Zweiblättrige Schattenblume

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Zweiblättrige Schattenblume

Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium)

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Unterfamilie: Nolinoideae
Gattung: Schattenblumen (Maianthemum)
Art: Zweiblättrige Schattenblume
Wissenschaftlicher Name
Maianthemum bifolium
(L.) F.W.Schmidt

Die Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium), auch Zweiblättriges Schattenblümchen genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Schattenblumen (Maianthemum) innerhalb der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Bilder ur Nordens Flora von Carl Axel Magnus Lindman, Stockholm
Laubblätter
Gestielte unreife Beeren
Reife rote Beere
Herbarbeleg

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Zweiblättrigen Schattenblume handelt es sich um eine ausdauernde krautige Pflanze. Sie bildet als Überdauerungsorgane unterirdische kriechende Rhizome, mit denen sie meist „herdenweise“ wächst. Aus dem Rhizom wachsen unverzweigte, aufrechte Stängel. Blühende Stängel erreichen Wuchshöhen von 10 bis 15, selten bis zu 20 Zentimetern, nicht blühende Stängel bleiben etwas kleiner.[1]

An jedem blühenden Stängel sitzen ein bis drei, meist jedoch zwei, an nicht blühenden Stängeln nur ein, manchmal zwei kurz gestielte Laubblätter. Die parallelnervigen Laubblätter sind am Grunde tief herzförmig und vorne lang bespitzt.[1]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Mai bis Juli. In endständigen traubigen Blütenständen stehen meist zwei bis drei Blüten[1] an einem Knoten (doldiger Teilblütenstand[1]) zusammen. Die Tragblätter sind winzig oder fehlen. Die wohlriechenden zwittrigen Blüten sind bei einem Durchmesser von 4 bis 6 Millimetern[1] radiärsymmetrisch und vierzählig. Die Blüten besitzen vier ausgebreitete, längliche, weiße Perigonblätter und vier Staubblätter, was sie von allen anderen mitteleuropäischen Lilienähnlichen unterscheidet. Im Gegensatz zum Maiglöckchen oder dem Salomonssiegel sind die Perigonblätter frei.

Die bei Reife roten[1], leicht giftigen Beeren enthalten ein bis zwei Samen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[2]

Verwechslungsgefahr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Früchte werden aufgrund ihres Aussehens und des häufigen Vorkommens der Pflanzenart mit Preiselbeeren verwechselt. Schattenblumen-Beeren sind jedoch vor der Reife gefleckt und die Fruchtstände sind nicht überhängend, außerdem haben Preiselbeeren eiförmige und bis an der Triebspitze wachsende Blätter.

Eine ernste Gefahr besteht jedoch nicht, da ein Digitalis-Anteil bei Schattenblumen-Beeren nur gering sein soll, und sonst nur Saponine bei der Vergiftung in Frage kommen.[3]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zweiblättrige Schattenblume ist ein Rhizom-Geophyt. Vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer; die Pflanze wächst deshalb in Herden. Sie wurzelt bis 15 Zentimeter tief.[2] Die trockenen Laubblätter duften schwach nach Cumarin.

Die Blüten sind kleine vorweibliche wohlriechende „Nektar führende Scheibenblumen“. Bestäuber sind vor allem kleinere Fliegen. Bei ausbleibendem Insektenbesuch erfolgt spontane Selbstbestäubung.

Fruchtreife erfolgt von September bis Oktober. Die Beeren sind Wintersteher. Es erfolgt Verdauungsverbreitung.

Giftigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giftig sind alle Pflanzenteile, besonders aber die Beeren. Nach älteren Angaben enthalten die Blätter etwas Cumarin sowie Digitalisglykoside. Die Beeren enthalten Cyanidinglykoside. Die eigentlichen Giftstoffe sind möglicherweise herzwirksame Glykoside; deren Struktur ist aber noch unbekannt.[4]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zweiblättrige Schattenblume gedeiht in den gemäßigten Gebieten Eurasiens von Europa bis Japan. In Mitteleuropa findet man sie vor allem in den Gebirgen und Mittelgebirgen. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern an den Kegelköpfen in eine Höhenlage bis zu 1955 Meter auf.[5]

Die Zweiblättrige Schattenblume wächst in Laub- und Nadelwäldern sowie in Parks an schattigen, humusreichen und nicht zu trockenen Standorten. Sie gedeiht in Gesellschaften der Ordnung Piceetalia, Fagetalia und besonders des Verbands Quercio roboris.[2]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zweiblättrige Schattenblume wird wegen ihres maiglöckchenähnlichen Aussehens, wegen der „hübschen“ herzförmigen Laubblätter und ihres kriechenden Rhizoms manchmal als Bodendecker an schattigen, feuchten Standorten verwendet.[6]

Die Zweiblättrige Schattenblume wurde in der Volksmedizin als harntreibendes Mittel verwendet.[4] Sie enthält Steroidsaponine.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Rauh, Karlheinz Senghas: Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 84. Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1968.
  • Chen Xinqi (陈心启 Chen Sing-chi), Shoichi Kawano: Maianthemum.: Maianthemum bifolium, S. 218 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13./14. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1987, ISBN 3-06-012539-2.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A–Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-31-7 (Nachdruck von 1994).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Maianthemum bifolium (L.) F. W. Schmidt, Zweiblättrige Schattenblume. auf FloraWeb.de
  2. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 136.
  3. Rainer Nowak: Notfallhandbuch Giftpflanzen: Ein Bestimmungsbuch für Ärzte und Apotheker. Springer, 1998. ISBN 3-540-64205-6. S. 129.
  4. a b Schattenblume im Giftpflanzen-Kompendium.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 333.
  6. Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Random House Australia 2003. Deutsche Ausgabe: Tandem Verlag GmbH 2003, ISBN 3-8331-1600-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien