Wittelsberg

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Wittelsberg
Großgemeinde Ebsdorfergrund
Koordinaten: 50° 46′ N, 8° 51′ OKoordinaten: 50° 45′ 35″ N, 8° 51′ 17″ O
Höhe: 226 (219–248) m ü. NHN
Fläche: 6,88 km²[1]
Einwohner: 897 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 130 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 35085
Vorwahl: 06424

Wittelsberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Ebsdorfergrund im Osten des mittelhessischen Landkreises Marburg-Biedenkopf.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wittelsberg (Bildmitte) vom Frauenberg aus gesehen; links des Dorfs Warte und Pfarrkirche, rechts die ansteigende Hochfläche des Vorderen Vogelsbergs.
Im Vordergrund Beltershausen, im fernen Hintergrund der 592 m hohe Rimberg
Ortseingang von Richtung Moischt über einen Hohlweg

Wittelsberg liegt ca. 8 km südöstlich von Marburg. Die Siedlung liegt am südlichen Rand des Amöneburger Beckens zum Vorderen Vogelsberg, am Rande des Einzugsgebietes der Zwester Ohm, die durch den das Dorf von Osten durchfließenden Wittelsberger Bach gespeist wird, der schließlich nach Südwesten abfließt. Unmittelbar östlich und nördlich des Dorfes verläuft die Wasserscheide zur Ohm, welche von nördlich des Kirchbergs schließlich als flache Schwelle nach Nordwesten in Richtung Moischt verläuft und sich vom Osten des Dorfes über den Vorderen Vogelsberg zum eigentlichen Vogelsberg im Südosten, wo die Ohm entspringt, zieht. Der Kirchberg ist ein Hügel aus Tuffgestein, der, nur 300 m nordwestlich des Dorfzentrums, dieses um rund 30 m überragt. Die auf dem Kirchberg errichtete Wittelsberger Warte bildet das Wahrzeichen des Dorfes wie auch die Wappenfigur der Großgemeinde.

Von seiner baulichen Anlage her ist Wittelsberg ein geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss. Den alten Dorfkern dominieren Fachwerkhäuser, darunter diverse Bauernhöfe; im Süden des Ortes befindet sich eine moderne Wohnsiedlung. In der Ortsmitte treffen Straßen von den Nachbarorten Schröck, Moischt, Heskem und Rauischholzhausen aufeinander. Erst im Jahre 2006 wurde die Ortsumgehung der Landesstraße FronhausenKirchhain abgeschlossen, so dass sich das Verkehrsaufkommen im Dorf spürbar reduziert hat. Neben zwei Abfahrten von der Landesstraße führt nur noch die Moischter Straße regulär von außen in den Ort hinein. Demgegenüber sind die ehemaligen Straßen von Heskem und Rauischholzhausen inzwischen zu Wander- und Landwirtschaftswegen umfunktioniert worden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkern, wo Hessenstraße, Eduard-Bork-Straße und Am Marktplatz aufeinandertreffen.

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Namen Widdelesbere wurde der Ort um 1130 bekanntermaßen erstmals urkundlich erwähnt. Es folgten weiter Erwähnungen unter verschiedenen Namen Wydelberg (1243), Wihttelesber (um 1248), Wittilsberg (1267), Withelesberg (1267) und schließlich Wittelsberg (1577).[1]

Im Mittelalter durchzog den Ort die Straße durch die nördlichen Lange Hessen von der Straßmühle bei Hachborn zur Brücker Mühle bei Amöneburg und Kirchhain.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde bis dahin selbständige Gemeinde Wittelsberg zum 1. April 1972 auf freilliger Basis in die, am 31. Dezember 1971 aus den Gemeinden Dreihausen und Heskem neu gebildete Gemeinde Ebsdorfergrund, eingegliedert.[3] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Ebsdorfergrund wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Wittelsberg angehört(e):[1][5]

Gerichte seit 1821[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg wurde für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Wittelsberg zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[10] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[11][12] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wittelsberg 897 Einwohner. Darunter waren 21 (2,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 162 Einwohner unter 18 Jahren, 369 zwischen 18 und 49, 189 zwischen 50 und 64 und 174 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 405 Haushalten. Davon waren 129 Singlehaushalte, 99 Paare ohne Kinder und 123 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 72 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 276 Haushaltungen leben keine Senioren.[2]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1630: 29 Hausgesesse (8 vierspännige, 3 dreispännige, 4 einspännige Ackerleute, 14  Einläuftige)
• 1681: Hausgesesse
• 1838: Familien: 38 nutzungsberechtigte, 25 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 7 Beisassen
Wittelsberg: Einwohnerzahlen von 1748 bis 2011
Jahr  Einwohner
1748
  
273
1800
  
?
1834
  
453
1840
  
511
1846
  
505
1852
  
518
1858
  
504
1864
  
476
1871
  
459
1875
  
476
1885
  
475
1895
  
486
1905
  
507
1910
  
512
1925
  
557
1939
  
567
1946
  
817
1950
  
774
1956
  
718
1961
  
721
1967
  
733
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
897
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: 469 evangelisch-lutherische, 21 jüdische Einwohner
• 1885: 448 evangelische (= 94,32 %), 27 jüdische (= 5,68 %) Einwohner
• 1961: 690 evangelische (= 95,70 %), 25 katholische (= 3,47 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1748: Erwerbspersonen: 5 Schmiede, 5 Leineweber, 5 Schneider, ein Wagner, ein Maurer, ein Bender. zwei Wirte, zwei Branntweinbrenner, ein Braumeister, ein Schlachter (Jude), 5 Tagelöhner
• 1838: Familien: 28 Ackerbau, 20 Gewerbe, 22 Tagelöhner
• 1961: Erwerbspersonen: 135 Land- und Forstwirtschaft, 136 Produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 35 Dienstleistungen und Sonstiges

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Pfarrkirche von 1844 und Landwarte von 1431

Die als Ruine erhalten gebliebene Wittelsberger Warte von 1431, ein Rundturm mit Wall und Graben unmittelbar neben der Pfarrkirche, diente den hessischen Landgrafen dazu, die durch den Ort führenden Fernstraße Lange Hessen zu überwachen. Landgraf Ludwig I. ließ die Warte als äußerstes Grenzwerk der hessischen Macht erbauen, als Vorposten für die Burg Frauenberg bei Beltershausen. Von hier aus suchte man sich gegen Kurmainz zu verteidigen, nachdem die Territorialkämpfe beendet waren. Der Festungsturm mit hochgelegenem Eingang weist schlitzförmige, senkrechte Schießscharten auf für die Verwendung von Armbrüsten. Von der erhöhten Lage auf dem Kirchberg reicht der Blick heute weit über das Gebiet der Gemeinde Ebsdorfergrund. Der Wartturm, der zu den ältesten Bauwerken im Ebsdorfergrund gehört, wird im Volksmund „die Schanze“ genannt.

Pfarrkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Pfarrkirche wurde 1844 auf dem Kirchberg unmittelbar neben der mittelalterlichen Landwarte errichtet. In Verbindung mit dem Wartturm bietet sie nach Norden und Osten das Bild einer aus der Ebene aufsteigenden Ritterburg. Ein Laubengang aus Hainbuchen führt oberhalb des Dorfes den Hügel hinauf zur Kirche.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dorf gibt es mehrere Vereine, darunter die Freiwillige Feuerwehr, einen Gesangsverein, einen Sportverein, einen Schützenverein, einen Geflügelzuchtverein, einen Verschönerungsverein und die Dorfgemeinschaft.

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiitelsberg lag an der 1905 eröffneten Marburger Kreisbahn, deren Personenverkehr nach gut einem halben Jahrhundert 1956 endete; der Abbau erfolgte 1973. Das Bahnhofsgebäude steht heute noch.

In Wittelsberg besteht eine Grundschule.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wittelsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung,
  2. Am 1. April 1972 als Ortsbezirk zur Gemeinde Ebsdorfergrund.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Wittelsberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 66, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
  4. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Ebsdorfergrund, abgerufen im Juli 2021.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
  7. Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  8. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 115 f. (online bei Google Books).
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74.
  10. Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  11. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  12. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)