Kampffische

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Kampffische

Betta smaragdina

Systematik
Barschverwandte (Percomorphaceae)
Ordnung: Kletterfischartige (Anabantiformes)
Unterordnung: Labyrinthfische (Anabantoidei)
Familie: Osphronemidae
Unterfamilie: Großflosser (Macropodusinae)
Gattung: Kampffische
Wissenschaftlicher Name
Betta
Bleeker, 1850

Die Kampffische (Betta) stellen eine Gattung kleinbleibender Süßwasserfische innerhalb der Labyrinthfische (Anabantoidei) dar, deren größte Art, Betta unimaculata, eine Gesamtlänge von 160 mm nicht überschreitet.

Wie alle Labyrinthfische verfügen die Arten der Gattung Betta über ein Labyrinthorgan zur Aufnahme von atmosphärischem Sauerstoff, welches ihnen ermöglicht auch enorm sauerstoffarme Süßgewässer zu besiedeln (z. B. in Reisanbaugebieten in Südostasien). Alle Arten ernähren sich vorwiegend von kleinen Wasserinsekten und Weichtieren und betreiben Brutpflege.

Einige Kampffische – insbesondere die Männchen – zeichnen sich durch eine ausgesprochene Farbenpracht aus und erfreuen sich deshalb großer Beliebtheit als Aquarienfische, zumal diese Arten meist nur geringe Ansprüche an die Haltungsbedingungen stellen und deshalb auch einem Anfänger in der Aquaristik empfohlen werden können.

Um den Überblick über die artenreiche Gattung zu erleichtern, gruppiert man einander ähnliche Arten in Formenkreisen.

Allgemeines zur Gattung Betta[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betta splendens Zuchtform

Ihren Trivialnamen verdanken die Kampffische der thailändischen Tradition, Männchen einiger Arten (Betta splendens, Betta imbellis, Betta smaragdina und Hybride daraus) für Fischkämpfe einzusetzen, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Insbesondere der von Natur aus mit einem hohen Aggressionspotential ausgestattete siamesische Kampffisch (Betta splendens) wurde für die Pflege dieser Tradition domestiziert. „Nebenprodukt“ dieser Domestikation ist der Schleierkampffisch, der sich durch die gezielte Weiterzucht weltweit als Aquarienfisch etabliert hat und mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Zuchtformen in seiner Art aufweist; Experten unterscheiden die verschiedenen Rassen besonders nach Form und Größe der Schwanzflosse.

Der wissenschaftliche Gattungsname Betta leitet sich vom javanesischen Begriff wader bettah oder ikan bettah ab und wurde 1878 von Bleeker für die Beschreibung von Betta picta verwendet.[1] In Thai werden sie auch als Trey Krem oder Pla-kad bezeichnet.

In der Natur erreichen insbesondere die kleineren Kampffisch-Arten kein hohes Alter, da sie natürlichen Bedrohungen wie Fressfeinden, Parasitenbefall und Krankheiten unterliegen.

Verbreitungsgebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung ist über große Teile Südostasiens verbreitet und besiedelt sowohl stehende als auch fließende Süßwasserbiotope unterschiedlichster Wasserbeschaffenheit.

Das Verbreitungsgebiet der Kampffische erstreckt sich von den Inseln um Bali nach Indonesien (inklusive der Inseln Sumatra, Borneo und Java) über die malaiische Halbinsel nach Laos, Vietnam, Myanmar, Thailand und Kambodscha.[2]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betta simorum

Die Gattung Betta wurde im Jahr 1850 durch den niederländischen Ichthyologen Pieter Bleeker eingeführt.[3] Die Typusart ist Betta trifasciata, heute ein Synonym von Betta picta. Betta gehört zur Familie Osphronemidae und dort zur Unterfamilie Macropodusinae (Großflosser).[4] Die Familie Osphronemidae gehört in die Ordnung der Kletterfischartigen (Anabantiformes).[5][6]

Fortpflanzungsstrategien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betta fusca bei der Paarung

Bei den Kampffischen unterscheidet man zwei grundsätzliche Fortpflanzungsstrategien: zum einen die Maulbrutpflege, zum anderen die Brutpflege im Schaumnest. In beiden Fällen kümmert sich primär das Männchen um die Brutpflege, während die Weibchen nur sekundär an der Aufzucht der Jungen beteiligt sind und sich in einigen Fällen um die Verteidigung des Reviers und des brütenden Männchens kümmern. Manche Arten bekämpfen und vertreiben auch das Weibchen nach der Eiablage und Befruchtung; besonders bei der Brutpflege mit einem Schaumnest. Erfahrene Aquarianer setzen in diesem Fall das Weibchen in ein anderes Becken, zum einen, um dieses zu schützen, zum anderen, um zu verhindern, dass das aufziehende Männchen sein Schaumnest durch zu viele stressende Störungen schließlich selbst zerstört.

Brutpflege im Schaumnest[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strategie der Brutpflege im Schaumnest gilt in der Gattung der Kampffische als die ursprünglichere Fortpflanzungsstrategie.[7] Man findet diese Form der Jungenaufzucht vor allem bei Arten aus stehenden Gewässern. Das bezeichnende Schaumnest ist ein Gebilde aus Luftblasen, die vom Männchen an der Wasseroberfläche aufgenommen, im Maul mit einem speziellen Sekret ummantelt und dann an einer geeigneten Stelle (meist unter Pflanzen an der Wasseroberfläche, seltener in Höhlen) zu einem losen Nest zusammengefügt werden. Je nach Spezies und individuellem Charakter des Männchens kann die Größe des Nests von einigen wenigen Luftblasen bis hin zu verhältnismäßig großen Gebilden von mehreren Zentimetern Durchmesser und Höhe reichen. Der Laichvorgang geht in der Regel direkt unter dem fertiggestellten Nest vonstatten, in welches das Männchen die befruchteten Eier nach jeder einzelnen Paarung verbringt und es so lange bewacht, bis die Jungen geschlüpft sind und frei schwimmen (in den meisten Fällen 3 – 5 Tage). Schaumnestbauende Betta-Arten sind zumeist klein (3 – 6 cm Standardlänge, eine Ausnahme hierbei bildet der B.bellica-Formenkreis) und farblich verhältnismäßig intensiv und lebhaft gefärbt, viele Arten bilden zudem irisierende Glanzschuppen aus. Insbesondere zur Laichzeit gebärden sich einige dieser Arten ausgesprochen aggressiv gegenüber Artgenossen.

Typische Vertreter der schaumnestbauenden Arten sind:

Betta dimidiata
Betta pugnax

Maulbrutpflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Maulbrutpflege gilt im Allgemeinen als Anpassung an ein Leben in Gewässern mit Oberflächenströmung, in denen ein Schaumnest keinen Halt finden würde. Das Männchen nimmt dabei die befruchteten Eier nach der Paarung in sein Maul (häufig lässt sich dabei eine Verhaltensweise namens „Eier vorspucken“ beobachten, bei der das Weibchen die Eier nach der Paarung aufsammelt und sie dem Männchen vor das Maul spuckt) und beschützt sie dadurch bis zum Ausschlüpfen und Freischwimmen der Jungen. Die Maulbrutpflege dauert im Normalfall deutlich länger als die Brutpflege im Schaumnest (je nach Art etwa 10 – 20 Tage). Die Maulbrüter stellen in der Gattung Betta die deutlich größere Gruppe.

Typische Vertreter der maulbrütenden Arten sind:

Ausnahmen und Übergangsformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Übergangsformen zwischen schaumnestbauenden und maulbrütenden Betta gelten in erster Linie die Arten aus dem B. foerschi-Formenkreis. Man nahm ursprünglich an, es würde sich bei B. foerschi um einen schaumnestbauenden Kampffisch handeln, da Körper- und Kopfform darauf schließen lassen – bei näherer Beobachtung stellte sich aber heraus, dass die Art zu den Maulbrütern gezählt werden muss, obgleich sich im Ablaichverhalten viele Parallelen zu schaumnestbauenden Arten abzeichnen.

Eine Ausnahme unter den schaumnestbauenden Arten bildet darüber hinaus eine Population von Betta brownorum aus West-Kalimantan. Während alle anderen bekannten Populationen von B. brownorum Schaumnester bauen, betreibt diese Variante Maulbrutpflege.

Arten (in Formenkreisen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Akarensis-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Betta albimarginata

Albimarginata-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Anabantoides-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Bellica-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Betta coccina (männlich)

Coccina-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Betta dimidiata

Dimidiata-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Edithae-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betta edithae

Foerschi-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Picta-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betta simplex

Pugnax-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betta enisae

Betta imbellis (männlich)

Splendens-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Betta pallifina, Männchen

Unimaculata-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Waseri-Formenkreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betta pi

Bislang unbeschriebene Betta-Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Betta sp. aff. albimarginata „Malinau“
  • Betta sp. aff. pallifina „East Kalimantan“
  • Betta sp. aff. smaragdina „Mahachai“
  • Betta sp. aff. waseri „Anjungan“
  • Betta sp. aff. waseri „Pekan Nanas“
  • Betta sp. aff. waseri „Pekanbaru“
  • Betta sp. cf. prima „Bung Binh“
  • Betta sp. „Bangka“
  • Betta sp. „Jantur Gemeruh“
  • Betta sp. „Karimata Island“
  • Betta sp. „Ketapang“
  • Betta sp. „Medas“
  • Betta sp. „Sarawak, Semantan“
  • Betta sp. „Sinkawang“
  • Betta sp. „Southern Thailand“
  • Betta sp. „Tayan“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Betta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. R. Massilamoni & Dr. J. Schmidt: „Ihr Hobby - Schleierkampffische“, S. 9
  2. R. Donoso-Büchner & Dr. J. Schmidt: „Ihr Hobby - Kampffische Wildformen“, S. 6
  3. Pieter Bleeker (1850): Bijdrage tot de kennis der Visschen met Doolhofvormige kieuwen van den Soenda-Molukschen Archipel. Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Band 23 (Nr. 8)
  4. Lukas Rüber, Ralf Britz & Rafael Zardoya: Molecular Phylogenetics and Evolutionary Diversification of Labyrinth Fishes (Perciformes: Anabantoidei). Syst. Biol. 55(3):374-397, 2006 ISSN 1063-5157 doi:10.1080/10635150500541664
  5. Ricardo Betancur-R, Edward O. Wiley, Gloria Arratia, Arturo Acero, Nicolas Bailly, Masaki Miya, Guillaume Lecointre and Guillermo Ortí: Phylogenetic classification of bony fishes (Memento des Originals vom 8. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bmcevolbiol.biomedcentral.com. BMC Evolutionary Biology, BMC series – Juli 2017, DOI: 10.1186/s12862-017-0958-3
  6. Thomas J. Near, A. Dornburg, R.I. Eytan, B.P. Keck, W.L. Smith, K.L. Kuhn, J.A. Moore, S.A. Price, F.T. Burbrink, M. Friedman & P.C. Wainwright. 2013. Phylogeny and tempo of diversification in the superradiation of spiny-rayed fishes. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 101:12738-21743. doi: 10.1073/pnas.1304661110, PDF
  7. R. Donoso-Büchner & Dr. J. Schmidt: „Ihr Hobby - Kampffische Wildformen“, S. 8