Mysłakowice

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Mysłakowice
Wappen der Gmina Mysłakowice
Mysłakowice (Polen)
Mysłakowice (Polen)
Mysłakowice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Jeleniogórski
Gmina: Mysłakowice
Geographische Lage: 50° 51′ N, 15° 47′ OKoordinaten: 50° 51′ 0″ N, 15° 47′ 0″ O
Höhe: 280 m n.p.m.
Einwohner: 4500
Postleitzahl: 58-533
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DJE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Jelenia GóraKowary
Nächster int. Flughafen: Breslau



Mysłakowice [mɨswakɔˈvʲitsɛ] (deutsch Zillerthal-Erdmannsdorf) ist ein Ort im Powiat Jeleniogórski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Er ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde mit 10.104 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).

Mysłakowice liegt zwischen Riesengebirge und Landeshuter Kamm, gehört der Euroregion Neiße an und verfügt über zahlreiche Gästebetten.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mysłakowice liegt im östlichen Teil des Hirschberger Tals an den Flüssen Lomnitz (polnisch Łomnica) und Bober (Bóbr), etwa 8 km südöstlich von Hirschberg und 7 km nördlich von Krummhübel entfernt. Das Gemeindegebiet erstreckt sich größtenteils entlang dieser Fließgewässer und auf dem Gebiet des sich östlich anschließenden Landeshuter Kamms, zu dem auch die Falkenberge (Sokole Góry) gehören. Zu Füßen der Falkenberge und des Landeshuter Kamms liegen die Teilorte Karpniki (Fischbach) und Bukowiec (Buchwald), von denen sich einige der schönsten Aussichten auf das nahegelegene Riesengebirge anbieten.

Das Riesengebirge beginnt unmittelbar südlich von Erdmannsdorf (Mysłakowice) in der Nachbargemeinde Giersdorf (Podgórzyn). Nach Hirschberg (Jelenia Góra), Krummhübel (Karpacz) und in die umliegenden Ortschaften bestehen regelmäßige Busverbindungen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erdmannsdorf wurde 1305 erstmals urkundlich erwähnt. Während der frühen Neuzeit befand es sich im Besitz der Familie von Reibnitz.

Ab 1838 ließen sich in Erdmannsdorf protestantische Exulanten aus Tirol (Zillertaler Inklinanten) nieder, denen der preußische König Friedrich Wilhelm III., auf Fürsprache der Gräfin Friederike von Reden hin, Zuflucht gewährte. Da es sich um Gebirgsbewohner handelte, siedelten sie sich im Riesengebirge, dem höchsten Gebirge Preußens, an. Viele der Zuwanderer stammten aus dem Zillertal, was im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer Änderung des Ortsnamens in Zillerthal-Erdmannsdorf führte.[1]

Im Zweiten Weltkrieg befand sich hier ein Außenlager des KZ Groß-Rosen.[2] Nach Kriegsende unter die Verwaltung der Volksrepublik Polen gestellt, erlebte der Ort 1945 die Umbenennung in Turońsk und im Dezember 1946 in Mysłakowice[3] sowie bis 1946 die Vertreibung der Einwohner und die Neubesiedlung durch Polen.

1975 bis 1998 gehörte Mysłakowice der Woiwodschaft Jelenia Góra an, die 1999 in der neuen Woiwodschaft Niederschlesien aufging.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswert sind Kirchen, Landsitze und Schlösser in allen Ortsteilen; dazu zählen:

Pfarrkirche Herz Jesu[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die katholische Pfarrkirche Herz Jesu (Kościół pw. Najświętszego Serca Pana Jezusa, auch Kościół Królów Pruskich = „Kirche der preußischen Könige“ genannt) am Rande des Schlossgartens, entworfen von Karl Friedrich Schinkel als Schlosskirche, dann 1836 bis 1838 auch als evangelische Gemeindekirche für die Zillertaler Glaubensflüchtlinge erbaut. Beim Umbau 1858 wurde dem Eingang ein Portikus mit ausgegrabenen altrömischen Säulen aus Pompeji hinzugefügt, die Joseph Bonaparte, der zeitweilige König von Neapel, Friedrich Wilhelm III. geschenkt hatte. Die Orgel wurde 1840 vom Hirschberger Orgelbauer Carl Friedrich Ferdinand Buckow gefertigt.

Schloss Erdmannsdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schloss von Erdmannsdorf war von 1832 bis 1909 eine Sommerresidenz der Hohenzollern. Dessen aus dem frühen 18. Jahrhundert stammender Vorgängerbau wurde 1751 von Maximilian Leopold von Reibnitz zu einer zweigeschossigen Barockresidenz von dreiflügeligem Grundriss umgebaut. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel erwarb Generalfeldmarschall August Neidhardt von Gneisenau das Anwesen 1816 im Tausch gegen ein anderes seiner Güter. Nach dem Tod Gneisenaus 1831 kaufte Preußens König Friedrich Wilhelm III. das Schloss für 136.000 Taler, da er das Hirschberger Tal durch Besuche auf Schloss Fischbach kennen und schätzen gelernt hatte, das sein Bruder Prinz Wilhelm 1822 erworben hatte. In den Folgejahren wurde das Erdmannsdorfer Schloss von Karl Friedrich Schinkel umgebaut, der im Schlosspark, am Rande der Sichtachse vom Schloss auf das Riesengebirge, auch die Kirche errichtete, während der Königliche Hofgärtner Peter Joseph Lenné Bepflanzungspläne für den Schlosspark entwarf. Erdmannsdorf wurde zum bevorzugten Sommerrefugium des Königs und seiner zweiten Gemahlin, der Fürstin von Liegnitz. 1839 erwarb der König auch das nahegelegene Schloss Schildau für seine Tochter Luise, Prinzessin der Niederlande. Seine heutige Gestalt verdankt Schloss Erdmannsdorf im Wesentlichen den Umbauten im Stil der Tudorgotik unter König Friedrich Wilhelm IV., dessen Vorstellungen ab 1840 von Friedrich August Stüler verwirklicht wurden. Neben dem Schloss Erdmannsdorf steht die „Villa Liegnitz“, die 1842 für die Witwe Friedrich Wilhelms III. erbaut wurde, die das Schloss zuvor an ihren Stiefsohn verkauft hatte.[4] Heute dient das Schloss als Schule, der Park mit den Teichen ist in seinen Grundzügen erhalten, die optische Ausrichtung auf das Riesengebirge jedoch zugewachsen.

Der Schlosspark Erdmannsdorf ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße.[5] Dies verbessert die Möglichkeiten der Pflege (Parkseminare) und die Aussichten auf Förderung sowie die touristische Erschließung.

Tiroler Hof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei dem Wohnhaus in der ul. Starowiejska 14, handelt es sich um den sogenannten Tiroler Hof. Es ist eines von mehreren Häusern, die im 19. Jahrhundert von Glaubensflüchtlingen im Tiroler Stil erbaut wurden und sich bis heute in Mysłakowice erhalten haben. Das Gebäude wurde nach Sanierungsmaßnahmen 1998 als Tiroler Gaststube neu eröffnet. Seine neuen Besitzer sind das Bundesland Tirol (Österreich) und die sechs Tiroler Herkunftsgemeinden der Exulanten.

Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Landgemeinde (gmina wiejska) Mysłakowice gehören das Dorf selbst und neun weitere Dörfer mit Schulzenämtern (sołectwa).

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mysłakowice – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Mysłakowice – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Riesengebirgs-Älpler – Die Umsiedlung der Tiroler Protestanten nach Niederschlesien. Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa, Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Hrsg. Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung, Bonn/ Berlin; 5. Februar 2024.
  2. Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Verlag C. H. Beck, München, 9 Bände; 2005–2009. ISBN 978-3-406-52960-3.
  3. Cykl Gminy polskie - gmina Mysłakowice - historia gminy w latach. (Memento des Originals vom 26. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.odyssei.com odyssei.com
  4. Schloss Erdmannsdorf., Hrsg. Heinz Kornemann; Salzgitter-Lesse, den 1. Juni 2005, weiter ergänzt von der Niederschrift vom 14. Dezember 1998 von Georg Schnabel; abgerufen am 5. Februar 2024.
  5. Mitglieder und Kooperationspartner., Hrsg. Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße, Neschwitz; abgerufen am 5. Februar 2024.