Villa Stuck

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Villa Stuck (2018)
Hofseite der Villa Stuck, 2010

In der Villa Stuck (anhören/?) befindet sich das Museum Villa Stuck im Münchner Stadtteil Haidhausen (historisch jedoch auf dem Gebiet von Bogenhausen). Hier können unter anderem die historischen Atelier- und Wohnräume des Münchner Künstlers Franz von Stuck (1863–1928) mit dessen Gemälden und Skulpturen besichtigt werden. Darüber hinaus zeigt das Museum Villa Stuck Sonderausstellungen zur Bildenden und Angewandten Kunst um 1900 sowie zeitgenössische Kunst.

Am 9. März 1968 wurde das Museum Villa Stuck unter der Führung des Stuck-Jugendstil-Vereins eröffnet. Seit 1992 ist das Museum Villa Stuck ein Museum der Stadt München.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atelier und Wohnhaus Franz von Stucks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz von Stuck, Selbstporträt, 1899
Amazone vor dem Eingangsportal (2021)

Die 1897/98 erbaute neoklassizistische Villa Stuck in der Prinzregentenstraße in München ist das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des „Malerfürsten“ Franz von Stuck. Von Stuck selbst entwarf die Villa und ließ 1914/15 ein Ateliergebäude ebenfalls nach eigenen Entwürfen hinzufügen. Die Innenräume wurden im Kontrast zu den Fassaden im Jugendstil gestaltet. Mit dem Gebäudeensemble aus Villa, Neuem Atelier und Künstlergarten realisierte Stuck seine Vorstellungen von einem modernen Gesamtkunstwerk. Für seine planerische und künstlerische Leistung wurde er 1928, unmittelbar vor seinem Tod, mit dem Ehrendoktortitel der Technischen Hochschule München ausgezeichnet.

Die Aufstellung der Amazonen-Großplastik vor dem Eingangsportal im Jahr 1936 veranlasste Stucks Schwiegersohn, der Bauunternehmer Albert Heilmann, der zu dieser Zeit die Villa bewohnte. Er ließ sie 1935 nach dem bekannten Gipsmodell Franz von Stucks aus dem Jahr 1913 durch die Münchner Firma Prießmann, Bauer & Co. gießen.[1][2][3]

Künstlergarten des Museums Villa Stuck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Garten der Villa Stuck (2020)

Der Künstlergarten wurde von Stuck als Skulpturengarten nach dem Vorbild antiker Villen nach eigenen Entwürfen angelegt. Er wurde von 2003 bis 2005 weitgehend restauriert und bietet drei in sich „geschlossene“ Gartenzimmer: als dritter der von Nord nach Süd kleiner, intimer werdenden Räume bot die Pergola eine gern genutzte Rückzugsfläche für Stuck. Der zweite, von drei Stelen bewachte Raum wird von einem Brunnen belebt. Balkon und darunter liegende Veranda sind der Übergang zum Wohnhaus. Durch die Bepflanzung der Nordfassade mit Solitärgehölzen sowie die Rekonstruktion eines antiken Rehs aus Herculaneum wurde der Vorgarten 2018 wiederhergestellt.

Rettung der Villa Stuck und Eröffnung als Museum Villa Stuck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 1961 starb Mary Heilmann, die einzige Tochter Franz von Stucks. Die Villa Stuck blieb im Besitz der Familie, alleiniger Besitzer der aufwendig zu erhaltenden Immobilie wurde im Juli 1963 der Sohn von Mary Heilmann, Otto Heilmann.

Um die Villa zu retten, kauften Hans Joachim und Amélie Ziersch am 8. Januar 1965 das Gebäude sowie Kunstwerke und Möbel für 1,1 Millionen Mark von Otto Heilmann und verpflichteten sich, in den Räumlichkeiten der Villa ein Museum einzurichten. Hans Joachim Ziersch renovierte die Villa für zusätzlich 500.000 Mark, unterstützt vom Freistaat Bayern (100.000 Mark) und der Landeshauptstadt München (500.000 Mark). Umbauten für die Vermietung von Räumen an private Galerien im Neuen Atelier und ein Restaurant im Keller der Villa wurden realisiert.

1967 gründete Hans Joachim Ziersch den Stuck-Jugendstil-Verein e. V. mit dem Ziel, ein Jugendstil-Museum einzurichten. Erster Vorsitzender war der jeweilige Kulturreferent der Landeshauptstadt München, bei Gründung also Herbert Hohenemser. Am 5. Mai 1967 übereigneten Hans Joachim und Amélie Ziersch die Villa Stuck, das dazugehörige Grundstück und ihre bedeutende Sammlung mit Werken Franz von Stucks dem Stuck-Jugendstil-Verein.

Am 9. März 1968 wurde das Museum Villa Stuck nach zwei Jahren Umbauzeit mit einer Ausstellung der Werke Franz von Stucks und des Jugendstilkünstlers Herrmann Obrist von Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel und Kulturreferent Herbert Hohenemser eröffnet. Das Eröffnungsjahr endete mit einer Ausstellung über den Stuck-Schüler Josef Albers, ein Jahr später beherbergte die Villa Stuck neben dem Jugendstilmuseum insgesamt sechs private Galerien (Dürr, Ketterer, Kress, van de Loo, Galleria del Levante, Modern Art Museum[4]) und galt als Galerienzentrum. Später folgten die Galerien von Richard P. Hartmann, Helmut Grill u. a.

Museum der Stadt München[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1991 schenkten Hans Joachim und Amélie Ziersch die historische Villa der Stadt München und stellten Geld für die Zustiftung Ziersch bereit, deren jährliche Zinsen für den Ankauf von Kunstwerken verwendet werden sollte. Der Stuck-Jugendstil-Verein wurde am 20. Dezember 1991 aufgelöst.

1992 wurde die Villa Stuck per Stadtratsbeschluss zum dritten städtischen Museum (neben Stadtmuseum und Lenbachhaus). Der Titel lautet: Museum Villa Stuck – Eine Stiftung der Landeshauptstadt München mit Schenkung Hans Joachim Ziersch und Amélie Ziersch. Neben den historischen Wohn- und Atelierräumen Franz von Stucks mit einer Sammlung seiner Werke, ergänzt durch Objekte aus dem Bereich der Angewandten Kunst der Jahrhundertwende, zeigt das Museum Sonderausstellungen zu Themen aus dem historischen und künstlerischen Kontext Franz von Stucks sowie aus dem Bereich der Bildenden und Angewandten Kunst des 20. Jahrhunderts.

Von 1992 bis 2006 war Jo-Anne Birnie Danzker Direktorin des Museums.[5] Seit 2007 ist der Direktor Michael Buhrs.

Zweiter Umbau des Museums Villa Stuck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1998 bis 2000 erfolgte ein neuerlicher Umbau durch das Münchner Architekturbüro Kiessler + Partner. Dabei wurde der Eingang zwischen beide Gebäude verlegt, um sie unabhängig voneinander bespielen zu können. Durch Überglasung des Zwischenraums entstand eine helle Eingangshalle mit Cafeteria und direkter Verbindung zum Garten. Im Eckquadranten der Villa liegt die neue Haupttreppe, die alle Ebenen beider Häuser verbindet. Das Neue Atelier-Gebäude wurde weitgehend in den Urzustand zurückgebaut: Die nach 1945 im Erdgeschoss des Bildhauerateliers eingezogene Zwischendecke wurde genauso entfernt wie die Galerie im darüberliegenden Maleratelier. Nun sind beide Ebenen durch eine offene Wendeltreppe direkt verbunden. Im zweiten Bauabschnitt (2000 bis 2005) erfolgte die Renovierung der Villa durch das Büro Burmeister, Wallnöfer + Partner. Im Anschluss an das Ateliergebäude stehen an der Ismaninger Straße im ehemaligen Dienstboten- und Garagentrakt Verwaltungsräume zur Verfügung. Die Wiedereröffnung des renovierten und restaurierten Museums Villa Stuck erfolgte am 18. März 2005.[6]

Sammlung des Museums Villa Stuck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Objekte des Museums, die nicht gezeigt werden können, werden im Museumsdepot der Landeshauptstadt München in Freimann aufbewahrt.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2004/05: München! Stadt des Jugendstils[7] (Kuratoren: Margot Th. Brandlhuber, Jo-Anne Birnie Danzker)
  • 2012/13: Die Sammlung Gunter Sachs. Von Max Ernst bis Andy Warhol[8]
  • 2013/14: Im Tempel des Ich. Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk – Europa und Amerika 1800-1948 (Kuratorin: Margot Th. Brandlhuber)[9]
  • 2015/16: Geh und spiel mit dem Riesen! Kindheit, Emanzipation und Kritik (Kuratorinnen: Eva Maria Stadler, Anne Marr)[10]
  • 2016: Sylvie Fleury. My Life on the Road (Kuratorin: Verena Hein)[11]
  • 2017: Julian Rosefeldt. MANIFESTO (Kuratorinnen: Cornelia Gockel, und Verena Hein)[12][13]
  • 2018: Betreff: Schicksal Villa Stuck. Das Neue Atelier Franz von Stucks (Kuratorin: Margot Th. Brandlhuber)[14]
  • 2021/22: Collecting histories. Neueste Erwerbungen, Schenkungen und Dauerleihgaben für die Sammlungen des Museums Villa Stuck
  • 2021/22: Nevin Aladağ. Sound of spaces
  • 2022: Misha Kahn. Under the Wobble Moon. Objects from the Capricious Age
  • 2023/24: Kafka: 1924

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kinder- und Jugendprogramm des Museums Villa Stuck trägt den Namen FRÄNZCHEN. Daneben gibt es Kooperationen mit der Münchner Volkshochschule, dem Museumspädagogischen Zentrum München, dem Kreisjugendring München-Stadt und weiteren Partnern.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Enno Burmeister: Villa und Atelier Franz von Stuck in München-Bogenhausen. Baudokumentation. Arbeitshefte zur Denkmalpflege; 38. München: Burmeister 1990.
  • Enno Burmeister: Villa und Atelier Franz von Stuck in München-Bogenhausen. Restaurierungskonzept, Kostenberechnung. Arbeitshefte zur Denkmalpflege; 39. München: Burmeister 1994.
  • Eva Heilmann: Der Künstler und seine Villa. Künstlerisches Programm und Gesamtkunstwerk. Franz-von-Stuck-Geburtshaus Tettenweis; 29. Tettenweis: Förderkreis Franz-von-Stuck-Geburtshaus 1990.
  • Birgit Jooss: Ateliers als Weihestätten der Kunst. Der „Künstleraltar“ um 1900. München 2002
  • Fritz von Ostini: Villa Franz von Stuck München. Sonderdruck der Innendekoration. Darmstadt: Alexander Koch 1909.
  • Die Villa Stuck in München. Inszenierung eines Künstlerlebens. München 1992.
  • Nicolette Baumeister: Architektur neues München – Münchner Baukultur 1994 – 2004, S. 102, Verlagshaus Braun, Berlin 2004. ISBN 3-935455-50-X
  • Jo-Anne Birnie Danzker (Hrsg.): Die Villa Stuck. Mit Beiträgen von Margot Th. Brandlhuber, Jo-Anne Birnie Danzker, Birgit Jooss, Barbara Hardtwig und Monika-Meine Schawe, Hatje Cantz, Ostfildern 2007. ISBN 978-3-7757-1897-4.
  • Michael Buhrs: 40 Jahre Museum Villa Stuck. Künstlerhaus aus der Zeit um 1900 und Museum für das 21. Jahrhundert, in: museum heute; 35. München: Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen 2008, S. 16–23. ISSN 0944-8497
  • Margot Th. Brandlhuber, Villa Stuck, in: Margot Th. Brandlhuber/Michael Buhrs (Hrsg.), Im Tempel des Ich. Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk – Europa und Amerika 1800-1948, Hatje Cantz, Ostfildern 2013, S. 180–197.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Villa Stuck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Prießmann, Bauer & Co.: Die Gießerfirma von Heinrich Prießmann, Anton Bauer und Franz Herbich ging 1911 aus der Gießerei Adalbert Brandstetter& Sohn hervor und bestand bis 1944 in der Dachauer Straße 76. Aus ihr ging die Kunstgießerei Karl Herbich hervor.
  2. Birgit Jooss: Die Stucksche Amazone – Eine „wehrhafte bronzene Jungfrau in kühner Pose“. S. 280. (pdf); Originalveröffentlichung: Jo-Anne Birnie Danzker (Hrsg.): Villa Stuck. Ostfildern 2006, S. 273–283.
  3. Schildchen mit Details zur Amazonenfigur vor der Villa Stuck in München. In: Wikimedia Commons. Wikimedia Foundation, 27. August 2021, abgerufen am 27. August 2021.
  4. Museum Villa Stuck: Die Sammlung Gunter Sachs. Von Max Ernst bis Andy Warhol. Abgerufen am 20. April 2018.
  5. Jo-Anne Birnie Danzker — CIMAM. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2018; abgerufen am 19. April 2018 (amerikanisches Englisch).
  6. Wiedereröffnung der Villa Stuck. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 19. April 2018]).
  7. Verena Richter: Späte Ehre für einen Welterfolg. In: DIE WELT. 28. Februar 2004 (welt.de [abgerufen am 20. April 2018]).
  8. Museum Villa Stuck: Die Sammlung Gunter Sachs. Von Max Ernst bis Andy Warhol. Abgerufen am 20. April 2018.
  9. Museum Villa Stuck: Im Tempel des Ich. Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk. Abgerufen am 20. April 2018.
  10. Museum Villa Stuck: Geh und Spiel mit dem Riesen! Abgerufen am 20. April 2018.
  11. Museum Villa Stuck: Sylvie Fleury. My Life on the Road. Abgerufen am 20. April 2018.
  12. Museum Villa Stuck: Manifesto. Julian Rosefeldt. Abgerufen am 20. April 2018.
  13. Freunde der Nationalgalerie: Julian Rosefeldt. Manifesto | Film zur Ausstellung / Film on the exhibition. 17. August 2016, abgerufen am 20. April 2018.
  14. http://www.villastuck.de/ausstellungen/2018/schicksal/index.htm. Abgerufen am 20. April 2018.

Koordinaten: 48° 8′ 26,4″ N, 11° 35′ 58,7″ O