Zalcitabin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Zalcitabin
Allgemeines
Freiname Zalcitabin
Andere Namen
  • 4-Amino-1-((2R,5S)-5-(hydroxymethyl)tetrahydrofuran-2-yl)pyrimidin-2(1H)-on
  • ddC
  • 2′,3′-Didesoxycytidin
  • Hivid
Summenformel C9H13N3O3
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 7481-89-2
EG-Nummer (Listennummer) 620-762-3
ECHA-InfoCard 100.149.677
PubChem 24066
ChemSpider 22498
DrugBank DB00943
Wikidata Q2344582
Arzneistoffangaben
ATC-Code

J05AF03

Wirkstoffklasse

Virostatikum, nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren

Wirkmechanismus

Kompetitive Hemmung der reversen Transkriptase

Eigenschaften
Molare Masse 211,218 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

216–220 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Achtung

H- und P-Sätze H: 351
P: 201​‐​280​‐​308+313[1]
Toxikologische Daten

4.000 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Zalcitabin (2′,3′-Didesoxycytidin, ddC) ist ein chemisches Derivat des Nukleosids Cytidin. Pharmakologisch gehört es zu den nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI), einer Gruppe antiretroviraler Substanzen. Zalcitabin dient zur Behandlung HIV-1-infizierter Patienten im Rahmen einer antiretroviralen Kombinationstherapie.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zalcitabin wurde erstmals in den 1960er Jahren von Jerome Horwitz im Rahmen der Krebsforschung hergestellt. Das US-amerikanische Krebsforschungszentrum NCI entwickelte die Substanz dann als HIV-Medikament. Es war die dritte antiretrovirale Substanz, die von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zur Behandlung von HIV und AIDS genehmigt wurde. Im Juni 1992 wurde Zalcitabin von der FDA als Monotherapie zugelassen und 1996 zusammen mit Zidovudin (AZT) als Kombinationstherapie. Die Substanz wurde vom NCI an Hoffmann-La Roche lizenziert und bis Ende 2006 unter dem Namen Hivid vermarktet. Seit 31. Dezember 2006 ist es nicht mehr im Handel erhältlich.[3]

Pharmakologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zalcitabin ist ein Pyrimidinderivat und ein Analogon des natürlichen Desoxycytidin, wobei die Hydroxygruppe in 3-Stellung des Tetrahydrofuranrings durch ein Wasserstoffatom ersetzt wurde. Die Substanz wird in das aktive 5′-Triphosphat, ddCTP, umgewandelt und dann in die virale DNA eingebaut. Wegen der fehlenden Hydroxygruppe kommt es dann zum Abbruch der DNA-Synthese.[4]

Pharmakokinetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die mittlere orale Bioverfügbarkeit von Zalcitabin liegt über 80 %. Zalcitabin wird nur in sehr geringem Maße an Plasmaproteine gebunden (< 4 %). Etwa 70 % einer oral verabreichten Dosis mit einer Halbwertzeit von etwa zwei Stunden wird unverändert über die Nieren ausgeschieden.[4]

Arzneimittelwechselwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lamivudin (3TC) hemmt die intrazelluläre Phosphorylierung von Zalcitabin, und daher sollten beide nicht zusammen eingenommen werden. Des Weiteren wird davon abgeraten, zusätzlich Substanzen einzunehmen, die eine Polyneuropathie verursachen könnten.[5]

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am häufigsten tritt eine periphere Neuropathie auf. Seltener sind Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen, sowie Konvulsionen.[6]

Resistenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Vergleich zu Zidovudin entwickeln HI-Viren nur schwer Resistenzen gegen Zalcitabin, hauptsächlich im HIV-polGen.[7] Kreuzresistenz zwischen Zidovudin und Zalcitabin wurde beobachtet.[7]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Substanz spielt auch eine wichtige Rolle im Oscar-preisgekrönten Film Dallas Buyers Club von 2013. Unter dem Namen ddC ist Zalcitabin eine der Substanzen, die der Filmheld illegal aus Mexiko beschafft, um sie dann in Dallas an HIV-1-infizierte Personen zu verkaufen, da die FDA sie noch nicht zugelassen hat.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Datenblatt 2′,3′-Dideoxycytidine bei Alfa Aesar, abgerufen am 13. November 2021 (Seite nicht mehr abrufbar).
  2. United States Pharmacopoeia: Zalcitabin (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive).
  3. FDA "Dear Health Care Professional"-Brief. Juni 2006 (englisch).
  4. a b Zalcitabin Zeitschrift für Chemotherapie, Heft 3, 1994.
  5. Lamivudin und Zalcitabin Drugs.com (englisch).
  6. Zalcitabin Drugs.com (englisch).
  7. a b Julie C. Adkins, David H. Peters, Diana Faulds: Zalcitabine. In: Drugs. 53, 1997, S. 1054, doi:10.2165/00003495-199753060-00009.
  8. Dallas Buyers Club Internet Movie Database (englisch).