Zwergkaninchen (Hauskaninchen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hermelinkaninchen

Unter Zwergkaninchen im Sinne der Rassekaninchenzucht wird eine Gruppe kleiner (zwergwüchsiger) Hauskaninchenrassen verstanden. Sie sind nicht zu verwechseln mit der nordamerikanischen Art Zwergkaninchen (Brachylagus idahoensis). Zwergkaninchen sind als Heimtiere, aber auch als Rassekaninchen zu Ausstellungszwecken sehr beliebt.

Rassen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zwergkaninchen umfassen folgende Rassen:

Das Hermelinkaninchen ist ein ganz weißes Zwergkaninchen, das nur zwischen einem und zwei Kilogramm wiegt. Es gibt Hermelinkaninchen mit roten oder blauen Augen. Die Kaninchen mit roten Augen sind Albinos und daher besonders lichtempfindlich. Der Körper des Hermelinkaninchens ist gedrungen und walzenförmig und das Becken ist gut gerundet. Der Kopf sitzt ohne sichtbaren Hals auf dem Körper und ist im Vergleich zu diesem relativ groß.

Farbenzwerge gibt es in verschiedenen Farben und sowohl mit kurzem als auch langem Fell. Sie wiegen nicht mehr als zwei Kilogramm und entsprechen in Körperbau und Typ dem Hermelinkaninchen.

Das Fuchskaninchen ist ein Langhaarkaninchen, das als Zwerg lediglich ein Gewicht von 1, 1 bis 1,35 Kilogramm erreicht. Es gibt das Fuchskaninchen in vielen verschiedenen Farben. Es handelt sich um eine sehr ruhige und ausgeglichene Rasse, die vom Körperbau her dem Hermelinkaninchen ähnelt.

Das Rexkaninchen ist ein Kurzhaarkaninchen mit besonders strukturierten Haaren, die harsch, aber nicht gewellt sind und senkrecht auf dem Haarboden stehen.

Zwergwidder oder auch Widderzwerge genannt, sind etwas größer als Farbenzwerge und eigentlich keine richtigen Zwergkaninchen, da ihnen der erbliche Zwergwuchsfaktor fehlt. Es gibt sie in vielen Farben. Sie haben einen gebogenen Nasenrücken und ihre Ohren hängen seitlich am Kopf, wobei die Schallöffnung innen liegt.

Das Jamora ist ein langhaariges Kaninchen, das normalerweise 2 bis 2,5 Kilogramm schwer wird und damit eigentlich etwas schwerer als ein Zwergkaninchen ist. Das Fell ähnelt dem Zwergfuchskaninchen und die Färbung ist vom Japanerkanichen abgeleitet.

Das Gewicht der Löwenkopfzwerge ist nicht festgelegt. Sie besitzen ein kurzes Fell und eine Löwenmähne um Kopf und Hals sowie an den Hinterläufen.

Teddykaninchen erreichen ein Gewicht von maximal 2 Kilogramm und haben ein langes, dichtes und weiches Fell. Es gibt sie in allen Farben und Zeichnungen und meist mit blauen Augen. Ihre Ohren können stehen, aber auch herabhängen.

Teddywidder erreichen ein Gewicht von 2 Kilogramm und ähneln vom Aussehen her dem Zwergwidder. Sie besitzen eine deutliche Wölbung an der Stirn und der Nasenpartie und sind mit ausgeprägten Kinnbacken versehen. Ihre Schnauzenpartie ist breit. Teddywidder haben einen kurzen, gerungenen Körperbau mit breiten Schultern, einem abgerundeten Becken und einem kurzen und kräftigen Nacken.

Besondere Gesundheitsgefahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaninchen sind überaus hitzeempfindlich und anfällig für Hitzschläge. Im Außenbereich besteht bereits ab Temperaturen von etwa 30 °C deutlich erhöhte Gefahr, in Innenräumen mit schlechter Luftzirkulation oder bei direkter Sonneneinstrahlung auch bereits ab etwa 25 °C. Dabei sind Zwergkaninchen noch stärker gefährdet als viele größere Rassen oder Wildkaninchen, da bei ihnen die beiden wichtigsten Wege zur Regulation der Körpertemperatur aufgrund körperlicher Besonderheiten eingeschränkt sind.

Dies betrifft einerseits das in den Nebenhöhlen befindliche System aus arteriovenösen Anastomosen, über die bei Bedarf mittels zirkulierender Atemluft Wärme abgegeben werden kann. Diese Funktion ist aufgrund ihres meist kurzen, rundlichen Kopfes bei Zwergkaninchen eingeschränkt. Andererseits besitzen Zwergkaninchen im Verhältnis zur Körpergröße oft deutlich kleinere Ohren als größere Rassen oder wilde Arten. Mitglieder der Familie der Hasen (Leporidae) nutzen die Fläche ihrer Ohren zur Regulation der Körpertemperatur, weshalb in heißen Regionen beheimatete Arten auch besonders große Ohren besitzen, so z. B. der Eselhase. Die künstlich kleingezüchteten Ohren vieler Zwergkaninchenrassen, insbesondere dem Hermelin, schränken die Tiere daher in ihrer Thermoregulation ein, was die Gefahr eines Hitzeschadens nochmals deutlich erhöht.[1]

Genetische Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Homozygoter Zwerg aus der Verpaarung zweier Zwergkaninchen (nicht lebensfähig)

Bis auf die Zwergwidder tragen alle Rassen den Zwergfaktor, der die typische Körperform hervorruft. Der Zwergfaktor ist in seiner homozygoten Form tödlich, so dass zwei Zwergkaninchen nicht miteinander verpaart werden dürfen (Qualzucht).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Bartels, Wilhelm Wegner: Fehlentwicklungen in der Haustierzucht. Zuchtextreme und Zuchtdefekte bei Nutz- und Hobbytieren. Enke, Stuttgart 1998, ISBN 3-432-28131-5.
  • Friedrich Karl Dorn, Günther März (Hrsg.): Rassekaninchenzucht. Ein Handbuch für den Kaninchenhalter und -züchter. 7. Auflage, Neumann-Neudamm, Melsungen 1989, ISBN 3-7888-0569-2.
  • Wolfgang Schlolaut, Klaus Lange: Das große Buch vom Kaninchen. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, DLG, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-7690-0554-6.
  • Teddykaninchen-Club (Hrsg.): Teddykaninchen: Teddyzwerge & Teddywidder. Was man über Teddykaninchen einfach wissen muss. Brainduct, Neuenhagen bei Berlin 2008, ISBN 978-3-940090-07-2 / ISBN 978-3-940090-04-1.
  • Lothar Thormann: Farbenzwerge (= Expertenwissen Rassekaninchenzucht). 5., überarbeitete Auflage, Oertel + Spörer, Reutlingen 1997, ISBN 978-3-88627-755-1.
  • Lothar Thormann: Unsere Hermelinkaninchen. In: Das Blaue Jahrbuch 1999. Ein praktischer Wegweiser für den Kaninchenzüchter. Oertel + Spörer, Reutlingen 1988 ff., S. 111–119, die aktuelle Ausgabe: Das Blaue Jahrbuch 2016, Reutlingen 2015, ISBN 978-3-88627-677-6.
  • Anne Warrlich: Zwergkaninchen. Stuttgart: Kosmos 2016, ISBN 978-3-440-14703-0
  • Monika Wegler: Zwergkaninchen. Aktualisierte Neuauflage, Gräfe und Unzer, München 2014, ISBN 978-3-8338-3634-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michel Gruaz, Janet Geren, Esther van Praag: Heatstroke in rabbits. In: medirabbit.com. Juni 2015, abgerufen am 15. Juni 2022.