Zisterzienserinnenkloster Saarn

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Kloster Mariensaal

Lage Saarn
Koordinaten: 51° 24′ 10,6″ N, 6° 52′ 53,9″ OKoordinaten: 51° 24′ 10,6″ N, 6° 52′ 53,9″ O
Gründungsjahr um 1200
zisterziensisch seit 1214
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1808
Mutterkloster Kloster Kamp

Tochterklöster

Kloster Eppinghoven
Kloster Duissern

Westseite der Klostergebäude
Klosterkirche von Südwesten

Das Kloster Saarn ist eine ehemalige Zisterzienserinnen-Abtei in Mülheim an der Ruhr im Stadtteil Saarn, direkt an der Bundesstraße 1. Die gut erhaltene und restaurierte Klosteranlage weist Baubestandteile vom 13. bis zum 19. Jahrhundert auf.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kloster im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kloster wurde nach archäologischen Befunden um 1200 gegründet. Über den genauen Anlass der Gründung sind keine Quellen überliefert. Kloster Saarn wurde als Kloster Mariensaal (Aula sanctae Mariae[1]) wahrscheinlich 1214 gemeinsam mit dem ebenfalls als Mariensaal bezeichneten späteren Kloster Eppinghoven bei Kaarst zunächst als Doppelkloster gegründet. In den ersten zwei Jahrzehnten standen beide Konvente unter der Leitung der gemeinsamen Äbtissin Wolberna und wurden 1216 in den Zisterzienserorden inkorporiert und der Aufsicht des Abtes des Klosters Kamp unterstellt, der auch die geistliche Betreuung sicherzustellen hatte. 1237 kam es zur Teilung des Güterbesitzes von Saarn und Eppinghoven.

In einer zweiten Gründungsphase wurde Erzbischof Engelbert I. von Köln (reg. 1220–1225) im Rahmen seiner politischen Aktivitäten als Erzbischof, Herzog von Berg und zugleich Reichsverweser und Erzieher des minderjährigen Königs Heinrichs VII. (reg. 1220–1235) – als Stichworte seien genannt: Förderung von Reformorden (hier: Zisterzienser), Entvogtung, Abwehr konkurrierender Landesherren – auf Kloster Saarn aufmerksam.

1223 erfolgte eine umfassende Privilegierung des Klosters durch Papst Honorius III. und das Reich. Honorius bestätigte Saarn das Ordensprivileg und gewährte den päpstlichen Schutz. Das Leben der Nonnen und die Existenz des Klosters wurden damit auf eine neue, dauerhafte rechtliche und materielle Grundlage gestellt. Sein Schützling Heinrich wurde – vermutlich auf Veranlassung Engelberts – von den Nonnen in ihrem Memorienbuch als „fundator“ (Gründer) geehrt.

Im 15. und ab dem 17. Jahrhundert gab es Tendenzen der Umwandlung des Klosters in ein Damenstift.

Säkularisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kloster Saarn wurde 1808 im Zuge der Säkularisation der Kirchengüter von der französischen Regierung des Großherzogtums Berg aufgehoben.[2]

In den Liegenschaften wurde bald darauf durch Sylvester Trenelle die Königlich Preußische Gewehrfabrik errichtet, die königlich-preußische Genehmigung wurde ihm am 6. Januar 1815 erteilt. In Hattingen wurden ein Schmiedehammer und die Bohrwerke zur Herstellung der Gewehrläufe betrieben. 1840 wurde der Vertrag mit Trenelle gekündigt und die Werke unter staatlicher Aufsicht weitergeführt, weil man mit der Qualität nicht zufrieden war. 1862 wurde die Produktion von Saarn und Hattingen in die neue Königlich Preußische Gewehrfabrik Erfurt verlegt.

Beim Bau der Reichsstraße 1 (heute Bundesstraße 1), die direkt neben dem Kloster verläuft, wurden einige Wirtschaftsgebäude abgerissen. Die Stadt Mülheim an der Ruhr übernahm 1936 das Kloster und ließ Wohnungen für ältere Mitbürger dort einrichten.

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel in der Klosterkirche

Während der Jahre 1979–1989 wurde die verbliebene Klosteranlage als Baudenkmal restauriert; sie wird heute als Begegnungsstätte mit Bürgersaal, Cafeteria und Versammlungsraum genutzt. Erwähnenswert sind die große Pfarrbibliothek und das im Oktober 2008 eröffnete Klostermuseum mit Fundstücken aus Ausgrabungen in den Jahren 1979 bis 1989, mit denen das Klosterleben und die Besiedlung der Umgebung über 1200 Jahre hinweg veranschaulicht wird. Seit Herbst 2010 wird das Klostermuseum durch einen Kloster-/Kräutergarten ergänzt.

In der Klosterkirche gibt es regelmäßig anspruchsvolle geistliche Konzerte (Reihe „Musik im Kloster Saarn“, zu der auch die jährlich stattfindenden Saarner Orgeltage gehören).

Kirche und Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt werden von Mitgliedern der Ordensgemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales betreut.

Heute gehört das Kloster Saarn zur Route der Industriekultur (Themenroute 12 – Geschichte und Gegenwart der Ruhr).

Äbtissinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Kurt Ortmanns: Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt, Mülheim-Saarn. In: Heinz Dohmen (Hg.): Abbild des Himmels. 1000 Jahre Kirchenbau im Bistum Essen. Verlag Hoppe und Werry, Mülheim an der Ruhr 1977, S. 50–53.
  • Hans Fischer: Das Zisterzienserinnenkloster in Saarn. Mülheim a. d. Ruhr 1981.
  • Leo Werry, Margot Klütsch, Hans Fischer: Kloster Saarn, Kunst- und Kultgegenstände aus der Klosterkirche, Ausstellungskatalog, Mülheim a. d. Ruhr 1983.
  • Kurt Ortmanns: Die ehemalige Zisterzienserinnenabtei Saarn in Mülheim an der Ruhr. Rheinische Kunststätten, Heft 280. Köln 1983.
  • Günter von Roden: Die Zisterzienserinnenklöster Sarn, Duissern, Sterkrade (Germania Sacra N. F. 18. Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Erzbistum Köln 4), Berlin-New York 1984.
  • Kurt Ortmanns: Kloster Saarn: Baugeschichte 1214–1979. Hrsg. von der MüGa Landesgartenschau 1992 GmbH. Sonderdruck aus der Veröffentlichung „Kloster Saarn“. Edition Werry, Mülheim an der Ruhr 1992.
  • Ralf Lommerzheim: Mariensaal in Saarn. Ergrabene Geschichte: Die Geschichte des Klosters der Zisterzienserinnen in Mülheim an der Ruhr nach den Befunden der archäologischen Forschung mit Beiträgen von C. B. Oesterwind über das Alltagsleben in mittelalterlichen Klöstern, Mülheim an der Ruhr 1998.
  • Rolf-Achim Mostert: „Herr Henricus ist Fundator unser Kirchen gewest, und hat uns vill guts gethan“. – Ein Beitrag zur Gründungsgeschichte des Zisterzienserinnenklosters Saarn in Mülheim an der Ruhr. In: Romerike Berge 55, 2005/H. 3, S. 2–14.
  • Nicola Antonia Peczynsky: Das Zisterzienserinnenkloster Mariensaal in Mülheim-Saarn. In: Zeugen der Stadtgeschichte – Baudenkmäler und historische Orte in Mülheim an der Ruhr. Klartext Verlag, Essen 2008.
  • Kurt Ortmanns: Zur Gründung der Zisterzienserinnen-Abteien Aula sanctae Mariae in (Mülheim)-Saarn und (Neuss)-Eppinghoven vor 800 Jahren. In: Düsseldorfer Jahrbuch 2015, Band 85, S. 121–166.
  • Dietmar Ahlemann: Der Huckinger Besitz des Klosters Saarn: Halmeshof, Müllers-/Moersgut u. a. In: Bürgerverein Duisburg-Huckingen e. V. (Hrsg.): Huckinger Heimatbuch. Geschichte. Band IV (Geschichte der Huckinger Höfe), Duisburg 2019, S. 84–119.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zisterzienserinnenkloster Saarn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe Geschichte des Klosters Saarn auf der Webseite des Klostermuseums, besucht am 10. Oktober 2012.
  2. Hans Fischer: Das Zisterzienserinnenkloster Mariensaal in Saarn. In: Baldur Hermans (Hrsg.): Die Säkularisation im Ruhrgebiet. Ein gewalttätiges Friedensgeschäft. Vorgeschichte und Folgen. Edition Werry, Mülheim an der Ruhr 2004, ISBN 3-88867-049-7, S. 225–234.