Waddekath

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Waddekath
Flecken Diesdorf
Koordinaten: 52° 44′ N, 10° 48′ OKoordinaten: 52° 43′ 51″ N, 10° 47′ 42″ O
Höhe: 81 m ü. NHN
Fläche: 10,8 km²[1]
Einwohner: 159 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 15 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1991
Postleitzahl: 29413
Vorwahl: 03902
Waddekath (Sachsen-Anhalt)
Waddekath (Sachsen-Anhalt)

Lage von Waddekath in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Waddekath
Dorfkirche Waddekath

Waddekath ist ein Ortsteil des Fleckens Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Waddekath, ein Rundplatzdorf mit Kirche auf dem Platz, liegt sechs Kilometer südwestlich von Diesdorf in der Altmark. Westlich des Dorfes fließt der Grenzgraben Rade, der in die Ise mündet.[1][3]

Die Landesgrenze zu Niedersachsen verläuft direkt am westlichen Ortsrand. Westlicher Nachbarort ist Rade, Ortsteil der Stadt Wittingen im Landkreis Gifhorn.

Das Naturschutzgebiet Ohreaue liegt südöstlich. Der nördliche Teil dieses Gebietes erstreckt sich von Waddekath bis Wendischbrome im Süden.[4][5]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Salzstock bei Waddekath beginnt in etwa 400 Meter Tiefe. Er erstreckt sich in ovaler Form östlich von Waddekath bis nach Neuekrug. Er wurde im Zuge der Erdgasexplorationen im 20. Jahrhundert durch Bohrungen untersucht aber nicht wirtschaftlich genutzt.[6] Der Salzstock wurde bereits 1995 in der BGR Salzstudie[7] als mögliches Atommüllendlager untersucht und wird auch in aktuellen Untersuchungen betrachtet.[8]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ursprüngliche Rundplatzdorf wurde später nach Nordosten erweitert.[1]

Der Ort Waddekath wurde erstmals im Jahre 1112 urkundlich als Walenkote genannt. Dem Kloster Hamersleben gehörten dort 10 Höfe.[9] Im Jahre 1160 wurde Watekoten erwähnt, als Bischof Hermann von Verden eine Schenkung des Grafen von Wertbeck über sieben Dörfer an das Kloster Diesdorf bestätigt.[10] Im Jahre 1178 wurde der Ort Wadencote genannt.[9]

Im Jahre 1946 wurden im Zuge der Bodenreform 489 Hektar enteignet, davon wurden 411 Hektar auf 74 Siedler aufgeteilt. Im Jahre 1952 wurde die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft die LPG „Einheit und Frieden“ gegründet, die zunächst vom Typ I war und kurz darauf dann vom Typ III.[1]

Die Grenze zum benachbarten Rade wurde nach der Wende am 17. Februar 1990 endgültig geöffnet.[11]

Die fünf oder sechs Großsteingräber bei Waddekath sind bereits im 19. Jahrhundert zerstört worden.

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgehend von den Namen 1112 walenkote, 1178 wadenkote übersetzt Heinrich Sültmann den Namen zu „Weberei“ oder „Weberhäuschen“. Abgeleitet vom mittelhochdeutschen Wort „wat, wade“ für „Kleiderstoff, Gewebe“ und „kate“ für „das Häuschen“.[12]

Dammburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine flache sandige Erhöhung im sumpfigen Wiesengelände 2,2 Kilometer nördlich von Waddekath trägt den Namen Dammburg und ist von Laubholz bewachsen.[13] Es handelt sich um einen fast runden Wall mit vorgelegtem breiten Graben, Durchmesser 55 × 50 Meter. Trotz teilweiser Zerstörung konnte im Jahre 1916 Carl Schuchhardt noch zwei Tore erkennen. 1958 berichtete Paul Grimm, dass der Wall an 5 Stellen durch breitere Abtragungen und Wegedurchbrüche unterbrochen war. Undeutliche Reste eines Vorwalles waren erkennbar.[14][15]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam die Gemeinde 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]

Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Waddekath zum Kreis Salzwedel. Am 15. März 1974 wurde der Ortsteil Haselhorst der Gemeinde Waddekath zugeordnet, der vorher zur Gemeinde Lindhorst gehört hatte. Am 1. Januar 1991 wurden die Gemeinden Waddekath und Abbendorf aus dem Kreis Salzwedel in die Gemeinde Flecken Diesdorf eingemeindet.[16]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 33
1774 69
1789 49
1798 53
1801 56
1818 67
1840 92
Jahr Einwohner
1864 097
1871 134
1885 103
1892 [00]138[17]
1895 138
1900 [00]170[17]
1905 129
Jahr Einwohner
1910 [00]172[17]
1925 167
1939 192
1946 294
1964 183
1971 169
1981 162
Jahr Einwohner
2015 [00]140[18]
2018 [00]144[18]
2020 [00]161[19]
2021 [00]160[19]
2022 [00]159[20]
2023 [0]159[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1981:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Waddekath, die früher zur Pfarrei Diesdorf gehörte,[21] wird heute betreut vom Pfarrbereich Diesdorf im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[22]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Waddekath ist ein flach gedeckter spätgotischer Feldsteinbau.[23] Sie ist eine Filialkirche der Kirche in Diesdorf.[24]
  • Der Bahnhof Waddekath-Rade der Altmärkische Kleinbahn war eine Station auf der Bahnstrecke Hohenwulsch–Wittingen.[25]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Ort verläuft die Landesstraße 8 und der Radwanderweg Am Grünen Band.[3]

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel.[26]

Sagen aus Waddekath[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wallring Damborg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Krüger berichtete 1841 über den Wallring Damborg. Hier sollen zwei Mönche gewohnt haben, die in der Kriegszeit nach Reddigau flüchteten. Zwei Bauern nahmen sie auf. Zum Dank schenkten ihnen die Mönche eine Wiese, die 1841 Mönchswiese hieß.[27]

Kloster Dammburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1859 wurde in einer Sage über eine Wiese namens Dammburg mit einem Wall berichtet. Dort soll ein Kloster gestanden haben. Eine benachbarte Wiese heißt Mönchswiese und eine Flur heißt Mönchsfeld. Eine andere Sage berichtet von wandernden Mönchen, die in der Gegend keine Unterkunft fanden, bis sich zwei Bauern in Waddekath ihrer erbarmt und ihnen Obdach und Speise gegeben hätten. Aus Dankbarkeit hätten sie jeden mit einer Wiese beschenkt.[28]

Wilddieb an der Dammburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1910 wurde von einem Wilddieb berichtet, der mit geladenem Gewehr im Strauchwerk an der Dammburg bei Waddekath saß, um Rehe abzupassen. Auf einmal kam ein Tier mit blauen, feurigen Augen, so groß wie Teller, auf ihn los. Sein Schuss verfehlte das Tier, er lud einen Silbergroschen nach und drückte ab, aber das Tier kam dennoch näher. Er rannte erschrocken davon und wollte nie wieder dahn gehen.[29]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2331–2333, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 141 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 349, 170. Waddekath (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2331–2333, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Informationen zum NSG Ohreaue vom LVWA Sachsen-Anhalt (Memento vom 13. August 2014 im Internet Archive)
  5. Verordnungskarte des Gebiets (Memento vom 13. August 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei; 445 kB)
  6. Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt: Tektonische Übersichtskarte C3530. Abgerufen am 25. Februar 2018.
  7. Kockel, F., P. Krull: Endlagerung stark wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands – Untersuchung und Bewertung von Salzformationen. Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften. August 1995, S. 53–54 (bund.de [PDF]).
  8. Björn Vogt: Gorleben bleibt möglich. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Salzwedel. 5. Juli 2016 (volksstimme.de [abgerufen am 12. Juni 2019]).
  9. a b Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 393 (Digitalisat).
  10. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 394 (Digitalisat – Nr. II.).
  11. Holger Boden: Passkontrolle in Waddekath. In: Isenhagener Kreisblatt. 17. Februar 2015 (az-online.de (Memento vom 2. März 2018 im Internet Archive)).
  12. Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 27–28.
  13. Messtischblatt 3230: Wittingen. 1939, abgerufen am 24. März 2023.
  14. Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band 6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S. 381, Nr. 1021.
  15. Carl Schuchhardt: Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen. Die Burgen zwischen mittlerer Weser und Elbe… Hannover 1916, S. 89, 117 Die Dammburg bei Rade (Online).
  16. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 363.
  17. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 141 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  18. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  19. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  20. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 97 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Diesdorf. In: ekmd.de. Abgerufen am 24. April 2023.
  23. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 512 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 166.
  25. Bahnhof Waddekath-Rade
  26. PVGS Altmarkkreis Salzwedel. In: pvgs-salzwedel.de. Abgerufen am 24. April 2023.
  27. Friedrich Krüger, Johann Friedrich Danneil: Altmärkische Sagen und Gewohnheiten. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1858, S. 26–27, 13. Reddigau (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013289~SZ%3D26~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  28. Johann Friedrich Danneil: Altmärkische Sagen und Gewohnheiten. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 12. Jahresbericht, 1859, S. 29, 15. Das Kloster Dammburg (altmark-geschichte.de [PDF]).
  29. Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (Hrsg.): Sage von der Dammburg bei Waddekath (Kreis Salzwedel) (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band III., Heft 1). 1910, ZDB-ID 212026-4, S. 61.