Wumen Huikai

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Wu-men Hui-k'ai, (1183–1260) (Kurzzeichen: 无门慧开; Langzeichen: 無門慧開; Pinjin: Wúmén Huìkāi; Wade-Giles: Wu-men Hui-k'ai). ist ein Chán (Zen)-Meister, der in der Song-Dynastie (960–1279) in China lebte. In Japan trägt er den Namen Mumon Eikai, (japanisch 無門慧開), unter dem er auch in der deutschen Literatur bekannt ist.

Er wurde Mönch und in der Tradition der Rinzai-Schule ausgebildet, die von Linji Yixuan etwa 300 Jahre früher gegründet wurde. Er war sein 15. Nachfolger in der Rinzai-Yôgi-Linie. Wu-men Hui-k'ai wurde bekannt als Herausgeber und Kommentator der 48-Koan umfassenden Sammlung Die torlose Schranke (Mandarin: 無門關 Wúménguān; Japanisch: 無門関 Mumonkan)[1]. Es gehört zu den ersten Sammlungen der provozierenden Fragen eines Zen-Meisters an seine Schüler (Koan), und wird neben dem Biyan Lu (Niederschrift von der Smaragdenen Felswand, jap.: Hegikan-roku:Aufzeichnungen vom blauen Felsen) zu den ersten Texten des Zen-Buddhismus gezählt[2], die zuvor zum großen Teil nur mündlich tradiert wurden.

Leben und spirituelle Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wu-men wurde zur Zeit der Südlichen Song im chinesischen Liang-chu im Bezirk Hangzhou geboren, sein erster Meister war Gong Heshang. Er erhielt die Dharma Übertragung von Zen-Meister Yuelin Shiguan (月林師觀; Japanisch: Gatsurin Shikan) (1143–1217)[1]. In der Rinzai-Schule werden Ideen aufgegriffen, die sich bereits in den indischen Traditionen finden: Die existenziellen Probleme des Einzelnen sollen nicht durch heilige Texte (Sutra), religiöse Lehren, Riten und Traditionen  oder gar philosophische Konzepte, sondern nur durch existenzielle Selbsterfahrung, also die Versenkung in das eigene ICH gelöst werden. Auch die Weisheitslehren selbst müssen infrage gestellt und zertrümmert werden, wenn sie der Selbsterkenntnis im Weg stehen. Diese »tiefe Befreiung«[3] (Satori oder Erleuchtung) kann erst erreicht werden, wenn man erkennt, dass die Paradoxa in den Fragen Metaphern für die Widersprüche der Welt sind. Sie können nicht in Harmonien aufgelöst werden (wie etwa Konfuzius lehrte). Jeder muss auf seine Weise lernen, sie zu ertragen und am Ende fähig werden, die Fragen selbst zu zerstören:

„Es ist eine Art geistiger Katastrophe, die plötzlich eintritt, wenn viel Stoff an Begriffen und Beweisen aufgehäuft worden ist. Dieses Aufstapeln hat die Grenze an Tragfähigkeit erreicht, das ganze Gebäude stürzt in sich zusammen und siehe, ein neuer Himmel öffnet sich weit dem Blick. Wenn der Gefrierpunkt erreicht ist, verwandelt sich Wasser plötzlich in Eis, das Flüssige ist plötzlich fest geworden und strömt nicht mehr frei dahin. Satori kommt unvermutet über einen Menschen, wenn er fühlt, dass er sein ganzes Sein erschöpft hat.“

Daisetz T. Suzuki[4]

Der Weg dorthin führt durch unterschiedliche Formen der Meditation (vor allem: langes Sitzen im Zazen) und provozierende in sich widersprüchliche Fragen (Kōans), die der Meister dem Schüler stellt. An den Antworten erkennt er den Grad von dessen Erkenntnis. Yuelin gab ihm den 1. Koan aus der später von Wu-men herausgegebenen Sammlung Die torlose Schranke: »Hat ein Hund Buddha-Natur?« (kann auch ein Tier Buddha werden ?). Wumen rang sechs Jahre lang um die Lösung, bevor er den Weg fand: “Mu” (無)– Nichts, Leere – Man kann die Frage mit ja oder nein beantworten, es kommt nicht darauf an. Diese Erkenntnis ist – wie er später in seinem Kommentar schreibt – „...ein rotglühender Eisenball, den Du verschluckt hast und dabei scheiterst, wenn Du versuchst, ihn auszukotzen“. Nachdem Yuelin die Lösung anerkannt hatte, schrieb Wu-men ein Gedicht über seine Erleuchtung[5]:

„Aus blauem Himmel im hellen Sonnenschein ein Donnerschlag!
Alle Lebewesen auf der Erde öffnen weit ihre Augen.
Alle Dinge im All neigen in gleicher Weise das Haupt.
Der Berg Sumeru springt auf und tanzt san-t'ai.“

Wu-men Hui-k'ai

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere in der Sammlung erwähnte Kōans wenden sich ausdrücklich gegen Buddha selbst als den höchsten Repräsentanten buddhistischer Lehren. Auch er darf nicht nur verehrt, sondern muss unter allen Umständen infrage gestellt werden.

Koan Nr. 21: Ein Mönch fragte Ummon in allem Ernst: »Was ist Buddha?« Ummon sagte: »Kanshiketsu« (ein vertrockneter Kot-Spatel =Toilettenpapier).

Kōan Nr. 33: Ein Mönch fragte Baso in allem Ernst: »Was ist Buddha?« Baso antwortete: »Weder Geist noch Buddha«.

Kōan Nr. 34: Nansen[6] sagte: »Geist ist nicht Buddha. Wissen ist nicht der Weg.«

Wu-men Hui-k'ai sammelte diese und andere Texte und erarbeitete sich ihr Verständnis auf Wanderungen von Tempel zu Tempel, die damals wie heute zur Ausbildung eines Zen-Meisters gehören. Er trug alte und schmutzige Roben, ließ Haar und Bart nicht schneiden und arbeitete auf den Feldern der Tempel. Nach längeren Reisephasen wurde er Abt des Klosters Hoinyuji, dem der Kaiserin Jii gewidmeten Zen-Tempel. 1228 (mit 46 Jahren) war er Abt von Longxiang (Wade-Giles: Lung-hsiang; Japanisch: Ryusho) in Toka und beschloss, die »Koans der alten Meister...... bei der Anleitung der Mönche (zu benutzen), je nach ihren Fähigkeiten und Typen, als Ziegelsteine, um an das Tor zu klopfen..... Der Buddha-Geist ist die Grundlage und torlos ist das Dharma Tor«. Hier stellte er weitere 45 Kōans in der Sammlung »Die torlose Schranke« zusammen und kommentierte sie. Seine persönlichen Erfahrungen in der Meditation fasst er am Ende des Buches in »Zen – Warnungen des Mumon« zusammen: »Vorschriften beobachten und die Regeln einhalten, heißt, sich ohne Seil binden.  … Wer vorwärts geht, weicht vom Prinzip ab. Wer rückwärts geht, ist gegen die Wahrheit. Wer weder vorwärts noch rückwärts geht, ist ein toter Mensch, der noch atmet.[1]«

1247 (mit 64 Jahren) zog er sich in den von ihm gegründeten Tempel Gokoku-ninno in der Nähe des West-Sees zurück, der damals abgelegen lag. Entgegen seinen Hoffnungen wurde er dort von zahllosen Besuchern und Schülern in Anspruch genommen.  Dreizehn Jahre später ist er gestorben. Shinji Kakushin (1207–1298)[7] hat das Wumenguan/Mumonkan nach Japan gebracht. Seine einfache Sprache, der klar gegliederte Aufbau und die verständlichen Kommentare (Teisho) haben über Jahrhunderte hinweg Wirkung bis heute.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Shibayama Zenkei (Hrsg.): Zu den Quellen des Zen. Die berühmten Koans des Meisters Mumon aus dem 13. Jahrhundert; Übers. Margret Meilwes, Bern u. a.: O. W. Barth 1976, ISBN 978-3-502-64564-1.
  • Bi-Yän-Lu: Meister Yüan-wu's Niederschrift von der Smaragdenen Felswand. Vollständige Ausgabe in der Übersetzung von Wilhelm Gundert / Aus dem Nachlaß herausgegeben und durch weitere Beiträge ergänzt. Übersetzt und erläutert von Wilhelm Gundert. Wiesbaden: Marix, 2005 (3 Bde. im 1: Bd. 1, S. 1–580; Bd. 2, S. 3–364; Bd. 3, S. 3–168). ISBN 3-86539-031-5.
  • Sekida, Katsuki (1995) Two Zen Classics: Mumonkan and Hekiganroku; Weatherhill ISBN 0-8348-0130-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Mumon Eikai, ins Deutsche übersetzt von Ludwigis Fabian und Peter Lengsfeld: Mumonkan - Die torlose Schranke, Zen-Meister Mumons Koan-Sammlung. Mit einer Einleitung von Hugo M. Enomiya Lassalle. 1. Auflage. Kösel, München 1989, ISBN 3-466-20308-2 (englisch).
  2. Sekida Katsuki: Two Zen Classics: Mumonkan and Hekiganroku. 3rd Auflage. Weatherhill, New York 1996 (englisch).
  3. Daisetz Teitaro Suzuki: Satori - Der Zen-Weg zur Befreiung. Die Erleuchtungserfahrung im Buddhismus und im Zen. 2. Auflage. Otto Wilhelm Barth, München/Wien 1989, S. 15 ff.
  4. Daisetz Teitaro Suzuki, übersetzt von Felix Schottländer: Die große Befreiung. mit einem Geleitwort von C.G. Jung. 7. Auflage. Otto Wilhelm Barth, München/Wien 1976, S. 132.
  5. Heinrich Dumoulin: Geschichte des Zen-Buddhismus. 2. Auflage. Band I. Narr, Tübingen 2019, S. 255.
  6. Nanquan Puyuan (Chinesisch: 南泉普願); Wade-Giles: Nan-ch’üan P’u-yüan; Pinyin: Nánquán Pǔyuàn; Japanisch: Nansen Fugan; (geb. 749 – gest.835)
  7. Robert E. Buswell, Donald S. Lopez: Shinchi Kakushin. In: The Princeton Dictionary of Buddhism. Princeton University Press, 2017, ISBN 978-0-691-15786-3 (oxfordreference.com [abgerufen am 4. Juni 2023]).