Metro Washington
Die Metrorail, oder nur Metro, ist das U-Bahn-System der US-amerikanischen Hauptstadt Washington, D.C. und der angrenzenden Washington Metropolitan Area. Das System ist mit einer Linienlänge von rund 213,3 Kilometern das zweitgrößte der USA. Es wurde 1976 eröffnet und wird von der Washington Metropolitan Area Transit Authority (WMATA) betrieben.
Geschichte
Erste Planungen begannen im Jahr 1960. Ein Augenmerk war besonders auf die Effizienz der U-Bahn und sparsame Betriebsführung gerichtet. Das sollte beispielsweise durch den Bau der U-Bahnlinien unter öffentlichem Straßenland geschehen, aber auch zahlreiche Park-and-ride-Plätze und die Orientierung am Bussystem und an den wichtigen Verkehrsströmen gehörten dazu. Die ersten Verträge für den Bau der U-Bahn wurden am 13. Oktober 1966 vom amerikanischen Kongress gebilligt und einen Monat später durch den US-Präsidenten Lyndon B. Johnson unterzeichnet. Die Bauarbeiten für die erste Washingtoner U-Bahnlinie begannen im Jahr 1969.
Nach sieben Jahren Bauzeit konnte am 27. März 1976 der erste Abschnitt der Red Line zwischen Farragut North und Rhode Island Avenue eröffnet werden. Diese erste Strecke war 7,41 km lang und hatte fünf Stationen. Da die Station Gallery Place bis zur Eröffnung nicht fertiggestellt werden konnte, wurde sie nachträglich am 15. Dezember des gleichen Jahres eingefügt. Schon ein Jahr später ging eine Erweiterung der Red Line um eine Station bis Dupont Circle in Betrieb. Durch stetiges Bauen konnten in den nächsten Jahren weitere Linien eröffnet werden: Am 1. Juli 1977 die Blue Line zwischen National Airport und Stadium-Armory; die Orange Line am 20. November 1978 von Stadium-Armory und New Carrollton und am 30. April 1983 die Yellow Line von Pentagon nach L'Enfant Plaza. Die Green Line wurde als letzte Strecke am 20. November 1990 in Betrieb genommen.
Bis zum 11. September 2001 konnten die Fahrgäste direkt von der Station Pentagon in das Gebäude des Verteidigungsministeriums gelangen; dieser Ausgang wurde nach den Terroranschlägen auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Wegen der modernen Ausstattung und ihrer architektonisch anspruchsvollen Gestaltung genoss die Metro ursprünglich einen sehr guten Ruf. Seit Mitte der 1990er Jahre häufen sich jedoch Probleme mit Verspätungen, Zugausfällen, eindringendem Grundwasser und defekten Rolltreppen. Zu den Ursachen zählen neben mangelnder Instandhaltung auch die fehlende Qualitätskontrolle sowie allgemeines Missmanagement innerhalb der WMATA. Schwierigkeiten bereite ferner die Tatsache, dass die WMATA im Gegensatz zu vielen anderen Verkehrsbehörden in den USA keine festen Zuweisungen aus dem örtlichen Steuertopf erhält und somit nicht genügend Finanzmittel zur Verfügung habe.[1][2]
Am 22. Juni 2009 kam es auf der Red Line im Norden der Stadt nahe der Station Takoma Park an der Grenze zu Maryland zum Zusammenstoß zweier Züge, bei dem neun Menschen getötet und mehr als 70 verletzt wurden. Zum Unglück kam es, als ein Zug auf den stehenden Zug, der auf die Einfahrt in die Station wartete, auffuhr (Details siehe Gleisfreimeldeanlage). Dabei schoben sich mehrere Wagen übereinander.[3][4] Als Folge des Unfalls hat Metro den automatisierten Fahrbetrieb auf allen Linien ausgesetzt. Die Züge werden seit dem manuell beschleunigt und gebremst. Seit dem 13. April 2015 verkehren 8-Wagenzüge auf der Red Line wieder automatisch. Aufgrund nötiger Softwareupdates bleibt es für 6-Wagenzüge vorerst beim manuellen Fahren. Die anderen Linien sollen bis Ende 2017 wieder automatisch verkehren.[5]
Zuvor gab es erst einen tödlichen Unfall. Am 13. Januar 1982 starben bei der Entgleisung einer U-Bahn-Garnitur in einem Tunnel drei Menschen.
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Halle der Station Metro Center
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Eine „Rohr“-Garnitur in der Station Cheverly
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In einem Wagen der orangen Linie
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Kreuzungsbahnhof Metro Center
Liniennetz
Das Netz umfasst sechs Linien (wobei die Silver Line erst 2018 komplett fertiggestellt sein wird) mit 91 Stationen und hat eine Linienlänge von 213,3 Kilometer. Pro Tag werden etwa 700.000 Passagiere mit der U-Bahn befördert, im ganzen Jahr rund 190 Millionen. Das Netz besitzt in der Innenstadt drei Umsteigeknoten, Metro Center, Gallery Place-Chinatown und L'Enfant Plaza, die es ermöglichen, mit einmaligem Umsteigen jedes Ziel zu erreichen.
Die Außenäste reichen jeweils mehrere Kilometer in das Gebiet der benachbarten Bundesstaaten (Virginia und Maryland) hinein. Häufig sind Stationen hier verkehrsgünstig für Auto-Pendler gelegen und mit großen Park-and-ride-Anlagen ausgestattet. Die Metro fährt Montags-Freitags von 05:00 Uhr bis 00:00 Uhr, Samstags und Sonntags von 07:00 Uhr bis 00:00 Uhr.
Auf der Red Line verkehren zur Hauptverkehrszeit Verstärkerzüge von Silver Spring nach Grosvenor. Am Wochenende verkehrt auf dieser Linie jeder zweite Zug nur bis Silver Spring. Auf der Orange Line fahren in der Hauptverkehrszeit zusätzliche Züge von Vienna/Fairfax nach Largo Town Center. In der Hauptverkehrszeit fahren die Züge der Yellow Line von Huntington nach Mt. Vernon Square sowie zusätzliche Züge von Franconia-Springfield nach Greenbelt. Zu den übrigen Zeiten fahren alle Züge dieser Linie von Huntington nach Fort Totten. Diese Anpassungen der Linienverläufe in der Hauptverkehrszeit sind Teil des Kapazitätserhöhungsprogramms Rush+.[6]
Die Blue Line hält vom 1. Oktober bis zum 1. April ab 19 Uhr und vom 2. April bis zum 30. September ab 22 Uhr nicht mehr an der Station "Arlington Cemetery".
Netzausbau
Aktuell ist mit der Silver Line eine neue Linie im Bau. Der erste Abschnitt bis zur Station Wiehle- Reston East wurde am 26. Juli 2014 eröffnet.[7] Die Eröffnung des zweiten Abschnitts, in dem die Linie zum Flughafen Dulles verlängert wird, wird 2019 oder 2020 erwartet.
Literatur
- Deiter, Ronald H.: The story of Metro. Transportation and politics in the nation's capital. Interurban Press, Glendale (Kalifornien) 1990, ISBN 0-916374-88-2.
- Schrag, Zachary M.: The Great Society subway. A history of the Washington Metro. Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore (Maryland) 2006, ISBN 0-8018-8246-X.
Siehe auch
Weblinks
- Commons: Washington Metro – Sammlung von Bildern
- Offizielle Betreiberseite
- Washington, D.C. bei urbanrail.net
- Homepage zum Projekt Silver Line
Einzelnachweise
- ↑ Washington: Oben hui, unten pfui. dpa, SÜDWEST PRESSE, 26. Oktober 2010, abgerufen am 6. November 2010.
- ↑ Layton, Lyndsey und Jo Becker: Efforts to Repair Aging System Compound Metro's Problems. The Washington Post, 5. Juni 2005, abgerufen am 6. November 2010.
- ↑ Tiroler Tageszeitung: U-Bahn-Unglück in Washington: Zwei Züge aufeinandergeprallt (abgerufen am 22. Juni 2009)
- ↑ CNN.com: Two killed in Washington-area subway train collision (englisch mit Video, abgerufen am 23. Juni 2009)
- ↑ Metro to return Red Line to automatic train operation on Monday. WMATA, 9. April 2015, abgerufen am 30. April 2015.
- ↑ rush+: Rush Hour Reinvented. Washington Metropolitan Area Transit Authority, abgerufen am 17. Mai 2013.
- ↑ Metro launches Silver Line, largest expansion of region's rail system in more than two decades. WMATA, 25. Juli 2014, abgerufen am 27. Juli 2014.