Safed

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Safed
Wappen von Safed
Wohnviertel in Safed
Wohnviertel in Safed
Basisdaten
hebräisch: צפת
arabisch: صفد
Staat: Israel Israel
Bezirk: Nord
Koordinaten: 32° 58′ N, 35° 30′ OKoordinaten: 32° 57′ 57″ N, 35° 29′ 54″ O
Höhe: 900 m
 
Einwohner: 35.715 (Stand: 2018)[1]
 
Gemeindecode: 8000
Zeitzone: UTC+2
 
Gemeindeart: Stadt
Website:
Safed (Israel)
Safed (Israel)
Safed

Safed (hebräisch צְפַת Zfat; arabisch صفد Safad, DMG Ṣafad) ist eine 840 m hoch gelegene Stadt in Galiläa im Nordbezirk Israels. Sie befindet sich auf einem der höchsten Berge des oberen Galil. 2018 hatte sie 35.715 Einwohner.

Safed ist eine der vier Heiligen Städte im Judentum, zusammen mit Jerusalem, Hebron und Tiberias.[2] Bedeutung erlangte Safed als ein wichtiger Ort jüdischer Gelehrsamkeit und war lange Zeit ein geistiges Zentrum der Kabbala.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rauch nach einem Katjuscha-Raketenangriff der Terrorgruppe Hisbollah auf ein Wohnviertel in Safed (2006)

Die erste historisch greifbare Erwähnung findet die Stadt um das Jahr 66 n. Chr. Damals ließ Flavius Josephus zur Verteidigung gegen den bevorstehenden Angriff der Römer im Jüdischen Krieg einige galiläische Bergdörfer befestigten und zu Bollwerken ausbauen. Unter diesen Orten wird auch Sepph (griechisch Σεπφ) genannt,[3] womit möglicherweise Safed gemeint sein könnte. Im Jerusalemer Talmud wird Safed als einer der Berggipfel erwähnt, von denen zur Zeit des Herodianischen Tempels Feuersignale übermittelt wurden.[4]

Nach dem Ersten Kreuzzug errichteten die Kreuzfahrer hier im Jahr 1102 eine Burg. Diese wurde von Saladin belagert und ihm am 6. Dezember 1188 gegen freien Abzug der Garnison nach Tyros übergeben. Nach dem Kreuzzug Theobalds von Champagne erneuerten französische Templer 1240 die Burg. Ab Juni 1266 wurde die Burg von den ägyptischen Mamluken belagert. Am 23. Juli ergaben sich die Tempelritter gegen die Zusicherung freien Abzugs zur Küste. Sultan Baibars ließ jedoch die 1500 Mann der Garnison enthaupten. Ein einziger Franke wurde verschont und nach Akkon geschickt, um von der Hinrichtung zu berichten.[5] Die Mamluken machten Safed zur Hauptstadt des nördlichen Galiläa.

Laut der Forschung des Historikers Amnon Cohen in osmanischen Steuerregistern kann die Bevölkerung von Safed für das Steuerjahr 1525/1526 auf rund 5700[6] Menschen geschätzt werden. Die Zahl wuchs auf 11.100[6] um 1555/1556 und auf 12.000[6] in den Jahren 1567/1568. Im 16. Jahrhundert wurde Safed unter osmanischer Herrschaft zur „jüdischen“ Stadt. Um 1550 lebten hier annähernd 10.000 Juden, von denen viele 1492 vor der Verfolgung durch die sogenannten Katholischen Könige[7] aus Spanien geflohen waren und ihre Kenntnisse in der Textilherstellung[7] mitbrachten.

Viele bedeutende jüdische Gelehrte, unter ihnen die Rabbiner Josef Karo, Moses Cordovero und Isaak Luria,[8] siedelten sich hier an und festigten den Ruf Safeds als Zentrum der Kabbala. 1563 wurde hier die erste hebräische Druckerei Palästinas gegründet. Im 17. Jahrhundert war Safed eine der Hochburgen der messianischen Bewegung von Schabbtai Zvi (Sabbatianismus). Von hier stammte eine von Schabbtai Zvis Frauen.

Die lokale Textilproduktion[9] ging im 17. Jahrhundert stark zurück, da sie im Gegensatz zu der in Nablus hauptsächlich teurere Wollerzeugnisse[9] für den Export herstellte. Die ausländische Konkurrenz, hauptsächlich aus Frankreich,[9] brachte sie in Not. 1834[10] gab es tödliche Angriffe gegen Juden.

Im 18. und 19. Jahrhundert verlor die Stadt an Bedeutung und wurde auch durch verschiedene Erdbeben schwer beschädigt. Um 1908 gründeten junge Juden, Christen und Muslime eine Sektion des Komitees für Einheit und Fortschritt, um, wie sie erklärten, die Zweite Osmanische Verfassung und die von ihr „gewährten Gesetze und Rechte zu verteidigen“.[11] Die Zahl der jüdischen Bevölkerung ging in dieser Zeit zurück und erreichte ihren Tiefststand während der Zeit des britischen Mandats. Am 29. August 1929 wurden im Rahmen der Ausschreitungen in Safed ca. 20 jüdische Bewohner ermordet.

Am 16. April 1948[12] zog Großbritannien seine Truppen aus Safed ab. Zur Zeit des Palästinakrieges im Jahr 1948 lebten in Safed 12.000 Araber und 1700 Juden. Während des Krieges versuchten arabische lokale Milizen und Einheiten der Arabischen Befreiungsarmee das jüdische Viertel, das vor allem von „Ultraorthodoxen“ bewohnt war, zu erobern. Dieser Versuch wurde von Truppen der Haganah verhindert. Im Mai 1948 gelang es der Haganah, die strategisch wichtigen Punkte um die Stadt in der Operation Yiftah zu erobern. Nach der Sprengung zweier benachbarter Dörfer und Mörserfeuer durch die Haganah floh die arabische Bevölkerung. Nach der Eroberung der Stadt wies die Haganah die verbliebenen Araber in den Libanon aus oder deportierte sie nach Haifa.[13]

Nach der Staatsgründung erhielt Safed den Status einer Entwicklungsstadt. Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist heute wegen des historischen Erbes und wegen der Höhenlage der Tourismus.

Im Zuge der Israel-Hisbollah-Krise 2006 schlugen auch in Safed Katjuscha-Raketen ein, die die Hisbollah-Miliz im Südlibanon abgefeuert hatte. Insgesamt 471[14] Geschosse gingen auf die Stadt nieder. Unter anderem wurden ein Krankenhaus und eine Schokoladenfabrik getroffen.

Panorama von Safed mit dem See Genezareth im Hintergrund

Die Künstlerkolonie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den frühen 1940er Jahren lebten und arbeiteten bereits Künstler wie Yitzhak Frenkel Frenel[15][16] und Mosche Kastel[17][18] in Safed.[19] Zu diesen Künstlern gesellten sich nach dem Unabhängigkeitskrieg und der Vertreibung der arabischen Bevölkerung neben den vielen Immigranten, die die leerstehenden Häuser in Beschlag nahmen, auch viele weitere israelische Künstler. Sie eröffneten Ateliers und Galerien und gründeten die Artists Quarter Association.[19] Zu deren Gründern gehörten Irene Awret und ihr Mann Asriel.[20] Weitere bekannte Künstler, die sich damals in Safed niederließen, waren unter anderem Ziona Tagger,[21] Aryeh Merzer[22] Mordechai Levanon,[23] Yitzhak Amitai,[24] Shimshon Holzman,[25] David Gilboa[26] und Moshe Raviv.[27] Viele dieser Künstler waren mittellos, aber sie teilten ihre Ressourcen, um die Künstlerkolonie am Leben zu erhalten.[19] Als deren Zentrum diente die verlassene Moschee, die nun als Ausstellungsraum genutzt wurde.[28]

Heute leben neue Künstler in Safed. Einige haben ihre Galerien im alten Judenviertel eingerichtet, in denen Touristen vor allem die historischen Synagogen besichtigen. Andere Künstler haben sich in dem alten Künstlerviertel niedergelassen und setzen dessen Tradition fort.[19] Im Herzen des Künstlerviertels werden in der alten Marktmoschee weiterhin Arbeiten von Mitgliedern der Künstlerkolonie ausgestellt. Es gibt dort eine Dauerausstellung sowie Sonderschauen, die von Mitgliedern der Kolonie veranstaltet werden.[28]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dhaher al-Omar (ca. 1690–1775), palästinensischer Emir im 18. Jahrhundert
  • Bernhard Sopher (1879–1949), US-amerikanischer Bildhauer
  • Jussuf Abbo (1890–1953), jüdischer Künstler
  • Samir ar-Rifaʿi (1901–1965), Premierminister von Jordanien
  • Moï Ver (1904–1995), Fotograf und Maler
  • Yehoshua Bar-Yosef (1912–1992), Schriftsteller
  • Mosche Schamir (1921–2004), israelischer Schriftsteller
  • Mahmud Abbas (* 1935), palästinensischer Politiker
  • Abi Ofarim (Abraham Reichstadt) (1937–2018), israelischer Tänzer, Sänger, Gitarrist und Choreograph
  • Esther Ofarim (Esther Zaied) (* 1941), israelische Schauspielerin und Sängerin
  • Abu Abbas (1948–2004), Gründer und Anführer der Palästinensischen Befreiungsfront
  • Yehiel Bar (* 1975), israelischer Politiker

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Safed – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wiktionary: Safed – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. אוכלוסייה ביישובים 2018. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  2. Joseph Jacobs, Judah David Eisenstein: Palestine, Holiness of. In: Isidore Singer (Hrsg.): Jewish Encyclopedia. Band Angabe des Bandes der gedruckten Ausgabe (optional), Funk and Wagnalls, New York 1901–1906].
  3. Vgl. Flavius Josephus: Jüdischer Krieg II, 573
  4. Jerusalemer Talmud, RH 2:1, 58a
  5. Thomas S. Asbridge: Die Kreuzzüge. 7. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2016, S. 679.
  6. a b c Amnon Cohen, Henry Laurens: Palestine. In: François Georgeon, Nicolas Vatin, Gilles Veinstein, avec la collaboration d’Elisabetta Borromeo (Hrsg.): Dictionnaire de l’Empire ottoman (= Collection Biblis. Nr. 255). 2. Auflage. 2 (K-Z). CNRS Éditions (Centre national de la recherche scientifique), Paris 2022, ISBN 978-2-271-13934-4, S. 1583–1588, hier S. 1584 (erste Auflage bei Librairie Arthème Fayard, Paris 2015).
  7. a b Amnon Cohen, préface de Michel Abitbol et Abdou Filali-Ansary: Juifs et musulmans en Palestine et en Israël – Des origines à nos jours. In: Collection Texto. 2. Auflage. Éditions Tallandier, Paris 2021, ISBN 979-1-02104776-1, S. 55.
  8. Simon Sebag Montefiore: Jerusalem – Die Biographie. 4. Auflage. Nr. 17631. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-596-17631-1, S. 424 (Originalausgabe: Jerusalem. The Biography. Weidenfels & Nicolson, London 2011; übersetzt von Ulrike Bischoff und Waltraud Götting).
  9. a b c Beshara Doumani: Rediscovering Palestine – Merchants and Peasants in Jabal Nablus, 1700–1900. University of California Press, Berkeley 1995, ISBN 0-520-08895-6, S. 120.
  10. Georges Bensoussan: Juifs en pays arabes – Le grand déracinement, 1850–1975. In: Denis Maraval (Hrsg.): Collection Texto. 2. Auflage. Éditions Tallandier, Paris 2021, ISBN 979-1-02105090-7, S. 46.
  11. Michelle U. Campos: Ottoman Brothers – Muslims, Christians, and Jews in Early Twentieth-Century Palestine. Stanford University Press, Stanford (California) 2011, ISBN 978-0-8047-7068-2, S. 97.
  12. Georges Bensoussan: Les origines du conflict israélo-arabe (1870–1950) (= Que sais-je ? Nr. 4099). Éditions Humensis, Paris 2023, ISBN 978-2-13-079489-9, S. 88.
  13. Benny Morris: 1948. A History of the First Arab-Israeli War. Yale University Press, New Haven 2008, S. 157–160.
  14. Frédéric Encel, avec Alexandre Nicolas pour la cartographie: Atlas géopolitique d’Israël (= Collection Atlas/Monde). 6. Auflage. Éditions Autrement (un département de Flammarion), Paris 2023, ISBN 978-2-08-041629-2, S. 25.
  15. About Yitzhak Alexander Frenkel Frenel. Auf der Webseite Yitzhak Frenkel-Frenel (Ukrainian, 1899–1981) sind einige seiner Werke mit Safed-Bezug zu finden.
  16. Alexandre FRENEL. In: Bureau d’art Ecole de Paris. 2. Januar 2019, abgerufen am 25. August 2023 (französisch).
  17. Biography Moshe Castel (Memento vom 16. Juli 2011 im Internet Archive)
  18. Bebilderte Moshe Castel – Biography
  19. a b c d The Artist Quarter of Safed
  20. Jonathan Padget: Portrait of a Holocaust Survivor, in: The Washington Post, 27. Mai 2004
  21. 5 Things You Need to Know About…Ziona Tagger, Streets of Israel.
  22. Arieh Merzer (1905-1966)
  23. Levanon Mordechai (1901-1968)
  24. Yitzhak Amitai, Israeli, 1907-1984
  25. Shimshon Holzman (1907-1986)
  26. David Gilboa (1910-1976)
  27. Moshe Raviv (1904-1995)
  28. a b The General Exhibition