Palmlilien

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Palmlilien

Yucca Sektion Chaenocarpa Serie Rupicolae: Yucca queretaroensis in Mexiko

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Unterfamilie: Agavengewächse (Agavoideae)
Gattung: Palmlilien
Wissenschaftlicher Name
Yucca
L.

Die Palmlilien oder Yuccas (Yucca) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Es ist eine rein neotropische Gattung mit Verbreitungsschwerpunkt in Mittelamerika.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palmlilien sind mehrjährige, verholzende Pflanzen. Manche Arten bilden einen einzigen Stamm, andere Arten verzweigen sich. In Rosetten stehen die ungestielten, einfachen, parallelnervigen, derben, spitzen, starren Laubblätter. Die Blattränder sind glatt oder seltener gezähnt.

Je nach Art können Pflanzen, die älter als zehn Jahre sind, blühen. In rispigen Blütenständen, die wie ein großes Maiglöckchen aussehen, stehen viele Blüten zusammen. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen, dreizähligen Blüten sind glocken- oder kugelförmig. Die sechs, oft weißlichen Blütenhüllblätter sind gleichgestaltig und frei oder an ihrer Basis verwachsen. Es sind sechs Staubblätter vorhanden mit Staubfäden, die etwa so breit sind wie die Staubbeutel. Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Der oft dicke, weiße bis dunkelgrüne Griffel endet meist in einer 1 bis 2 mm großen, meist dreilappigen Narbe, manchmal ist sie aber kopfig.[1]

Es werden Kapselfrüchte oder Beeren gebildet. Jede Frucht enthält viele schwarze, manchmal graue Samen.

Einige Arten sind frosthart, so dass sie auch im mitteleuropäischen Klima überleben.

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yucca ist ähnlich wie die Gattung Ficus ein typisches Beispiel für Koevolution zwischen Insekten und Pflanzen. Alle Vertreter dieser Gattung sind auf eine Bestäubung durch Weibchen der Yucca-Motten angewiesen; bei Ficus sind es Feigenwespen (Agaonidae). Durch die umgestalteten Unterkiefertaster werden Pollen zu Yucca-Blüten transportiert und dort aktiv auf den Narben deponiert. Gleichzeitig werden Eier in die Blüten abgelegt, deren Larven sich dann von den Samen ernähren. Allerdings ist der Konsum gering, so dass sich ausreichend Samen entwickeln können.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitungskarte der kapselfrüchtigen Arten im Südwesten und Mittelwesten der USA, in Mexiko (Baja California) und Kanada

Yucca-Arten kommen hauptsächlich in ariden und semi-ariden Gegenden Mexikos und der westlichen USA und im Süden von Kanada (Yucca glauca subsp. albertana) vor. Einige wenige sind in den feuchteren Regionen der mexikanischen Küstenebene und den östlichen USA weit verbreitet, das Hauptvorkommen erstreckt sich auf die mexikanisch-amerikanische Grenzregion. Aufgrund des riesigen Gesamtareals der Verbreitung sind sie unterschiedlichen Umweltbedingungen angepasst, in Bergregionen bis auf Höhenlagen von 2700 Meter (Yucca harrimaniae, Utah) ebenso wie in Küstenregionen (Yucca filamentosa, Virginia).

Ihr Vorkommen erstreckt sich von der Sonora-Wüste, Chihuahua-Wüste, Sierra Madre Occidental (Mexikanisches Hochplateau zwischen Sierra Madre Oriental und Sierra Madre Occidental), nach Sierra Madre del Sul, nahe der Halbinsel Yucatan bis nach Baja California. Wenige Arten sind in subtropischen und tropischen Zonen endemisch, wie die epiphytische oder terrestrische Yucca lacondonica in Sierra Norte de Chiapas oder Yucca elephantipes im südöstlichen Mexiko und Yucca yucatana in Belize und Guatemala.

Fritz Hochstätter kultiviert in Mannheim seit 1976 in seiner zum Zweck der Ex-situ-Erhaltung gegründeten Schutzsammlung winterharte Yuccas und andere Exoten mit detaillierten Angaben zur Herkunft. Material wurde in den Herbarien des Botanischen Gartens Heidelberg (HEID), des Botanischen Gartens Hamburg (HBG) und im Snake River Plains Herbarium an der Boise State University in Idaho (SRP) deponiert.[2][3] Der Botanische Garten Darmstadt beherbergt seit 2009 ebenfalls eine Schutz- und Sichtungssammlung winterharter Yuccas.

Yucca Sektion Yucca Serie Faxonianae: Yucca faxoniana in Texas, mit reifen Früchten
Yucca Sektion Yucca Serie Baccatae: Yucca baccata ssp. vespertina in Kalifornien mit rötlichen äußeren Blütenhüllblättern
Yucca Sektion Yucca Serie Treculianae: Yucca treculiana in Mexiko, Ende April in Blüte
Yucca Sektion Yucca Serie Yucca: Yucca aloifolia in South Carolina mit reifen Früchten
Yucca Sektion Endlichianae: Yucca endlichiana mit Blüte
Yucca Sektion Clistocarpa: Josua-Palmlilie (Yucca brevifolia) in Kalifornien mit Früchten
Yucca Sektion Chaenocarpa Serie Filamentosae: Yucca filamentosa in Virginia im Parkland in Küstenregionen
Yucca Sektion Chaenocarpa Serie Filamentosae: Yucca flaccida in Georgia in lichtem Waldland in Bergregionen
Yucca Sektion Chaenocarpa Serie Harrimaniae: Zwerg-Palmlilie (Yucca nana) in Utah mit Früchten. Ist vergesellschaftet mit Sclerocactus parviflorus.
Yucca Sektion Hesperoyucca: Yucca whipplei in Kalifornien, mit Knospenansatz

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Systematik nach Hochstätter (2000–2004)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Systematik der Gattung folgt Fritz Hochstätter.

Die Gattung Yucca umfasst etwa 50 Arten und 24 Unterarten in fünf Sektionen. Unterscheidendes Merkmal der Sektionen ist die Art der Öffnung der Früchte: Es gibt aufreißende, nicht aufreißende und zerbröselnde Früchte.

Arten mit aufreißenden Früchten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pflanzen sind baumförmig mit untersetztem, kurzem bis großem, unverzweigtem oder verzweigtem Stamm. Sie wachsen solitär oder bilden Gruppen. Das Wurzelsystem ist faserig, mit kurzen oder weit ausbreitenden Rhizomen, die sich vom Hauptstamm in alle Richtungen ausbreiten. Manchmal sind bei Yucca elata oberirdische Ausläufer zu beobachten. Die Blätter sind variabel angeordnet (steif, gerade, biegsam, linear, lanzettförmig, schwertförmig). Die Blattränder bei einigen Vertretern sind gezahnt oder ungezahnt, manchmal faserig.

Der Blütenstand ist aufrecht angeordnet oder zur Seite geneigt. Die glockenförmigen Blüten sind cremefarben bis weiß. Sie besitzen sechs Perianthblätter. Die Frucht ist kugelig, eiförmig bis zylindrisch. Die holzigen, weichen, fleischigen Kapseln besitzen drei identische Samenkammern. Die Samen sind schwarz, glatt oder mit rauer Oberfläche, manchmal mit Flügeln. Die Samen sind je nach Standortbedingungen in sechs bis zehn Wochen reif.

Arten mit nicht aufreißenden Früchten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pflanzen sind baumförmig mit untersetztem kurzen bis großem unverzweigten oder verzweigten Stamm. Sie wachsen solitär oder bilden Gruppen. Das Wurzelsystem ist fibrös, mit kurzen bis weit ausgebreitetenden unterirdischen Rhizomen. Die glatten oder aufgerauten Blätter sind variabel angeordnet. Die Blattränder sind ungezahnt und bilden manchmal Fasern.

Der Blütenstand ist aufrecht angeordnet, zur Seite geneigt oder hängend. Die Blüten sind glockenförmig bis kugelig und duften (Yucca faxoniana). Die Frucht ist kugelig bis zylindrisch, fleischig oder schwammig (Yucca brevifolia). Die Oberfläche der Samen ist strukturiert oder glatt.

Bestimmungsschlüssel für die Sektionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frucht nicht aufreißend: → 2
    Frucht aufreißend: → 3
  2. Stammlos, Blätter, Blüten und Wurzelstock fleischig, mit Rhizom, Blütenstand basal, zwischen den Blättern; Samen rau, mit kurzem Flügelrand: Sektion Endlichiana
    Blätter und Blüten nicht-sukkulent. Wurzelsystem faserig; Samen ohne Flügelrand: → 4
  3. Blattbreite dünn, in der Regel schmal, biegsam, manchmal breit, längsfurchig, etwas steif; Frucht, eine getrocknete Kapsel in der Reife, aufrecht; Samen glatt, flach, dünn, mit oder ohne Flügelrand: → 5
  4. Blätter groß, längsfurchig, steif und schwertähnlich, oder dünn und biegsam; Frucht groß und fleischig, manchmal hängend, trockend mit einer rauen, zähen, dunkel brauner bis schwarzer Oberfläche, oft klebrig; Samen flach, mehr oder weniger verdickt, ohne Flügelrand, und mit rauer Oberfläche: Sektion Yucca
    Blätter klein, dünn, schmal, flach bis längsfurchig, starr und spitz zulaufend, in einer scharfen Spitze endend; Frucht trocken, schwammig, aufrecht. Samen flach, dünn, mit glatter Oberfläche, ohne Flügelrand: Sektion Clistocarpa
  5. Pflanzen solitär, manchmal monokarp, oder aus den Blattachseln sprossend; Blütenstand endständig, sehr lang (4 bis 5 Meter) breit, mit kurzen bis langen Verzweigungen, sukkulent: Sektion Hesperoyucca
    Pflanzen solitär oder verzweigt, pleiokarp; Blütenstand weniger als 4 Meter in der Länge, mit dünnen, kurzen, nicht-sukkulenten Verzweigungen: Sektion Chaenocarpa

Systematik nach J.Thiede (2020)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Joachim Thiede gliedert sich die Gattung wie folgt:[4]

Paläobotanik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1990 wurde aus dem nordwestlichen Nevada ein Verwandter der Yucca aus dem Miozän als Protoyucca shadishii erstbeschrieben, der am stärksten Yucca brevifolia ähnelt.[5]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beschreibung der Gattung bei Flora of North America (engl.)
  2. Fritz Hochstätter: Yucca L. (Agavaceae): Vom Atlantik zu den Smoky Mountains und Blue Ridge. In: Kaktusblüte. 2001, S. 7
  3. Fritz Hochstätter: Het geslacht Yucca (Agavaceae) 11. Serie Gloriosae. In Succulenta. Band 81, Nummer 2, 2002, S. 89
  4. Joachim Thiede: Furcraea. In: Urs Eggli, Reto Nyffeler (Hrsg.): Illustrated Handbook of Succulent Plants: Monocotyledons. 2. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2020, ISBN 978-3-662-56484-4, S. 363–421.
  5. Thomas N. Taylor, Edith L. Taylor: The Biology and Evolution of Fossil Plants., 1993, S. 797, ISBN 0-13-651589-4

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • K. H. Clary: Phylogeny, character evolution, and biogeography of Yucca L. (Agavaceae) as inferred from plant morphology and sequences of the internal transcribed space (ITS) region of the nuclear ribosomal DNA. Ph. D. dissertation, 1997.
  • G. Hentzschel: Morphologie und Anatomie der Samen von Yucca L. (Agavaceae). In: Fritz Hochstätter: Yucca II (Agavaceae), 2002.
  • George Howe: Yuccas of the Southwestern United States: A study in numerical taxonomy and in origins at the species level. 1986.
  • George Howe: Five Features Correlate with Seed Weight in Yuccas to Support a Seed-Dispersal Hypothesis. In: Creation Research Society Quarterly CRSQ. Band 45 Winter 2009, Nr. 3, S. 153–177.
  • Fritz Hochstätter: Yucca (Agavaceae). Database. Synonymized checklist electronically published at fhnavajo.com. 1998.
  • Fritz Hochstätter: Yucca I (Agavaceae). USA und Kanada. 2000. Englisch mit deutscher Zusammenfassung.
  • Fritz Hochstätter: Yucca II (Agavaceae). USA. 2002. Englisch mit deutscher Zusammenfassung.
  • Fritz Hochstätter: Yucca III (Agavaceae). Mexico mit Baja Kalifornia. 2004. Englisch mit deutscher Zusammenfassung.
  • Fritz Hochstätter: A review of the smallest and most succulent of the yuccas, now placed in its own section Endlichiana. In: CactusWorld. Band 26, Nr. 2, S. 100–102.
  • Fritz Hochstätter: Yucca news. In: CactusWorld. Band 26, Nr. 4, S. 233–236.
  • Fritz Hochstätter: Die kleinste der Bayonet Pflanzen. Sektion Endlichiana. Eine Revision der kleinsten und sukkulentesten Yucca. In: Kaktusblüte. Band 26, S. 48–50.
  • M. Konnert: Isoenzymanalysen in Agavaceae. In: Fritz Hochstätter: Yucca II (Agavaceae). 2002.
  • G. Mettenleiter: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen der Yucca Samen. In: Fritz Hochstätter: Yucca II (Agavaceae). 2002.
  • Eizi Matuda, Ignacio Piña Lujan: Las Plantas Mexicanas del Genero Yucca. 1980.
  • Susan Adams McKelvey: Yuccas of the southwestern United Staates I. 1938.
  • Susan Adams McKelvey: Yuccas of the southwestern United Staates II. 1947.
  • Olle Pellmyr, Kari A. Segraves, David M. Althoff, Manuel Balcázar-Lara, James Leebens-Mack: The phylogeny of yuccas. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 43, 2007, S. 493–501, doi:10.1016/j.ympev.2006.12.015.
  • J. Thiede: Yucca. In: Urs Eggli (Herausgeber): Sukkulentenlexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). 2001.
  • William Trelease: The Yuccaceae. 1902.
  • William Trelease: The Yuccaceae. 1907.
  • John Webber: Yuccas of the Southwest. 1953.

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christopher Irwin Smith, Olle Pellmyr, David M. Althoff, Manuel Balcázar-Lara, James Leebens-Mack, Kari A. Segraves: Pattern and timing of diversification in Yucca (Agavaceae): specialized pollination does not escalate rates of diversification. In: Proceedings of the Royal Society B Band 275, Nummer 1632, 2008, S. 249–258, doi:10.1098/rspb.2007.1405.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Palmlilien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien