedruckte Liste der Unterzeichner auch zitiert im Standardwerk von Holm Sundhaussen: Geschichte Serbiens : 19.–21. Jahrhundert. Böhlau Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-205-77660-4, Fußnote 606, S. 313 (Online [abgerufen am 23. März 2013]).
  8. Zoran D. Nenezić: Masoni u Jugoslaviji (1764–1980) : pregled istorije slobodnog zidarstva u Jugoslaviji : prilozi i građa. Narodna knj., Zagreb 1984, S. 478.
  9. Valeria Heuberger: Nationen, Nationalitäten, Minderheiten : Probleme des Nationalismus in Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, der Tschechoslowakei, Bulgarien, Polen, der Ukraine, Italien und Österreich 1945–1990 (= Band 22 der Schriftenreihe des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts). Verlag für Geschichte und Politik, 1994, S. 86.
  10. Holm Sundhaussen: Geschichte Serbiens : 19.–21. Jahrhundert. Böhlau Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-205-77660-4, S. 312.
  11. Wolfgang Höpken: Zwischen nationaler Sinnstiftung, Jugoslawismus und „Erinnerungschaos“. In: Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut, Arbeitsgemeinschaft Ost (Hrsg.): Österreichische Osthefte. Band 47. LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-9539-4, S. 369 (Online [abgerufen am 25. März 2013]).
  12. Zoran D. Nenezić: Masoni u Jugoslaviji (1764–1980) : pregled istorije slobodnog zidarstva u Jugoslaviji : prilozi i građa. Narodna knj., Zagreb 1987, S. 495. Dieses Werk auch Quelle für Gerhard Grimm: Freimaurer (SO-Europa ohne Ungarn). In: Edgar Hösch, Karl Nehring u. Holm Sundhaussen für das Südost-Institut München (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau Verlag, Wien/ Köln/ Weimar 2004, ISBN 3-205-77193-1, S. 239.
  13. Jozo Tomasevich: War and Revolution in Yugoslavia, 1941–1945 : Occupation and Collaboration. Stanford University Press, Stanford 2001, ISBN 0-8047-7924-4, Fußnote 44, S. 25 (Online [abgerufen am 25. März 2013]).
  14. Zoran D. Nenezić: Masoni u Jugoslaviji (1764–1980) : pregled istorije slobodnog zidarstva u Jugoslaviji : prilozi i građa. 2. Auflage. Narodna knj., Zagreb 1987, S. 504.
  15. Wolf Dietrich Behschnitt: Nationalismus bei Serben und Kroaten 1830–1914 (= Band 74 der Südeuropäischen Arbeiten). Oldenbourg Verlag, 1980, ISBN 3-486-49831-2, S. 278 (Online [abgerufen am 25. März 2013]).