Wikipedia:Wikidata trifft Archäologie 2013

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Wikidata trifft Archäologie 2013   Programm & Teilnehmer   Dokumentation  

Wikidata traf Archäologie[Quelltext bearbeiten]

Am Sonnabend, den 16. März, war es endlich soweit. Nach einiger Vorbereitung wurde in würdiger Umgebung der Bibliothek des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt in Berlin das Symposium Wikidata trifft Archäologie durchgeführt. Die Tagung widmete sich der Sammlung und Darstellung insbesondere von Geodaten im archäologischen Bereich. Mehr als 50 Teilnehmer aus sechs Ländern nahmen an der Veranstaltung teil. Darunter befanden sich viele Vertreter des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), aus der deutschsprachigen Wikipedia-Community und von Wikimedia Deutschland, aber auch von weiteren Institutionen sowie Einzelpersonen. Eröffnet wurde die Tagung mit Grußworten der Ministerialdirigentin Anna Elisabeth Prinz, ihr folgten Begrüßungen vom Generalsekretär des DAI, Ortwin Dally und dem Präsidiumsmitglied von Wikimedia Deutschland, Jens Best.

In einem ersten Beitragsslot stellte Elton Barker von der University of Southampton das Projekt Pelagios vor, anschließend der Niederländer René Voorburg sein Projekt vici.org und schließlich in einem aufgezeichneten Beitrag Tom Elliot von der New York University das Projekt Pleiades. Der erste Teil der Tagung befasste sich somit mit schon bestehenden Projekten in diesem Bereich, Pelagios mit der Visualisierung von Ortsangaben in antiken Quellen und wissenschaftlicher Literatur, Pleiades mit der Community-generierten Karte zur Visualisierung antiker Orte, Namen und Regionen, vici.org mit einer aus der Praxis heraus entstandenen Karte von archäologischen Stätten des römischen Reiches.

Im zweiten Slot stellten mehrere Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts die Bemühungen der Organisation in diesem Bereich vor, den DAI Geoserver, den DARIAH Geo-browser, den DAI.gazeteer und die Versuche, schon bestehende Projekte unter dem Dach des DAI auszuwerten und zu bündeln. Nach der Pause folgte Peter Henrich mit einem Vortrag mit dem provozierenden Titel Jeder kann Limes – du auch! Archäologisches Fachwissen und virtuelle Realität im World-wide-web. Henrich kritisierte (zurecht) vor allem die Übersichtsartikel im Bereich des Limes und im weiteren Umfeld, fand aber dennoch sehr anerkennende Worte für die Artikel des Wikipedia-Limesprojektes. Für Wikipedianer auch nicht neu war die Erkenntnis, dass Wikipedia keine wissenschaftliche Ressource ist und dass Fehler in der Wikipedia heute schnell eine weite Verbreitung finden. Doch außerhalb der Wikipedia ist das offenbar in vielen Bereichen noch weniger bekannt und präsent, als wir uns das oft vorstellen mögen. Von manchen Teilnehmern – bezeichnenderweise Nichtwikipedianern – wurden die berechtigten Kritiken als zum Teil ungerechtfertigt angesehen, da etwa Fehler sich zu allen Zeiten auch in Fachpublikationen befunden hätten und auch von dort aus immer gestreut worden seien. Nach Henrichs Vortrag entbrannte somit die intensivste und lebhafteste Diskussion, die schnell abschweifte und Henrich mit Vorwürfen konfrontierte, die er gar nicht zu vertreten hatte.

In einem dritten zusammenhängenden und abschließenden Slot stellten dann die Vertreter der Wikimedia-Projekte ihre Arbeit vor, zunächst Angelika Mühlbauer und Johannes Kroll von Wikimedia Deutschland das RENDER-Projekt und die Wikipedia-Limeskarte, für die Angelika und Johannes die technische Betreuung und die Programmierung übernommen hatten. Es folgte Hartmann Linge, der Spiritus rector des Wikipedia-Limesprojektes, der über das Projekt berichtete und die Arbeit, die von vor allem drei Personen in den letzten Wochen und Monaten in die Erstellung der Limes-Karte gesteckt worden war. Martin Rulsch folgte mit einem kurzen Bericht über den Export der in der Wikipedia gesammelten Daten zu Limeskastellen in eine maschinenlesbare Form. Abschließend stellte Lydia Pinscher Wikidata vor. Wikidata wurde von Beginn an als Datenspeicher für die Karte vorgesehen, bei der Erstellung profitierten wir besonders davon, dass jetzt ein zentraler Ort etwa für Interwiki-Links vorhanden ist und solche Daten endlich zentral ausgewertet und vor allem zentral verlinkt werden können.

Wozu das nun alles? Im Rahmen meiner Tätigkeit als Wikipedian in Residence beim DAI wollten wir immer auch nachhaltig arbeiten und einerseits die Möglichkeiten von Wikipedia zeigen und andererseits das Potential des DAI nutzen. Auf Vorschlag von Reinhard Förtsch, der bei der Tagung auch die Diskussionsleitung übernommen hatte, wollten wir die schon vorhandenen Daten in der Wikipedia und weitere Daten etwa aus der Datenbank Arachne des DAI nutzen, um eine bislang in der Form noch fehlende Limeskarte des ganzen römischen Reiches zu schaffen. Diese Idee nahm immer genauere Formen in der Vorstellung an und wurde zunächst als Idee zu einer virtuellen und jederzeit erweiterbaren Karte weiter entwickelt. Mittlerweile finden sich mehr als 1000 Datensätze in der Karte, die in etwa drei Monaten von nur drei Bearbeitern eingepflegt wurden. Auch die Karte wurde in diesem Zeitraum von Johannes Kroll programmiert. Noch ist es eine Beta-Version. Noch nicht alle Daten sind vorhanden, auch die Optik ist natürlich noch verbesserbar. Die Ideen gehen aber schon weiter. In den nächsten Schritten sollen die noch existierenden Lücken in den Limites geschlossen und weitere militärische Bauten im Hinterland erfasst werden, später auch zivile Orte. Zur Mitarbeit sind alle herzlich aufgerufen.

Abschließend an der Stelle ein herzlicher Dank, nein vielfacher Dank. Zunächst an das Deutsche Archäologische Institut, namentlich an Reinhard Förtsch als Ideengeber und Frau Kehrer für die unermüdliche Betreuung und Co-Organisation. Dank an das Auswärtige Amt als Gastgeber und an alle Gäste, die zum Teil von recht weit herkamen. Dank an Wikimedia Deutschland, an das Wikidata-Team, an Angelika und Johannes, vor allem Letzterer mußte immer wieder auf unsere Wünsche eingehen. Vielen Dank an Barbara Fischer für einen Großteil der Organisation. Ohne sie wäre diese wunderbare Tagung nicht so geräuschlos über die Bühne gegangen. Dank an Martin und an die anderen Helfer aus der Community. Aber ganz besonders der Dank an das Limesprojekt und hier neben den anderen Helfern ganz besonders an drei Personen, die das Rückgrat all dessen sind, was wir in diesem Bereich in den letzten Jahren erreicht haben, und die letztlich das Rückgrat dieser Entwicklung sind, die eine solche Tagung mit einer schon fast größenwahnsinnigen Idee wie dieser Karte Leute wie Reinhard Förtsch oder mich erst denken lassen: Veleius, der endlich zu uns fand, Mediatus, der leider nicht kommen konnte, und natürlich Hartmann Linge, der neben der praktischen Arbeit an der Karte auch noch einen Gutteil der Organisation der Tagung übernommen hatte. Ohne Menschen wie euch wäre die Wikipedia nichts. M.C.