Munster (Haut-Rhin)

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Munster
Menschter
Munster (Frankreich)
Munster (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Haut-Rhin (68)
Arrondissement Colmar-Ribeauvillé
Kanton Wintzenheim
Gemeindeverband Vallée de Munster
Koordinaten 48° 2′ N, 7° 8′ OKoordinaten: 48° 2′ N, 7° 8′ O
Höhe 341–794 m
Fläche 8,64 km²
Einwohner 4.707 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 545 Einw./km²
Postleitzahl 68140
INSEE-Code
Website http://www.ville-munster68.fr/

Innenstadt von Munster

Munster [mœ̃stɛʁ] (deutsch Münster im Elsass, elsässisch Menschter) ist eine französische Stadt im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Die Gemeinde hat 4707 Einwohner (Stand: 1. Januar 2021) und eine Fläche von 8,64 km².

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Munster liegt in den Vogesen am Schnittpunkt zweier Täler (ein größeres im Süden in Richtung Metzeral und ein kleineres im Nordwesten nach Soultzeren), die sich hier zum Tal der Fecht oder auch Münstertal (Vallée de Munster) vereinen. Im Westen erhebt sich der Gipfel des Hohneck mit 1.362 Metern über dem Meeresspiegel. Nach Osten fließt die Fecht in die Ebene Richtung Colmar, das etwa 20 km entfernt liegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 660 n. Chr. wurde bei Münster von Benediktiner-Mönchen das St.-Gregor-Kloster (lat. monasterium) gegründet,[1] wonach die Stadt und das Tal benannt wurden. 1308 wurde die Stadt mit einer Mauer versehen. 1354 schloss sich die Stadt mit anderen Städten des Elsass zum Zehnstädtebund zusammen. Im 16. Jahrhundert schloss sich die Stadt der Reformation an. Bürgermeister Friedrich Zeringer unterzeichnete für den „Rat der Stadt Münster in S. Georgental“ die lutherische Konkordienformel von 1577.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Münster und seine Umgebung stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Stadt wurde 1680 zusammen mit Türkheim, Kaysersberg und Colmar mit deren Besitz (24 Ortschaften) vom Königreich Frankreich annektiert.[2] Unter dem Einfluss der Französischen Revolution wurde 1791 das Kloster aufgelöst.

In Münster zweigte die 1907 eröffnete Münsterschluchtbahn (Chemins de fer Munster – Col de la Schlucht) hinauf zum Schluchtpass ab. Die Anlagen wurden im Ersten Weltkrieg zerstört. Ein Wiederaufbau ist nicht vorgesehen.

Von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Münster als Teil des Reichslandes Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich und war dem Kreis Colmar im Bezirk Oberelsaß zugeordnet. Im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt zu 85 % zerstört. Auch im Zweiten Weltkrieg hatte die Gegend sehr zu leiden. Am 5. Februar 1945 wurde Munster von den Alliierten eingenommen.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1780 ehemalige Reichsstadt mit etwa 400 Feuerstellen (Haushaltungen)[3]
1821 3545 einschließlich der Eigentumsortschaften Haslen, Leimel, Nagelstall, Prezel und Spitelacker, davon 1163 Katholiken und 2282 Protestanten[4]
1836 3953 [5]
1861 4995 [6]
1872 4657 am 1. Dezember, in 411 Häusern;[7] nach anderen Angaben 4762 Einwohner[8]
1880 5136 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 864 ha, in 454 Häusern, davon 2606 Katholiken, 2500 Evangelische und 26 Juden[9]
1885 5390 davon 2703 Katholiken, 2653 Protestanten und 28 Juden[10]
1890 5664 [6]
1905 6078 davon 2973 Evangelische;[11] nach anderen Angaben 6082 Einwohner[6]
1910 5974 [12][13][6]
Anzahl der Einwohner seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2017
Einwohner 5974[14] 4888 4932 4661 4657 4884 4990 4686

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Munster ist Mitglied und Sitz des Gemeindeverbands Vallée de Munster. Außer dem Bürgermeister gehören dem Gemeinderat sechs Beigeordnete und 20 weitere Personen an.

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Munster pflegt Städtepartnerschaften zu

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lange Zeit war Munster ein Zentrum der Textilindustrie, bis der Niedergang auch hier diesen Wirtschaftszweig zum Erliegen brachte. Weiterhin spielt die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle.

Außerdem ist der Tourismus zunehmend ein Wirtschaftsfaktor. Munster liegt im Regionalen Naturpark Ballons des Vosges, dessen Parkverwaltung mit angeschlossenem Ausstellungszentrum hier untergebracht ist.

Berühmt gemacht hat den Ort aber die Produktion des kräftig riechenden Münsterkäses, der hier hergestellt wird. Die hierzu benötigte Milchwirtschaft hat alpinen Charakter: das Milchvieh verbringt den Sommer auf den Berghöhen und überwintert im Tal. Aus diesem Grund hat die Gegend auch den Beinamen Kleini Schwitz (kleine Schweiz).

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof

Durch Munster verläuft die ehemalige Nationalstraße N 417, die 1973 zur Departementsstraße D 417 abgestuft wurde, von Colmar über den Col de la Schlucht (1139 m ü. d. M.) nach Gérardmer.

Seit 1868 besitzt Munster einen Bahnhof an der Bahnstrecke Colmar–Metzeral, die 1893 von hier bis Metzeral verlängert wurde. Außerdem kam 1907 noch die schmalspurige Münsterschluchtbahn hinzu, eine Zahnradbahn, die zum Col de la Schlucht führte, und vor allem dem Tourismus diente. Sie stellte bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 den Betrieb ein, wurde zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Gyrfalk († 1559), Schweizer Reformator
  • Andreas Lamey (1726–1802), Historiker und Bibliothekar
  • Caroline Hartmann (1807–1834), Pianistin, Schülerin von Frédéric Chopin
  • Jean Ruhland (1834–1907), Bürgermeister von 1886 bis 1907, Reichstagsabgeordneter
  • Daniel Walther (1940–2018), Journalist und Autor von Science-Fiction-Romanen
  • Martin Graff (1944–2021), Publizist, Pfarrer, Journalist und Filmemacher

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Munster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen – Beschreibende Statistik, Band II, Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 468 (books.google.de).
  2. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 7 (books.google.de).
  3. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten. Basel 1782, S. 339–343 (books.google.de).
  4. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 125–128 (books.google.de).
  5. Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend. Colmar 1838, S. 477 (books.google.de).
  6. a b c d Michael Rademacher: Landkreis Colmar, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. C. Stockert: Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten. Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 50 (books.google.de) und S. 78 (books.google.de)
  8. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 42 (books.google.de).
  9. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 55, Ziffer 706 (books.google.de)
  10. Anonymes Mitglied des Katholischen Volksvereins: Die konfessionellen Verhältnisse an den Höheren Schulen in Elsaß-Lothringen. Statistisch und historisch dargestellt. Straßburg 1894,S. 43 (books.google.de).
  11. Münster. [4] 2) (M. im Gregoriental). In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 14: Mittewald–Ohmgeld. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 2644 (Digitalisat. zeno.org).
  12. Münster im Elsaß, Landkreis Colmar, Elsaß-Lothringen. In: Meyers Gazetteer. (Mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Münster im Elsaß, meyersgaz.org).
  13. Kreis Colmar, Elsaß-Lothringen – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  14. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Kreis Colmar (Memento des Originals vom 21. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeindeverzeichnis.de