Walheim

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Wappen Deutschlandkarte
Walheim
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Walheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 1′ N, 9° 9′ OKoordinaten: 49° 1′ N, 9° 9′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Ludwigsburg
Höhe: 183 m ü. NHN
Fläche: 6,14 km2
Einwohner: 3388 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 552 Einwohner je km2
Postleitzahl: 74399
Vorwahl: 07143
Kfz-Kennzeichen: LB, VAI
Gemeindeschlüssel: 08 1 18 074
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 68
74399 Walheim
Website: www.walheim.de
Bürgermeisterin: Tatjana Scheerle
Lage der Gemeinde Walheim im Landkreis Ludwigsburg
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Karte

Walheim ist eine Gemeinde im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg mit ausgedehnten Rebflächen. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart. Zur Gemeinde Walheim gehören außer dem Dorf Walheim keine weiteren Orte.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walheim aus der Luft von Westen, 1985

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindegebiet von Walheim erstreckt sich vom Westufer des Neckars im Osten auf die linken Randhöhen des Flusses in einem Höhenbereich von etwa 170–278 m ü. NN. Am Südrand mündet von links sein größter Zufluss Enz in den Neckar, durchs Gemeindegebiet wenig unterhalb der ebenfalls von Westen kommende, deutlich kleinere Baumbach.

Am Ufer und auf dem flacheren Unterhang auf bis knapp 250 m ü. NN liegt beidseits des Baumbachs das Dorf Walheim, über dem in den höheren Partien des Hangs Weinberge stehen. Auf der Hochfläche nahe der westlichen Gemeindegrenze entstand in jüngerer Zeit die Aussiedlerhofgruppe Wannengrabenhöfe.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Walheim ist der einzige Ortsteil der Gemeinde. Im Gebiet der Gemeinde gab es früher die inzwischen abgegangene Ortschaft Dambach.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walheim grenzt reihum im Norden an die Gemeinde Kirchheim am Neckar, im Osten an die Gemeinde Gemmrigheim, im Süden an die Stadt Besigheim, im Südwesten an die Gemeinde Löchgau und im Westen an die Stadt Bönnigheim, die alle ebenfalls dem Landkreis Ludwigsburg angehören.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahresmittel liegt die Temperatur bei 9,5 °C und es fallen Niederschläge von 700 l/m². Wegen des milden Klimas finden sich im nur etwa 90 ha großen Walheimer Wald Hart südlich des Baumbachs natürlicherweise keine Nadelhölzer, sondern nur Laubmischwald mit einem hohen Eichenanteil.

Flächenaufteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der Jüngeren Steinzeit um 4000 bis 2500 v. Chr. war die Gegend von Walheim besiedelt. Ein 1980 gefundenes weibliches Skelett wird auf etwa 1500 v. Chr. datiert und gehört damit in die Bronzezeit. Ab 450 v. Chr. wurden keltische Wehr- und Wohnanlagen errichtet.

Aus der Römerzeit sind zahlreiche Spuren in Walheim erhalten: Auf der Markung befinden sich die Reste von zwei römischen Kastellen aus der Zeit um 85 bis 120 n. Chr. und einer ausgedehnten zivilen Siedlung. Auf dem Gebiet des heutigen Ortes befand sich in dieser Zeit ein wichtiger Handelsplatz.

Ab 233 n. Chr. wurde das mittlere Neckartal von den Alemannen besiedelt. 496 n. Chr. wurde die Gegend fränkisch.

Im Jahr 1071 n. Chr. wurde Walheim zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt hatten verschiedene Klöster Besitz auf dem Walheimer Grund. Im 13. Jahrhundert war Walheim im Besitz der Markgrafen von Baden, 1463 wurde es pfälzisch und 1504 ging es in die Hände des Herzogs Ulrich von Württemberg über. Ab 1520 hatte Österreich das Sagen.

An den Bauernkriegen beteiligten sich die Walheimer unter Jörg Ratgeb und Matern Feuerbacher im Frühjahr 1525. Vier Jahre später gelang es dem Markgrafen von Baden, den Ort käuflich wieder in seinen Besitz zu bringen, ab 1596 war Walheim württembergische Amtsgemeinde.

Ein großer Teil der Bevölkerung und der Gebäude fiel dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer. Die größten Verluste gab es wohl im Jahr 1634, als nach der Schlacht bei Nördlingen die Schweden einen großen Teil des Dorfes niederbrannten. Mit 172 Todesopfern verlor Walheim ein Viertel der Einwohnerschaft. Auch im 17. und 18. Jahrhundert hatte Walheim unter den Auswirkungen verschiedener Kriege zu leiden.

Zwar wurden die gesellschaftlichen Gegebenheiten im 19. Jahrhundert zu Zeiten des Königreichs Württemberg mit der Bauernbefreiung erträglicher, doch wurde Walheim von Seuchen, Missernten und Hochwasser heimgesucht. Das verheerendste Hochwasser trat am 30. Oktober 1824 auf. Viele Walheimer verließen ihre Heimat und suchten ihr Glück in der Auswanderung in die USA oder auf den Balkan. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts besserten sich im Zuge der Industrialisierung die Lebensumstände.

Walheim gehörte zum Oberamt Besigheim, mit dem es 1938 im Landkreis Ludwigsburg aufging. 1945 fiel Walheim ans Nachkriegsland Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war. 1952 gelangte die Gemeinde zum neuen Bundesland Baden-Württemberg. Die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg schuf Wohlstand im Ort. 1980 bis 1988 fanden archäologische Untersuchungen statt, die Aufschluss insbesondere über die römische Geschichte Walheims gaben. Auch das Museum Römerhaus stammt aus dieser Zeit.

1996 gelangte der Walheimer Verein Die Türmer ins Guinness-Buch der Rekorde, indem er den mit 25,19 m Höhe höchsten freistehenden Lattenturm der Welt errichtete.

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert ist Walheim evangelisch geprägt. Anhänger der katholischen und der evangelisch-methodistischen Kirche werden noch heute von den jeweiligen Gemeinden in Besigheim aus geistlich betreut.

Alle drei Konfessionen besitzen jeweils eigene Kirchengebäude im alten Ortskern, zusätzlich existiert ein evangelisches Gemeindehaus.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1994–2005: Martin Gerlach
  • 2005–2018: Albrecht Dautel
  • seit 2018: Tatjana Scheerle

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Walheim hat 12 Mitglieder. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und der Bürgermeisterin als Vorsitzende. Die Bürgermeisterin ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
60
50
40
30
20
10
0
54,0 %
38,3 %
7,7 %
OL
GfW
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
-25
−20,6 %p
+12,9 %p
+7,7 %p
OL
GfW
FW Freie Wählervereinigung 54,0 6 74,6 9
OL Offene Liste 38,3 5 25,4 3
GfW Gemeinsam für Walheim 7,7 1
gesamt 100,0 12 100,0 12
Wahlbeteiligung 63,0 % 53,2 %

Wappen und Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Walheimer Gemeindewappen zeigt in Gold auf einem roten Schräglinksbalken den goldenen Großbuchstaben W. Die Gemeindeflagge ist gelb-rot. Wappen und Flagge wurden am 19. Februar 1958 verliehen.

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walheim ist seit 1999 mit den vier Gemeinden Anetz, Pouillé-les-Côteaux, La Roche-Blanche und Saint-Herblondes des ehemaligen Verwaltungsverbandes "des Grées" in Frankreich (Region Pays de la Loire, Département Loire-Atlantique) sowie mit der kroatischen Gemeinde Barban[3] freundschaftlich verbunden.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walheim liegt an der Württemberger Weinstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Der Ortskern ist denkmalgeschützt, was bei der Nutzung der vorhandenen Gebäude z. T. Probleme aufwirft. Das sanierungsbedürftige Alte Schulhaus etwa sollte (Stand: Juli 2007) ursprünglich zum Gesundheitszentrum ausgebaut werden, was aber mit Parkraumproblemen einhergegangen wäre. Letztendlich fiel die Entscheidung für einen Umbau zum Wohngebäude, dessen erste Mieter im Frühjahr 2013 nach umfangreichen Renovierungsarbeiten eingezogen sind.

Museum Römerhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Erschließungsarbeiten für ein Neubaugebiet in den 1980er Jahren wurde auf vier Hektar Fläche eine zivile römische Siedlung mit etwa 30 Gebäuden aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. entdeckt und ausgegraben. Im Zentrum dieser Siedlung wurde die Ruine eines etwa 550 m² großen Gebäudes in außerordentlich guter Erhaltung freigelegt, das als Handelshaus gedeutet wird. Es enthielt Geschäfts- und Lagerräume, Stallungen sowie Wohnräume des Händlers. Um diesen bedeutsamen Fund am Ort erhalten zu können, wurde das Neubaugebiet umgeplant und ein Schutzhaus über der Fundstelle errichtet. Dieses ist nun als Museum Römerhaus für Besucher zugänglich. Das Museum gehört zum Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haltepunkt Walheim (Württ)

Walheim ist ein Weinbauort, dessen Lagen zur Großlage Schalkstein im Bereich Württembergisch Unterland des Weinbaugebietes Württemberg gehören. In der Nähe des Ortes befindet sich das Kraftwerk Walheim, welches bis zum 5. Juli 2016 in Betrieb war und sich seither in Kaltreserve befindet. Das Kraftwerk sollte 2018 endgültig vom Netz gehen, bleibt nach einer Entscheidung der Bundesnetzagentur aber als systemrelevant bis 2023 betriebsbereit.[4]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Walheim befindet sich ein Bahnhof an der Frankenbahn StuttgartWürzburg. Es gibt im 30-Minuten-Takt (am Wochenende 30/60) Verbindungen mit Regionalbahnen nach Stuttgart, Heilbronn, Neckarsulm und Osterburken. Am frühen Morgen und am späten Abend halten in Walheim auch einzelne Regional-Express-Züge der Relation StuttgartWürzburg. Walheim ist dem VVS angeschlossen.

RB im Bahnhof Walheim

Die Bundesstraße 27 umfährt Walheim mittels einer Ortsumgehung; der nächste Autobahnanschluss ist die Anschlussstelle Mundelsheim an der A 81.

Bildungseinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walheim verfügt seit 1971 nur noch über eine Grundschule; weiterführende Schulen befinden sich in Besigheim. Der Grundschule Walheim ist eine Grundschulförderklasse angegliedert. Sie besitzt einen Schulgarten, der bereits mehrere Auszeichnungen erhielt. In Zusammenarbeit mit der Kommune und dem Forstamt entsteht am Rand des Gemeindewaldes seit 2003 ein kleines Arboretum. Jede erste Klasse pflanzt bald nach ihrer Einschulung einen Baum. Die Schülerzahl liegt bei etwa 170.

In Walheim gibt es außerdem zwei Kindergärten, die verschiedene Betreuungsmodelle anbieten.

Ver- und Entsorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Strom- und Erdgasnetz in der Gemeinde wird von der Netze BW GmbH (ein Unternehmen der EnBW Energie Baden-Württemberg AG) betrieben. Die Gemeinde Walheim bezieht das Trinkwasser ausschließlich von der Bodensee-Wasserversorgung. Die Abfallentsorgung wird von der Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg mbH (AVL) übernommen, einer 100%igen Tochtergesellschaft des Landkreises Ludwigsburg. Die AVL ist beauftragt, die Aufgaben zur Vermeidung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen im Auftrag des Landkreises Ludwigsburg zu erfüllen.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen, die in Walheim wirken oder gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wahlheim. In: Christoph Friedrich von Stälin (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Besigheim (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 32). J. B. Müller, Stuttgart 1853, S. 301–307 (Volltext [Wikisource]).
  • Gemeindeverwaltung Walheim: 900 Jahre Walheim. 1071–1971. Dokumentation aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft. Walheim 1971.

Walheim in den Ludwigsburger Geschichtsblättern

  • Dieter Planck: Zur Topographie des römischen Walheim. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Heft 40 (1987), S. 7–72.
  • Frank Merkle: Das keltische Walheim. Eine bedeutende Höhensiedlung der Frühlatènezeit und ihre Beziehung zum Fürstensitz auf dem Hohenasperg. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Band 76 (2022), S. 7–25.
  • Frank Merkle: Die Komplexität der Diana-Verehrung in Walheim. Über die unterschiedlichen Aspekte einer Göttin in der obergermanischen Provinz. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Band 77 (2023), S. 7–22.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Walheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Walheim.
  3. http://www.walheim.de/website/de/gemeinde/historie Geschichte Walheims
  4. Heiko Fritze: Kraftwerke bleiben systemrelevant. In: Heilbronner Stimme. 11. Juni 2020, abgerufen am 28. September 2021.