Volkacher Salbuch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eine Miniatur des Volkacher Salbuchs zeigt den Verfasser, Stadtschreiber Niklas Brobst von Effelt, 1504 beim Ablegen seines Amtseides vor dem Magister Civium.

Das Volkacher „Salbuch“ („Gerichtsbuch“[1] oder „bebilderte Strafprozessordnung“[2]) ist eine Rechtskodifizierung aus dem Jahr 1504, das die Stadtrechte des fränkischen Volkach in Unterfranken in seltener Detailtreue aufzeichnet und mit Miniaturen bebildert. Es wird heute im Museum Barockscheune Volkach ausgestellt und zählt zu den 100 Heimatschätzen Bayerns.

Entstehung und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folioblatt "Der Hirte beim Ablegen des Amtseids" (1504)
Folioblatt "Das Verhör" (1504)

Volkach in Franken, an der Mainschleife, erhielt als fränkische Civitas und als Hauptort des Volkfeldgaus vor 1258 Stadtrechte (erste urkundliche Erwähnung als Stadt im Jahr 1258), und 1432 die Blutgerichtsbarkeit. Bis 1451 erhielt die Stadt Marktrechte, 1484 eine Ratsordnung. Das Salbuch stellt dieses gewachsene, rechtliche Neben- und Miteinander dar. Zur Entstehungszeit des Salbuchs hatte die Stadt etwa 1000 bis 1200 Bewohner.[3]

Verfasser und Zeichner des Folianten war der Stadtschreiber Niklas Brobst von Effelt, der sich in einem Selbstporträt im Talar auch selbst darstellt. Das Volkacher Salbuch ist ein mächtiger Foliant, etwa 20 mal 26 cm groß.[4] Bei einer Dicke von 11 cm ist das Buch 1050 Seiten stark und wiegt 4,75 Kilogramm. Der Foliant ist mit 128 farbigen Miniaturen bebildert, um 1500 entstanden und beinhaltet im Kern das 1504 in Volkach gültige, fränkische Stadtrecht. Das Salbuch wird seit 500 Jahren im Stadtarchiv Volkach aufbewahrt[5] (Museum Barockscheune Volkach). Es gibt auch eine virtuelle Ausgabe des Salbuchs zum Durchblättern im Internet.[6]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Salbuch enthält in der Hauptsache Rechtsaufzeichnungen des 15. Jahrhunderts, darunter die Verleihung des Blutgerichts 1432, die Schulmeister- und Gottesdienstordnung von 1468, die Stadtordnung 1484, eine Halsgerichtsordnung 1504, Vorschriften über Diensteide, Zölle, Marktrecht und mehr.

Letzteren sind mit 90 kolorierten Miniaturen die meisten der Illustrationen beigegeben. Im Abschnitt über die Halsgerichtsordnung stellen 24 Zeichnungen alle Stationen eines Prozesses bis zur Vollstreckung dar.

Es werden Menschen in unterschiedlichen Funktionen mit Kleidung und Habitus in der ihnen gemäßen Umgebung aus unterschiedlichen sozialen Schichten, hauptsächlich aus der Volkacher Führungsschicht. Männer und Frauen werden dargestellt.

Im Einzelnen werden folgende Bereiche der Stadt von 1504 dargestellt[7]:

  • Rat, Bürgermeister, Schöffen
  • Städtische Ämter, Schulmeister, Ämter im Finanzbereich, Zöllner
  • Städtische Knechte, Wächter, Büttel; vor der Stadt: Hirten, Flurschützen u. ä.
  • Weinhandel, Schenken, Bordell
  • Eicher, Messer, Jahrmärkte, Wochenmärkte und Kirchweih
  • Geräte, Materialien, Lebensmittel, Tiere, Handwerk
  • Steuer, Bürgerrechte, Wehrverfassung, Armenfürsorge
  • Religion

Das Volkacher Salbuch Online gliedert wie folgt[8]:

  • Vor der Stadt
  • In der Stadt
  • Beim Bürgermeister
  • Vor Gericht
  • Auf dem Markt
  • Bei der Arbeit
  • Heilige

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Volkacher Salbuch wird fränkisches Gemeinwesen des Spätmittelalter bzw. der frühesten Neuzeit in einmaliger Form in Wort und Bild dargestellt. Ein in den Zwängen des mittelalterlichen Ordnungssystems gefangenes, von zahlreichen Ämtern, sozialen Einrichtungen und ausgetüftelten Vorschriften geregeltes Gemeinwesen wird erkennbar. Das Salbuch erlaubt einen ungewöhnlich intensiven Einblick in das Alltagsleben.[9] Besonders mit seinen 128 Miniaturen gewährt Niklas Brobst detailreiche Einblicke in das alltägliche Leben einer kleineren Reichsstadt im Spätmittelalter bzw. der Frühen Neuzeit. Als Sach- und Bildquelle ist das Volkacher Salbuch von überragender Bedeutung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Arnold: Von Marktfrauen und Weindieben. In: Damals. Das Magazin für Geschichte 42. Jhg., 12/2010. Leinfelden-Echterdingen 2010. S. 43 f.
  • Klaus Arnold, Ute Feuerbach (Hrsg.): Das Volkacher Salbuch. Bd. 1: Beiträge und Transkription, Bd. 2: Faksimile. Volkach 2009, ISBN 978-3-0002906-4-0.
  • Ulrich Brand: Das Volkacher Salbuch. In: Maß und Gewicht. Heft 84/Dezember 2007. O. O. 2007. S. 2035–2041.
  • Gerhard Egert: Das Volkacher Salbuch. Ein einzigartiges historisches Zeugnis wird 500 Jahre alt. In: Kurt Franz (Hrsg.): Volksliteratur im neuen Kontext. Märchen, Sage, Legende, Schwank (= Schriftenreihe der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach e. V. Bd. 30-2004). Hohengehren 2004. S. 1 f.
  • Gerhard Egert: Niklas und Sebastian Brobst. Stadtschreiber und Notare 1504. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. Beiträge zu Kunst und Geschichte an der Volkacher Mainschleife. Januar 1993 – Dezember 2007 (= Volkacher Hefte 17). Volkach 2008. S. 196–200.
  • Gerhard Egert: Salbuch der Stadt Volkach am Main. In: Evamaria Brockhoff, Wolfgang Jahn, Jutta Schumann (Hrsg.): Edel und Frei. Franken im Mittelalter. Katalog zur Landesausstellung 2004. Pfalzmuseum Forchheim. 11. Mai bis 24. Oktober 2005 (= Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur 47/04). Augsburg 2004, ISBN 978-3806218718. S. 304 f.
  • Wilhelm Engel: Spätgotische Handzeichnungen im Ratsbuch der Stadt Volkach. In: Altfränkische Bilder 54 (1955). O. S.
  • Ute Feuerbach: Das Faksimile Volkacher Salbuch 2009. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. Beiträge zu Kunst und Geschichte an der Volkacher Mainschleife. Januar 2008 – Dezember 2017 (= Volkacher Hefte 18). Volkach 2018. S. 45 f.
  • Ute Feuerbach: Das Volkacher Salbuch 1504 [Mappe mit Faksimile-Auszügen]. Braunschweig 2004. O. S.
  • Ute Feuerbach: Das Volkacher Salbuch als Teilfaksimile. Eine Edition. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung Bd. 69 (2009). Stegaurach 2009. S. 43–52.
  • Mario Heinrich: Zum Volkacher Stadtrecht am Ende des Spätmittelalters und zu Beginn der Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung des Salbuches. jur. Diss. masch. Würzburg 1981.
  • Karl-Sigismund Kramer: Fränkisches Alltagsleben. Eid, Markt und Zoll im Volkacher Salbuch (= Land und Leute. Veröffentlichungen zur Volkskunde). Würzburg 1985.
  • Otto Riedner: Das Blutgerichtsverfahren zu Volkach a.M. um 1500. In: Das Bayerland. Illustrierte Wochenzeitschrift für Bayerns Land und Volk. 25. Jhg. Nr. 7, 1913/14. München 1914. S. 124–128.
  • Otto Riedner: Die Stadtschreiber Brobst zu Volkach a.M. In: Das Bayerland. Illustrierte Wochenzeitschrift für Bayerns Land und Volk. 25. Jhg. Nr. 3, 1913/14. München 1914. S. 43–46.
  • Wolfgang Schild: Die Halsgerichtsordnung der Stadt Volkach von 1504 (= Schriftenreihe des Mittelalterlichen Kriminalmuseums Rothenburg ob der Tauber Nr. 2). O.O. 1998.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Volkacher Salbuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franziska Prinz: Der Bildgebrauch in gedruckten Rechtsbüchern des 15. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, Jur. Diss. Bonn 1995 S. 1, Anm. 2
  2. Klaus F. Röhl: Bilder in historischen Rechtsbüchern. Bausteine für das Projekt „Visuelle Rechtskommunikation“ online (PDF; 2,3 MB)
  3. Kramer S. 9ff
  4. Kramer: Alltagsleben S. 7f
  5. Signatur 151
  6. Das Salbuch Volkach online
  7. Kramer S. 5
  8. Salbuch Online Hauptmenü
  9. Kramer: Alltagsleben S. 7ff.