Wimmer-Weißzahnspitzmaus

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Wimmer-Weißzahnspitzmaus
Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Insektenfresser (Eulipotyphla)
Familie: Spitzmäuse (Soricidae)
Unterfamilie: Crocidurinae
Gattung: Weißzahnspitzmäuse (Crocidura)
Art: Wimmer-Weißzahnspitzmaus
Wissenschaftlicher Name
Crocidura wimmeri
Heim de Balsac & Aellen, 1958

Die Wimmer-Weißzahnspitzmaus oder Wimmers Spitzmaus (Crocidura wimmeri) ist eine seltene Spitzmausart aus der Gattung der Weißzahnspitzmäuse (Crocidura). Sie kommt in der Elfenbeinküste in Westafrika vor und zählt dort zu den zehn am stärksten gefährdeten Wirbeltierarten.[1] Der Artname bezieht sich auf Eugène Wimmer, einen ehemaligen Schweizer Konsul in der Elfenbeinküste.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wimmer-Weißzahnspitzmaus ähnelt in ihrer Erscheinung sowie in Schädel- und Gebisseigenschaften der Nimba-Spitzmaus (Crocidura nimbae), der Fox-Moschusspitzmaus (Crocidura foxi) und der Nigeria-Moschusspitzmaus (Crocidura nigeriae), unterscheidet sich jedoch von den vorgenannten Arten in Details der Schädel- und Zahnstruktur. Größenangaben sind nur von zwei männlichen Typusexemplaren bekannt, die 1958 von Henri Heim de Balsac und Villy Aellen beschrieben wurden. Die beiden Exemplare haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 80 bzw. 90 mm und eine Schwanzlänge von je 57 mm. Die Hinterfußlänge beträgt bei beiden Exemplaren je 17 mm. Die Ohrenlänge ist nicht bekannt. Die gesamte Länge der oberen Zahnreihe vom ersten Schneidezahn bis zum dritten Mahlzahn beträgt 12 bzw. 11,3 mm. Die Schädelbreite beträgt 9,5 mm beim ersten Exemplar und 10,0 mm beim zweiten. Die Schädellänge liegt bei 25 mm beziehungsweise bei 24 mm. Der Karyotyp beträgt 2n=50, FN=84. Das Rückenfell ist dunkel aschgrau bis braun, das Bauchfell ist heller. Der relativ lange Schwanz ist unbehaart. Der Schädel ist verlängert, der Gesichtsbereich ist gut entwickelt und die Kinnbacken sind breit.

Lautäußerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wimmer-Weißzahnspitzmaus unterscheidet sich von den meisten anderen westafrikanischen Spitzmausarten durch ihren Abwehrruf, der eine durchschnittliche Dauer von 217 Millisekunden aufweist und bei einer Frequenz von 11,7 bis 15,0 kHz wiedergegeben wird.[2]

Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wimmer-Weißzahnspitzmaus bewohnt Primärwälder[1], Sekundärwälder[1] und feuchte Sumpfwälder in Küstennähe. Die Art ist nachtaktiv. Durch eine von Peter Vogel Mitte der 1970er Jahre durchgeführte Studie an in menschlicher Obhut gehaltenen Exemplaren wurde festgestellt, dass die Tiere 340 min verteilt auf 22 Phasen pro Tag aktiv waren. Davon entfielen 6 bis 45 min auf die Nachtstunden, aber nur 0 bis 4 min auf die Tagstunden. Der Energieverbrauch bei einem Exemplar mit einem Gewicht von 23,5 g betrug 1,9 Kilojoule pro Gramm und Stunde.[3]

Status[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitungsgebiet der Wimmer-Weißzahnspitzmaus

Die Wimmer-Weißzahnspitzmaus wird von der IUCN in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) gelistet. Sie war ursprünglich nur von Adiopodoumé im Süden der Elfenbeinküste bekannt, wo sie 1976 zuletzt gesichtet wurde. Anschließend wurde das Aussterben dieser Art vermutet, bis Anfang 2008 vier Exemplare im Banco National Park wiederentdeckt wurden.[1] In der terra typica hat die Lebensraumverschlechterung durch Holzeinschlag zum Verschwinden der Wimmer-Weißzahnspitzmaus beigetragen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sara Churchfield, Paulina D. Jenkins: Wimmer's shrew. In: Jonathan Kingdon, Thomas M. Butynski, David C. D. Happold, Meredith Happold (Hrsg.): Mammals of Africa. Band 4: Hedgehogs, shrews and bats. Bloomsbury, London u. a. 2013, ISBN 978-1-4081-2254-9, S. 145–146.
  • H. Heim de Balsac, V. Aellen: Les Soricidae de basse Côte d'Ivoire. In: Revue Suisse de Zoologie. Bd. 65, 1958, ISSN 0035-418X, S. 921–956, Digitalisat, (Wissenschaftliche Erstbeschreibung).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wimmer-Weißzahnspitzmaus (Crocidura wimmeri) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Blaise Kadjo, Roger Yao Kouadio, Valérie Vogel, Sylvain Dubey, Peter Vogel: Assessment of terrestrial small mammals and a record of the critically endangered shrew Crocidura wimmeri in Banco National Park (Côte d'Ivoire). In: Mammalia. Bd. 77, Heft 4, April 2013, ISSN 1864-1547 (Online), ISSN 0025-1461 (Print), S. 1–8, doi:10.1515/mammalia-2012-0083.
  2. Rainer Hutterer, Peter Vogel: Abwehrlaute afrikanischer Spitzmäuse der Gattung Crocidura Wagler, 1832 und ihre systematische Bedeutung. In: Bonner Zoologische Beiträge. Bd. 28, Nr. 3/4, 1977, ISSN 0006-7172, S. 218–222, online (PDF; 3,12 MB).
  3. Peter Vogel: Energy consumption of European and African shrews. In: Acta Theriologica. Bd. 21, Nr. 13, 1976, ISSN 0001-7051, S. 195–206, online (PDF; 8,4 MB) (Memento vom 11. November 2013 im Internet Archive).