Vinzenzmurr

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vinzenzmurr Vertriebs GmbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Sitz München, Deutschland
Leitung
  • Evi Brandl
  • Markus Brandl
  • Alexander Brandl
  • Ralf Martl
Mitarbeiterzahl 1795
Umsatz 196 Mio. Euro
Website www.vinzenzmurr.de
Stand: 2018

Die Vinzenzmurr Vertriebs GmbH betreibt in Süddeutschland Metzgereien und einen Großhandel für Fleisch- und Wurstwaren.

Die Zentrale in München-Obersendling

Unternehmensgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1902 eröffnete Vinzenz Murr zusammen mit seiner Frau Rosa Murr eine Metzgerei in einem ehemaligen Charcutiergeschäft in der Schellingstraße 21 in München-Schwabing[1]. Kurz danach wurden weitere Filialen eröffnet. Angeboten wurden u. a. „Saures Lüngerl“ in der Dose und Altmünchner Leberkäse. Nach der Hochzeit der Tochter Rosa Murr mit Karl Deuringer expandierte das Metzgereiunternehmen weiter.

Der Firmengründer Vinzenz Murr verstarb 1949; ein Jahrzehnt darauf übernahm seine Enkelin Evi Deuringer Mitverantwortung im wachsenden Unternehmen und nach dem Tod ihrer Mutter Rosa Deuringer die Verantwortung für den Verkauf und die Verwaltung. 1967 erfolgte der Erwerb eines Grundstücks im durch die Standortkonzentration der Firma Siemens AG entstandenen Industrie- und Gewerbegebiet Hofmannstraße in München-Obersendling, Sitz der heutigen Fleischereifabrik. Von dort aus erfolgte die Aufnahme des überregionalen Großhandelvertriebes.

Kontinuierlich wurden weitere Filialen eröffnet. 1996 erhielt der Betrieb den Erasmus-Grasser-Preis für besonderes Engagement und Verdienste um die Lehrlingsausbildung. Nach dem Tod Karl Deuringers übernahmen Markus und Alexander Brandl Verantwortlichkeit im Unternehmen. 2010 wurde das Unternehmen mit dem Bundesehrenpreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für Qualität und Leistung ausgezeichnet.[2]

Im Jahre 2011 hatte die Vinzenz Murr Vertriebs GmbH 270 Filialen.[3]

Tradition und heutige Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Produktion der Fleisch- und Wurstwaren erfolgte lange Zeit handwerklich; von der Zerlegung über die Portionierung, der Verarbeitung bis zur Verpackung. Inzwischen erfolgt die Produktion in einer Fleischfabrik in der Hofmannstraße 9, 81379 München. Die Wurst wird teilweise noch nach originalen Rezepturen des Unternehmensgründers Vinzenz Murr mit maschinellen Produktionsmethoden hergestellt.

Das Unternehmen ist Gründungsmitglied in den Schutzgemeinschaften „Münchner Weißwurst“ und „Bayrischer Leberkäs“,[4] die sich jeweils für eine herkunftsbezogenen Schutz des Begriffs, bzw. des Produkts einsetzen. Der Antrag auf Schutz der Bezeichnung „Münchner Weißwurst“ beim Deutschen Patent- und Markenamt wurde in letzter Instanz vom Deutschen Patentgericht abgelehnt.[5]

Die Schweinefleischproduktion beruht auf dem bayerischen Murroc-Schwein, eine Kreuzung der Rassen Duroc und Pietrain[6].

Zahlen und Fakten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zulassungsnummer des Betriebes lautet BY 10795 (bis 2015 D-EV 891 und BY-EZ 891).

Auf dem Münchner Oktoberfest betreibt das Unternehmen unter dem Namen „Metzger Stubn“ ein kleines Bierzelt mit Imbissstand.[7]

Heute ist der Betrieb mit über 200 Metzgereien und Filialen in ganz Süddeutschland vertreten und wird von Evi, Markus und Alexander Brandl geführt.

Firmeninhaberin Evi Brandl zählt mit geschätzten 800 Millionen Euro Vermögen (2013) zu den reichsten Münchnern.[8]

Hygienemängel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 30. März 2011 kontrollierte das Münchener Kreisverwaltungsreferat (das in der Stadt München die Lebensmittelüberwachung ausübt) mehrere Filialen von Vinzenzmurr in München und stellte gravierende Hygienemängel fest. Wie erst später der Öffentlichkeit bekannt wurde, fanden die Kontrolleure vor allem gekühlte und tiefgekühlte Vorräte von Fleisch, das nicht mehr zum Verzehr geeignet war, weil es Verfärbungen und Geruchs- und Geschmacksabweichungen aufwies. Darüber hinaus wurden in mehreren Fällen schmutzige Räume und Einrichtungen beanstandet.[9][10] Nach Auskunft der Behörde gelangten jedoch keine zum Verzehr ungeeigneten Lebensmittel in den Verkehr und es bestand keine Gesundheitsgefahr durch Lebensmittel.[11]

Im Anhörungsverfahren bestritten die Betroffenen die Vorwürfe weitgehend. Über ein Jahr nach den Kontrollen verhängte das Kreisverwaltungsreferat mit Datum zum 3. August 2012 29 Bußgelder in Höhen zwischen 100 und 4800 Euro gegen Filial- und Betriebsleiter der Firma Vizenzmurr und erteilte im September 2012 der Süddeutschen Zeitung Auskunft darüber unter Nennung des Firmennamens, jedoch ohne die konkreten Befunde und Beanstandungen aufzuführen, woraufhin das Blatt entsprechend berichtete.[11] Vinzenzmurr beantragte sofort beim Verwaltungsgericht München, der Behörde weitere Auskünfte gegenüber der Presse zu untersagen, doch die Stadt widersprach dem Antrag und obsiegte im Eilverfahren. Nachdem die Süddeutsche Zeitung am 21. September über die gerichtliche Niederlage des Unternehmens berichtete, akzeptierte Vinzenzmurr die Bußgelder und wandte sich mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit, in der die Geschäftsführung ihr Bedauern über die entdeckten Mängel und Verstöße ausdrückte und versicherte, bereits Gegenmaßnahmen getroffen zu haben.[12]

Die genauen Beanstandungen blieben zu diesem Zeitpunkt der Öffentlichkeit unbekannt, da weiterhin weder das Kreisverwaltungsreferat noch die Firma Vinzenzmurr sich hierzu äußerten. Doch der Beschluss des Verwaltungsgerichts München wurde nach einiger Zeit in der „Datenbank Bayern-Recht“, einer Website der Bayerischen Staatsregierung, veröffentlicht – zwar in anonymisierter Form, jedoch ohne weiteres dem Fall zuzuordnen, insbesondere für die Süddeutsche Zeitung, die das Aktenzeichen kannte. Die Begründung des Beschlusses, die nun an die Öffentlichkeit gelangte, nannte in beispielhafter Form zahlreiche Befunde der Kontrolleure, wie etwa:

Fleisch- und Wurstabschnitte (1500 g), die vergraut, angetrocknet und klebrig glänzend aussahen sowie sauer und ranzig rochen
Der Fußboden war unter der Fleisch- und Wursttheke z. T. millimeterhoch mit dunklen Belägen, Unrat, Lebensmittelresten, Spinnweben und Rattenkot verunreinigt.

Hierüber berichtete die Süddeutsche Zeitung am 18. Oktober 2012.[9][10]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 110 Jahre vinzenzmurr. Abgerufen am 23. Januar 2024.
  2. 110 Jahre Jubiläum. Qualität hat Tradition. vinzenzmurr Vertriebs GmbH, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Dezember 2012; abgerufen am 28. November 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vinzenzmurr.de
  3. https://www.handelsdaten.de/deutschsprachiger-einzelhandel/zahl-der-filialen-der-groessten-metzgereifilialisten-deutschland
  4. Metzger fordern Reinheitsgebot für Leberkäs. ehem. auf: merkur-online.de 1. Oktober 2008.
  5. "Münchner Weißwurst" aus aller Welt. auf: sueddeutsche.de, 17. Februar 2009.
  6. https://vinzenzmurr.de/produkte/fleisch/murroc_schwein
  7. vinzenzmurr Metzger Stubn auf kleine-wiesnzelte.de
  8. Philipp Crone: Liste der reichsten Münchner: Die Schrillen und die Stillen. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 9. September 2016]).
  9. a b Bernd Kastner: Hygienemängel bei Vinzenzmurr. Alt, faulig und deutlich ranzig. In: Süddeutsche Zeitung. 18. Oktober 2012, abgerufen am 23. Oktober 2013.
  10. a b VG München, Beschluss vom 13. September 2012, Az. M 22 E 12.4275 – Beschlusstext online
  11. a b Bernd Kastner: Bußgeldbescheide gegen Großmetzgerei. Hygienemängel bei Vinzenzmurr. In: Süddeutsche Zeitung. 10. September 2012, abgerufen am 28. Juni 2014.
  12. Bernd Kastner: Überraschende Kehrtwende. Vinzenzmurr räumt Hygienemängel ein. In: Süddeutsche Zeitung. 21. September 2012, abgerufen am 28. Juni 2014.

Koordinaten: 48° 6′ 3″ N, 11° 31′ 47″ O