Eskişehir

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Eskişehir
Wappen von Eskişehir
Eskişehir (Türkei)
Eskişehir (Türkei)
Basisdaten
Provinz (il): Eskişehir
Koordinaten: 39° 47′ N, 30° 31′ OKoordinaten: 39° 46′ 50″ N, 30° 31′ 10″ O
Höhe: 790 m
Einwohner: 788.553[1] (2020)
Telefonvorwahl: (+90)
Postleitzahl: 26 000
Kfz-Kennzeichen: 26
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Bürgermeister: Yılmaz Büyükerşen (CHP)
Postanschrift: Arifiye Mah.
İkieylül Cad. No:53
26010 Odunpazarı
Website:
Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/LandkreisOhneEinwohnerOderFläche
Doktorlar Caddesi

Eskişehir (türkisch für alte Stadt; deutsch, veraltet: Eski-Schehir; griechisch, in Antike und byzantinischer Zeit: Δορύλαιον, Dorylaion) ist eine türkische Stadt in Zentralanatolien mit fast 790.000 Einwohnern (2020). Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist seit 1993 zugleich eine Großstadtkommune (Büyükşehir belediyesi). Sie liegt etwa 200 Kilometer westlich von Ankara und 180 Kilometer südöstlich von Istanbul.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptstadt der Provinz liegt in deren Nordwesten und grenzt (betrachtet man die beiden 2008 entstandenen Kreise als eine Einheit) extern an die Provinzen Bilecik im Nordwesten und Kütahya im Südwesten. Interne Nachbarn sind İnönü im Westen, Mihalgazi und Sarıcakaya im Norden, Alpu im Osten, Mahmudiye im Südosten sowie Seyitgazi im Süden. Die Stadt nimmt mit etwa 2.500 km² rund 18 % des Territoriums der Provinz ein, stellt aber fast 90 % ihrer Einwohner.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eskişehir ist geprägt durch kontinentales Klima mit kalten, schneereichen Wintern (Durchschnittstemperatur ~0 °C) und heißen, trockenen Sommern (Durchschnittstemperatur ~22 °C). Zwar fällt Niederschlag das ganze Jahr hindurch, doch ist eine ausgeprägte Trockenphase in den Sommermonaten feststellbar. Nach Köppen lässt sich der Standort als semiarides Steppenklimat beschreiben (BSk).

Eskişehir, Odunpazarı
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
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6
 
 
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6
-1
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: MGM, Normalperiode 1991–2020[2]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Eskişehir, Odunpazarı
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 0,2 2,3 6,2 10,4 15,5 19,6 22,5 22,7 18,2 12,5 6,4 1,8 11,6
Mittl. Tagesmax. (°C) 3,9 7,6 12,7 17,5 22,8 27,0 30,3 30,7 26,4 19,8 12,8 6,1 18,2
Mittl. Tagesmin. (°C) −2,5 −1,9 0,6 3,7 8,3 12,2 14,5 14,8 10,5 6,1 1,1 −1,4 5,5
Niederschlag (mm) 35,7 27,5 28,5 37,0 39,8 40,5 15,5 15,8 17,1 31,8 21,6 35,2 Σ 346
Sonnenstunden (h/d) 3,8 4,7 5,4 7,5 7,5 9,2 10,6 9,3 8,0 5,8 4,8 3,3 6,7
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3,9
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22,8
8,3
27,0
12,2
30,3
14,5
30,7
14,8
26,4
10,5
19,8
6,1
12,8
1,1
6,1
−1,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
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27,5
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17,1
31,8
21,6
35,2
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: MGM, Normalperiode 1991–2020[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Eskişehir wurde im ersten Jahrtausend v. Chr. am Fluss Porsuk von den Phrygern gegründet und liegt an einer der wichtigsten Kreuzungen Anatoliens.[3] Sie hat eine lange hethitische, phrygische, römische, byzantinische und osmanische Geschichte.

In der Schlacht von Dorylaeum besiegten 1097 die Ritter des Ersten Kreuzzugs ein Heer der Rum-Seldschuken und erzwangen damit den ungehinderten Weitermarsch nach Syrien. In jüngerer Zeit wurden viele Tataren angesiedelt. Im türkischen Befreiungskrieg 1918 gab es einige Gefechte um die Stadt. 1980 wurde in Eskişehir der Politiker und Bürokrat Gün Sazak getötet; dies führte zu Unruhen und dem Pogrom von Çorum.

2008 wurde durch das Gesetz Nr. 5757 der hauptstädtische zentrale Landkreis (Merkez İlçe) in zwei Kreise geteilt: den südlicher gelegenen, etwas kleineren Landkreis Odunpazarı und den nördlicheren Kreis Tepebaşı.[4] Hierbei kam es zu folgenden Änderungen:

  • 53 der 97 Mahalle des zentralen Landkreises kamen zu Tepebaşı, 42 zu Odunpazarı (2 wurden vermutlich aufgelöst);
  • 40 der 81 Dörfer (Köy) kamen zu Tepebaşı, 41 zu Odunpazarı;
  • Die Belediye Gündüzler (Ende 2007 1.315 Einw.) behielt ihre Selbständigkeit im Kreis Tepebaşı, während die anderen drei Belediye (Çukurhisar 3.833, Muttalip 6.750 und Sakarıılıca 531 Einw. — Zum Vergleich: Tepebaşı 245.901 und 324.924 Einw.) in die (Kreis-)Stadt Tepebaşı eingegliedert wurden.

Durch die Aufteilung der Stadt Eskişehir existiert diese danach als Ganzes nicht mehr und erscheint auch in den Statistiken (des TÜIK) nicht mehr.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volkszählungsergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgende Tabelle gibt Auskunft über die Entwicklung der Einwohnerzahlen von Stadt (Şehir), Landkreis (İlçe Merkez) und Provinz (İl) Eskişehir. Die Zahlen wurden den als PDF-Dateien veröffentlichten Ergebnisse der Volkszählungen der angegebenen Jahre entnommen, abrufbar über die Bibliothek[5] des TURKSTAT (TÜİK).

Jahr Provinz Landkreis Stadt
absolut proz. absolut proz. absolut
1927 154.195 52,89 81.556 39,36 32.103
1935 183.205 56,36 103.252 45,56 47.045
1940 206.794 58,94 121.883 49,84 60.742
1945 244.251 61,63 150.531 53,17 80.030
1950 276.164 63,41 175.107 51,33 89.879
1955 323.511 58,00 187.629 10,71 20.092
1960 368.827 56,68 209.046 73,24 153.096
1965 415.101 58,55 243.033 71,55 173.882
1970 459.367 61,85 284.100 92,00 261.373
1975 495.097 65,63 324.950 80,00 259.952
1980 543.802 68,77 373.988 82,74 309.431
1985 597.397 72,09 430.670 85,16 366.765
1990 641.057 69,87 447.926 92,22 413.082
2000 706.009 73,60 519.602 92,92 482.793

Fortschreibung der Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS).[6] Der Anteil des hauptstädtischen, zentralen Kreises (İlçe Merkez) und der beiden neugebildeten Kreise an der Provinzbevölkerung – einzeln und in Summe sowie der Einwohnerzahl der Stadt (Şehir).

Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Odunpazarı 342.515 351.923 358.713 365.764 368.589 371.128 376.650 383.523 391.106 399.451 404.267 413.461 415.230
Tepebaşı 271.732 279.982 284.927 296.704 305.632 314.599 323.631 333.553 343.701 353.179 359.303 370.150 371.303
Summe (2007:Merkez) 595.157 616.255 633.914 645.650 664.479 676.233 687.740 702.295 719.091 736.823 754.647 765.588 785.630 788.553
Provinz 724.849 741.739 755.427 764.584 781.247 789.750 799.724 812.320 826.716 844.842 860.620 871.187 887.475 888.828
% 82,11 83,08 83,91 84,44 85,05 85,63 86,00 86,46 86,98 87,21 87,69 87,88 88,52 88,72

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tram in Eskişehir

Eskişehir liegt an der Anatolischen Eisenbahn und der weitgehend parallel verlaufenden Hochgeschwindigkeitsstrecke Ankara–İstanbul, etwa auf halbem Weg zwischen Istanbul und Ankara. Die von der bautechnisch anspruchsvollsten Strecke (Schleifentunnel von Bilecik) kommende Strecke verzweigt sich hier nach Ankara und Afyonkarahisar.

Am 31. Oktober 1972 ereignete sich hier ein schwerer Eisenbahnunfall: Ein Personenzug und ein Güterzug stießen zusammen, mehrere Wagen stürzten einen Abhang hinunter und gerieten in Brand. Mehr als 30 Menschen starben, 50 weitere wurden verletzt.[7]

Seit 2004 verfügt Eskişehir über eine schmalspurige moderne Straßenbahn, die EsTram. Inzwischen (Stand 2018) sind sieben, mit modernen Niederflur-Triebwagen bediente Linien in Betrieb:

Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zu den meisten anderen türkischen Städten entgegnete man dem Verkehrsdruck hier nicht mit weiterem Straßen-, Kreuzungs- und Unterführungsausbau, sondern setzte auf eine fußgängerfreundlichere Gestaltung vor allem der Innenstadt.[8] Zonen, die für den Autoverkehr gesperrt sind, überwiegen, und es gibt Cafés und Restaurants, was die Stadt für Laufkundschaft, Touristen und Einwohner attraktiv macht.

Eskişehir verfügt über einen modernen Omnibusbahnhof (Otogar).

Flughafen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Flughafen Eskişehir-Anadolu wird von Linienfluggesellschaften bedient.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gegend um Eskişehir ist hauptsächlich bekannt durch den Abbau von Sepiolith (Lületaş). In der Innenstadt gibt es zahlreiche Geschäfte, die Meerschaumpfeifen verkaufen, welche hier seit 1700 geschnitzt werden.

In Eskişehir werden durch ein Konsortium, bestehend aus den Firmen Tülomsaş (Drehgestelle), Hiztaz (Wagenkasten) und epa/Kiepe (Elektrik und Klimaanlage) in einem Lok- und Wagenwerk die Fahrzeuge für die Straßenbahn von Gaziantep aus gebrauchten P-Wagen der Straßenbahn Frankfurt am Main umgebaut. Das erste umgebaute Fahrzeug wurde für Probefahrten von Eskişehir nach Konya gebracht, da weder in Eskişehir noch in Gaziantep wegen der fehlenden Infrastruktur ein Probebetrieb der normalspurigen Fahrzeuge durchgeführt werden konnte.[9]

Das Textilunternehmen SARAR hat seinen Sitz in Eskişehir.

Seit Oktober 2013 ist Barry Callebaut mit einer Produktionsstätte in Eskişehir ansässig.[10]

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Stadt befinden sich die Anadolu-Universität und die Osmangazi-Universität mit insgesamt über 70.000 Studenten.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswert sind unter anderem die Odunpazarı, alte Häuser aus Lehm, im Zentrum der Stadt sowie die Brücke über den Porsuk, ebenfalls in der Stadtmitte.

Museen in Eskişehir:

Parks in Eskişehir:

  • Kentpark
  • Sazova Parkı
Panaromaaufnahme vom Kentpark, Oktober 2012

In der Umgebung:

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten mit Bezug zur Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sportvereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Eskişehir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Eskişehir – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eskişehir Nüfusu, abgerufen am 20. Juli 2021
  2. Resmi İstatistikler: İllere Ait Mevism Normalleri (1991–2020). Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, abgerufen am 2. Mai 2022 (türkisch).
  3. Eine Stadt ein Mensch Bericht über Eskişehir im TRT
  4. Gesetz Nr. 5747, erschienen am 22. März 2008 im Amtsblatt 26824; PDF, S. 2/16/17 (10282/10296/10297).
  5. Bibliothek des TÜİK
  6. Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) abgerufen am 13. Juli 2021.
  7. Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 179.
  8. Pedestrian-friendly city centre in Eskisehir, Turkey (Memento vom 7. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  9. VGF-Mitarbeiterzeitschrift „in Fahrt“ April / Mai 2010, S. 18.
  10. Arne Homborg: Neue Schokoladenfabrik von Barry Callebaut in der Türkei (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive) (3. Oktober 2013).
  11. Odunpazarı Modern Müze (türk./engl.)