Bielersee

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Bielersee
Lac de Bienne
Kirche von Ligerz am Bielersee
Geographische Lage Seeland, Kanton Bern, Schweiz
GEWISS-Nr.: 37 (Aare) u. 1411 (Canal de la Thielle)
Zuflüsse Zihlkanal, Hagneck-Kanal bzw. Aare, Twannbach, Schüss
Abfluss Nidau-Büren-Kanal bzw. Aare, Zihl
Inseln St. Petersinsel, Vogelinsel
Orte am Ufer Biel
Daten
Koordinaten 579918 / 214984Koordinaten: 47° 5′ N, 7° 10′ O; CH1903: 579918 / 214984
Bielersee (Schweiz)
Bielersee (Schweiz)
Höhe über Meeresspiegel 429,25 m ü. M.(1983–2015)[1]
Fläche 39,8 km²[2]
Länge 15 km
Breite 4,1 km
Volumen 1,24 km³ [2]
Umfang 55,602 km[2]
Maximale Tiefe 74 m[2]
Mittlere Tiefe 29 m
Einzugsgebiet 8210 km²
BFS-Nr.: 9148,
Anteile nach Kantonen: BE: 9149, NE: 9150[3]
Vorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-SEEBREITEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-MED-TIEFEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-EINZUGSGEBIET

Der Bielersee (französisch Lac de Bienne; italienisch Lago di Bienna; rätoromanisch Lai da Bienna) ist nebst dem Murtensee und dem Neuenburgersee einer der drei grossen Jurarandseen der Schweiz im sogenannten Drei-Seen-Land. Der See hat eine Fläche von 39,8 km². Seit der Juragewässerkorrektion fliesst die Aare durch den Hagneckkanal in den See und verlässt ihn durch den Nidau-Büren-Kanal. Der Bielersee liegt fast vollständig im Kanton Bern, nur ein kleiner Teil zwischen La Neuveville und dem Zihlkanal liegt im Kanton Neuenburg.

Seegeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bielersee stellt einen Rest des ehemaligen Solothurnersees dar, der nach der letzten Eiszeit in einer vom Rhonegletscher am Jurasüdfuss geschaffenen Mulde von 100 Kilometer Länge von den Endmoränen bei Wangen an der Aare und Solothurn bis zur Wasserscheide bei La Sarraz entstanden war. Geschiebe der Alpen- und Juraflüsse füllten einen grossen Teil dieser Fläche auf, so dass heute nur noch die drei Jurarandseen vorhanden sind.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der See mit einer Fläche von 39,8 km² ist 15 km lang und max. 4,1 km breit. Bei Normalwasserstand liegt der Seespiegel auf 429 m ü. M. Vor der Juragewässerkorrektion war der Wasserspiegel ca. 2,7 m höher und der See 3,3 km² grösser.

Der mittlere Abfluss liegt bei 244 m³/s. Die theoretische Aufenthaltszeit des Wassers im See beträgt nur 54 Tage.[4][5]

Der See mit St. Petersinsel als Insel (Dufourkarte, 1845)

Zuflüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wichtigsten Zuflüsse sind die seit der Juragewässerkorrektion durch den Hagneckkanal zugeführte Aare, der aus dem Neuenburgersee kommende Zihlkanal und die im Jura entspringenden Bäche Twannbach und Schüss. Andere Gewässer, die in den See münden, sind der Ruisseau de Vaux, der Merdasson und der Mülibach.

Abfluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ursprüngliche Abfluss des Seewassers durch den Unterlauf der Zihl bei Nidau ist seit der ersten Juragewässerkorrektion durch den Nidau-Büren-Kanal ersetzt. Das an diesem künstlichen Wasserlauf errichtete Regulierwehr Port erlaubt die Steuerung des Wasserstands der drei Jurarandseen, der bei der Messstation Ligerz kontrolliert wird[6], und der Aare. Bei Hochwasser kann die Regulierung zum Rückfluss durch den Zihlkanal in den Neuenburgersee führen.

Bei der Stadt Nidau ist noch ein etwa 1500 m langer Abschnitt des alten Zihllaufs vom östlichen Ende des Bielersees bis zum neuen Kanal erhalten. Er beginnt beim Strandbad und dem Seehafen und führt auf der Ostseite am Schloss Nidau vorbei. Sieben Brücken und Stege überqueren den Bach zwischen dem See und der Einmündung in den Nidau-Büren-Kanal. Der linksufrige Fussweg trägt unterhalb der Strassenbrücke von Nidau wegen des ehemaligen Schiffstransports noch heute den Namen «Reckweg».

Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 2018 hat sich die invasive Quagga-Muschel massiv ausgebreitet.[7]

Hochwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der höchste Stand des Hochwasser-Pegels wurde am 16. Juli 2021 während des Hochwassers in West- und Mitteleuropa mit 430,94 Metern über Meer erreicht. Vorher lag der Höchstwasserrekord bei 430,88 Metern über Meer und wurde während des Hochwassers 2007 erreicht.[8]

Uferorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der bedeutendste Uferort des Bielersees ist die Stadt Biel/Bienne.

Da sich der Bielersee an der deutsch-französischen Sprachgrenze befindet, haben verschiedene Ortschaften rund um den See zweisprachige Namen, von denen aber heute nicht mehr alle verwendet werden:

Archäologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bielersee bot seit der Jungsteinzeit ein geeignetes Siedlungsgebiet für die Anlage von Pfahlbauten. Die Seeufersiedlungen des Alpenraums zählen zu den bedeutendsten archäologischen Kulturgütern Europas. Auf dem Uferstreifen sind je nach Wasserstand zu unterschiedlichen Zeiten in Sutz-Lattrigen, Mörigen, Lüscherz, Vinelz, Twann und Biel/Bienne (im Stadtquartier Vingelz) prähistorische Siedlungen nachgewiesen und teilweise ausgegraben worden. Einige sind über 6000 Jahre alt und stammen aus der Bronzezeit oder der Jungsteinzeit. In Biel/Bienne (NMB), Lüscherz (Pfahlbaumuseum Lüscherz), Twann und La Neuveville befinden sich Museen zu dieser Epoche der Siedlungsgeschichte. Die Ausgrabungsstätten der Pfahlbauer der Alpenländer Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien und Frankreich gehören seit 2011 zum UNESCO-Welterbe.[9]

Schifffahrt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Bielersee liegen mehrere Schiffländten (Anlegestellen) für Kursschiffe und Häfen für die private Schifffahrt.

Der Verein Rettungsdienst Bielersee organisiert die Ausbildung in Sicherheitsfragen und den Rettungsdienst auf dem See.[10]

Schiffländten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orte mit Schiffländte der Personenschifffahrt, von Westen nach Osten:

f1 Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Schiffländten: OSM

Schiffländte am Bielersee
Name Ufer Lage Kt. Bild Anmerkungen
Le Landeron débarcadère Nord Le Landeron: an der Mündung des Zihlkanals NE !507.0762025547.0512425Welt-Icon 2015
La Neuveville (bateau) Nord La Neuveville BE !507.0935855547.0614635Welt-Icon 1986
Erlach (Schiff) Erlach BE !507.0974765547.0493735Welt-Icon 2018
Ligerz (Schiff) Nord Ligerz: beim Bahnhof Ligerz/Talstation Standseilbahn Ligerz–Prêles BE !507.1355125547.0833295Welt-Icon 2013
St. Petersinsel Nord Erlach: St. Petersinsel BE !507.1369085547.0680815Welt-Icon 2015
St. Petersinsel Süd Erlach: St. Petersinsel BE !507.1453335547.0691655Welt-Icon
Lüscherz BSG Süd Lüscherz BE !507.1507115547.0486435Welt-Icon 2005
Twann (Schiff) Nord Twann BE !507.1570225547.0934095Welt-Icon 2013
Engelberg-Wingreis Nord Twann BE !507.1775205547.1022665Welt-Icon
Tüscherz (Schiff) Nord Tüscherz-Alfermée BE !507.1934205547.1125995Welt-Icon 1950
Biel/Bienne (Schiff/bateau) Süd Biel/Bienne BE !507.2353105547.1312275Welt-Icon 2017
Nidau (Schiff) Nidau: am Nidau-Büren-Kanal BE !507.2433655547.1218175Welt-Icon

Wasserkraft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Mündung des Hagneckkanals in den Bielersee und neben dem Regulierwehr Port betreibt die Bielersee Kraftwerk AG zwei Wasserkraftwerke.[11]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Petersinsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wichtigste und touristisch bedeutendste Attraktion des Bielersees ist die St. Petersinsel bei Erlach. Im Mittelalter wurde auf der Insel ein Cluniazenser-Kloster errichtet. Im 18. Jahrhundert weilte Jean-Jacques Rousseau mehrere Wochen lang an dieser Stelle. Seit der Juragewässerkorrektion ist die Insel durch einen schmalen Landstreifen von ca. 1,7 km Länge mit dem Seeufer bei Erlach verbunden und bildet somit neu eine Halbinsel. Sie ist mit dem Kursschiff der Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft oder zu Fuss von Erlach aus erreichbar. Der nordöstliche Teil der St. Petersinsel gehört zur Gemeinde Twann, der ufernahe südwestliche Teil zur Gemeinde Erlach.

Vogelinsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kleine Vogelinsel an der Einmündung der Schüss bietet Lebensraum für zahlreiche wasserliebende Brutvögel, die dort beobachtet werden können.

Weinbau am See[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am linken Bielerseeufer zwischen Biel/Bienne und Le Landeron wird an den steilen, sonnenexponierten Hängen des Jurasüdfusses Wein kultiviert. Es wird zum überwiegenden Teil Weisswein angebaut, daneben auch Rot- und Roséwein. Im Herbst finden anlässlich der Traubenlese zahlreiche Winzerfeste in diesen Orten statt. Gemäss einer Tradition wird in den Wintermonaten in den Weinkellern dieses Weinanbaugebietes den Besuchern die hiesige Spezialität, die Treberwurst, serviert. In Ligerz steht das regionale Weinbaumuseum.[12]

Schutzgebiete und Naturlehrpfad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Feuchtgebiet unter Naturschutz

Das Areal «Linkes Bielerseeufer» ist seit 1977 im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung verzeichnet (BLN-Nummer 1001).

Entlang dem südlichen Seeufer befindet sich zwischen Mörigen und Hagneckkanal ein wichtiges Feuchtgebiet der Schweiz, welches unter Naturschutz steht. Speziell für Vögel ist dieses Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Viele seltene und bedrohte Arten brüten im ufernahen und weitflächigen Schilfgebiet und Marschland, rasten hier auf ihrem Zug zwischen Brutgebiet und Winterquartier oder verbringen den Winter. Durch dieses Naturschutzgebiet und den Schilfgürtel führt ein Naturlehrpfad.

Historische Orte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Biel/Bienne, La Neuveville, Erlach, Twann und Ligerz verfügen über gut erhaltene Altstädte und für die Region typische Stadtbilder.

Kirche von Ligerz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche von Ligerz gehört wegen ihrer Lage am Berghang über dem See zu den bekanntesten Motiven der Landschaftsikonographie in der Schweiz.[13]

Standseilbahn Tessenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Ligerz aus führt eine Standseilbahn der Ligerz-Tessenberg-Bahn nach Prêles auf dem Tessenberg.

Strandbad Biel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strandbad Biel

Das Strandbad von Biel zählt zu den bedeutenden Monumenten der modernen Architektur im Seeland.[14]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Liechti, Jürg Meister, Josef Gwerder: Die Geschichte der Schiffahrt auf den Juragewässern. Neuenburgersee – Murtensee – Bielersee – Aare. Meier, Schaffhausen 1982, ISBN 3-85801-035-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bielersee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesamt für Umwelt BAFU – Hydrologische Daten und Vorhersagen: Bielerrsee und Jahrestabelle 2015: Jahresmittel 1983–2015 (PDF; 135 kB)
  2. a b c d Seen (Bundesamt für Umwelt BAFU). Abgerufen am 18. Januar 2020.
  3. Generalisierte Gemeindegrenzen der Schweiz, Ausgabe 2014 (PDF) S. 16, abgerufen am 18. März 2018
  4. Webseite zu den drei Jurarandseen der die Arbeitsgruppe BENEFRI der Kantone Bern, Neuenburg und Freiburg – Der Bielersee (Memento vom 9. August 2013 im Internet Archive)
  5. Der Zustand der Seen in der Schweiz, Schriftenreihe Umwelt Nr. 237, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, 1994
  6. Hydrodaten Ligerz.
  7. Kurzmitteilungen der Kantonsverwaltung. «Stopp Quagga»: Sensibilisierungskampagne wegen gebietsfremder Muschelart. In: be.ch. 25. Juli 2022, abgerufen am 25. Juli 2022.
  8. Unwetter in der Schweiz — Die Übersicht: Hier tritt das Wasser über die Ufer. In: SRF. 17. Juli 2021, abgerufen am 17. Juli 2021.
  9. Welterbe Pfahlbauten. (Memento vom 11. Dezember 2016 im Internet Archive)
  10. Verein Rettungsdienst Bielersee.
  11. Das Wasserkraftwerk Hagneck, Bielersee Kraftwerke
  12. Rebbaumuseum am Bielersee «Hof».
  13. Ligerz. In: Andres Moser: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landband III: Der Amtsbezirk Nidau 2. Teil (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, 106). Wiese, Basel, 2005, ISBN 3-906131-80-7, S. 341–408 (PDF;6,2 MB)
  14. Strandbad Biel.