Hallwil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hallwil
Wappen von Hallwil
Wappen von Hallwil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Lenzburgw
BFS-Nr.: 4197i1f3f4
Postleitzahl: 5705
Koordinaten: 655811 / 242137Koordinaten: 47° 19′ 40″ N, 8° 10′ 37″ O; CH1903: 655811 / 242137
Höhe: 475 m ü. M.
Höhenbereich: 440–550 m ü. M.[1]
Fläche: 2,18 km²[2]
Einwohner: 1003 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 460 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
21,5 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.hallwil.ch
Hallwil
Hallwil

Hallwil

Lage der Gemeinde
Karte von HallwilHallwilerseeKanton LuzernKanton SolothurnBezirk AarauBezirk BadenBezirk BremgartenBezirk BruggBezirk KulmBezirk MuriBezirk LaufenburgBezirk ZofingenAmmerswilBoniswilBruneggDintikonEgliswilFahrwangenHallwilHendschikenHolderbank AGHunzenschwilLenzburgMeisterschwandenMöriken-WildeggNiederlenzOthmarsingenRupperswilSchafisheimSeengenSeonStaufen AG
Karte von Hallwil
{w

Hallwil (in der lokalen Mundart Haubu, ˈhɑʊbʊ)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Lenzburg und liegt knapp sieben Kilometer südlich des Bezirkshauptorts Lenzburg im Seetal. Von 1566 bis 1950 existierte die Ortsbezeichnung Niederhallwil, jedoch nur im amtlichen Gebrauch.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Strassendorf erstreckt sich dem westlichen Rand des Seetals entlang. Es befindet sich allerdings nicht am Hallwilersee, sondern knapp zwei Kilometer von dessen nördlichem Ende entfernt auf einer Moräne. Westlich des Dorfzentrums steigt das Gelände steil zur Hochebene von Dürrenäsch an. Der kanalisierte Aabach inmitten der Ebene des Seetals, der rund 400 Meter vom Dorf entfernt in nordwestlicher Richtung fliesst, bildet die östliche Gemeindegrenze.[6]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 218 Hektaren, davon sind 24 Hektaren bewaldet und 46 Hektaren überbaut.[7] Der höchste Punkt befindet sich auf 560 m ü. M. an der südöstlichen Gemeindegrenze, der tiefste auf 442 m ü. M. am Aabach. Nachbargemeinden sind Seon im Norden, Seengen im Osten, Boniswil im Süden und Dürrenäsch im Westen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftansicht (1953)

Die erste urkundliche Erwähnung von Allewilare erfolgte im Jahr 1167. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Hallinwilari und bedeutet «Hofsiedlung des Hallo».[5] Im Mittelalter lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, übernahmen 1273 die Habsburger die Landesherrschaft und die Blutgerichtsbarkeit. Die niedere Gerichtsbarkeit war im Besitz der Herren von Reinach.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Hallwil gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Das Dorf war Teil des Gerichtsbezirks Trostburg im Amt Lenzburg. Dieser Bezirk war von 1486 bis 1616 im Besitz der Hallwyler und gelangte danach ebenfalls an Bern. 1528 führten die Berner die Reformation ein, seither gehört das Dorf zur Pfarrei Seengen. Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Hallwil gehört seither zum Kanton Aargau.

Im 18. und 19. Jahrhundert war neben der Landwirtschaft auch die Heimarbeit für die Seidenband- und Leinenweberei verbreitet. 1864 wurde die erste Zigarrenfabrik gegründet. Am 15. Oktober 1883 erhielt die Gemeinde einen Anschluss ans Eisenbahnnetz, als der Abschnitt Lenzburg–Beinwil am See der Seetalbahn eröffnet wurde. Der letzte Vertreter der Tabakindustrie schloss im Jahr 1971 seine Tore.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot auf grünem Dreiberg grüne Palme mit gelben Früchten.» Bereits die Gemeindesiegel des 19. Jahrhunderts zeigen deutlich eine Palme. Ob und warum eine Verbindung des einstigen Bauerndorfes mit dieser exotischen Pflanze besteht, ist nicht bekannt. 1963 wurde die Farbe des Wappenschildes von Gelb zu Rot geändert.[8]

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bärzeli-Figuren

In Hallwil werden verschiedene Bräuche praktiziert, welche früher in weiteren Teilen des Kantons Aargau verbreitet waren. Die Brauchtumskommission unter der Aufsicht der Gemeinde (früher «Vereinigung zur Erhaltung alter Volksbräuche») sorgt für die Erhaltung dieser alten Traditionen. Vom 11. November (Martinstag) bis am 2. Januar werden in kurzer Zeit fünf Seetaler Winterbräuche zelebriert: Es sind dies Chlauschlöpfen, Chlausjagen, Wienachts-Chindli, Silväschtertrösche und Bärzeli. Insbesondere der Bärzeli-Brauch am Berchtoldstag ist weit über die Region hinaus bekannt.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[9]

Jahr 1798 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
Einwohner 396 428 387 443 508 544 577 516 647 721 773 949

Am 31. Dezember 2022 lebten 1003 Menschen in Hallwil, der Ausländeranteil betrug 21,5 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 38,1 % als reformiert und 20,6 % als römisch-katholisch; 41,3 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[10] 89,5 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 3,5 % Albanisch und 3,2 % Italienisch.[11]

Politik und Recht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Lenzburg zuständig. Hallwil gehört zum Friedensrichterkreis XII (Seon).[12]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hallwil gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 240 Arbeitsplätze, davon 6 % in der Landwirtschaft, 42 % in der Industrie und 52 % im Dienstleistungsbereich.[13] Vorherrschend sind Kleinunternehmen des Dienstleistungssektors und des Apparatebaus. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in der näheren Umgebung (hauptsächlich in Seon und Lenzburg).

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haltestelle der Seetalbahn
Schul- und Gemeindehaus

Durch das Dorf verläuft die Hauptstrasse 26 von Lenzburg über Hochdorf nach Luzern. Die Kantonsstrasse 250 führt über Dürrenäsch ins Wynental. Hallwil besitzt eine Haltestelle an der Seetalbahn der SBB.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und ein Schulhaus, in dem die Primarschule bis zur vierten Klasse unterrichtet wird. Die fünfte und sechste Klasse der Primarschule sowie sämtliche Oberstufen (Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule) können in Seengen besucht werden. Die nächstgelegenen Gymnasien sind die Alte Kantonsschule und die Neue Kantonsschule, beide in Aarau.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hallwil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 186–188.
  6. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090 und 1110, Swisstopo.
  7. Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 20. Mai 2019.
  8. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 170.
  9. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 20. Mai 2019.
  10. Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 20. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  11. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 10. August 2018; abgerufen am 20. Mai 2019.
  12. Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 21. Juni 2019.
  13. Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2019; abgerufen am 20. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch