Egart

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Egart oder Egarten (auch Egertli, Egerten) oder Aegerte (auch Aegerti und Egerte) bezeichnet in den Alpen und im Alpenvorland ein Grundstück, das abwechselnd als Grünland und als Acker genutzt wurde.[1] Das Wort Egart geht auf das mittelhochdeutsche Wort egerde, egerte (althochdeutsch egerda) zurück, das in Ortsnamen wie Aegerten erhalten ist. Die weiter zurückliegende Herkunft ist unklar.[2]

Die sogenannte Egartenwirtschaft, Egartwirtschaft oder Ägertenwirtschaft (auch Aegertenwirtschaft) wurde bis in die 1950er-Jahre ausgeübt und bildet den Gegenpart zur sogenannten Feldgraswirtschaft. Im Gegensatz zu letzterer steht nicht die Acker-, sondern die Grünlandnutzung im Vordergrund. Wechselwirtschaft ist die Bezeichnung für beide Fälle, in denen die Böden nicht zu flachgründig und die Hänge nicht zu steil sein sollten.

Nicht nur im Alpenvorland war und ist das (auch: die) Egert gebräuchlich: Im schwäbischen Handwörterbuch, bearbeitet von Hermann Fischer und Hermann Taigel (Mohr, Tübingen 1986), wird Egert als unbebautes Land beschrieben, „bes. solches, das früher Ackerfeld war und jetzt als Ödland mit Gras oder Gesträuch bewachsen liegt, abgemäht oder abgeweidet, wohl auch nach längeren Pausen wieder gepflügt wird“. In der „Etymologie des Schwäbischen“ von Hermann Wax (2. Aufl. 2005) wird nicht nur auf Fischer verwiesen, sondern etymologisch die Egert mit dem französischen „guéret“ (Brachland) in Verbindung gebracht.

Bei der Egartwirtschaft wird zwischen Naturegart (Selbstberasung oder -begrünung) nach meist nur einjähriger Ackernutzung mit Sommerroggen und Kunstegart (Ansaat einer Wiesenmischung) nach einer Fruchtfolge aus Kartoffeln, Sommergerste und Sommerroggen unterschieden. Nach der Ackerzwischennutzung folgt beim Naturegart eine drei- bis achtjährige, beim Kunstegart eine mindestens achtjährige Wiesennutzung.

Viele Flurbezeichnungen weisen auch heute noch (auch überall im schwäbischen Sprachraum) auf diese alte Wirtschaftsweise hin, wie etwa Egert, Eggerten, Egerde, Egerdin oder Aegerten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • K. Liebscher: Egart-Wirtschaft in den Alpenländern. In: Ber. Grünlandtag. Bundesanstalt für Alpine Landwirtschaft, Admont 1954, S. 53–63.
  • Johann Jakob Früh: Geographie der Schweiz., Bd. 2: Volk, Wirtschaft, Siedlung, Staat, St. Gallen: Fehrsche Buchhandlung 1932, S. 63.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Gebhard: Bauernhäuser in Bayern. Hugendubel, München 1999, ISBN 3-89631-369-X, S. 380.
  2. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 22. Auflage. De Gruyter, 1989, ISBN 3-11-006800-1.