William Bronk

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William Bronk (* 17. Februar 1918 in Fort Edward (New York); † 22. Februar 1999 in Hudson Falls (New York)) war ein US-amerikanischer Dichter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bronk war ein Nachfahre von Jonas Bronck, einem europäischen (vermutlich schwedischen) Siedler, nach dem der New Yorker Stadtteil Bronx benannt ist. Bronk trat mit 16 Jahren ins Dartmouth College ein, wo der Literaturwissenschaftler Sidney Cox sein Lehrer war und er dem mit Cox befreundeten Dichter Robert Frost begegnete.[1] Anschließend besuchte er für ein Semester die Universität Harvard. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er als Soldat eingezogen. 1945 unterrichtete er Englisch am Union College in New York, brach diese Arbeit aber schon im folgenden Jahr ab und kehrte zum Wohnsitz seiner Familie in Hudson Falls zurück. Dort übernahm er den Familienbetrieb, die Bronk Coal and Lumber Company.[2] Sie führte er bis ins Jahr 1978. Nachdem er in den 1950er Jahren insbesondere Süd- und Mittelamerika[3] bereist hatte, verließ er später seinen Wohnort kaum mehr, gab nur selten Lesungen, hielt aber sein Haus offen für Dichter und Künstler. Zwar lebte er bis zu ihrem Tod 1996 mit seiner verwitweten Jugendfreundin Laura B. Greenlaw zusammen, aber war von jeher auch Männern zugetan.[4] Er starb an den Folgen eines Lungenemphysems.

Werk und Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bronks erstes wichtiges Werk war ein Essay über Herman Melville, Henry David Thoreau und Walt Whitman, „The Brother in Elysium“ (1945, veröffentlicht 1980). Die drei darin thematisierten Schriftsteller, alle aus dem Umkreis des Transzendentalismus, dürfen als wesentliche Einflüsse[5] gelten. Außerdem ist wiederholt, auch von ihm selbst, auf eine Nähe zu Samuel Beckett hingewiesen worden.[6] Bronks erster Gedichtband, Light and Dark (1956), blieb, von einer freundlichen Reaktion des Dichters Charles Olson abgesehen,[7] unbeachtet. Andere Dichter und Schriftsteller – neben Olson sind Cid Corman, Robert Creeley, Paul Auster, Susan Howe, George Oppen und Charles Simic zu nennen – schätzten ihn. Dagegen wurde er einer an Poesie interessierten Öffentlichkeit, wenn überhaupt, erst 1982 bekannt, als er für Life Supports, einen Sammelband mit seiner Dichtung, den National Book Award erhielt. 1991 wurde er außerdem mit dem Lannan Literary Award for Poetry ausgezeichnet.

Bronks Gedichte bieten Gedankenlyrik in einer knappen und klaren, am Epigramm orientierten, zugleich musikalischen Form. In einem manchmal schroffen, oft sarkastischen Stil behandelt er Themen wie die Nicht-Erkennbarkeit der Welt (Agnostizismus), Einsamkeit, Ewigkeit und Tod. Er wird deshalb häufig ein philosophischer, metaphysischer oder gar religiöser[8] Dichter genannt.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Light and Dark. Ashland, Ma.: Origin Press 1956, zweite Auflage New Rochelle, N.Y.: Elizabeth Press 1975
  • The World, the Worldless. New York: New Directions 1964
  • The Empty Hands. New Rochelle, N.Y.: Elizabeth Press 1969
  • That Tantalus. New Rochelle, N.Y.: Elizabeth Press 1971
  • To Praise the Music. New Rochelle, N.Y.: Elizabeth Press 1972
  • Finding Losses. New Rochelle, N.Y.: Elizabeth Press 1976
  • My Father Photographed with Friends and Other Pictures. New Rochelle, N.Y. : Elizabeth Press 1976
  • Life Supports. New and Collected Poems. San Francisco: North Point Press 1981
  • Vectors and Smoothable Curves. Collected Essays. San Francisco: North Point Press 1983, neue Auflage Hoboken, N.J.: Talisman House 1997
  • Death Is the Place. San Francisco: North Point Press 1989
  • Selected Poems. Hg. von Henry Weinfield. New York: New Directions 1995
  • Metaphor of Trees and Last Poems. Jersey City, N.J.: Talisman House 1999
  • Bursts of Light. The Collected Later Poems. Hoboken, N.J.: Talisman House 2012

Literatur über William Bronk (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cid Corman: William Bronk. An Essay. Truck Press: Carrboro, N.C. 1976
  • Burt Kimmelman: The „Winter Mind“. William Bronk and American Letters. Madison: Farleigh Dickinson University Press u. a. 1998
  • Lyman Gilmore: A Force of Desire. A Life of William Bronk. Jersey City, N.J.: Talisman House 2006
  • David W. Clippinger: The Mind’s Landscape. William Bronk and Twentieth-Century American Poetry. Newark: University of Delaware Press 2006
  • Henry Weinfield: The Music of Thought in the Poetry of George Oppen and William Bronk. Iowa City: University of Iowa Press 2009

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Applebome: „William M. Bronk, 81, a Poet Of Depth and Haunting Vision“ (Nachruf), New York Times, 25. Februar 1999, s. Weblinks.
  2. Wie Bronk bei einer Lesung in der Scranton Public Library am 8. November 1978 erläutert, handelte die Firma unter anderem mit Anthrazitkohle aus Pennsylvania.
  3. Seine Eindrücke u. a. von der Inka-Stadt Machu Picchu schildert er in „The New World“, in: William Bronk: Vectors and Smoothable Curves. Collected Essays. San Francisco: North Point Press 1983, S. 1–44.
  4. Sein Biograph betont, Bronk habe seine Homosexualität als ganz wesentlich für sein Dichten und Denken bezeichnet. („Bronk declares that his homosexuality is central to all his writing and thought“). Lyman Gilmore: A Force of Desire. A Life of William Bronk. Jersey City 2006, S. XXVIII.
  5. Allerdings war sein Verhältnis zu Whitman bereits während der Abfassung des Essays zwiespältig. In einem Brief an seinen Freund Clemens Sandresky schrieb er am 17. Juli 1940: "But Whitman was too much of a baby, too eager for his candy, his creature comforts, his ugly Freudian little comforts." (Aber Whitman war zu sehr Kindskopf, zu gierig auf sein Zuckerl, auf seinen kreatürlichen Komfort, seine hässlichen, kleinen Freudschen Lustprämien.) Zitiert nach Lyman Gilmore: A Force of Desire. A Life of William Bronk. Jersey City 2006, S. 141.
  6. Burt Kimmelman: The „Winter Mind“. William Bronk and American Letters. Madison: Farleigh Dickinson University Press u. a. 1998, S. 19.
  7. Der Buchhändler Hugh Miller erinnerte sich an einen Brief Bronks, in dem dieser schrieb, er habe nur eine einzige freundliche Reaktion auf Light and Dark erhalten, wenn auch von Charles Olson. („(Bronk) mentions in one letter that he received only one warm response to Light and Dark, though that was from Charles Olson.“) Famous Poets and Poems, „William Bronk Biography“, s. Weblinks.
  8. So Henry Weinfield im Vorwort zu William Bronk: Selected Poems. New York: New Directions 1995, S. XII.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]