Willi Kemp

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Willi Kemp (* 2. April 1927 in Köln; † 5. Dezember 2020 in Düsseldorf) war ein in Düsseldorf ansässiger deutscher Steuerberater und Kunstsammler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kemp und seine Frau Ingrid (1937–1986) sammelten seit den 1960er Jahren zeitgenössische Kunst mit den Schwerpunkten Informel und ZERO, die im Laufe der Jahrzehnte zur Sammlung Ingrid und Willi Kemp auf rund 1200 Objekten anwuchs. Kemp vermachte sie 2011 dem Düsseldorfer Museum Kunstpalast.[1]

Von 1949 bis 1952 studierte Kemp Betriebswirtschaftslehre und Steuerrecht an der Universität zu Köln. Danach war er freiberuflich als Helfer in Steuersachen tätig, ab 1967 als Steuerberater. 1958/59 studierte er zwei Semester Kunst an der Düsseldorfer Kunstakademie. Mit seiner beruflichen Expertise als Steuerberater hat er viele Künstler in ihren Steuerangelegenheiten unterstützt. Aus dieser Tätigkeit und seinem intrinsischen Kunstinteresse gingen viele Freundschaften mit Künstlern hervor, z. B. mit Carl Buchheister, Karl Otto Götz, Winfred Gaul, Bernard Schultze, Gerhard Hoehme und Gotthard Graubner. Daraus ergab sich auch die Möglichkeit, durch direkten Austausch der Leistungen des Steuerberaters gegen Werke der Künstler eine Sammlung aufzubauen.

Zusammen mit der Witwe Elisabeth Buchheister erstellte er das zweibändige Werkverzeichnis von Carl Buchheister. Seine Begegnungen mit Künstlern hielt er in zahlreichen Fotografien fest, die er ebenfalls dem Museum Kunstpalast schenkte,[2] und in Briefen und Erinnerungen in einem umfangreichen zweibändigen Werk dokumentiert.[3]

Kemps Interesse an der zeitgenössischen Kunst veranlasste ihn früh, Werke häufig direkt von Künstlern zu erwerben, als deren Arbeiten noch nicht hochpreisig gehandelt wurden. Seine Sammlung geht daher weit über den ursprünglichen, befreundeten Künstler-Kreis hinaus und umfasst Werke einer Vielzahl von deutschen und internationalen Künstlern, unter ihnen Joseph Beuys, Peter Brüning, Bruno Goller, Rupprecht Geiger, die Zero-Künstler Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker sowie aus der internationalen Szene Lucio Fontana, Arnulf Rainer, Antoni Tàpies, Jean Tinguely, Ellsworth Kelly, Cy Twombly, und Michael Growe.[4]

Aus der Sammlung wurde 2001 in der Kunsthalle Düsseldorf eine repräsentative Auswahl gezeigt. Zusammen mit dem Essener Steuerberater Lothar Pues hat er unter dem Motto Kunst im Wohnraum in Essen von 1999 bis 2005 Arbeiten aus der Sammlung Kemp gezeigt, hier sind die Ausstellungen mit Arbeiten von Otto Piene, Carl Buchheister, Karl Otto Goetz, Hermann-Josef Kuhna entstanden. Das Projekt wurde zunächst in Neuss unter dem Motto Kunst auf Selikum weitergeführt und wurde später von Henning Ritter als Salon Kufsteiner Straße in Berlin fortgesetzt. Weitere Ausstellungen ausgewählter Werke fanden 2006 im Museum Ratingen und anderen in- und ausländischen Ausstellungstätten, sowie seit 2011, nach seiner Schenkung, im Düsseldorfer Museum Kunstpalast mit wechselnden Schwerpunkten statt. Unter dem Titel Highlights. Druckgraphiken aus der Sammlung Kemp präsentierte die Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Nordrhein-Westfalen an ihrem Düsseldorfer Standort (vom 30. April bis 4. Juni 2014) eine Auswahl hochwertiger Druckgraphiken (u. a. von Max Ernst, Wassily Kandinsky, Emil Schumacher, Karl Otto Götz, Yves Klein, Sigmar Polke).

Kemp starb im Dezember 2020 im Alter von 93 Jahren.[5]

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elisabeth Buchheister, Willi Kemp (Bearb.), Gerhard Bott (Hrsg.): Carl Buchheister (1890–1964).
    • Band 1: Werkverzeichnis der abstrakten Arbeiten. Verlag Roether, Darmstadt 1984, ISBN 3-7929-0138-2.
    • Band 2: Werkverzeichnis der gegenständlichen Arbeiten. Edition Libri Rari Schäfer, Hannover 1986, ISBN 3-88746-161-4.
  • Elisabeth Buchheister, Willi Kemp (Bearb.), Willi Kemp (Hrsg.): Carl Buchheister. König, Köln 1998, ISBN 3-88375-287-8.
    • Band 1: Monographie.
    • Band 2: Werkverzeichnis der abstrakten Arbeiten.
  • Willi Kemp: Mein Weg zur Kunst. In: Impulse – Informel und Zero in der Sammlung Ingrid und Willi Kemp. Ausstellungskatalog. Museum der Stadt Ratingen, 2006, ISBN 3-926538-60-0, S. 26–30.
  • Die Sammlung Ingrid und Willi Kemp. Ausstellungskatalog. museum kunst palast, Düsseldorf 2001, ISBN 3-00-007371-X.
  • Die Sammlung Kemp. Teil II. Ausstellungskatalog. Museum Kunstpalast, Düsseldorf 2011, ISBN 978-3-86206-084-9.
  • Begegnung mit Künstlern. Fotos von Willi Kemp von 1960 bis 2009. Ausstellungskatalog. Kettler, Bönen 2009, ISBN 978-3-941100-94-7.
  • Druckgraphik der Sammlung Kemp. Ausstellungskatalog. Museum Kunstpalast, Düsseldorf 2013 (o. ISBN).
  • Willi Kemp: Meine Sammlung der Druckgraphik. In: Druckgraphik der Sammlung Kemp. Ausstellungskatalog. Museum Kunstpalast, Düsseldorf 2013, S. 13–20.
  • Willi Kemp (Hrsg.): David Rabinowitch: Church Drawings. Drawings of Romanesque Churches 1973-1978 from Wookbooks. Ausstellungskatalog. Düsseldorf 2015 (o. ISBN).
  • Im Dialog mit der Kunst – Gespräche mit Künstlern. Notizen zur Kunst. Briefwechsel. Druckerei Kettler, Böhnen/Westfalen 2019 (o. ISBN).
  • Stiftung Sammlung Kemp (Hrsg.): Hommage à Willi Kemp. Düsseldorf 2022 (o. ISBN).

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ich lebe mit meiner Kunst – Filmessay über den Kunstsammler Willi Kemp von Katharina Mayer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sein Lebenswerk schenkte er dem Museum. In: Rheinische Post. 24. Januar 2013, S. C3.
  2. Willi Kemp (Hrsg.): Begegnung mit Künstlern. Fotos von Willi Kemp von 1990 bis 2009. Druckerei Kettler, Bönen /Westfalen 2009.
  3. Willi Kemp: Im Dialog mit der Kunst - Gespräche mit Künstlern. Notizen zur Kunst. Briefwechsel. Band I und II. Druckerei Kettler, Böhnen/Westfalen 2019.
  4. Die Sammlung Ingrid und Willi Kemp. Ausstellungskatalog. museum kunst palast, Düsseldorf 2001, ISBN 3-00-007371-X.
       Die Sammlung Kemp. Teil II. Ausstellungskatalog. Museum Kunstpalast, Düsseldorf 2011, ISBN 978-3-86206-084-9.
  5. Kemp und die Kunst – eine Liebesgeschichte. In: Rheinische Post, 7. Dezember 2020. Abgerufen am 8. Dezember 2020 (eingeschränkter Zugriff).