Wilhelm I. (Württemberg)

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Wilhelm I.

Wilhelm I. Friedrich Karl (* 27. September 1781 in Lüben (Schlesien); † 25. Juni 1864 in Stuttgart) war von 1816 bis 1864 der zweite König von Württemberg.

Leben

König Wilhelm I. von Württemberg

Er war Sohn von König Friedrich I. von Württemberg und von Prinzessin Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel.

Wilhelm diente 1800 als Freiwilliger im österreichischen Armeekorps, lebte dann aber von 1806 bis 1812 als Kronprinz zurückgezogen zu Stuttgart. Nach dem Tod seines Vaters wird er am 30. Oktober 1816 zum zweiten König von Württemberg. Er erließ eine Amnestie, senkte die Steuern und gab 1819 dem Land eine Verfassung.

Wilhelm I. vor der Staatsgalerie Stuttgart
Wilhelma um 1900
Überführung des Leichnams Wilhelm I. in den frühen Morgenstunden des 30. Juni 1864 auf die Grabkapelle auf dem Württemberg in Stuttgart-Rotenberg

Der Regierungsantritt des Königs fiel in eine starke Wirtschaftskrise in Württemberg (ausgelöst durch schwere Missernten – vermutlich als Folge des Ausbruchs des Vulkans Tambora in Indonesien – und die Teuerung in 1816/17). Wilhelm I. hegte ein persönliches Interesse an der Landwirtschaft und galt als „König der Landwirte“. Als passionierter Pferdezüchter förderte er die Landwirtschaft maßgeblich, indem er für sein Privatvermögen große Güter ankaufen und diese als Mustergüter betreiben ließ. Zahlreiche Verbesserungen in der Landwirtschaft und im Weinbau während seiner Regierungszeit: Züchtung von Pflanzen und Tieren, Kauf von Domänen und Ausbau als Mustergüter. Außerdem sorgte er dafür, dass die in der Säkularisation neu zu Württemberg gekommenen katholischen Gebiete, etwa des Oberlandes, mit Seelsorgern versorgt wurden. Er ließ 1817 in den Räumen des alten „Collegium Illustre“ ein Hochschulkonvikt einrichten, das die zukünftigen katholischen Priester während ihres Studiums begleiten sollte und das bis heute seinen Namen trägt: das Wilhelmsstift.

Am 20. November 1818 gründete Wilhelm I. die „Landwirtschaftliche Unterrichts- Versuchs- und Musteranstalt“ in Hohenheim, aus der später die Universität Hohenheim hervorging. Im gleichen Jahr wurde von ihm ein „jährlich am 28. September zu Kannstadt abzuhaltendes landwirtschaftliches Fest“ ins Leben gerufen, das noch heute als Cannstatter Volksfest gefeiert wird.

König Wilhelm I. ließ durch seine Beauftragten im Ausland Rinder und Schafe ankaufen, um sie in Württemberg zu züchten. Berühmt geworden sind seine Araberhengste, die den Grundstock des heutigen Bestandes im Haupt- und Landgestüt Marbach bilden. Bedeutende Verbesserungen initiierte der König auch im Weinbau: Gründung der Gesellschaft für die Weinverbesserung (1825), eines Weinbauvereins (1828); Gründung von Weingärtnergenossenschaften (seit 1854). Er veranlasste in Cannstatt den Bau eines „Gartenhauses mit Wohngebäuden und Ziergewächshäusern im maurischen Stil“ – den heutigen Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma.

Am 27. August 1819 erließ er ein Dekret, wonach auswanderwillige Pietisten sich in Korntal niederlassen durften. Er ermöglichte ihnen eine freie Ausübung ihres Glaubens und gab ihnen verschiedene Privilegien (Steuernachlaß; Befreiung vom Militärdienst; Verweigerung des Eides vor Gericht). Damit gelang ihm, die Auswanderungswelle nach Russland und in die USA einzudämmen. Im Gegenzug verpflichetete sich die neu gegründete Evangelische Brüdergemeinde Korntal, den König anzuerkennen und ihm gegenüber gehorsam zu sein. Als einzige theologische Grundlinie wurde sie auf das Augsburger Bekenntnis festgelegt. Die Verträge gelten im Grunde von Staats wegen immer noch.

König Wilhelm I. starb am 25. Juni 1864 auf dem Schloss Rosenstein in Cannstatt. Sein Grab befindet sich im Mausoleum (Grabkapelle auf dem Württemberg) in Rotenberg, das er zuvor für seine zweite Gemahlin, Königin Katharina Pawlowna, erbauen ließ. Ihm folgte König Karl I., der Sohn aus der Ehe mit seiner dritten Gemahlin (seit 15. April 1820), Pauline von Württemberg (* 4. September 1800; † 10. März 1873).

Ehen und Nachkommen

König Wilhelm I. und Pauline von Württemberg (oben), Sophie (links in der Mitte), Kronprinz Karl (zentral), Marie (rechts in der Mitte), Katharina (unten links) und Auguste (unten rechts) (Erinnerungsblatt zum 25.jährigen Regierungsjubiläum 1841)

1808 heiratete er Prinzessin Charlotte Auguste Karoline von Bayern aus der Dynastie der Wittelsbacher. Diese Ehe war für ihn aber nur eine Schutzehe, um keine politische Heirat von Napoléons Gnaden eingehen zu müssen. Eine Anekdote besagt Napoléon hätte Stéphanie Beauharnais als Braut für ihn vorgeschlagen. Diese war aber weder mit Napoléon, noch mit dessen Frau Joséphine verwandt, sondern war nur die Nichte von Joséphines erstem Gatten. Auf Wilhelms Vorhaltungen, eine solche Ehe sei nicht standesgemäß, soll Napoléon geantwortet haben "eh bien, je l'adopte", dann adoptiere ich sie halt. Worauf Wilhelm vor dem versammelten Hof antwortete: "Je ne veux pas une femme de votre pagerie", er wolle also keine Frau aus Napoléons Personal heiraten. Die Entgegnung war ein böses Wortspiel, war doch Joséphines Geburtsname Marie Josephe Rose de Tascher de la Pagerie. Stéphanie wurde 1806 mit Erbprinz Karl von Baden verheiratet. Im Jahr 1807 wurde stattdessen Wilhelms Schwester Katharina mit Jérôme Bonaparte verheiratet und Wilhelm heiratete 1808 Karoline Auguste.

Die Ehe wurde nach Napoléons Sturz von einem württembergischen Ehegericht im August 1814 geschieden. Beide Partner hatten angegeben, dass die Ehe wegen gegenseitiger Abneigung nicht vollzogen wurde. Für ihre weitere Ehe mit Kaiser Franz II. wurde die Ehe 1815 auch vom Papst annulliert[1].

Am 24. Januar 1816 vermählte er sich mit seiner Cousine, der Großfürstin Katharina Pawlowna, Witwe von Georg von Oldenburg. Sie verstarb bereits 1819. Mit ihr hatte er zwei Töchter:

In dritter Ehe heiratete er seine Cousine Prinzessin Pauline von Württemberg und hatte mit ihr drei Kinder:

  • Prinzessin Katharina (1821-1898), Mutter von König Wilhelm II. von Württemberg - verheiratet mit Friedrich von Württemberg (1808 - 1870)
  • Kronprinz Karl (1823-1891), ab 1864 König von Württemberg
  • Prinzessin Auguste (1826-1898), später Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach

Einzelnachweise

  1. Hansmartin Decker-Hauff: Frauen im Hause Württemberg. Leinfelden-Echterdingen 1997, S. 221f.

Literatur

  • Johannes Grauer: Wilhelm I., König von Württemberg. Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit. Stuttgart 1960.
  • Otto-Heinrich Elias: König Wilhelm I. (1816-1864), in: Robert Uhland (Hg.) 900 Jahre Haus Württemberg. Stuttgart 1984.
  • Eberhard Fritz: Die Verbesserung des Weinbaus in Württemberg unter König Wilhelm I. (1816-1864). Tübingen 1994.
  • Eberhard Fritz: König Wilhelm und Königin Katharina von Württemberg. Studien zur höfischen Repräsentation im Spiegel der Hofdiarien. Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 54/1995. S. 157-177.
  • Paul Sauer: Reformer auf dem Königsthron. Wilhelm I. von Württemberg. Stuttgart 1997.
  • Gunter Haug: In stürmischen Zeiten. Historischer Roman. 2003
  • Karl Moersch: Sperrige Landsleute.1996

siehe auch: Stammliste von Württemberg