Im Tal von Elah

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Film
Titel Im Tal von Elah
Originaltitel In the Valley of Elah
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2007
Länge 122 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Paul Haggis
Drehbuch Paul Haggis,
Mark Boal
Produktion Laurence Becsey,
Darlene Caamano,
Paul Haggis,
Steve Samuels,
Patrick Wachsberger
Musik Mark Isham
Kamera Roger Deakins
Schnitt Jo Francis
Besetzung

Im Tal von Elah (Originaltitel: In the Valley of Elah) ist ein US-amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 2007. Regie führte Paul Haggis, der zudem das Drehbuch nach einer Reportage von Mark Boal[2] schrieb. Die Hauptrollen spielten Tommy Lee Jones und Charlize Theron. Der Film erzählt von einem ehemaligen Militärpolizisten und Veteran, der mit Hilfe einer Polizistin das Verschwinden seines kürzlich aus dem Irakkrieg zurückgekehrten Sohnes untersucht.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als der Soldat Mike Deerfield von einem elfmonatigen Irak-Einsatz in die USA zurückkehrt, meldet er sich nach einem Ausgang nicht mehr auf seinem Stützpunkt zurück und gilt somit als fahnenflüchtig. Sein alternder Vater, Kriegsveteran Hank Deerfield, macht sich auf die Suche. Er gelangt an ein nicht mehr funktionierendes Mobiltelefon, das sein Sohn auf seinem Militärstützpunkt zurückgelassen hat, und findet jemanden, der ihm die darauf gespeicherten Irak-Fotos und – nach und nach – auch Videos seines Sohnes weitgehend wiederherstellen kann. Ein Bild zieht dabei besonders Deerfields Aufmerksamkeit auf sich, ohne dass er etwas über den Hintergrund des Fotos herausfindet. Ansonsten jedoch erreicht er nichts, denn weder auf dem Militärstützpunkt noch in der Umgebung will man etwas von Mikes Verbleib wissen.

Bewegung kommt in die Suche erst, als die Polizei verstümmelte und verbrannte menschliche Überreste findet, die als Überreste des Sohnes identifiziert werden. Das Militär erklärt sich aufgrund des Fundorts für den Fall zuständig und sieht Parallelen zu Morden im Drogenmilieu. Die Ermittlungen übernimmt daher die Militärpolizei. Doch Hank Deerfield glaubt an die Unschuld seines Sohnes und verdächtigt das Militär, den Mord und seine Hintergründe vertuschen zu wollen. Er kann die junge Kriminalpolizistin Emily Sanders durch Spuren am Tatort davon überzeugen, dass die Leiche vom Straßenrand auf das Militärgelände gezogen wurde, wodurch der Fall doch in die Zuständigkeit der örtlichen Polizei fällt. Er steuert weitere Beobachtungen zu den Ermittlungen bei. Sanders’ kleinem Sohn David erzählt der christliche Deerfield die Geschichte des biblischen David, der den Riesen Goliath im Tal von Elah bezwang, um den Sohn Mut zu lehren.

Doch die Ratschläge und Werte von Hank Deerfield werden von den jüngeren Generationen hinterfragt: Der kleine David scheint zwar nachhaltig von der Goliath-Geschichte beeindruckt, die Mutlektion hält indes nicht lange vor. Vor allem jedoch im Rahmen der Ermittlungen im Mordfall erfährt Deerfield mehr als nur die Wahrheit, die er sucht: Durch die Videobruchstücke, die er nach und nach erhält, und durch Aussagen von Kameraden des Sohnes hört er von Drogen und gemeinsamen Besuchen in Tabledance-Bars, von Misshandlungen irakischer Gefangener, der Verhöhnung von Leichen und einem Verlust jeglichen moralischen Empfindens und Anstands und der totalen Verrohung der Soldaten. Ein Kamerad seines Sohnes mit mexikanischer Abstammung hatte sich nach einem Drogendelikt zur Army gemeldet, um der Gefängnisstrafe zu entgehen. Ein anderer erhängt sich in seiner Zelle, wobei die Uhr von Mike Deerfield in seiner Hosentasche gefunden wird. Während sich nach und nach das mustergültige Bild auflöst, das sich der Vater von seinem Sohn gemacht hatte, bringen wiederholte Befragungen von Mikes Kameraden in ruhiger Atmosphäre die banale Lösung des Mordfalls ans Licht: Belanglose Streitigkeiten, Alkohol und andere Drogen haben dazu geführt, dass einer der Irakheimkehrer Mike tötete; zwei weitere Kameraden halfen bei der Beseitigung und Zerstückelung der Leiche. Anschließend haben sie in einem Fast-Food-Restaurant gegessen und mit der Kreditkarte von Mike bezahlt.

Schließlich erfährt Hank Deerfield aus der Erzählung eines weiteren Soldaten auch die Bedeutung des Fotos aus dem Irak, das ihm aufgefallen war. Bereits zu Beginn seiner Zeit im Irak hatte Mike Deerfield ein Kind niedergefahren, das ihm vor den Humvee lief. Die Soldaten hatten während des Einsatzes Anweisung, aus Sorge vor Hinterhalten nicht zu bremsen, wenn etwas vor ihr Auto geriet. Nach dem Einsatz rief er seinen Vater aus dem Feldlager im Irak an und sagte ihm, dass etwas Furchtbares passiert sei und er nach Hause wolle: „Hol mich hier raus“. Mike konnte die fatale Tat nicht offen am Telefon schildern. Hank Deerfield wiegelte ab und ließ nur allgemein Verständnis für Kriegsprobleme durchblicken. In Unkenntnis der wirklichen Betroffenheit des Sohnes riet Deerfield als harter Ex-Militärsergeant seinem Sohn zum Durchhalten, wobei offen blieb, ob der Vater überhaupt anders hätte helfen können.

Als Deerfield senior nach Hause zurückkehrt, hisst er eine ihm zuvor von seinem Sohn aus dem Irak zugesandte US-Flagge umgedreht – ein traditionelles Signal für eine Notlage oder als Hinweis, wie es um die Nation steht.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Regisseur wollte ursprünglich die Rolle von Hank Deerfield mit Clint Eastwood besetzen, der sie jedoch ablehnte.

Der Film wurde in Albuquerque (New Mexico), in Whiteville (Tennessee) und in Marokko gedreht.[3] Er wurde am 10. September 2007 auf dem Toronto International Film Festival 2007 gezeigt und am 1. September 2007 auf den am 29. August eröffneten Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2007 vorgeführt. Am 22. September 2007 folgte die Vorführung auf dem spanischen San Sebastián Film Festival. Der Film startete in den Kinos der USA am 28. September 2007 und in Deutschland am 6. März 2008.[4] In den USA spielte er ca. 6,8 Millionen US-Dollar ein.[5]

Der Film ist nach dem Tal benannt, in dem laut dem biblischen 1. Buch Samuel 17,2 NIV der junge David den Riesen Goliath bezwang (engl.: Valley of Elah, Lutherübersetzung Eichgrund, Elberfelder und Einheitsübersetzung Terebinthental).

Die Handlung lehnt sich an das Schicksal von SPC Richard T. Davis an, der 2003 nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten bei Columbus, Georgia, zerstückelt und verkohlt aufgefunden wurde und dessen Überreste Spuren von mindestens 32 Messerstichen aufwiesen.[2] Zwei seiner Kameraden wurden des Mordes schuldig gesprochen, einer plädierte für Totschlag auf schuldig, ein weiterer gestand, vertuscht zu haben.[6]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roger Ebert schrieb in der Chicago Sun-Times vom 14. September 2007, der Film funktioniere so gut, weil er auf Tommy Lee Jones’ Rollenspiel aufbaue („is built on Tommy Lee Jones’ persona, and that is why it works so well“). Dieselbe Handlung hätte bei einem anderen Hauptdarsteller banal oder routiniert wirken können. Ebert verglich die Besetzung mit einem Orchester, in dem Jones den Ton vorgebe, während andere Darsteller wie Susan Sarandon, Charlize Theron und Jason Patric ihm folgen würden.[7]

Die Zeitschrift Entertainment Weekly schrieb, der Film sei zuerst eine Art Whodunit und thematisiere später die Kriegsproblematik.[8]

Der Film-Dienst, aus dem sich das Lexikon des Internationalen Films speist, vergab vier von fünf möglichen Sternen und empfahl ihn als „Kinotipp der katholischen Filmkritik“. Der sehenswerte und engagierte Film nutze den Genre-Rahmen „geschickt“, „um die Erschütterungen einer Nation zu artikulieren“.[9]

David Denby schrieb im New Yorker am 24. Dezember 2007 über eine „herzzerreißende Darbietung“ („heartbreaking performance“) des Tommy Lee Jones.[10] Ein Film mit „Wut und Angst im Herzen“, formulierte Peter Bradshaw in The Guardian.[11] Richard Schickel bei Time am 14. September 2007: „Ein trauriger, subtiler und sehr guter Film“.[12]

Rüdiger Suchsland: „Die Soldaten kehren als Killermaschinen zurück und töten im Extremfall ihre Familien. […] wer ist hier David – der Sohn, die Iraker, der Vater? – wer Goliath?“[13]

Shawn Levy schrieb in der Portlander Zeitung The Oregonian: „Mit ‚In the Valley of Elah‘ liefert Drehbuchautor und Regisseur Paul Haggis eine Geschichte voller Tiefe, Nuancen, Gefühl, Kraft und größtenteils Zurückhaltung.“[14]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Haggis gewann im Jahr 2007 auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2007 den SIGNIS Award, außerdem wurde er für den Goldenen Löwen nominiert. Hauptdarsteller Tommy Lee Jones wurde bei den Satellite Awards 2007 nominiert. Im Jahr 2008 wurde er als Bester Hauptdarsteller für den Oscar sowie für den London Critics Circle Film Award nominiert.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Im Tal von Elah. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Februar 2008 (PDF; Prüf­nummer: 113 062 K).
  2. a b Mark Boal: Death and Dishonor. In: Playboy. Mai 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Oktober 2007; abgerufen am 6. Juni 2008 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.playboy.com
  3. Filming locations für In the Valley of Elah, abgerufen am 30. August 2007.
  4. Premierendaten für In the Valley of Elah, abgerufen am 17. März 2008.
  5. Einspielergebnisse für In the Valley of Elah, abgerufen am 17. März 2008.
  6. Michael Cieply: While Real Bullets Fly, Movies Bring War Home. In: The New York Times. 26. Juli 2007, abgerufen am 6. Juni 2008 (englisch).
  7. Filmkritik von Roger Ebert, abgerufen am 17. März 2008.
  8. www.ew.com (Memento des Originals vom 7. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ew.com, abgerufen am 30. August 2007.
  9. Im Tal von Elah. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 23. Mai 2021.
  10. David Denby: Soldiers. In: The New Yorker. 24. Dezember 2007, abgerufen am 6. Juni 2008 (englisch).
  11. Peter Bradshaw: In the Valley of Elah. In: The Guardian. 25. Januar 2008, abgerufen am 2. April 2009 (englisch): „real anger and fear at its heart.“
  12. Richard Schickel: In the Valley of Elah: Sad, Subtle and Moving. In: Time. 14. September 2007, abgerufen am 16. Mai 2008 (englisch).
  13. Rüdiger Suchsland: Im Tal von Elah in Artechock.
  14. Shawn Levy: In the Valley of Elah. In: Portland Oregonian. Abgerufen am 21. September 2007 (englisch, via Rotten Tomatoes): „With In the Valley of Elah writer-director Paul Haggis provides a story filled with depth, nuance, feeling, power and, for the most part, restraint.“