Zentralklinik Georgsheil

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Der geplante Standort Georgsheil liegt geografisch zentral im Schnittpunkt der Bundesstraßen von Aurich, Emden und Norden.

Die Zentralklinik Georgsheil ist ein geplantes Krankenhaus im Ortsteil Georgsheil der Gemeinde Südbrookmerland im Landkreis Aurich. Sie soll die Krankenhäuser der umliegenden Städte in Aurich, Emden und Norden ersetzen, zu denen sie geografisch zentral liegt. Im Einzelnen sind dies das vom Gesellschafter Stadt Emden vertretene Klinikum Emden sowie die Ubbo-Emmius-Klinik in Norden und die gleichnamige Klinik in Aurich unter dem Gesellschafter Landkreis Aurich. Auf einem 37 Hektar großen Areal östlich der Uthwerdumer Straße sollen bis 2027 mehr als 800 Betten verfügbar sein. An den bisherigen Standorten bleibt eine Notfallversorgung erhalten.

Der vorläufige Kostenrahmen für den Klinikbau belief sich 2019 auf 250 Millionen Euro.[1] Anfang 2022 ging man von 567 Millionen Euro aus.[2] Das Projekt ist in Politik und Medien Ostfrieslands seit den 2010er Jahren sehr präsent.[3] 2019 fand dazu ein Bürgerentscheid statt, der den Bau einer Zentralklinik befürwortet, nachdem er 2017 zunächst abgelehnt worden war.

Am 1. Juli 2023 wird die Ubbo-Emmius-Klinik in Norden in ein regionales Gesundheitszentrum umgewandelt, das neben 122 Betten Psychiatrie und 25 somatischen Betten zusätzlich tagsüber an Werktagen eine Notfallambulanz unterhält.[4] Es formiert sich Widerstand dagegen.[5]

Am 27. Februar 2024 übergab Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi den ersten Scheck zur Finanzierung der Zentralklinik. Der Minister überreichte die erste Tranche der Gesamtfördersumme von 460 Millionen Euro an den Auricher Landrat Olaf Meinen, Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff und den Geschäftsführer des Klinikverbundes Aurich-Emden-Norden, Dirk Balster. PM des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstellung des Projektes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 2010er Jahre wurde das Projekt Zentralklinik erstmals durch den damaligen Landrat des Landkreises Aurich Harm-Uwe Weber dem Kreistag sowie dem damaligen Oberbürgermeister der Stadt Emden Bernd Bornemann dem Stadtrat vorgestellt. Im Jahre 2013 kam das Projekt im Rahmen einer Pressekonferenz durch die Gesellschafter und die betroffenen Kliniken an die Öffentlichkeit.[6] Alle Krankenhäuser sind mit 18 Millionen Euro jährlich stark defizitär,[1] und eine Zentralklinik sei die wirtschaftlich alternativlose Lösung. Lediglich Notfallmedizin solle an den drei Standorten erhalten bleiben. Beide Parlamente beschlossen, eine erste „Machbarkeitsstudie Zentralkrankenhaus“ in Auftrag zu geben, in deren Ergebnis sie sich später bestätigt sahen. In der Presse wurde berichtet, dass sowohl die Klinikverwaltungen als auch deren Betriebsräte dem Projekt zustimmten. Die Trägergesellschaft Zentralklinikum Aurich-Emden-Norden mbH wurde gegründet.[7]

Erster Bürgerentscheid 2017[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die Öffentlichkeit bemerkte, mit welcher Vehemenz die beiden Gesellschafter der betroffenen Kliniken das Projekt betrieben, organisierten sich in beiden Zuständigkeiten Gegner als „Aktionsbündnis Klinikerhalt“ mit einem gemeinsamen Internetauftritt „Ostfriesisches Klinik Journal“.[8] Um weitere kostenintensive Planungen zu verhindern, strebten diese Organisationen einen Bürgerentscheid gegen die Zentralklinik an. Befürworterorganisationen ließen nicht auf sich warten und wollten einen entgegengesetzten Bürgerentscheid erwirken. Somit kam es zu einem sogenannten Windhundrennen. Die Formulierung derjenigen Gruppe, die als erste die nötige Unterschriftenanzahl zusammenbrachte, würde letztendlich zur Abstimmung stehen. Sowohl in Emden als auch im Landkreis Aurich gewannen die Gegner der Zentralklinik.[9] Der Bürgerentscheid musste in beiden Zuständigkeiten getrennt erfolgen und fand schlussendlich am gleichen Tag statt. Ein Votum gegen die Zentralklinik in nur einer der beiden Zuständigkeiten hätte das Projekt zu Fall gebracht.

Am 11. Juni 2017 fand schließlich die Abstimmung statt. „Sind Sie dafür, dass das Klinikum Emden Hans-Susemihl-Krankenhaus GmbH mit den derzeitigen Fachabteilungen sowie seinen Medizinischen Versorgungszentren erhalten bleibt?“ wurde in Emden mit 61,9 % Ja- und 38,1 % Nein-Stimmen beschieden. In Aurich stimmten 45,5 % für und 54,5 % gegen die Formulierung: „Sollen die bestehenden Ubbo-Emmius-Kliniken an den Standorten Aurich und Norden erhalten bleiben?“ Die Ablehnung der Zentralklinik in Emden reichte, um das Projekt zu verhindern.[10] Die Planungskosten summierten sich im August 2017 auf 4,4 Millionen Euro.[11]

Zweiter Bürgerentscheid 2019[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im folgenden Jahr 2018 wurde darüber diskutiert, wie Kostensenkungen durch eine verbesserte Zusammenarbeit der betroffenen drei Kliniken zu erreichen seien.[12] Zu diesem Zweck fungiert die gemeinsame Trägergesellschaft jetzt auch als gemeinsame Leitungsebene der drei Kliniken. Zudem bekam sie den Namen ANEVITA.

Im gleichen Jahr wurde bekannt, dass die Bindefrist an das Bürgerbegehren für die beiden betroffenen Parlamente nach zwei Jahren am 6. Juni 2019 abläuft. Das eröffnete der Stadt Emden die Möglichkeit, entgegen dem Bürgerbegehren die Planungen für die Zentralklinik fortzusetzen. Mit einer Klage dagegen scheiterten deren Gegner beim Verwaltungsgericht Oldenburg.[13] Anfang 2019 beschloss der Rat der Stadt Emden einen erneuten Bürgerentscheid für den 26. Mai 2019 mit der Fragestellung: „Sind Sie dafür, dass Ihre Stadt Emden unter Beibehaltung einer Rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung in Emden gemeinsam mit dem Landkreis Aurich eine neue kommunale Klinik im Raum Georgsheil baut?“[14] Dieser wurde mit rund 54 Prozent Zustimmung positiv beschieden.[15] Damit gilt der Bau einer Zentralklinik als befürwortet. Auch der Landkreis Aurich hält wie die Mehrheit seiner Bürger die Zentralklinik Georgsheil nach wie vor für die bessere Lösung.[16]

Planung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. November 2019 traten sowohl der neue Landrat des Landkreises Aurich Olaf Meinen als auch der neue Oberbürgermeister von Emden Tim Kruithoff ihr Amt an. Beide stehen dem Aufsichtsrat der gemeinsamen Trägergesellschaft ANEVITA vor und unterstützen wie ihre Vorgänger die Schaffung einer Zentralklinik.[17][18]

Diesem Umstand und dem positiven Bürgerentscheid folgend soll diese Gesellschaft die Zusammenführung der drei Kliniken zur Zentralklinik betreiben und bewerben.[19] Sie hat die Planungen in Abstimmung mit dem niedersächsischen Gesundheitsministerium aufgenommen und in Georgsheil ein 37 Hektar großes Areal[20] östlich der Uthwerdumer Straße und nördlich der Bundesstraße 72/210, die hier Auricher Straße heißt, erworben. 2020 wurden die architektonischen Leistungen europaweit ausgeschrieben[21] und die Detailplanungen durch das siegende Architekturbüro aufgenommen. Deren Abschluss ist für das Frühjahr 2022, der Baubeginn für 2023 und die Inbetriebnahme für 2027 anvisiert. Auf einer Nutzungsfläche von ca. 40.000 Quadratmetern soll Platz für mehr als 800 Betten entstehen.[22]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Nein zum Zentralklinikum in Aurich. In: aerztezeitung.de. 26. Februar 2018, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  2. Neubauprojekt Zentralklinik in Uthwerdum Baufibel, Ausgabe 2, Februar 2022 (PDF)
  3. Unzählige Ausgaben der Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesischen Nachrichten und Emder Zeitung
  4. Marion Luppen: Neues Gesicht in Norden: Fachmann begleitet Klinik-Umwandlung - Ostfriesen-Zeitung. In: oz-online.de. 15. Mai 2023, abgerufen am 2. März 2024.
  5. Rebecca Kresse: Geplante Schließung der UEK: In Norden rollt eine Protestwelle los - Ostfriesen-Zeitung. In: oz-online.de. 9. Mai 2023, abgerufen am 2. März 2024.
  6. Idee: Zentrale Klinik in Georgsheil. In: oz-online.de. 23. Oktober 2013, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  7. Schaumburger Nachrichten: Eppmann: Spitzenjob in Aurich. In: sn-online.de. 15. April 2016, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  8. Jürgen Wieckmann: Ostfriesisches Klinik Journal. In: ostfriesisches-klinik-journal.org. Abgerufen am 24. Oktober 2022.
  9. Zentralklinik: Windhundrennen ist offen. In: oz-online.de. 19. Januar 2017, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  10. Page not found - Emder Zeitung. In: emderzeitung.de. 1. Dezember 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juni 2017; abgerufen am 24. Oktober 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.emderzeitung.de
  11. [1]
  12. Page not found - Emder Zeitung. In: emderzeitung.de. 1. Dezember 2020, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  13. dpa-infocom GmbH: Emden: Zentralklinik-Gegner scheitern mit Klage. In: welt.de. 4. April 2019, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  14. Page not found - Emder Zeitung. In: emderzeitung.de. 1. Dezember 2020, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  15. Bürgerentscheid - Europawahl / Bürgerentscheid 2019 der Stadt Emden - Gesamtergebnis. In: votemanager.kdo.de. 26. Juli 1997, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  16. Emden und Aurich wollen Zentralklinik ndr.de
  17. Olaf Meinen hält an geplanter Zentralklinik fest. In: m.oz-online.de. 7. Februar 2019, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  18. Page not found - Emder Zeitung. In: emderzeitung.de. 1. Dezember 2020, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  19. Kliniken Aurich-Emden-Norden. In: anevita.de. 21. Oktober 2022, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  20. Way: geplante Zentralklinik Georgsheil (814453489) – OpenStreetMap. In: openstreetmap.org. 18. Juni 2020, abgerufen am 24. Oktober 2022 (englisch).
  21. Wettbewerbe-aktuell: Ausschreibung: Neubau Zentralklinikum Georgsheil. In: wettbewerbe-aktuell.de. 28. Februar 2020, abgerufen am 24. Oktober 2022.
  22. Zentralklinik entsteht an der B72 und Uthwerdumer Straße. In: landkreis-aurich.de. 5. Juni 2020, abgerufen am 24. Oktober 2022.

Koordinaten: 53° 28′ 41,3″ N, 7° 20′ 49,6″ O