Vinzenz Muschinger

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Vinzenz Muschinger, Kupferstich von 1611

Vinzenz Muschinger (* 16. Jahrhundert; † 1628) war ein österreichischer Adeliger, kaiserlicher Rat, Hofkammersekretär, Münzwardein und Besitzer der Herrschaften Drosendorf, Gumpendorf, Gars, Horn, Raan und Rosenburg.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muschinger wurde in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts als Sohn von Sylvester Muschinger vermutlich in Wien geboren. Er entstammt einem steirischen Geschlecht, das im 16. Jahrhundert in habsburgischen Diensten aufstieg, nachdem es sich während der 1. Türkenbelagerung Wiens 1529 verdient gemacht hatte. Sein Urgroßvater Sigmund Muschinger erwarb 1540 die Wiener Vorstadt Gumpendorf.

Vinzenz Muschinger war unter Rudolf II., Matthias und Ferdinand II. kaiserlicher Rat und Hofkammersekretär. 1607 wurde er in den niederösterreichischen Ritterstand, 1622 zum Freiherrn erhoben. Ein 1611 in Prag gedruckter Porträt-Kupferstich bezeichnet ihn als kaiserlichen und königlichen Hofkammerrat und Rat des Erzherzogs Maximilians III. Als kaiserlicher Münzwardein war er gemeinsam mit dem Hofkammerpräsidenten Anton Wolfradt von Kaiser Ferdinand II. beauftragt, der in der Kipper- und Wipperzeit entstandenen Münzentwertung entgegenzuwirken.

Besitzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der ererbten Herrschaft Gumpendorf konnte Muschinger eine Reihe weiterer Besitzungen im Waldviertel erwerben. Bereits 1614 kaufte er Schloss und Herrschaft Rosenburg von Kardinal Franz von Dietrichstein. Unter seinem Besitz erfuhr die Rosenburg einen bedeutenden Ausbau. So wurde unter anderem der heute noch bestehende Turnierhof errichtet. 1620 wurde die Rosenburg von evangelischen Truppen des Horner Bundes gestürmt. Eine Gedenksäule im Schlossgarten erinnert an "300 Männer, Frauen und Kinder", die dabei ums Leben gekommen sein sollen. Aufgrund dieses historisch allerdings nicht weiter belegbaren Ereignisses wird die Volksballade "Es liegt ein Schloss in Österreich" seitdem mit der Rosenburg in Verbindung gebracht. Nachdem 1622 den Herren von Puchheim, die der Reformation anhingen, die Herrschaften Horn und Raan entzogen worden war, gelangten auch diese an Muschinger. Die Herrschaft Gars gelangte als Teil des Erbes seiner Ehefrau, Margarethe geb. Kemptner, in seinen Besitz, die übrigen Anteile daran kaufte er ihren Geschwistern ab.[1] 1624 erwarb er die Herrschaft Drosendorf. Nach seinem Tod 1628 gingen diese Herrschaften als Erbe seiner beiden Töchter an die Schwiegersöhne über. Peter Ernst Graf Mollard erhielt die Herrschaften Gumpendorf und Rosenburg, ein weiterer Schwiegersohn, Ferdinand Sigismund Kurtz von Senftenau, erhielt die Herrschaften Horn, Drosendorf, Gars und Raan.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1615 ließ Muschinger im Kreuzgang des Wiener Schottenstifts eine Grablege für seine Familie errichten, in der auch er bestattet ist. Noch zu seinen Lebzeiten wurden zwei Medaillen auf ihn geprägt. In Horn ist die Vinzenz-Muschinger-Gasse nach ihm benannt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Bergmann: Zwey Medaillen auf den Freyherrn Vinzenz von Muschinger, Herrn von Gumpendorf und Rosenburg in Österreich. In: Anzeige-Blatt für Wissenschaft und Kunst Nr. 84. Beilage der Jahrbücher der Literatur, Bd. 83, Wien 1838, S. 17–22. GoogleBooks
  • Marianne Hubalek: Die Straßennamen von Horn. Horn (Museumsverein in Horn) 2012, S. 201. ISBN 978-3-902168-01-6
  • Johann David Köhler: Eine sehr rare Medaille von dem kayserlichen Rath, Vincentz Muschinger. In: Der wöchentlichen historischen Münz-Belustigung 44. Stück, den 2. November 1735. Göttingen 1735, S. 345–352.
  • Isidor Löwenstern: Vaterländisches Medaillenkunde. A. Berühmte Männer. III. Vincenz Muschinger. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde, Bd. 1 (1835), S. 279–280.
  • Joseph von Hormayr: Die Rosenburg. In: Taschenbuch für die vaterländische Geschichte, Bd. 2 (1831), S. 191–205.
  • Günther Probszt: Österreichische Münz- und Geldgeschichte. Von den Anfängen bis 1918. Bd. 2, Wien, Leipzig (Böhlau), S. 428. ISBN 3-205-98181-2
  • Gustav Reingrabner: "Als man um die Religion stritt ..." Reformation und katholische Erneuerung im Waldviertel 1500-1660. Ausstellung im Höbarthmuseum der Stadt Horn, Horn 2000.
  • Anna Marie Sigmund: Es steht ein Schloß in Österreich – Zur Bau und Besitzgeschichte der Rosenburg. In: Adel im Wandel. Politik, Kultur, Konfession 1500-1700, Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung Rosenburg 1990, Wien 1990, S. 585–602. ISBN 3854600194

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neues Jahrbuch, Band 13, herausgegeben von Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "Adler", Wien 1886, S. 79.