Westinghouse-Federantrieb

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Federkupplung im Westinghouse-Federantrieb;
(im Gegenuhrzeigersinn antreibend)
Westinghouse-Federantrieb: Radsatzwelle mit übergestülpter Hohlwelle und Federkupplung in den Laufrädernen
Westingh.-Gestell-Doppelmotor, unten eins der beiden Gleitlager für die Hohlwelle

Der Westinghouse-Federantrieb (engl. quill drive) ist eine radial- und drehelastische Kraftübertragung (Wellen-Kupplung) zwischen den elektrischen Fahrmotoren und den Treibrädern einer Elektrolokomotive. Die Konstruktion ist nach dem Unternehmen Westinghouse benannt, das diesen Antrieb bis 1912 für die New York, New Haven and Hartford Railroad entwickelte.[1] Die gesamte Antriebseinheit wurde ab 1922 von Sécheron/Genf in Lizenz gebaut,[2] und die Federkupplung wurde nach einiger Zeit weiterentwickelt.[3]

Der Westinghouse-Federantrieb ist eine frühe Variante des Hohlwellenantriebs und vermutlich die erste, bei der die Quernachgiebigkeit von Schraubenfedern als in einem Hohlwellenantrieb erforderliche radiale Beweglichkeit angewendet wurde. Die beiden an den Hohlwellenenden angebrachten Federkupplungen ermöglichen das vertikale Federn der Radsatzwelle relativ zur sie umgebenden, im Lokomotivaufbau fest gelagerten Hohlwelle. Die Hohlwelle gehört wie der Fahrmotor und ein eventuelles Getriebe zu den gefederten Massen des Fahrzeugs.

Die axiale Nachgiebigkeit der tangential eingebauten Federn macht den Antrieb drehelastisch, mildert eine ruckweise Drehmomentübertragung, die z. B. beim Anfahren auftreten und zum Durchrutschen (Schleudern) der Räder auf den Schienen führen kann.

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Radsatzwelle wird von der im Fahrzeugaufbau gelagerten Hohlwelle umschlossen. Auf der Hohlwelle ist das Großrad aufgepresst, das vom Ritzel des Fahrmotors angetrieben wird. Die Hohlwelle ist über Pratzen und die Schraubenfedern mit den Speichen der Treibräder verbunden. Die Druckkraftübertragung wirkt in allen Federn eines Rades in gleicher Umfangsrichtung. Der Antrieb wirkt nur auf eines der beiden Räder. Bei Fahrtrichtungswechsel und beim elektrodynamischen Bremsen erfolgt die Übertragung über das andere Rad.

Weiterentwicklungen des Westinghouse/Sécheron-Federantriebes:   AEG-Kleinow-Federtopfantrieb u. a.

Anwendungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Loks sind u. a. mit Westinghouse-Federantrieb ausgerüstet:

B&M Nr. 5000 bis 5006

PRR GG1 – Antrieb mit zwei Grossrädern auf der Hohlwelle

SBB Be 4/7   SBB Ae 3/5   SBB Ae 3/6III

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. Kummer: Neuerung im Achsantrieb elektrischer Fahrzeuge bei Verwendung hohler Wellen. In: SBZ. Band 59/60, Heft 24, 1912, S. 327 (e-periodica.ch).
  2. G.L. Meyfahrth: Eisenbahnelektrolokomotiven der Ateliers Secheron, Genf. In: SBZ. Band 59, Heft 10, 1922, S. 108 (e-periodica.ch).
  3. G.L. Meyfahrth: Die neuen Lokomotiven, Typ 1AAA-AAA1, der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn. In: SBZ. Band 89, Heft 17, 1927, S. 222 (e-periodica.ch).